Bindeglied und Schadensregulierer

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    Bindeglied und Schadensregulierer

    PORTRÄT: Rainer Keßler - der neue FCK-Vorstandsvorsitzende – Ehrenmann im Ehrenamt


    Es ist ein Ehrenamt. Und es ist ihm eine Ehre, es zu bekleiden, den 1. FC Kaiserslautern e.V. nach der Ausgliederung der Profiabteilung als Vorstandsvorsitzender zu führen: Rainer Keßler (56), der Sohn des letzten ehrenamtlichen FCK-Präsidenten, Hubert Keßler, ist wohl auch ein Fußball-Romantiker, aber einer, der das Geschäft kennt.


    „Ich bin das Bindeglied zwischen dem Verein und der Kapitalgesellschaft. Und ich werde auch dafür kämpfen, dass wir eine Identität bewahren: Wir sind eins!“


    Auch beruflich ist Rainer Keßler in die Fußstapfen seines 2008 gestorbenen Vaters getreten. In seiner Heimatstadt Pirmasens führt Keßler als Gesellschafter-Geschäftsführer die Hubert Keßler GmbH und die Keßler Industrie Versicherungsmakler GmbH. „Wir sind ein Familienunternehmen“, sagt der Chef stolz im schmucken Domizil in der Buchsweilerstraße 37. Keßler steht nur für ein Ehrenamt zur Verfügung. „So wie das auch schon die Philosophie meines Vaters war. Ich habe auch Lust, ich habe Freude an meinem Beruf, ich bin gerne für meine Kunden da – es geht um Dienstleistung – wie beim FCK. Es sind die gleichen Ansätze: Es geht bei beiden um Schadenregulierung“, sagt der neue Vereinschef vieldeutig. Er beherrscht die pointierte Rede, ist im Verein der Freunde der Nationalmannschaft als Nachfolger des Vaters aktiv, FCK-Ehrenmitglied. Keßler war im FCK-Ehrenrat, ist Vorstandsmitglied der Fritz-Walter-Stiftung und Vorsitzender des Fördervereins der Fritz-Walter-Stiftung.


    „Die Kunden werden immer an erster Stelle stehen“, versichert Keßler. Für das Hobby FCK hat er die Unterstützung seiner Frau, da ist der in zweiter Ehe „glücklich verheiratete“ Unternehmer ganz sicher. Er hat vier Kinder. Drei sind erwachsen (25, 21 und 19 Jahre alt), Lilli ist sechs und mit „Betzi“ im Arm, mit Mama und Papa Stammgast bei den FCK-Spielen auf dem Betze.


    „Patrick Banf war die treibende Kraft“, schildert Keßler, wie es zu seiner Berufung durch den Aufsichtsrat gekommen ist. Die Kandidatur Banfs für den Aufsichtsrat hatte Keßler „als Freund und Mitglied“ unterstützt. „Als er nach seiner Wahl dann auf mich zukam, wäre es mir peinlich gewesen zu sagen, nein, ich kann nicht, ich habe ein Zeitproblem.“ Die Wertschätzung für Banf, seinen Sachverstand im Fußballgeschäft durch die Vermarktung, ist groß. „Er ist jemand, der immer ruhig bleibt. Das ist etwas, was uns im Moment auszeichnet: Ruhe und Geschlossenheit.“


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    Rainer Keßler liebt den Fußball, der FCK ist für ihn mehr als ein Verein. Der FCK ist für ihn Herzenssache. Seit 55 Jahren ist er Mitglied: „Das Schicksal des Vereins ist mir nicht egal. Es lohnt sich, sich für den FCK zu engagieren – ob seiner Historie, in der Gegenwart und in der Zukunft.“


    „Es geht auch darum, jemand in eine verantwortliche Position zu bringen, der die Verbindung zur Vergangenheit herstellt“, beschreibt er seine Rolle. Ihm ist wichtig, dass der FCK am Mittwoch (11 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion eine Trauerfeier für die Box-Ikone Karl Mildenberger ausrichtet. „Karl Mildenberger war ein Markenbotschafter des FCK“, sagt Keßler. Er trauert. Und er sagt Dank. Die Trauerrede hält Udo Sopp, der einstige Präsident und Kirchenrat im Ruhestand.


    Am Montag wird es ein Treffen mit Michael Klatt und Martin Bader, den Geschäftsführern der GmbH & Co KGaA, auf der einen, und Keßler und Michael Littig, den Köpfen des E.V., auf der anderen Seite geben. „Wir müssen die Entflechtung in Angriff nehmen. Wir müsse die Geschäftsprozesse auseinander dividieren. Das muss nachvollziehbar sein und transparent – auch für das Finanzamt. Es muss ein Konsens in den zwei Teams vorhanden sein.“


    Zur GmbH gehören die Profis, U21, U19 und U17, zum E.V. alle Jugendmannschaften ab U16, Museum und die elf Abteilungen, die alle ihr eigenes Budget haben. Keßler mahnt: „Wir dürfen nie die Identität als Fußballverein verlieren.“


    Den Verein sieht Rainer Keßler in schwerer Zeit gerüstet. „Ich glaube, wir sind beim FCK grundsätzlich gut aufgestellt. Michael Klatt versteht die Zahlen. Wir haben selten einen so eloquenten, überzeugenden Sportvorstand wie Martin Bader gehabt. Da beneiden uns auch höherklassige Vereine drum“, weiß der Vorstandsvorsitzende. Dem Trainer attestiert er gute Arbeit. Dem Chef imponiert, mit welcher Ruhe und mit wie viel Akribie Frontzeck seine Aufgabe angeht. Keßler gesteht aber auch offen und ehrlich: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Mit der Ausgliederung haben wir eine Option geschaffen.“ Auch er bemüht sich, Investoren, stille Teilhaber zu finden. „Es wird ganz, ganz schwer. Es lohnt sich aber für die Sache des FCK zu kämpfen.“ Das tut er! „Wir haben eine Perspektive, wenn wir einen Investor finden. Wir haben die Reputation, hier ist ein Stadion, wir haben einen Namen – und wir haben die Fans.“


    Er hat viel Zuspruch erfahren, seit seiner Berufung am 27. September. Sportminister Roger Lewentz hat sich gemeldet, Hans-Peter Briegel hat Unterstützung angeboten, Martin Wagner desgleichen. „Das tut gut“, sagt Keßler.


    Am 24. Oktober hat er Heimspiel. Er geht von seinem Haus am Sommerwald zu Fuß ins Stadion: Der FCK gastiert zum Verbandspokalspiel beim FK Pirmasens.


    Quelle: Die Rheinpfalz

    „Es ist noch keiner vom Ball erschossen worden!"

    - Gerry Ehrmann -