"Es ist für uns selbstverständlich, sich sozial zu engagieren"

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    "Es ist für uns selbstverständlich, sich sozial zu engagieren"

    Im Interview mit Frieder und Andy vom Fanclub "Wir sind Betze" sprechen wir über die Bedeutung und Notwendigkeit von sozialen Aktionen, sowohl für den FCK als auch für Menschen mit Unterstützungsbedarf.


    Die Unterstützung durch Fanclubs hat beim FCK eine lange Tradition. Fanclubs sind mit ihrem sozialen Engagement, ihrem Einsatz zur Fankultur, ihrer Präsenz bei Heim- und Auswärtsspielen sowie mit ihren vielen kreativen Aktionen eine nicht wegzudenkende Stütze des 1. FC Kaiserslautern.


    Inzwischen zählt der FCK über 400 Fanclubs im gesamten Bundesgebiet. Da kommen also jede Menge Anhänger zusammen, die dem FCK die Treue halten und ihn in vielen Städten und Gemeinden repräsentieren und dadurch zu wichtigen Botschaftern des Vereins werden. Im besonderen Maße drücken Fans und Anhänger durch die Gründung eines Fanclubs also ihre Verbundenheit zu einem der traditionsreichsten Vereine Deutschlands aus.


    Einen dieser Fanclubs möchten wir euch heute vorstellen und vor allem auf die zahlreichen sozialen Aktionen aber auch Beteiligungsmöglichkeiten hinweisen. Treffpunkt Betze sprach mit Andy und Frieder, den beiden Vorsitzenden des Fanclubs „Wir sind Betze“.


    Vor über einer Woche hat der FCK Cheftrainer Michael Frontzeck beurlaubt. Sascha Hildmann wurde als neuer Trainer präsentiert. Wie habt ihr die letzten Wochen beim FCK wahrgenommen?


    Frieder: Die Trennung von Michael Frontzeck war aus meiner Sicht notwendig und auch längst hinfällig. Ich hätte sie mir schon früher gewünscht. Leider haben unsere Verantwortlichen zu lange gewartet. Jetzt gilt es nach vorne zu sehen und Sascha Hildmann, mit dem ich nicht gerechnet habe, den Rücken zu stärken.


    Glaubst du, dass der Verein mit einem neuen Trainer noch eine Chance hat, wenn es um den Wiederaufstieg in Liga 2 geht?


    Frieder: Ich bin zwar immer optimistisch, aber das noch zu packen geht nur mit einer Leistungsexplosion. Beim Unentschieden gegen Würzburg haben die Jungs ja gezeigt, dass sie es können. Am Ende fehlte nur das nötige Quäntchen Glück. Schade, dass es nicht zu einem dreckigen 1:0 Sieg reichte, doch zumindest stimmte der Kampfgeist wieder. Ich hoffe natürlich, dass wir vorne wieder ran kommen und solange die Chance besteht, müssen wir es versuchen!

    "Distanz zwischen FCK-Führung und Fans ist größer geworden"


    Neben den sportlichen Herausforderungen steht am kommenden Wochenende auch die Jahreshauptversammlung an. Wahlen gibt es in diesem Jahr keine, und dennoch steht vor allem die finanzielle Situation des Vereins im Vordergrund. Mit welcher Befindlichkeit blickst du auf die bevorstehende Jahreshauptversammlung?


    Frieder: Sicherlich stehen die Finanzen im Vordergrund, und da mache ich mir im Moment tatsächlich große Sorgen. Wir haben erstens noch keinen Ankerinvestor finden können, aber auch bei den Säulen zwei und drei (Anm. d R.: Stufe zwei: Investoren und Sponsoren aus der Region; Stufe drei: stille Gesellschafter) im 4-stufigen Lautrer Modell scheint die Suche nach Unterstützerinnen und Unterstützern noch nicht geglückt zu sein. Im kommenden März 2019 muss die Lizenz beantragt werden, darüber hinaus muss der Verein die Rückzahlung der Betze-Anleihe stemmen. Das alles wird eine Herkulesaufgabe. Leider haben auch wir Fans noch nicht die Möglichkeit in die ersten Säule einzuzahlen. Das hätte alles schon fertig sein müssen, denn zu Saisonbeginn war die Euphorie im Umfeld sehr groß. Ich bin mir sicher, da hätten viele Fans gerne in den Verein investiert. Nach dem Verlauf der letzten Wochen bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.


