Gefühlseruption bei der Wiedergeburt

Timmy Thiele, der Vorbereiter, Janek Sternberg, der Siegtorschütze: Die beiden Blondschöpfe wurden nach dem 1:0 (0:0) des Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern am Samstagnachmittag gegen den TSV 1860 München in den Refrains der Lobeshymnen besungen. Doch es gab zwei weitere Spieler, die sich besonders hervortaten: Mads Albaek und Kevin Kraus.


Hinter vorgehaltener Hand bringt Trainer Michael Frontzeck schon mal seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass es dem 1. FC Kaiserslautern gelungen ist, Kevin Kraus in die Pfalz zu lotsen. Der Innenverteidiger hatte in der vergangenen Saison 21 Einsätze für den 1. FC Heidenheim absolviert, seit 2013 agierte er für die Elf von der Ostalb. Kraus ist ein gestandener Zweitligaspieler. Einer, dem es also gelingen sollte, auch eine Klasse darunter die Abwehr zu dirigieren und stabilisieren. Die ersten neunzig Minuten der Saison 2018/19 stützen diese These. Kraus spielte stocksicher und löschte die Brände, die durch Fehler seiner Kollegen das eine oder andere Mal schwelten. „Das Wichtigste war, dass wir zu null gespielt haben. Wir müssen das Selbstverständnis haben, immer zu null spielen zu wollen“, beschied Kraus, ganz der Verteidiger.


Mads Albaek gab in der Zentrale des Spielfeldes den geschickten Ballverteiler und Ankurbler. Der in der vergangenen Saison so lange ausgefallene Däne kommt immer besser in Tritt und spielt inzwischen mit einem natürlichen Selbstverständnis. Albaek war nach dem Schlusspfiff noch ganz verzückt vom Auftakterfolg und der Begeisterung auf den Rängen. „Wahnsinn, hier mit 41.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion. Ganz verrückt, ehrlich“, schwärmte Albaek.

In der Anfangsviertelstunde habe der FCK ein wenig nervös agiert, gab Albaek zu, danach aber sei er die klar bessere Mannschaft gewesen. „Der Sieg ist superverdient. So ein spätes Tor, mit so vielen Emotionen, das war supergut.“ Schließlich verspürte Albaek auch ein wenig Erleichterung, dass er und seine Gefährten die Euphorie des Aufbruchs weiter schüren konnten. „Mit dem ersten Sieg wird dieser neuen Mannschaft vieles leichterfallen.“ Der eingetauschte Florian Pick bestätigte dies: „Mit diesem Sieg halten wir die Stimmung aufrecht.“


Pick kann für das Spiel des FCK ein belebendes Element sein, der ehemalige Magdeburger ist technisch versiert und flink. Bisweilen aber macht er noch einen Schlenker zu viel, und er muss an seinen Abschlussfähigkeiten arbeiten. Eine Viertelstunde vor dem Ende der Begegnung mit 1860 bot sich ihm eine formidable Möglichkeit – er nutzte sie nicht.


Alles muss sich erst finden. Das gilt freilich auch für jeden Spieler selbst. Christoph Hemlein etwa begann fehlerbeladen, doch er kämpfte sich immer besser in die Partie und kam schließlich jener Art von Offensivkraft nahe, die er selbst zu sein hofft. Er habe im Oktober vorigen Jahres letztmals in einer Startformation gestanden und sei nun mal ein Profi, der einen Rhythmus brauche, um seine volle Leistung zu entfalten, sann Hemlein. Er habe selbst gespürt, mit fortlaufender Dauer der Partie „persönlich immer besser reingekommen“ zu sein. Vielleicht, so Hemlein, sei die komplette Mannschaft anfangs von der Kulisse „ein bisschen überwältigt“ gewesen, auch er. Wie seine Kollegen, so wies auch Hemlein darauf hin, nicht mehr als einen ersten Schritt vollzogen zu haben. „Wir sind ganz am Anfang, und wir müssen ganz, ganz cool bleiben.“


Früher, in der so guten alten Zeit, sind viele Spiele auf dem Betzenberg sehr spät zugunsten des FCK entschieden worden. Die 86. Minute nimmt sich da fast harmlos aus. Doch die Gefühlseruption in diesem Augenblick schien so etwas wie der laut hinausgebrüllte Freudenschmerz einer Wiedergeburt zu sein. Christoph Hemlein sagte: „Ich glaube, dass hier etwas Großes entstehen kann.“


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Zur Sache: Der „sehr gute Kapitän“ ist glücklich


„Schön! Es war super!“ So beschrieb Florian Dick nach dem 1:0 (0:0)-Sieg gegen 1860 München das Pflichtspiel Nummer eins nach seiner emotionsgeladenen Rückkehr zum 1. FC Kaiserslautern. Unglaublich der Status des Rückkehrers vier Jahre nach seinem ungewollten Abschied. „Dick, Dick, Dick ...“, hallte und schallte es vieltausendfach, als Lauterns Nummer 23 angekündigt wurde. Ein neues Ritual, die Verbeugung der Fans vor einem besonderen Profi.


Auch Florian Dick kam schwer ins Spiel. Er biss sich aber hinein und wurde nach der Pause, als der FCK in Richtung Lauterer Westen spielte, zum Antreiber. Grätschend, keinen Zweikampf scheuend, mit guten Eingaben, mit Einwürfen, die wie Flanken in den Strafraum der „Sechziger“ segelten, half Dick maßgeblich, die „Löwen“ einzuschnüren. Er legte mit fortlaufender Spielzeit trotz seiner bald 34 Jahre in der Hitzeschlacht zu.


„Am Anfang hatten wir auch Glück“, gestand Dick in Erinnerung an den Pfostenschuss Grimaldis. „Aber dann haben wir viel Druck gemacht, hätten es schon früher klarmachen müssen“, bilanzierte er: „Wir hatten einfach mehr Körner – und das wussten wir nach der Vorbereitung auch.“


„Ich weiß, dass der ,Flo’ ein besonderer Spieler ist. Es ist ein sehr guter Kapitän“, lobte FCK-Trainer Michael Frontzeck die Führungsqualitäten Dicks: „Er hat mir heute auch sehr gut gefallen, einige gute Flanken und die weiten Einwürfe ...“



Quelle: Die Rheinpfalz





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Antworten 4

  • dicks einwürfe könnten wie früher eine waffe werden


    einwurf dick an den den fünfer,ein kopfballstarker spieler (hainault) verlängert nach innen und abschluss

  • Vor allem sind erstaunlich viele Torhüter bei Ecken und Freistößen furchtbar schwach, was ich so sehen konnte.

  • Vor allem sind erstaunlich viele Torhüter bei Ecken und Freistößen furchtbar schwach, was ich so sehen konnte.


    Für mich nicht erstaunlich, Besuche nun seit über 2 Jahren den Vfr Aalen in L3. Der Unterschied an Qualität bei 50% der Teams ist vs 2 Liga sehr deutlich. Da ist technisch in vielen Mannschaftsteilen sehr viel Luft nach oben.

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