Aufstieg oder Neuaufbau? Die Uneinigkeit der FCK-Führung

Sollten Spieler verkauft werden müssen, hält Martin Bader den Wiederaufstieg als Ziel nicht für realistisch. Er ist aber Grundvoraussetzung für das Überleben des Vereins. Ein Kommentar.


„Wirtschaftlich müssen wir aufsteigen, sportlich von unserem Selbstverständnis auch.“ Diese Aussage stammt aus der SWR-Dokumentation „Stirb langsam FCK“ und wurde von Martin Bader kurz nach dem Abstieg aus der 2. Liga getätigt. Der heutige Geschäftsführer Sport weiter: „Wir gehören mit unserem Etat zur Spitzengruppe, auch wenn es Vereine mit noch deutlich höherem Budget gibt. Wir wollen eine Mannschaft auf den Platz bringen, die schnellstmöglich in die 2. Liga zurückkehrt.“ Fast ein Jahr nach diesen Äußerungen muss man festhalten: Der FCK hat seine sportlichen Ziele klar verfehlt, fand im Aufstiegsrennen de facto nicht statt. Stattdessen musste im Winter der Trainer gewechselt werden, die Roten Teufel suchen nahezu wöchentlich nach einer Form von Konstanz. Der FCK konnte zuletzt im Oktober 2018 zwei Spiele in Folge gewinnen!


Was bedeutet das also für die Zukunft des Pfälzer Traditionsvereins? Noch vor gut einem Jahr wurde stets betont, wie essenziell der direkte Wiederaufstieg für den FCK sei. Im Dezember auf der Jahreshauptversammlung wurde dann auch deutlich, wieso: Rund 12 Millionen müsse der FCK bis Mai aufbringen, hieß es da. Fünf Millionen aufgrund des Saisondefizits und 6,6 Millionen Euro aus der Fananleihe von 2013, die 2019 fällig wird. Darstellbar eigentlich nur als Zweitligist. Eigentlich.


Aber weil die Mannschaft, die eigentlich aufsteigen und in unveränderter Form auch eine ordentliche Rolle in der 2. Liga spielen sollte, im Winter abgeschlagen auf Platz 11 stand, beschäftigten sich die FCK Bosse langsam aber sicher auch öffentlich mit dem Szenario einer weiteren 3. Liga Saison. Überraschend äußerte Martin Bader im Februar, er sei sich sicher, dass man die Lizenz erhalte und zwar „am Ende ohne Transfereinnahmen regenerieren zu müssen". Das warf natürlich die Frage auf, wie das gelingen sollte. Wenig später erklärte Bader, man habe gleich einen ganzen Strauß an Optionen, um die Lizenz zu bekommen. Man entschied sich für einen Mix aus Zwischenfinanzierung und Eigenkapital, da Gespräche mit Investoren nicht den gewünschten Erfolg brachten. „Wir borgen uns Zeit“, erklärte Michael Klatt damals. Das Saisonminus sei durch Schuldscheine von Partnern gedeckt, die 6,6 Millionen Fananleihe will man mit Hilfe einer neuen Anleihe aufbringen. Immerhin: Mit Auflagen und Bedingungen erhielt der FCK die Lizenz für die kommende Saison. Doch diese zu erfüllen, das ist ein harter und steiniger Weg für den Verein.

Spielerverkäufe und 3. Liga als Dauerzustand? - Kehrtwende mit Unstimmigkeiten

Inmitten des Lizenzkampfes bringt Martin Bader gegenüber der RHEINPFALZ nun auf einmal doch Spielerverkäufe ins Gespräch. „Wir würden die Mannschaft gerne zusammenhalten. Aber wenn das Geld nicht da ist, dann starten wir eben mit einer ganz jungen Mannschaft und entwickeln etwas Eigenes“, so der Geschäftsführer Sport. Und fügt noch hinzu: „Das dauert dann aber. Das muss man auch ehrlich kommunizieren. Dann kann man nicht um den direkten Wiederaufstieg mitspielen.“ Ja was denn nun? Der FCK also auf mehrere Jahre in der 3. Liga? In einer Liga in der kein Verein wirtschaftlich gesunden, Traditionsvereine schon zu Hauf insolvent gegangen sind? Aussagen, die sich absolut widersprechen.

Dazu kommt, dass zeitgleich Baders Kollege Klatt gegenüber Magenta Sport bekräftigt, man wolle zunächst die Lizenz sichern, um dann 2020 aufzusteigen. In das gleiche Horn bläst auch Aufsichtsratsvorsitzender Michael Littig, der sagt „das Ziel muss klar der Aufstieg sein“.


Diese Unstimmigkeit in den Gremien, sie wirkt nicht nur höchst unprofessionell, sie verschreckt auch potenzielle Investoren und hat nicht viel mit der propagierten Ehrlichkeit gegenüber den Fans zu tun. Diese investieren seit Wochen fleißig bei Kapilendo und in die Betze Anleihe 2.0. Da wäre es das Mindeste, dass transparent offengelegt wird, wie viel Geld genau fehlt und wie die Ausrichtung der kommenden Jahre sein soll. Rund um den Betzenberg kursiert mittlerweile ein Zahlenwirrwarr, in dem selbst fachkundige Fans kaum noch den Überblick behalten können. So hieß es beispielsweise vor wenigen Tagen, es fehle noch eine Million aus Fananleihe und Kapilendo, dann sei man über den Berg. Woher diese Zahlen kommen, offiziell erklärt wird das nicht.


