Siegen, bevor die anderen es merken

Zur Erinnerung an den überraschenden Titelgewinn des 1. FC Kaiserslautern 1998 bestreitet die damalige Meistermannschaft heute im Fritz-Walter-Stadion eine Benefizpartie gegen eine Auswahl von ehemaligen Nationalspielern.


Er war gut aufgelegt und wie gewohnt für prägnante Sprüche zu haben. Und ein paar taktische Details hat Otto Rehhagel gestern bei der Vorschau-Pressekonferenz im Fritz-Walter-Stadion dann doch noch verraten. Aber erst nahm der Trainer, der für sensationelle Erfolge steht wie den deutschen Meistertitel mit dem Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern 1998 und den Gewinn der Europameisterschaft 2004 mit Griechenland, noch einige nachträgliche Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstag am 9. August entgegen.


Die 80 Jahre wird man ihm auch heute nicht ansehen, wenn er ab 15.05 Uhr in „Die Heimkehr der Helden – 20 Jahre das Wunder vom Betze“ seine „Jungs“ coacht, das FCK-Meisterteam von 1998. Gegner sind die Deutschen Fußball-Legenden, eine Auswahl von Ex-Nationalspielern um Weltmeister Guido Buchwald. Deren etatmäßiger Trainer ist Rehhagel – und weil selbst „König Otto“ nicht zwei Mannschaften gleichzeitig coachen darf, springt für ihn ein anderer Trainer von Weltrang ein: Berti Vogts (71), als Chefcoach 1996 Europameister und als Assistent 1990 Weltmeister. Für die Partie zugunsten der Fritz-Walter- und der Horst-Eckel-Stiftung sowie des FCK-Sozialprojekts Betze-Engel sind 10.000 Karten verkauft. Die Tageskassen sind heute ab 12.30 Uhr geöffnet, ebenso die Süd- und Teile der West- und der Nordtribüne. Ab Stadionöffnung sind an drei Stellen (Umlauf West und Ost, Halle Nordtribüne) Autogramm- und Gesprächs-Treffs eingerichtet. Alles soll „nahbar und bodenständig sein, die Fans sollen die Chance haben, mit allen Spielern in Kontakt zu kommen“, betonte Organisator Oliver Meyer von der Agentur Tailormade.


In Erinnerungen an den bislang einmaligen Gewinn der deutschen Fußballmeisterschaft durch einen Aufsteiger schwelgen, sich Anekdoten erzählen – das werden heute Spieler wie Fans tun. Rehhagel meinte gestern über eines der Erfolgsgeheimnisse: „Ich habe zu den Jungs damals gesagt: Ehe die anderen etwas merken, müssen wir durch sein.“ Der 80-Jährige ergänzte: „Erfahrung ist ein hohes Gut. Das werden Sie in Ihrem Leben noch feststellen. Wir waren eine super Truppe, aber die anderen haben es nicht gemerkt – oder erst, als es zu spät war.“




„Der Spirit“ sei das größte Erfolgsgeheimnis gewesen, sagte Meister-Flügelflitzer Andreas Buck. „Der Trainer hat Leute geholt, die diese Siegermentalität hatten. Bei uns wollte selbst in den Trainingsspielen keiner verlieren. Wenn wir 1:0 in Führung lagen, haben wir unser Leben dafür gegeben, dass das auch so bleibt.“ Etwas von diesem Spirit schlummert noch in Buck. „Es kribbelt jetzt schon, und ich freue mich wirklich drauf, auf diesem Platz zu stehen“, sagte der nun 50-Jährige gestern.


Buck, der in Rodenbach lebt, und unter anderem Sportler in Versicherungs- und Vermögensfragen berät, hat den FCK nie aus den Augen verloren. Und auch den Kontakt zu einigen seiner Kameraden gehalten. Auf einen freut er sich besonders: „Michael Schjönberg. Früher hing da ein Basketballkorb hinter der Osttribüne. Michael und ich sind dann immer eine halbe Stunde früher zum Training raus und haben uns duelliert. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich öfter gewonnen habe.“ Sogleich wurde Buck gestern von Rehhagel getätschelt. Der Trainer meinte: „Ich hoffe, dass die Leute noch einigermaßen fit sind. Er sieht ja noch ganz fit aus.“ In jener Hinsicht musste Buck seinem Trainer einen Zahn ziehen. Er habe sich vor zwei Wochen einen Muskelfaserriss geholt. Spielen will er aber.


Einen der Gegner von heute hat Rehhagel indes schon vorgewarnt: „Als ich neulich Fredi Bobic traf, sagte er: Lass mich nicht in Manndeckung nehmen. Ich sagte: Fredi, genau das machen wir.“ Und natürlich weiß Rehhagel auch schon, wer heute gewinnt: „Die Mannschaft, die weniger Kilos auf die Waage bringt.“




Quelle: Die Rheinpfalz

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Antworten 3

  • man wird melancholisch wenn man das liest. Es war eine schöne Zeit und es hat richtig Bock gemacht, morgens in die Stadt zu gehen, ein-zwei Kneipen, früh ins Stadion (man könnte ja was verpassen), volle Tribünen, packende Spiele, man hatte nie das Gefühl es geht nichts mehr, selbst in der Nachspielzeit wurden Speile gedreht. Spieler die aus bescheiden Möglichkeiten mehr rausgeholt haben als eigentlich drin war, gestandene Trainer.


    Heute:

    Viele Kneipen in Lautern tot und geschlossen , dafür reichlich Dönerbuden und Shishas. Es reicht wenn man 5 Minuten vorher kommt, statt Scholz Schömbs und RPR Werbung.

    Statt Spiele zu drehen kassieren wir oft den Ausgleich oder verlieren. 1-2 Spieler , die sich noch voll und glaubhaft identifizieren, insbesondere in den beiden letzten Saisons. Die diesjährige Mannschaft ist in der Hinsicht gar nicht so schlecht.


    Leider ein Lappen auf der Trainerbank, der bei Rausch&Feldkamp und Rehhagel max. als Zeugwart zum Einsatz gekommen wäre.


    Ich hoffen, wir erleben irgendwann nochmals Bundesliga, es wäre eine Katastrophe wenn es bald zu Ende gehen sollte.

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  • Ich bin froh das aktiv erlebt zu haben! Damals einen Teil live mitbekommen zu haben. Auch wenn es ggf auf Sicht der letzten 20 Jahre der Anfang vom Ende war - mit dem Übermut danach!

    Was waren das für 3 Jahre! Heulen beim Abstieg! Genialer Aufstieg! Nie geglaubter Titel!!!


    Schön wenn man daran zurück denkt!


    Deswegen muss alles getan werden um wieder in L2 zu kommen. Auch wenn ich dafür bis zur Wipause MF nicht mehr kritisieren werde.

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  • Beim SWR wurde erläutert, wieso Roos und Wagner nur passiv dabei sind. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann bekommt Axel Roos eine neue Hüfte und Martin Wagner ein neues Knie. Deswegen ist bei beiden an aktives Mitspielen nicht zu denken.

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