    Ich sehe auf der Jahreshauptversammlung aber noch ein weiteres Thema, welches wirklich wichtig ist. Herr Banf hat mit seiner Reaktion auf Harry Layenbergers Einladung (Anm. d. R.: Harry Layenberger hatte vor dem Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden Fans dazu aufgerufen, in der Layenberger Loge gemeinsam zu kritischen Themen rund um den FCK zu debattieren, angesprochen hat er dabei vorrangig die enttäuschten Fans und „Nörgler“) in die Layenberger Loge gezeigt, dass er mit Fans nicht wirklich viel anfangen kann. Auch Martin Bader tut sich da sehr schwer. Die Distanz zwischen der FCK-Führung und unseren Fans wurde in letzter Zeit eher größer anstatt wie nach der letzten Jahreshauptversammlung erhofft, kleiner. Das muss sich unbedingt wieder ändern!


    Blicken wir auf euren Fanclub „Wir sind Betze“. Was war der Ursprung des Fanclubs? Wie ist die Idee entstanden? Und wann ist der Fanclub letztlich auch gegründet worden?


    Frieder: Die Gründung geht zurück auf die Verzichts- und Entwertungsaktion der Betze-Anleihe. Wir haben Fans und Unterzeichner der Anleihe dazu aufgerufen, auf ihre Rückzahlung zu verzichten, um den Verein finanziell zu entlasten. Den Aufruf haben wir im Januar 2017 gestartet, daraus entstand dann auch unsere Facebook-Gruppe „Wir sind Betze – FCK ein Leben lang“. Beim FCK Stadionfest im Sommer 2017 haben wir die gesammelten Entwertungen an den FCK übergeben, dabei kamen über 10.000 Euro zusammen. In der Facebook-Gruppe waren zu diesem Zeitpunkt bereits über 3.500 Nutzerinnen und Nutzer aktiv. Die Aktivität war so groß, dass wir an der Stelle einfach weiter gemacht haben. Schließlich folgte dann auch die Idee einer Fanclub-Gründung. Nach dem Spiel gegen Erzgebirge Aue entstand mit ungefähr 15 Mitgliedern unser Fanclub „Wir sind Betze“.


    Wie ist der Fanclub strukturiert?


    Andy: Unser Vorstand besteht aus fünf Personen. Frieder ist als zweiter Vorsitzender aktiv, Peter ist unser Schriftführer, Martin unser Kassenwart, Mandy agiert als Beisitzerin und ich bin als erster Vorsitzender aktiv. Wir haben eine tolle, respektvolle und sich unterstützende Zusammenarbeit unter uns Vorständen. Das ist bei all unseren vielen Aktivitäten auch wichtig. Mindestens genauso wichtig ist es aber, dass viele Fanclub-Mitglieder aktiv mithelfen, ob beim Sommerfest, ob bei unserem Stand am Stadionfest oder unserer Weihnachtfeier. Die Planung all dieser Aktivitäten ist mit viel Arbeit verbunden und wir können uns auf unsere engagierten Mitglieder stets verlassen. Wir sind zu einer großen Fanclub-Familie zusammengewachsen. Und heute zählen wir über 250 Fanclub-Mitglieder.


    Neben dem Fanclub gibt es auch die bereits angesprochene Facebook-Gruppe. Mit über 11.000 Mitgliedern zählt sie zu den stärksten Gruppen innerhalb der sozialen Netzwerke. Wie unterscheiden sich die Aktivitäten in der Gruppe von denen des Fanclubs?


    Frieder: Unsere Facebook-Gruppe dient in erster Linie als Kommunikations- und Austauschplattform für alle FCK-Fans. Wir wollen dort Fans einerseits zusammenbringen, andererseits die Plattform gemeinsam nutzen, um den FCK unterstützen. Wir moderieren diese Gruppe derzeit zu viert. Das sind Charlotte, Heinz, Andy und ich, und wir alle sind gleichzeitig auch Fanclub-Mitglieder.


