Axel Bellinghausen: "Für die Fans immer alles geben"

Foto: Imago Images

Im Jahr 2005 wechselte der damals 22-jährige Bellinghausen vom Regionalligisten Fortuna Düsseldorf auf den Betzenberg. Im darauffolgenden September durfte er dann nach anfänglichen Einsätzen für die zweite Mannschaft sein Debüt für das Bundesligateam geben. In den folgenden Saisons entwickelte er sich wegen seiner kämpferischen Attitüde auf dem Platz zum Publikumsliebling und Mannschaftskapitän. In dem Gespräch mit Treffpunkt Betze erzählt er vom mulmigen Gefühl vor dem Bundesliga-Debüt, dem Nichtabstiegsendspiel im Mai 2008 gegen den 1. FC Köln und von den Trainern während seiner Zeit in Kaiserslautern.

Schöne Erinnerungen ans Bundesliga-Debüt

An den 25. September 2005 erinnert sich Bellinghausen heute gerne zurück. Beim Stand von 0:1 im Spiel gegen den VfB Stuttgart zur Pause eingewechselt, gab der damalige Youngster sein Debüt in der Bundesliga. Obwohl er die 0:1 Niederlage des FCK nicht mehr abwenden konnte, seien die “schönen Erinnerungen vom Debüt noch sehr präsent”. In der Halbzeit sei ihm von FCK-Trainer Michael Henke mitgeteilt worden, dass er sich aufwärmen solle. Es sollten “verdammt lange 15 Minuten” folgen, in denen Bellinghausen ein angenehm mulmiges Gefühl und eine ungeheure Vorfreude begleiteten. Die Anspannung war beim gebürtigen Siegburger jedoch mit Anpfiff der zweiten Halbzeit verflogen und sein erfolgreiches Debüt machte bei ihm Lust auf mehr.

Bellinghausens Credo: Kämpfen

Nicht zuletzt wegen seiner vorbildlichen kämpferischen Einstellung auf dem Platz war Bellinghausen beim Anhang der Roten Teufel sehr beliebt. Von sich selbst sagt er, dass er zwar nicht der “filigranste Techniker” gewesen sei, jedoch immer dem Publikum das Gefühl geben wollte, alles auf dem Platz zu geben. Sein kämpferisches Credo kam beim FCK so gut an, dass der bekennende Rheinländer schnell zum Publikumsliebling avancierte. Seine Nähe zum Anhang der Roten Teufel zeigt sich heute durch einige während seiner Zeit beim FCK entstandenen Freundschaften mit FCK-Fans. Für Bellinghausen sind die Fans in Kaiserslautern etwas “ganz Besonderes” im deutschen Fußball.

“Stolz, in einer Riege an FCK-Kapitänen wie Fritz Walter zu stehen”

Die Übertragung des Mannschaftskapitän-Amtes im Frühjahr 2008 sei für Bellinghausen trotz seiner guten Leistungen auf dem Platz eine “absolute Überraschung” gewesen, mit der er nicht gerechnet habe. FCK-Trainer Milan Sasic sei ein paar Wochen nach der Winterpause zu ihm gekommen und habe ihn zum Kapitän gemacht. Trotz der heiklen Situation und dem großen Druck zu dieser Zeit - der FCK steckte im Frühjahr 2008 tief im Abstiegskampf der Zweiten Liga - begleite ihn ein unfassbarer Stolz, FCK-Kapitän gewesen zu sein. Als Kapitän in Kaiserslautern stehe man “in einer Riege an FCK-Kapitänen wie Fritz Walter, die den Verein groß gemacht haben” - ein tolles Gefühl.

Das emotionalste Spiel der Karriere

Bei der Frage nach dem schönsten Spiel während seiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern muss der Mittelfeldspieler nicht lange nachdenken - das “Endspiel” um den Nichtabstieg gegen den aus der Zweiten Liga aufsteigenden 1. FC Köln am 18. Mai 2008 (3:0). Am letzten Spieltag der Saison hing für den FCK an diesem Tag “alles am seidenen Faden”, ein Abstieg in die Dritte Liga war für viele unvorstellbar. In einer kampfbetonten Partie sorgten auf dem ausverkauften Betzenberg innerhalb von 11 Minuten Josh Simpson (70. Minute) und MarcelvZiemer (76. / 81. Minute) für die Rettung der Roten Teufel.


Bellinghausen führte seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld und konnte das 1:0 durch Simpson durch eine Flanke von der linken Seite vorbereiten. Für ihn sei nach dem Spiel ein “riesiger Druck” abgefallen, und nicht zuletzt spricht er beim sogenannten “Herzblutfinale” vom “emotionalsten Spiel” seiner Karriere, an dessen Ende der FCK mit seinen Fans den Klassenerhalt feiern konnte.

