Timmy Thiele im Interview: "Zusammen sind wir eine absolute Macht!"

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    Timmy Thiele im Interview: "Zusammen sind wir eine absolute Macht!"

    Die Treffpunkt Betze Autoren Alexander und Gerrit trafen FCK-Mittelstürmer Timmy Thiele zum Gespräch auf dem Betzenberg.


    Timmy Thiele spielt erst seit wenigen Wochen im Trikot der Roten Teufel. Im Sommer wechselte er von Carl Zeiss Jena für eine geschätzte Ablösesumme von 400.000 Euro zum FCK. Unter anderem in Berlin, Bremen, Aachen, Dortmund und bei Burton Albion in England hat der 27-Jährige bis jetzt Station gemacht. Wir sprachen mit Timmy Thiele über seinen Wechsel auf den Betze, seinen Eindruck von der Westkurve und was er tut, wenn der Ball mal nicht rollt.



    Treffpunkt Betze: Hallo Timmy, danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Mal Hand aufs Herz: Wie viele aus der Mannschaft haben heute Cornflakes zum DFB geschickt?


    Timmy Thiele: Kann ich jetzt so gar nicht sagen, ich bin gerade erst angekommen, da muss ich nachher mal nachfragen.


    Treffpunkt Betze: Nun bist du seit circa 2 Monaten hier in Lautern, nachdem dein Wechsel lange Zeit fraglich war. Wie froh bist du jetzt hier zu sein und wie ist die Anfangszeit beim FCK verlaufen, bist du gut aufgenommen worden?


    Timmy Thiele: Ersteinmal war es ein riesiges Tauziehen, es ging über mehrere Wochen. Letztlich war ich dann auch super zufrieden, als es endlich geklappt hatte. Ich bin super aufgenommen worden, nicht nur von den Verantwortlichen, sondern vom gesamten Team, die haben es mir wirklich einfach gemacht mich hier zu Recht zu finden und wohlzufühlen. Und auch auf dem Platz wird es jetzt peu à peu immer besser.


    Treffpunkt Betze: Hast du dich in Kaiserslautern schon gut eingelebt, wie gefällt es dir in der Stadt, was machst du so außerhalb des Fußballplatzes?


    Timmy Thiele: Meine Frau und ich sind generell öfter in der Stadt unterwegs, ganz einfach auch wegen unserem Kleinen. Was mir besonders gut hier in der Pfalz gefällt, sind die ganzen Waldgebiete drumherum, dort kann man wunderbar mit dem Hund spazieren gehen. Ansonsten verbringe ich allgemein viel Zeit mit meiner Familie, gerade jetzt wo das Wetter noch so schön ist.




    Treffpunkt Betze: Du hast ja schon bei mehreren Vereinen gespielt, welche Unterschiede im Vergleich zu deinen bisherigen Stationen nimmst du bis jetzt wahr?


    Timmy Thiele: Der markanteste Unterschied ist auf jeden Fall die Erwartungshaltung von "Hot" zu "Schrott". Das geht sehr, sehr schnell hier, meiner Meinung nach manchmal sogar ein bisschen zu schnell. Ansonsten ist es natürlich ein riesiger Traditionsverein, jeder wusste auf was er sich einlässt, als er hier unterschrieben hat. Ich habe das auch ganz bewusst gemacht. Trotzdem denke ich, so wie es auch der Trainer und der gesamte Club sieht, Geduld ist wichtig, wenn wir die haben und weiter fleißige Arbeit abliefern, dann werden wir am Ende denke ich auch die gewünschten Erfolge einbringen.


    Treffpunkt Betze: Du hast auch schon in England gespielt. Wo siehst du die größten Unterschiede und gibt es etwas, das du besonders aus dieser Zeit mitgenommen hast?


    Timmy Thiele: Grundsätzlich muss man zuerst einmal zwischen den Ligen differenzieren. Wenn man zum Beispiel die Premier League sieht, das ist nicht englisch, das ist hoch international. Wenn man sich die unteren Ligen anschaut, wo auch ich gespielt habe, da sind ja die allermeisten Spieler dann auch Engländer. Von daher ist dort dann die Taktik eher im Hintergrund, da geht es um die Physis, das ist der größte Unterschied zwischen der zweiten oder dritten Liga in Deutschland und der zweiten und dritten Liga dort. Die Physis steht völlig im Mittelpunkt, die Geschwindigkeit ist für Offensivspieler essentiell, für Defensivspieler ist es nur die Größe und die Breite, damit man eine gewisse Aggressivität auf den Platz bekommt und möglichst keine Zweikämpfe verliert. Es gibt noch immer viel Kick and Rush muss man dazu sagen.



