Griechenland - eine unpolitische Betrachtung

  • Griechenland ist mit einer Staatspleite (korreekt Zahlungsunfähigkeit, weil ein Staat nicht bankrott gehen und abgewickelt werden kann) ein weltweiter Präzidenzfall.
    Es gab zwar schon eine Reihe solcher Fälle, aber die hatten eine eigene Währung, die eine gewissen Handlungsfähigkeit aufrecht erhielt.
    Griechenland ist in ein Währungssystem eingebettet.
    Die Schaffung einer Parallelwährung halte ich für rechtlich fragwürdig. M.W. ist dies in den EU Verträgen zum Euro-Beitritt ausgeschlossen. Der Austritt aus dem Euro ist ebenfalls nicht vorgesehen. Das Land müßte aus eigenem Antrieb die EU verlassen.
    Was sind die Folgen?
    So genau weiß das keiner - auch kein Politiker. Es herrscht große Ratlosigkeit.
    Schon jetzt sind viele Geldautomaten leer. Was machen die Touristen die hier nicht vorgeplant haben? Wie überleben die Griechen - vor allem arme Familie mit Kindern?
    Wie sollen lebenswictige Importe an Medikamenten, Lebensmittel oder Treibstoff bezahlt werden?
    Wie sollen der Polizeiapparat, die staatlichen Fähren (bei einigen Inseln die einzige Verbindung zum Festpand), die Renten oder die Ärzte und Krankenhäuser (um nur einige Bereiche exemplarisch herauszunehmen) bezahlt werden?


    Man redet davon, dass es Nothilfen der EU geben muss. Aber wie sollen die Mittel in die richtigen Kanäle fließen?


    Ich bin gespannt wie wir dieses Problem lösen wollen.

    Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele denen das Leben ganz leise viel besser gelingt.
    ...
    Die schützt kein Programm. Die sind Melodie. So aufrecht zu gehen lerne ich nie

  • @sandberg
    Ich wollte damit nur nicht in eine politische Diskussion abschweifen, wie sie 100fach in den Medien geführt wird. Ehrlich gesagt fehlen mir auch die wirklichen Grundlagen um einige Dinge zu bewerten, weil beide Seiten sich widersprechen und somit zumindest einer unehrlich ist. Da ich dies nicht objektiv aufklären kann enthalte ich mich.


    Ich denke wichtiger ist es, die Folgen zu betrachten, die diese Situation jetzt bringt. Ich möchte, dass wir vor lauter Schuldzuweisungen nicht unsere Menschlichkeit verlieren

    Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele denen das Leben ganz leise viel besser gelingt.
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    Die schützt kein Programm. Die sind Melodie. So aufrecht zu gehen lerne ich nie

  • @lookaround, verstehe - für mich ist es wichtig, daß die normale Bevölkerung gestützt wird - das kann der griechische Staat, um dessen Mißwirtschaft es ja geht, nicht leisten. Und schon sind wir - die EU, der Euroraum - wieder in der Pflicht. Bin schon gespannt, wie das jetzt bewerkstelligt wird. Insofern sind wir auf einer Wellenlänge, denke ich.

  • wenn ich sehe, dass dieser Berater von Tsipras gestern im Fernsehen vor Impertinenz nicht mehr gehen konnte, und sogar den Deutschen riet, den Rentnern hier die Rente zu kürzen, um die Gelder wieder einzusparen, möchte ich der Versuchung nachgeben, und Griechenland eben sich selbst zu überlassen.


    Ein Staatsbankrott hätte einen nicht mehr funktionierenden Staat zur Folge. Noch schlimmer, als er eh gerade nicht mehr funktioniert.

  • Es hat doch keinen Sinn, noch mehr Geld nach Griechenland zu pumpen. Ich interpretiere das ganze Verhalten der griechischen Regierung als einzige Verarsche der EU gegenüber.


    Der Volksentscheid wird gemacht um über etwas abzustimmen, was schon nicht mehr als Angebot im Raum steht. Sorry, aber die Griechen haben diese Regierung gewählt. Jetzt müssen sie damit leben, dass diese unfähig ist. Die Regierung hatte lange genug zeit Konzepte zu erarbeiten. Stattdessen sind sie jetzt beleidigt, dass nicht noch ein Aufschub gewährt wird. Das hört nie auf, wenn es die EU nicht beendet.


