Im Blickpunkt: Wie der Waldhof zu schlagen ist

Der Waldhof im Fokus: Wie spielt der Rivale und wie ist er zu schlagen?
Foto: Imago Images / Rene Schulz

Derbytime! Die Vorfreude auf den bevorstehenden Südwest-Gipfel ist auf beiden Seiten deutlich zu spüren und wurde durch die kurzfristige Erhöhung der Zuschauerzahl auf bis zu 19.000 noch einmal deutlich gesteigert. Auf den Rängen wird es am Sonntag also mit Sicherheit heiß hergehen. Doch wie könnte sich der sportliche Teil des Duells darstellen?

Formkurven spielen in Derbys eine untergeordnete Rolle

Nach einer starken Hinrunde, die der Waldhof auf Rang 3 beenden konnte, sind die Kurpfälzer zu Jahresbeginn etwas eingebrochen. So kommen die Mannheimer trotz namhafter Winterneuzugänge wie Pascal Sohm oder Dominik Kother lediglich auf zwei Siege aus sechs Spielen. In der Rückrundentabelle steht der SVW aktuell gar nur auf Rang 13 - mit acht Punkten aus sieben Spielen. Die Formkurve der Mannheimer zeigt also eher nach unten, weswegen der Rivale allerdings trotz allem nicht unterschätzt werden sollte. Zum einen lassen sich die Ergebnisse der letzten Wochen gerade im Derby einfacher ausblenden als in anderen Spielen, zum anderen waren die gezeigten Leistungen in der Rückrunde nicht durchweg schlecht. Gegen die U23 von Borussia Dortmund verlor Mannheim äußerst unglücklich durch ein Traumtor in der 90. Minute. Angesichts eines zuvor selbst vergebenen Elfmeters ließ der Waldhof die Chance auf den Sieg liegen. Auch im letzten Ligaspiel bei Türkgücü München war der SVW klar überlegen, konnte sich Chance um Chance erspielen, scheiterte jedoch immer wieder am an diesem Tag überragenden Münchner Torwart Flückiger.

Formation und Aufstellung

Auch gegen den 1. FC Kaiserslautern sind keine Experimente in der taktischen Ausrichtung zu erwarten: Der Waldhof tritt in dieser Saison in aller Regel im 4-2-3-1 oder im 4-4-2 mit Doppelsechs an, wobei sich diese beiden Formationen grundsätzlich nicht stark voneinander unterscheiden. Vor allem gegen den Ball ist das Anlaufverhalten meist identisch, da der Zehner häufig zum zweiten Stürmer mutiert und im wechselnden Pendel mit dem Mittelstürmer die gegnerische Abwehr anläuft. Das System ist somit eher wenig variabel und leichter auszurechnen, kann dem Team von Patrick Glöckner aber auch viel Stabilität verleihen, da die Abläufe besonders genau einstudiert sind.


Gesetzte Spieler sind neben Torwart Timo Königsmann auch Routinier Marc Schnatterer und Marcel Costly, der die meiste Einsatzzeit vorzuweisen hat (2299 von 2340 möglichen Minuten) und auf dem rechten Flügel sowohl defensiv als auch offensiv agieren kann. Ebenso gesetzt sein dürften Kapitän Marcel Seegert und Top-Scorer Dominik Martinovic (11 Tore, 6 Vorlagen). Gefährlich ist auch Flügelspieler Joseph Boyamba, der bereits auf 10 Scorer-Punkte kommt, obwohl er nur in 6 Partien über die volle Spielzeit auf dem Platz stand.

Offensivspiel und Chancenkreierung

Im bereits erwähnten System der Mannheimer, welches immer mit einer Viererkette verteidigt, werden häufig auch offensive Außenverteidiger wie Anton Donkor oder Niklas-Wilson Sommer eingesetzt. Trotz der dadurch beidseitig doppelt besetzten Flügel liegt die Anzahl der geschlagenen Flanken leicht unter dem Liga-Durchschnitt (13,8 pro Spiel). Dass die Spieler primär über Kurzpassspiel zu ihren Chancen kommen möchten, zeigt sich auch dadurch, dass sie im Ligavergleich am seltensten zu langen Bällen greifen (41,2 pro Spiel). Häufig kombinieren sich die vielen technisch sauberen Spieler wie Schnatterer oder Lebeau bis in den Strafraum, wo das Team die zweitmeisten Ballberührungen der Liga aufweist (538). Nur Spitzenreiter Magdeburg kommt auf mehr „Touches in Box“. Mit ihrem Kombinationsfußball konnten sich die Kurpfälzer außerdem die zweitmeisten Großchancen der Liga erspielen (36). Der Aufwand, den das Team offensiv betreibt, lässt sich außerdem an der hohen Anzahl an Eckbällen (162, zweitbeser Wert im Ligaschnitt) und der Menge an abgegebenen Schüssen (347, dritttbeser Wert im Ligaschnitt) festmachen. Allzu effektiv sind die Waldhöfer dabei allerdings nicht: Einem hohen xGoals*-Wert von 44,32 stehen nur 39 erzielte Tore gegenüber, was eine Underperformance von mehr als fünf Toren bedeutet. Fairerweise muss aber erwähnt werden, dass aktuell nur zwei Konkurrenten ihren erwarteten Wert übertreffen können, sodass eine leichte Underperformance in der 3. Liga durchaus üblich ist.