    Treffpunkt Betze: Du hast bei deinem Wechsel vor allem den Austausch mit dem Trainer, sowie die Ideen für den Neuaufbau betont. Was hat dich dabei besonders überzeugt und letztlich bewogen zum FCK zu wechseln?


    Timmy Thiele: Zum einen auf jeden Fall der Verein, ich find den FCK absolut geil! Ich wollte unbedingt ein Teil davon sein, andernfalls war es für mich innerhalb der 3.Liga gar kein Thema zu wechseln. Als es dann konkreter wurde mit Kaiserslautern und dann auch die Signale von meinem Verein kamen, dass sie mich gar nicht gehen lassen wollen, ob in die 2. oder die 3.Liga, war ich umso glücklicher, als ich doch hier gelandet bin. Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen und den Erläuterungen, was man hier so vorhat, als man mir das Konzept vorgestellt hat, konnte ich mich absolut damit identifizieren und habe mich dann sehr bewusst für den FCK entschieden.


    Treffpunkt Betze: Wir kommen nicht drumherum nocheinmal über das letzte Spiel zu sprechen. Ihr habt ein gutes Spiel gemacht, du hast sogar getroffen, alles schien nach Plan zu laufen und dann bekommt Ihr den Sieg so kurz vor Schluss genommen. Wie war oder ist die Stimmung in der Mannschaft nach diesem Last Minute Nackenschlag in Zwickau?


    Timmy Thiele: Wir hatten jetzt genügend Tage dazwischen um das Ganze zu verarbeiten. Direkt nach dem Spiel war es natürlich brutal niederschmetternd, einfach weil es ein Auf und Ab der Gefühle war. Wir haben endlich wieder getroffen, ich hab mein erstes Tor gemacht, was für mich persönlich natürlich eine gute Sache war. Wir alle hatten vor dem Spiel ein richtig gutes Gefühl, auch im Spiel selbst hatten wir nie das Gefühl, dass wir hier heute nicht gewinnen würden, umso bitterer ist es das Spiel dann so zu verlieren beziehungsweise zwei Punkte liegen zu lassen. Aber insgesamt hat es sich deshalb nach dem Spiel nicht wie ein Unentschieden, sondern wie eine Niederlage angefühlt.


    Treffpunkt Betze: Ein Thema, wir haben es schon kurz angerissen, das nach dem Zwickau Spiel hohe Wellen schlug, war das Interview von Jan Löhmannsröben. Wie ist Eure Beziehung zueinander, ihr habt ja schon in Jena zusammengespielt. War oder ist das Interview Thema in der Mannschaft?



    Timmy Thiele: Erstmal zur Beziehung mit Jan, ich kenne ihn schon über 12 Jahre, wir haben schon in der Jugend bei Hertha zusammengespielt. Danach haben sich unsere Wege so ein bisschen getrennt. Letztes Jahr kam er dann nach Jena und wir haben uns auf Anhieb wieder überragend verstanden. Von daher waren wir überaus glücklich, dass wir jetzt zusammen nach Lautern gekommen sind. Ich glaube das sieht man auch auf und neben dem Platz. Zu seinem Interview: Das war ein typischer Jan, wie er leibt und lebt (lacht). Er ist ein Typ, der sein Herz auf der Zunge trägt, er sagt was er denkt und ich komme mit ihm genau aus diesem Grund so gut aus. Das Interview war wirklich ein klassischer Löh', wir haben darüber natürlich auch geschmunzelt und ihn noch zwei, drei Tage damit ein bisschen aufgezogen.


    Treffpunkt Betze: Du hast in Zwickau dein erstes Tor geschossen. Was war das für ein Moment, wie hast du dich gefühlt und inwieweit trübt das späte 1:1 dieses Gefühl?


    Timmy Thiele: Ich muss dazu sagen, ich hätte es mir natürlich früher gewünscht. Ich bin aber wahnsinnig glücklich gewesen, als es dann endlich soweit war, es ist wirklich wortwörtlich ein Knoten geplatzt. Wenn man den Verein wechselt möchte man natürlich möglichst schnell ein möglichst großer Teil davon sein, der weiterhilft. Natürlich wäre es vom Gefühl her nocheinmal etwas ganz anderes gewesen, hätten wir in Zwickau gewonnen. Dieser Sieg war so zum Greifen nah und wäre so verdient gewesen. Aber das Gefühl direkt nach dem ersten Tor für den FCK hätte es jetzt nicht nocheinmal gesteigert. Wichtig ist, dass wir am Ende die Punkte holen.


    Treffpunkt Betze: Ebenfalls medial heftig kritisiert und diskutiert wurde Euer Trainer Michael Frontzeck und seine Taktik. Berührt Euch das in irgendeiner Form, oder kann man das als Spieler links liegen lassen?