“Beim FCK prasselt als junger Spieler einiges auf einen ein”

Auch mit Blick auf das Spiel gegen den “Effzeh” spricht Bellinghausen von einer sehr intensiven Zeit, die er in Kaiserslautern erlebte. Die Fluktuation an Trainern sei beim FCK enorm hoch, die Erwartungshaltung von außen ebenfalls - folglich sei besonders auf junge Spieler wie ihn damals “einiges eingeprasselt”. Misserfolge beschäftigten einen auch abseits des Platzes noch sehr. Nichtsdestotrotz habe er von jedem Trainer aus seiner Zeit in Kaiserslautern einiges mitgenommen: Er nennt die “angenehme Zeit” mit Wolfgang Wolf, der sehr gut mit jungen Spielern umgegangen sei. Sehr prägend sei auch die Ausbildung durch die beiden Trainer Hans-Werner Moser und Kosta Runjaic gewesen, zu denen er noch heute ab und zu Kontakt habe. Und nicht zuletzt lehrte Milan Sasic, der stets “sehr hart zu sich selbst und zu den Spielern war”, was es bedeutet, wenn der Verein über allem steht.

Bellinghausen als FCK-Glücksbringer

Auch wenn Bellinghausen die längste Zeit seiner Karriere als Spieler in Düsseldorf verbrachte, sei ihm die Zeit in Kaiserslautern in guter Erinnerung geblieben. Der Kontakt zu Spielern wie Florian Dick oder Fabian Schönheim ist nie abgebrochen. Beim Spiel gegen 1860 München freute er sich mal wieder ein Spiel im Fritz-Walter-Stadion zu verfolgen - und prompt fuhr die Mannschaft von Trainer Antwerpen den bisher einzigen Saisonsieg ein (Anm. d. R.: Das schreit förmlich nach dem Erwerb einer Dauerkarte).


Eine Prognose bezüglich der aktuellen Runde wollte er jedoch nicht abgeben, da eine solche in der Dritten Liga sehr schwierig wäre. “Am Ende musst du Punkte holen und die Fans besänftigen”, meint der heute 38-jährige und verweist auf die vielen, beinahe obligatorisch zum FCK dazugehörenden Unentschieden in der Dritten Liga. Das Fußball-Publikum sei momentan “sehr sensibel”, da es lange keinen Fußball mehr im Stadion zu sehen gab.

Comeback in der Bezirksliga beim SC Unterbach

Doch was macht Bellinghausen mittlerweile eigentlich selbst? Der frühere Bundesligaprofi hat seine Fußballschuhe noch nicht endgültig an den Nagel gehangen. Seit Sommer 2021 spielt der Linksfuß beim Bezirksligisten SC Unterbach aus Erkrath-Unterfeldhaus, nachdem er zuvor ab Sommer 2018, seiner letzten Saison bei Fortuna Düsseldorf, für einige Jahre als Co-Trainer bei “seiner” Fortuna arbeitete. Mit den beiden Unterbacher Trainern Andrea Del Polito und Roberto Marquez seien seine Frau und er seit Jahren befreundet, sodass er keine Eingewöhnung brauchte und sogar einige Spieler schon kannte. Bereits vor Jahren bestand schon der Kontakt zwischen Bellinghausen und Del Polito über einen möglichen Wechsel nach Unterbach, doch musste er früher noch aus zeitlichen Gründen ablehnen. Umso mehr freut es ihn, dass es nun geklappt hat. Und wegen seines Alters macht sich der 38-Jährige keine Sorgen - sein “Spielergewicht ist sogar noch genau das gleiche wie früher”.


Bellinghausen betont jedoch, dass sein Wechsel zum SCU keinesfalls eine Art “PR-Gag” gewesen sei, sondern aus voller Überzeugung - sowohl von ihm als auch innerhalb des Teams - geschehen sei. Er sei “genauso ein Spieler, wie jeder andere in der Mannschaft auch”, und will möglichst bei jedem Training und jedem Spiel dabei sein. Und wenn es mal nicht klappt? Dann sei das in der Bezirksliga kein ganz so großes Problem, wie es beispielsweise eines in der Bundesliga bei Düsseldorf wäre, sagt er lachend. Einer der Vorzüge des Amateursports, in der Tat.


Quelle: Treffpunkt Betze


Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 5

  • wenn die burschen von heute, nur seine einstellung mit auf den platz bringen würden

    dann sähe vieles besser aus.

    Gefällt mir 6 Danke 1
  • Auch mit Blick auf das Spiel gegen den “Effzeh” spricht Bellinghausen von einer sehr intensiven Zeit, die er in Kaiserslautern erlebte. Die Fluktuation an Trainern sei beim FCK enorm hoch, die Erwartungshaltung von außen ebenfalls - folglich sei besonders auf junge Spieler wie ihn damals “einiges eingeprasselt”. Misserfolge beschäftigten einen auch abseits des Platzes noch sehr.

    Hat sich nichts geändert.

  • Könnte man aber auch als Hinweis verstehen ...

    Gefällt mir 3
  • wenn die burschen von heute, nur seine einstellung mit auf den platz bringen würden

    dann sähe vieles besser aus.

    Ach komm schon,über ihn wurde seinerzeit auch nur gelästert, falsches Stellungsspiel,keine Flanken etc,es ist doch immer das selbe...

    Gefällt mir 1
  • Axel Ballimaus :rofl:

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