Michael Littig will in Kaiserslautern innerhalb von 5 Jahren wieder Bundesligafußball erleben, länger solle es nicht dauern. Patrick Banf erklärte noch 2018 bei der Ausgliederung, er wolle 2023 auf dem Level von Werder Bremen stehen. Wie ist das vereinbar mit der Vorstellung noch mindestens bis 2021 in der 3. Liga zu spielen? Die 3. Liga, sie ist für den einst so glorreichen FCK und seine Fans schon schlimm genug. Die Demütigung nächstes Jahr gegen die Zweitvertretungen von Wolfsburg und Bayern zu spielen tut weh. Ebenso noch einmal ein Pflichtspiel gegen den ungeliebten Verein aus Mannheim erleben zu müssen. Die 3. Liga aber als Dauerzustand zu erfahren, es wäre ein Horrorszenario für jeden FCK-Fan. Es kann nicht der Anspruch eines FCK-Verantwortlichen sein. Das hat auch nichts mit überhöhter Erwartungshaltung zu tun. Es gehört eben zum Selbstverständnis des FCK, wie es Martin Bader selbst noch 2018 formulierte. Die Fans könnten sich dennoch wahrscheinlich auch mit diesem Szenario irgendwie anfreunden, würde es nur offen und ehrlich kommuniziert. Dieser vermeintliche Strategiewechsel aber, er kommt wieder einmal aus dem Nichts.

Unerklärbare Lustlosigkeit auf dem Platz: Wie soll da Euphorie entstehen?

Der Erfolg des FCK, er steht und fällt schon immer mit dem Verbund zwischen Vereinsführung und Fans. Nur wenn sie an einem Strang zogen und eine positive Grundstimmung vorhanden war, konnte man erfolgreich sein. Wie aber soll eine vergleichbare Euphorie wie im Frühsommer 2018 nach dem erstmaligen Abstieg in die Drittklassigkeit dieses Jahr entstehen? Zweifelsohne gibt es genug Gründe für Mut und Zuversicht. Jedoch macht die Mannschaft aktuell nicht besonders viel dafür, diese zu unterstreichen. Seit Wochen wirkt sie auf dem Platz uninspiriert, unmotiviert. Unerklärlich, könnte sie doch eigentlich befreit aufspielen. Rein sportlich gesehen, könnte der Druck kaum geringer sein als aktuell. Auch die Fans erwarten nicht mehr viel von ihrer Mannschaft. Außer, dass sie kämpft, dass sie will und dass sie zeigt, dass sie mit Stolz das FCK Trikot trägt. Nun wird der ein oder andere wieder sagen: „Die Mannschaft will gewinnen und sie kämpft. Die Einstellung stimmt.“ Dann ist ein Heimspiel gegen Hansa Rostock, bei dem nicht eine einzige Torchance kreiert wird aber nicht zu erklären. Selbstverständlich darf die Mannschaft gegen Rostock verlieren. Aber nicht so. Nicht auf dem Betzenberg. Die einstige Festung, sie ist zum Selbstbedienungsladen verkommen. Platz 13 in der Heimtabelle spricht Bände.

Quo Vadis FCK? Der Verein bleibt Antworten schuldig

Wie soll diese Mannschaft also erst nächstes Jahr auftreten, wenn der wirtschaftliche Druck aufzusteigen noch größer, wahrscheinlich existentieller sein wird als dieses Jahr? Wenn dann auch noch Leistungsträger wie Sickinger oder Grill gehen sollten, wie soll das gelingen?

Auch hier lässt die FCK-Führung klare Kante vermissen. Dass das Ziel Aufstieg klar verfehlt wurde, man den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher hängt wird ebenso wenig klar formuliert wie, dass diverse Neuzugänge, die als Leistungsträger eingeplant waren, völlig gefloppt sind. Sollen sie trotzdem gehalten werden? Wie sollen aus Spielern wie Hemlein, Sternberg oder Biada Leistungsträger werden? Oder sieht man die Verpflichtungen heute als Fehler an? Zu nichts dergleichen äußern sich die Verantwortlichen.


Zurück bleibt ein unzufriedener und unsicherer FCK Anhang. Gegen Rostock war erstmals eine erschreckende Gleichgültigkeit auf den Rängen zu beobachten. Keine Wut, keine Aggression. Bei Abpfiff war die Westkurve schon halbleer. Eine gefährliche Entwicklung, die zum ernsten Problem für die kommende Saison werden könnte. Der gesamte Verein muss hier schnellstens gegensteuern. Die Mannschaft in den verbleibenden Spielen auf dem Platz und die FCK-Führung in allen Gremien in ihrer öffentlichen Kommunikation. Nur so kann die kommende Saison wirklich ein Erfolg werden. Nur so ist der FCK noch zu retten.


Quelle: Treffpunkt Betze


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