    Timmy Thiele: Klar, wir fokussieren uns zum einen komplett auf das was uns der Trainer sagt, wie er uns vor dem Spiel einstellt und wir wollen natürlich auch jedes Spiel gewinnen. Auf der anderen Seite bekommt man natürlich solche Nebengeräusche mit, aber der Fußball ist nunmal unser Kerngeschäft, solche Dinge muss man einfach ausblenden und letztlich denke ich, haben wir da ein gutes Zeichen gesetzt, wir haben in Zwickau eine sehr gute Leistung gezeigt, in einem Spiel, da konnte jeder sehen, wie gut uns der Trainer einstellt. Wie gesagt, es geht hier relativ schnell von "Hot" zu "Schrott". Deshalb ist es gut, wenn wir da geduldig bleiben und auf die Worte hören, die auch der Vorstand und der Trainer vorgeben.


    Treffpunkt Betze: Du, Spalvis, Biada, Huth. Der Sturm ist hochkarätig besetzt. Wie verstehst du dich mit deinen „Konkurrenten“?


    Timmy Thiele: Grundsätzlich mal finde ich, Konkurrenz belebt das Geschäft. Das ist keine Floskel, das ist für mich Fakt. Ich verstehe mich außerhalb des Platzes mit allen sehr gut, auf dem Platz sind es unterschiedliche Spielertypen, Spalle ist mehr so der klassische Stürmertyp, Biada ist etwas mehr der 10er, der drumherum Spielende. Mit Elias habe ich noch nicht so häufig zusammengespielt, ich würde sagen er ist so ein Mix aus beidem. Menschlich sind das super Leute, ich verstehe mich mit allen sehr gut. Alle haben Qualität und wir werden jeden einzelnen noch brauchen.


    Treffpunkt Betze: Der Umbruch beim FCK war gewaltig, quasi eine komplette Mannschaft wurde ausgetauscht. Jetzt bist du selbst Neuzugang, aber allgemein gefragt: Wie läuft ein solcher Findungs- und Kennenlernprozess ab, gerade wenn sich die Spieler kaum oder gar nicht kennen?


    Timmy Thiele: Also man muss ehrlich sagen, wenn ich jetzt einmal die Punkteausbeute und das ein oder andere Spiel, das von der Leistung nicht so gut war ausblende, dann habe nicht nur ich das so gesehen, dass wir uns relativ schnell gefunden haben, es gibt wenig zu meckern, man versteht sich untereinander sehr sehr gut, man verfolgt wirklich wortwörtlich zusammen das gleiche Ziel, was nicht üblich ist.

    Es gibt eigentlich immer welche, die aus der Reihe tanzen, das ist hier zum Beispiel nicht der Fall.

    Man darf nicht vergessen, es ist nun mal ein riesengroßer Umbruch.

    Klar, man muss immer kämpfen und laufen, aber das macht eben nicht nur ein Elf gegen Elf aus. Da gehört eine taktische Komponente, sprich eine Raumaufteilung dazu, die wir in ein, zwei Spielen nicht gut gemacht haben. Das war jetzt gegen Zwickau wieder besser, dadurch wurde auch das Spiel wieder attraktiver und die Leute zufriedener.

    Das ist aber, wie es auch der Trainer sagt, ein Prozess. Auch die Laufwege müssen sich einspielen.

    Deswegen bleibe ich dabei und gebe auch dem Trainer völlig recht, wenn wir geduldig bleiben, dann wird irgendwann das eine Rad in das andere greifen und dann wird das funktionieren.

    Nehmen wir beispielsweise solche Abstimmungsfehler: Der eine geht kurz, der andere spielt aber lang. So etwas passiert eben, weil man sich noch nicht zu 100 Prozent kennt. Irgendwann spielen wir das blind. Das wird ja schon immer besser, wenn man sich beispielsweise anschaut, der Pass von Zucki auf mich, den spielt er, weil er mittlerweile weiß, wohin ich laufe. Am Anfang der Saison hätten wir den Ball zurückgespielt. Das ergibt sich mit der Zeit und dann sage ich haben wir eine Qualität auf dem Platz, zusammen mit diesem Trainerteam, da ist einiges möglich.


    Treffpunkt Betze: Nach dem Heimspiel gegen Köln geht es für Euch nach Jena. Freust du dich auf das Wiedersehen und wenn ja, auf wen am meisten?