    Wir unterstützen den Verein, in dem wir beispielsweise verschiedene Merchandising Artikel, dazu zählen T-Shirts, Tassen oder auch Schals, produzieren lassen und im offiziellen Online-Shop des FCK verkaufen. Die Erlöse fließen dann direkt an den Verein. Designt werden diese Artikel von unserem Designer Faber Knauber, und da entstehen wirklich auch sehr kreative Werke. Aktuell sind unsere Dubbegläser auf den Markt gekommen. Diese gibt es allerdings nur bei „pfaelzisch.com“ zu kaufen. Diese Aktion haben wir gezielt unterstützt, damit eine Lizenzpartnerschaft mit dem FCK zustande kommt.

    22.000 Euro in nur anderthalb Jahren


    Apropos Partnerschaft. Ein besonderer Schwerpunkt von „Wir sind Betze“ sind eure Spenden- und Sozialaktionen. Was genau verbirgt sich hinter der Basispartnerschaft und dem so genannten Club 500?


    Frieder: Hinter der Basispartnerschaft verbirgt sich ein konkretes Unterstützungsmodell der Zukunftsinitiative FCK. Als Basispartner unterstützt man den Verein mit einer Jahressumme in Höhe von 1.900 Euro, zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Gelder fließen in die Entwicklung des Lautrer Nachwuchsleistungszentrum, also in Zukunft des Vereins. Unsere Facebook-Gruppe ist jetzt schon zum zweiten Mal Basispartner. Den Betrag sammeln wir jeweils im Frühjahr ein und schließen dann die Basispartnerschaft über die Zukunftsinitiative ab. Auf diese Weise unterstützen wir den Verein auch finanziell.


    Der Club500 hingegen ist eine Gruppe von Fans, die bereit sind, mindestens 500 Euro je Person für das Nachwuchsleistungszentrum zu spenden. Auch das ist in Kooperation mit der Zukunftsinitiative FCK entstanden. Den Aufruf dazu kommunizieren wir ebenfalls innerhalb der Facebook-Gruppe.


    Wenn wir alle unsere Spendenaktionen zusammenrechnen, inklusive der Entwertungsaktion, dann haben wir in den vergangenen anderthalb Jahren über 22.000 Euro aus der Gruppe heraus an das Nachwuchsleistungszentrum gespendet.


    Warum ist die Förderung des Nachwuchsleistungszentrum aus eurer Sicht so wichtig?


    Frieder: Das Nachwuchsleistungszentrum ist nun mal die Zukunft unseres Vereins. Dort müssen sich unsere jungen Talente entwickeln können, um später in der Profimannschaft integriert zu werden. Leider müssen wir als „armer“ Verein mit unseren geringen finanziellen Möglichkeiten aber auch Talente, wenn sie sich positiv entwickeln, verkaufen. Aber das Geld braucht der Verein.


    Sind für euch die positiven Auswirkungen der Spenden für das Nachwuchsleistungszentrum erkennbar? Wisst ihr, wofür die Gelder investiert werden?


    Frieder: Der FCK informiert uns darüber, an welchen Stellen die Spenden investiert werden. Die 10.000 Euro aus der Entwertungsaktion sind in den Bau eines Umkleidecontainers geflossen. Weitere Spenden wurden dann ebenfalls anteilig in andere Neubauten auf dem Gelände investiert.

    "Überwältigt vom Spendenvolumen"


    Neben den Spendenaktionen führt ihr auch soziale Aktionen durch. Was genau tut ihr? Welche Zielgruppe sprecht ihr an? Und welchem besonderen Zweck dienen diese Aktionen?


    Andy: Neben der finanziellen Unterstützung für den Verein sehen wir es als selbstverständlich an uns sozial zu engagieren. Daher haben wir eine Aktion ins Leben gerufen, die wir „Fans für Fans“ nennen. Aus der Basispartnerschaft heraus verfügen wir über zwei Sitzplatz-Dauerkarten. Die Aktion ermöglicht beispielsweise einem FCK-Fan, der es sich im Normalfall nicht leisten kann, den Besuch eines Heimspiels inklusive einer Begleitperson. Zu den beiden Eintrittskarten kommt auch noch eine Betze-Card mit Guthaben für Essen und Trinken hinzu. Dazu kommt, dass sich weitere Fans eigeninitiativ beteiligen und dadurch sind wir in der Lage, regelmäßig weitere Eintrittskarten an FCK-Fans zu verschenken.