    So leid mir das für die Menschen irgendwo tut, aber da müssen sie Ihre Politiker anscheißen, nicht uns Deutsche oder andere Europäer. Erst wenn die Bevölkerung dort wirklich gewillt ist, Sparmaßnahmen mit zu tragen sollte über weitere Hilfen unter einer neuen Regierung nachgedacht werden.

    "Wo Licht ist ist auch Schatten.
    Auf die Sonne folgt der Regen, mein Leben ist ein Fluch und Segen.
    Du darfst auf die Fresse fallen, Gewinner stehen wieder auf nur Verlierer bleiben liegen.
    Mund abwischen weiter gehen, ihr werdet mich von hinten sehen!"

  • Ich möchte nur kurz daran erinnern, dass die noch junge Bundesrepublik 1953 auch einen Schuldenschnitt bekam.
    Zum Schuldenschnitt, wenn auch nur teilweisen, wird kein Weg vorbei führen.
    Ein nicht funktionierendes Griechenland unter dem Dach der EU kann keiner wollen.

  • Für mich eine ganz heikle Diskussion, die man ganz einfach entweder in Stammtischniveau führen kann oder man verstrickt sich heillos in Widersprüche.


    Deshalb möchte ich nur eine ganz einfache Parabel anfügen:
    Ein notorischer Schuldenmacher, der nur auf den nächsten Tag blickt, leiht sich ständig Geld, um sein Leben zu genießen.
    Der Geldgeber handelt auch nicht aus edlen Motiven, sondern sucht seinen Vorteil durch hohe Zinsen. Auch er geht ein Risiko ein.
    Aber: Der Geldgeber wird gerettet, der notorische Schuldenmacher wird für seine Dummheit büßen, auch wenn er es nicht einsehen will, dass er falsch gehandelt hat.

  • Die Fakten sind die:

    • Das bisher gewährte Geld ist weg
    • Die griechische Regierung agiert diletantisch. Das hat nichts mit der politischen Ausrichtung zu tun sondern in der Art wie sie verhandelt und agiert hat.
    • Die Grundidee, dass man in der EU in größerem Rahmen ein Gremim einrichtet, das über die grundsätzlichen Probleme und Alternativen zum momentanen Weg derStaatssanierung durch brutales Zusammenstreichen auf Kosten der Unter- und Mittelschicht diskutiert, ist richtig. Aber der Weg wie Griechenland dies gegen den Rest der EU erzwingen wollte kann nicht funktionieren.
    • Bei den wochenlangen Verhandlungen vermittelten auch die beteiligten Politiker in der Öffentlichkeit vermittelten zeigt, dass es zumindest auch um persönliche Befindlichkeite statt um Sachargumente ging.
    • Die EU hat ein Grundproblem, das ich bereits bei den Verträgen von Schengen etc. bemängelt habe: Es ist eine reine Wirtschaftsunion.Es fehlt die politische Union
    • Die EU stellt immer noch die Demokratie auf den Kopf. Eine Demokratie besteht aus Jurisdiktion (Gerichtsbarkeit), Exekutive (Regierung) und Legislative (Parlament). Dabei übt die Legislative die Kontrollfunktion über die Exektuvie aus. Nun macht sich die nationale Exekutvie (Eu-Rat) zu einer europaweiten Legislative die über den nationalen Parlamenten steht. In Deutschland muss zwar inzwischen - durch ein BVG-UIrteil - den Gesetzen/Verträgen/Regelungen des EU-Rates zustimmen. Es gibt aber keinerlei Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Ausarbeitung. In den meisten anderen Ländern gibt es diese Abstimmungen nicht. Auch das EU-Parlament hat weder Mitwirkungs- noch Kontrollmöglichkeit in solchen Verfahren

    Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele denen das Leben ganz leise viel besser gelingt.
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  • Fakt ist aber auch, dass die Gelder zu ca. 90% dazu genutzt wurden, die Schulden Griechenlands zu bezahlen.
    Bei uns.