    Timmy Thiele: Ja, auf jeden Fall, ich freue mich wirklich sehr auf das Spiel. Ich habe ja vor kurzem noch mit allen dort zusammengespielt, einer meiner besten Freunde ist auch noch dort, von daher ist Kontakt nach Jena auf jeden Fall noch vorhanden und ich freue mich sehr auf das Spiel. Ich denke die Haltung der Fans in Jena zu meiner Person wird grundsätzlich positiv sein. Vielleicht wird es die ein oder anderen Pfiffe geben, aber die Leute gibt es immer, das ist dann nicht so wichtig.


    Treffpunkt Betze: Letzen Samstag kams auf dem Betze zur „Heimkehr der Helden“, dem Wiedersehen mit den Meistern von 1998. Inwieweit setzt man sich als heutiger FCK Profi mit der Historie des Vereins und ehemaligen Helden auseinander?



    Timmy Thiele: Generell bekommst du das bevor oder sobald du hier unterschreibst sofort mit, auf was für einen Verein du dich eingelassen hast. Der FCK ist ein riesiger Traditionsverein, der eine absolut glorreiche Zeit hinter sich hat und nach dieser auch wieder lechzt. Die Fans sind der absolute Wahnsinn, wenn man das Spiel gegen 1860 sieht, dann die Unterstützung, die wir Auswärts erfahren, sie lechzen förmlich nach Erfolg. Den möchte man ihnen natürlich auch geben, weil sie auch an die alten Zeiten anknüpfen wollen. Bis dahin ist definitiv noch ein sehr sehr sehr weiter Weg (lacht), aber trotzdem darf man träumen, da bin ich der Letzte, der das verbietet. Trotzdem merkt man, dass wir auch alle in dieser Liga mental angekommen sind, der größte Teil des Umfelds ist das auch und dann können und werden wir zusammen Großes erreichen können.


    Treffpunkt Betze: Thomas Riedl, Meister von 98 sagte unlängst: „Die Gelbe Wand kann machen was sie will, sie hat keine Chance. Der Betze ist das geilste.“ Wie siehst du das, wie war das Gefühl als du das erste Mal vor der „Roten Wand“ eingelaufen bist, du hast gegen 1860 ja auch das 1:0 vorbereitet?



    Timmy Thiele: Das bleibt für mich definitiv unvergesslich. Der Trainer hat bei meiner Einwechslung noch zu mir gesagt: „Komm rein, du entscheidest das Spiel jetzt.“ Letztendlich ist es ja ein bisschen dann ja auch so geworden. Die West ist definitiv unbeschreiblich, wenn das Ding voll ist, sie ist unheimlich laut und ich kann nur hoffen und wünsche mir wirklich, dass ich noch viele Tore vor dieser West schießen werde und wir viel zu feiern haben werden. Wir tun gut daran, wenn wir so weiterarbeiten, vor allem wie im letzten Spiel gegen Zwickau. Dann sind wir zusammen auch eine absolute Macht!


    Treffpunkt Betze: Der Fußballsport ist in den letzten Jahren sehr gläsern geworden, alles wird beobachtet. Wie empfindest du das? Musst du dir Privatsphäre erkämpfen, gerade als junger Familienvater?


    Timmy Thiele: Grundlegend ist bis jetzt nichts Negatives vorgefallen, man wird mal angesprochen und erkannt, aber das ist ja nichts Negatives. Über Social Media bekomme ich viel
    positiven Zuspruch, von daher ist daran nichts auszusetzen.





    Treffpunkt Betze: Haben Online-Angebote von Fans bei dir einen Stellenwert, informierst du dich über Meinungen und Planungen von Fans auf Seiten wie Treffpunkt Betze?


    Timmy Thiele: Ich versuche das generell immer auszublenden, denn man muss sagen, solange du nicht den brutalen Erfolg hast, wird es eh immer irgendwo schlecht dargestellt, von daher tust du dir keinen Gefallen damit, das zu lesen. Große Themen bekommt man natürlich mit, gerade über die sozialen Medien, aber dass ich mir jetzt nach dem Spiel etwas durchlese, das ist nicht der Fall.


    Treffpunkt Betze: Zum Schluss Timmy noch eine Frage, an dich als Stürmer: Hast du dir eine gewisse Anzahl an Toren vorgenommen?


    Timmy Thiele: Die Frage bekomme ich öfter gestellt (lacht). Ja, ich setze mir jedes Jahr eine Zahl vor der Saison, dieses Jahr natürlich auch, aber die verrate ich nicht. Das ist ein kleiner Aberglaube von mir, das mache ich vor allem für mich, aber auch um am Ende meiner Mannschaft maximal zu helfen. Nur so viel: In den letzten Jahren habe ich meine Ziele immer erreicht.


    Vielen Dank für Das Gespräch Timmy und viel Erfolg am Montag!