    Zusätzlich begleiten oder unterstützen wir jedes Jahr eine größere Weihnachtsaktion mit dem Ziel, bedürftige Menschen zu unterstützen. Im letzten Jahr ging es um die Unterstützung von geflüchteten Menschen, in diesem Jahr haben wir den Helferkreis Kalkofen bei einer Weihnachtsspendenaktion unterstützt. Wir haben mit zwei weiteren Fanclubs dazu aufgerufen, Sportkleidung, warme Unterwäsche, Decken und Spielzeug zu spenden. Am vergangenen Wochenende wurden die Spenden an den Helferkreis übergeben. Diese Aktion war ein voller Erfolg und hat gezeigt, was wir gemeinsam mit anderen Fans erreichen können. Die Verantwortlichen vom Helferkreis haben sich wahnsinnig gefreut und waren überwältigt vom Spendenvolumen. Wir werden sicherlich auch im nächsten Jahr eine Aktion in dieser Form machen.


    Gibt es rund um eure Fanclub-Aktivitäten prominente Mitstreiter oder Unterstützer? Wer ist das und wie sieht die Unterstützung aus?


    Andy: Konkrete Namen möchten wir an dieser Stelle nicht nennen. Zu unseren Mitstreitern im Fanclub gehören allerdings einige Unternehmer, die auch FCK-Partner sind, dazu ein Aufsichtsratsmitglied und natürlich die viele tollen FCK-Fans. Eine enge Zusammenarbeit haben wir mit der Zukunftsinitiative FCK, zu der auch Paul Wüst, Gero Scira und Zoltan Toth gehören.


    Wir stecken derzeit mitten in der Vorweihnachtszeit. Eine Zeit, in der sich verschiedene Menschen sozialen Aktionen zuwenden, sich entweder ehrenamtlich engagieren oder Geld spenden. Wie genau können FCK-Fans eure sozialen Aktionen aktiv oder finanziell unterstützen?


    Frieder: Grundsätzlich können sich alle interessierten Personen auf unserer Fanclub-Homepage informieren und uns darüber auch kontaktieren. Unser Fanclub trifft sich zudem vor jedem Heimspiel vor dem Stadion. Dort können Fans, die sich gerne engagieren oder spenden wollen, natürlich auf uns zukommen und uns ansprechen. Unsere gesammelten Geldspenden fließen wie bereits beschrieben entweder in die Unterstützung des NLZ oder in die Unterstützung bedürftiger Menschen.


    Der Fanclub umfasst inzwischen über 250 Mitglieder und zählt damit auch zu den größten FCK-Fanclubs. Wie geht die Reise für euch weiter? Welche Ziele und Pläne habt ihr euch für das kommende Jahr gesetzt?


    Andy: Für uns ist die Größe letztlich gar nicht so wichtig. Ausschlaggebend ist, dass der Fanclub lebt und aktiv ist. Um möglichst allen Fans die Mitgliedschaft zu ermöglichen, halten wir den Jahresbeitrag bewusst niedrig. Wir werden im nächsten Jahr wieder am Fußballturnier des Fanbeirats teilnehmen, wir wollen eine gemeinsame Saisonabschlussfahrt zum letzten Auswärtsspiel nach Würzburg machen und sicherlich auch ein Sommerfest feiern. Beim nächstjährigen Stadionfest haben wir uns wieder vorgenommen, den Verein finanziell zu unterstützen. Beim diesjährigen Stadionfest kamen nebenbei wieder einmal 3.500 Euro zusammen, die wir für die Teufelsbande gesammelt haben. Doch jetzt steht erst einmal unsere Weihnachtsfeier an, damit möchten wir dieses Jahr abschließen. Im Frühjahr stehen dann unsere Fanclub-Wahlen vor der Tür.


    Frieder und Andy. Wir danken euch für das Gespräch und wünschen euch viel Erfolg und gutes Gelingen für all die vielen und wichtigen Aktionen, die ihr plant und umsetzt.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • Toller Beitrag

    "Die Menschen wissen im Moment nicht wohin mit ihrer Liebe. Sie möchten dafür wenigstens ab und zu ein Fußballküsschen bekommen. Dafür werden sie den Klub weiterhin unterstützen müssen, auch in holprigen Zeiten" !! (Marcel Reif, kicker, 10.10.16)