Trotz schwacher Rückrunde: Eine richtig geile Saison!

Foto: Imago Images / Eibner

Nach einer überragenden Hinrunde und einem gelungenen Rückrundenstart durften die Roten Teufel kurzzeitig an den Aufstiegsrängen schnuppern. Doch der Rest der Rückserie verlief für das Team von Trainer Dirk Schuster mehr als durchwachsen. Trotzdem wurde das Saisonziel „Klassenerhalt“ bereits mehrere Wochen vor Saisonende unter Dach und Fach gebracht. Was bleibt, ist eine völlig sorgenfreie Saison, dramatische Spiele auf dem Betzenberg, ein riesiger Zuschauerzuspruch und eine Mannschaft, mit der man sich jederzeit identifizieren konnte.

Hannover als Sinnbild für die Hinrunde


Der Saisonauftakt gegen Hannover 96 steht fast sinnbildlich für die gesamte Hinrunde. Mit großem Kampf und diszipliniertem Defensivspiel gewann der 1. FC Kaiserslautern durch ein Tor kurz vor Schluss etwas glücklich mit 2:1. Das sollte nun öfter passieren. Gegner, die die Lautrer unterschätzten oder ein Spiel vorzeitig abschrieben, wurden zum Teil bitter bestraft. Mit viel Kampfgeist und manchmal fast unverschämtem Glück drehten die Roten Teufel immer wieder Spiele und erzielten Last-Minute-Tore.


Gäbe es einen Fußballgott, wären die Lautrer Auftritte in Fürth und Düsseldorf bereits in der ersten Halbzeit zu Gunsten des Gegners entschieden worden. Aber Fußball ist bekanntlich nicht immer gerecht, ein Spiel dauert (mindestens) 90 Minuten und Lautrer geben (meistens) niemals auf. Und so drehten die furios aufspielenden Roten Teufel beide Spiele, die ihre Gegner eigentlich nie verlieren durften. Irgendwann wurde das Ganze zur selbsterfüllenden Prophezeiung: Beim hoch favorisierten Tabellenführer HSV, der zuvor fünfmal in Folge gewonnen hatte, gab es eine rot-weiße Party. Selten war die Stimmung bei einem Auswärtsspiel so gut. Rund 10.000 FCK-Fans peitschten die Mannschaft auch nach dem Rückstand weiter nach vorne. Am Ende feierte die Mannschaft in der Kurve ein hochverdientes, wenn auch glückliches Unentschieden, das sich wie ein Sieg anfühlte. In der englischen Woche kurz vor der WM-Pause holten die Pfälzer in drei engen Spielen, die man durchaus hätte verlieren können, beachtliche neun Punkte. Irgendwie klappte in der Hinrunde fast alles.

Die Comeback-Könige vom Betzenberg


Es gab Zeiten, da konnte man nach einem Rückstand des FCK schon fast das Stadion verlassen, weil die Mannschaft weder spielerisch noch kämpferisch in der Lage schien, das Spiel noch zu drehen. In der vergangenen Saison waren Gegentore der Lautrer oft der Startschuss für grandiose Aufholjagden. In 23 Spielen geriet der FCK in Rückstand, verlor aber nicht einmal die Hälfte (3S, 9U, 11N) dieser Partien. Drei Spiele drehten die Männer in Rot sogar komplett. Nicht zu vergessen die Heimspiele gegen Magdeburg, Darmstadt und Heidenheim, die allesamt Unentschieden endeten. Gegen alle drei Gegner gelang es dem FCK, einen Zwei-Tore-Rückstand aufzuholen.


Achtzehn Tore erzielte Kaiserslautern allein ab der 76. Spielminute - nur der HSV hat eine bessere Bilanz in der Schlussviertelstunde. Die Lautrer Torschützen in der Schlussphase waren meist erst kurz zuvor von Trainer Dirk Schuster eingewechselt worden: Überragende 17 Jokertore gelangen dem FCK, was mit großem Abstand den Ligabestwert darstellt.

Schuster lässt Schuster-Fußball spielen


Dirk Schuster und Pep Guardiola werden selten verwechselt, was nicht nur an der Frisur liegt. Der „klassische Schuster-Stil“, den der FCK in der vergangenen Saison zeigte, dürfte daher niemanden überrascht haben: Disziplinierter Defensivfußball mit schnellem Umschaltspiel war schon immer das Erfolgsgeheimnis des 55-jährigen Sachsen. Hohe Laufbereitschaft gepaart mit aggressivem Zweikampfverhalten zogen sich durch die gesamte Saison. Den Ballbesitz hingegen überließ man lieber dem Gegner. Auf diese Weise konnten sich vor allem die Topteams der Liga kaum Großchancen gegen die konzentrierte Lauterner Defensive erspielen. Schwieriger wurde es, wenn der FCK selbst in der Favoritenrolle war und auf Mannschaften traf, die ihrerseits wenig Interesse an Ballbesitz und Offensive zeigten. Gerade gegen Ende der Saison avancierte der 1. FCK immer mehr zum Robin Hood der 2. Liga, der den Aufstiegskandidaten die Punkte stahl, um sie den Kellerkindern der Liga zu schenken.