Defensivspiel und Pressingverhalten

Der SVW hat zwar doppelt so viele Gegentore kassiert wie der FCK (30), im Ligavergleich gibt es allerdings nur vier Teams mit weniger Gegentreffern. Der Wert für die „xGoals against“, also die erwarteten Gegentore, liegt bei 30,44 und stellt den zweitniedrigsten Wert der 3. Liga dar. Da die meisten Teams in dieser Spielklasse weniger Tore erzielen als statistisch erwartet, spricht dies für eine grundlegend gute Abwehrarbeit der Mannheimer. Einige Male war auch schlicht das Glück auf Seiten der Gegner, unter anderem bei den Fernschusstoren von Immanuel Pherai (Borussia Dortmund II) oder Vincent Vermeij (SC Freiburg II). Generell hat man bisher die zweitwenigsten Schüsse zugelassen (275).


Dass die Waldhöfer nur wenige gegnerische Chancen zulassen, liegt auch an ihrem aggressiven Pressingverhalten. Dies lässt sich anhand von zwei Kennzahlen belegen, bei denen der SVW jeweils auf dem 4. Platz der Liga liegt:

  • Challenge Intensity: Diese Kennzahl gibt an, wie viele Defensivaktionen ein Team pro Minute gegnerischen Ballbesitzes unternimmt. Beim Waldhof liegt dieser Wert bei 7,5. Zum Vergleich: der FCK kommt nur auf 6,3.
  • PPDA: Bei den „Passes Per Defensive Action“ wird bestimmt, wie viele Pässe der Gegner spielen kann, bevor eine Defensivaktion erfolgt. Der SVW lässt im Schnitt nur 7,84 Pässe zu, bevor ein Versuch unternommen wird, den Ball zu erobern. Beim FCK sind es ganze 11,23.

Die Spieler des FCK sollten sich also darauf einstellen, schnell Druck von anlaufenden Gegnern zu bekommen, sowohl direkt nach Ballgewinn als auch im Spielaufbau in der Dreierkette. Dies dürften die Roten Teufel allerdings noch aus der Vorwoche vom Spiel gegen Magdeburg gewohnt sein.

Prognose

Für die Roten Teufel wird es zunächst darum gehen, die Intensität des Spiels voll und ganz anzunehmen. Eine gewisse Zweikampfhärte ist im Derby zwar wichtig, wäre aber aufgrund der generellen Spielweise der Mannheimer auch ohne die lokale Rivalität angebracht. Denn der SVW hat bereits 352 Fouls begangen - kein Ligakonkurrent kann das übertreffen. Allerdings wurden die Waldhöfer auch bereits 349 Mal gefoult (zweithöchster Wert).


Abgesehen davon gilt das, was den FCK in der bisherigen Saison so stark gemacht hat: Eine stabile Defensive und eine im Optimalfall weiße Weste wären eine hervorragende Grundlage für einen Derbysieg, zumal es den Lautrern in den letzten Monaten fast immer gelang, Tore zu erzielen. Aber auch die stark besetzte Mannheimer Offensive um Schnatterer, Martinovic und Boyamba ist immer für einen Treffer gut. Außer gegen 9 Rote Teufel vielleicht.


Quelle: Treffpunkt Betze


* Ein xG-Wert beschreibt die Wahrscheinlichkeit eines Schusses, zu einem Tor zu führen. Daher liegt der Wert für einen einzelnen Schuss immer zwischen 0 und 1. Bei der Berechnung des Wertes werden u.a. der Ort des Torschusses, der Winkel zum Tor, die Bedrängnis der Gegenspieler, die Höhe des Balls und störende Spieler zwischen Abschlussposition und Tor berücksichtigt. Werden diese Werte addiert (bspw. 0,77 für einen Elfmeter), ergibt sich daraus die Menge an zu erwartenden Toren eines Spielers bzw. einer Mannschaft.


Quelle: Treffpunkt Betze


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