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Der Star war die Mannschaft


Wie schon im Vorjahr hatte der FCK auch in der Saison 2022/23 eine Mannschaft auf dem Platz, mit der sich das Publikum identifizieren konnte. Seien es die Lautrer Urgesteine Jean Zimmer und Hendrick Zuck, die Publikumslieblinge Terrence Boyd und Andreas Luthe oder die 'Aggressive Leaders' Boris Tomiak und Marlon Ritter. Es schien ein überragender Teamgeist in der Mannschaft zu herrschen, was man auch am Verhalten der Einwechselspieler oder Ersatzspieler wie Avdo Spahic oder Dominik Schad, die fast nie zum Einsatz kamen, beobachten konnte. Das Team und nicht der Einzelne stand in der abgelaufenen Saison immer im Vordergrund. Ohne diesen Teamgeist wäre so manche Aufholjagd sicherlich nicht möglich gewesen.

Geerdet in der Rückrunde


In der Rückrundentabelle belegt der 1. FC Kaiserlautern mit 16 Punkten den 15 Rang. Für einen Verein mit dem Ziel Klassenerhalt ist auch diese Platzierung vertretbar. Allerdings zeigt die „Punktekurve“ deutlich nach unten. Die Bilanz mit nur einem Sieg aus den letzten 12 Spielen wirkt fast schon erschreckend.


Betrachtet man jedoch die Spiele als solche - und nicht nur die Ergebnisse - so fällt auf, dass der FCK kaum anders agierte als in der überaus erfolgreichen Hinrunde. Ein wesentlicher Unterschied war der Faktor Glück. Die Hinspiele gegen den KSC, Fortuna Düsseldorf, Arminia Bielefeld und Hansa Rostock wurden allesamt sehr glücklich gewonnen. Vergleicht man hier Hin- und Rückspiel, so muss man attestieren, dass die Lautrer gegen alle genannten Vereine im Rückspiel deutlich besser spielten als im Hinspiel. Dennoch gingen alle vier Rückspiele verloren, während hier in der Hinrunde mit 12 Punkten das Optimum erreicht wurde. Diese Beispiele relativieren sowohl die starke Hinrunde als auch die schwache Rückrunde.

Kritik an Schuster


Immer wenn der FCK nicht gewinnt, ist die Kritik (vor allem in den sozialen Medien) groß. War vor der Saison noch von „Demut“ und „Wunsch nach Kontinuität“ die Rede, so machten in der Rückrunde einige Unzufriedene den Trainer zum Sündenbock für die Niederlagen und forderten allen Ernstes seine Entlassung. Wohlgemerkt: Der erste Trainer seit der Saison 2010/11, der mit dem FCK das Saisonziel erreicht hat, der erste Trainer seit Kosta Runjaic (2014/15), der überhaupt eine komplette Saison auf dem Betzenberg wirken durfte, möge bitte wieder gehen! Soviel zum Thema „Demut & Kontinuität“.


Schuster wurde vor allem vorgeworfen, zu defensiv und unattraktiv spielen zu lassen. Kosta Runjaic wurde kurz vor seiner Entlassung übrigens vorgeworfen, sein Ballbesitzfußball sei zu ineffektiv. Und jetzt auf einmal will man wieder Offensivfußball sehen? Das war mit dieser Mannschaft leider nicht möglich. Der einzige klassische Stürmer mit Zweitliga-Format im Kader war Terrence Boyd. Mit de Préville, Klement und Ritter standen nur drei technisch versierte Spieler zur Verfügung, sprintstarke Innenverteidiger waren schlichtweg nicht an Bord. Würde man mit diesem Kader Offensivfußball spielen, würde es Kontertore hageln. Für die abgelaufene Saison war der Kader ausreichend und das Ergebnis absolut zufriedenstellend. Wenn man als Verein den nächsten Schritt machen will, muss man dem Trainer in der nächsten Saison einfach mehr Qualität zur Verfügung stellen.


Kleinere Kritikpunkte am Trainer lassen sich dennoch finden. So hat die Mannschaft zwar insgesamt hervorragend funktioniert, aber einzelne Spieler haben sich im Vergleich zur letzten Saison kaum weiterentwickelt. Auch beim Thema „Vertrauen in junge Spieler“ hat Dirk Schuster noch Potenzial. Aaron Basenach und Angelos Stavridis hätten sicherlich mehr Spielzeit verdient. Es muss auch hinterfragt werden, warum die Mannschaft so oft in Rückstand geriet.

Fazit: Mission accomplished


Eine Saison ohne Kopfschmerzen erleben, das Saisonziel vorzeitig erreicht - wann gab es das in Kaiserslautern zuletzt? Gedrehte Spiele, Tore in der Nachspielzeit - der Betze war endlich wieder ein unangenehmes Pflaster für Auswärtsmannschaften. Noch nie hatte der Verein in der 2. Bundesliga einen Zuschauerschnitt von 40.489, über 4.500 Auswärtsfans begleiteten im Durchschnitt die Roten Teufel - das wäre in der Bundesliga Platz sieben! Mit anderen Worten: Es war eine richtig geile Saison.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Quelle: Treffpunkt Betze


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