Kommentar: Ohne Stürmer keine Derbyparty

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    Kommentar: Ohne Stürmer keine Derbyparty

    Der FCK im März 2020: Torflaute, Standardschwäche und noch immer kein Sieg. Das Ergebnis: Abstiegskampf statt Aufstiegsrennen. Ein Kommentar.


    Selten habe ich dermaßen entspannt ein Derby verfolgt. Das 1:1 im Südwestderby war vieles, aber bestimmt kein nervenaufreibendes Spiel. Das lag in erster Linie am FCK - meist sogar im positiven Sinne. Zwar hatten die Mannheimer mehr Spielanteile, allerdings resultierten daraus gut 80 Minuten lang keinerlei nennenswerte Torchancen. Mit enormem läuferischem Aufwand und fast ohne Fouls setzten die Pfälzer ihre ballführenden Gegenspieler immer wieder unter Druck, sodass diese kaum einmal bis zum Lauterer Sechzehner durchdringen konnten. Die Männer in Rot hatten die besseren Torchancen und die eigene Defensive voll im Griff. Ausgerechnet nach dem Rückstand kamen die Kurpfälzer dann plötzlich doch noch zu guten Torgelegenheiten. Und der FCK wäre nicht der FCK, wenn er sich nicht noch kurz vor Spielende den Ausgleich gefangen und sich damit um den verdienten Lohn gebracht hätte. Mannheims Marco Schuster stand bei einer Ecke zehn Meter vor dem Tor völlig frei und konnte somit ungehindert vollstrecken. Wie so oft in der Rückrunde hätten die Lauterer das Spiel gewinnen müssen, wenn sie ihr Chancenplus nur in Tore umgewandelt hätten. Aber wer genau hätte diese erzielen sollen?

    Spielentscheidende Szenen: Nur mit Beteiligung von Florian Pick

    In jedem Spiel holt der FCK durchschnittlich fünf bis zehn Eckbälle heraus, aber mal ehrlich: Gibt es irgendeinen FCK-Fan, der bei einer Ecke oder einem Freistoß für die Roten Teufel noch wirklich damit rechnet, dass gleich ein Tor fällt? Wenn sich ein Spieler wie Florian Pick, Dominik Schad oder Philipp Hercher über außen durchsetzt und den Ball mustergültig von der Grundlinie Richtung Elfmeterpunkt zurücklegt: Wer erwartet allen Ernstes, dass dort - also genau da, wo normalerweise ein Stürmer einschussbereit stehen muss - überhaupt ein Lauterer zu finden ist? Wer bremst auf dem Weg zum Bierstand noch ab, wenn eine hohe Flanke in den gegnerischen Strafraum fliegt, um die Torchance nicht zu verpassen? In der Regel entsteht dadurch noch nicht einmal eine Torchance. Die Offensive des FCK kann man mit genau zwei Worten treffend beschreiben: „Florian Pick“. Ohne den Wittlicher Außenstürmer, dessen Formkurve aktuell glücklicherweise wieder nach oben zeigt, fallen einfach keine Tore und werden kaum Torchancen herausgespielt. Es stehen derzeit einfach keine torgefährlichen Stürmer auf dem Platz.


    Im 4-4-2-System hatte der FCK Ende letzten Jahres seine erfolgreiche Serie mit 16 Punkten aus 6 Spielen. Seitdem das Team im neuen Jahr zumeist im 4-3-3 aufläuft, konnten die Roten Teufel keinen einzigen Sieg einfahren. Nur besteht hier keinerlei Kausalzusammenhang. Denn in beiden Systemen kontrolliert der FCK in der Regel das Spiel, lässt hinten wenig zu und erspielt sich genügend Torchancen. Der einzige Unterschied: In der Hinrundenserie ging der FCK stets in Führung und konnte dann aus einer kompakten Abwehr heraus sein schnelles Umschaltspiel umsetzen. An jeder entscheidenden Spielsituation - sei es ein Tor, eine Vorarbeit oder zumindest der vorletzte Pass - war Florian Pick beteiligt. Anschließend konnten Thiele und Kühlwetter ihre Qualitäten „auf der Langstrecke“ auspielen, was aber leider nur bei Kontern funktioniert. Seitdem Pick seiner Form aus dem Vorjahr hinterherläuft, treffen die Lauterer das Tor kaum noch. In sechs Ligaspielen erzielten die Lautrer magere drei Treffer.

    Thiele & Kühlwetter: Es reicht, wenn einer spielt

    Während sich Florian Pick im Derby als Aktivposten präsentierte, boten Christian Kühlwetter und Timmy Thiele das Bild, welches sie - abgesehen von der 5-Sieges-Serie - bereits über die ganze Saison verteilt zeigen: Sie waren gegen Mannheim komplett ungefährlich. Beide hatten genau eine Torgelegenheit, jeweils ein recht kläglicher Kopfball. Sie sind weder gekonnte Strafraumstürmer noch geübte Dribbler, und beide haben ohne den nötigen Platz so gut wie keine Durchschlagskraft. Hinzu kommen Kühlwetters technische Probleme bei der Ballannahme und im Passspiel, was ihn für Kombinationsspiel auf engem Raum nahezu unbrauchbar macht. Auch wenn die Suche nach dem „alleinigen Schuldigen“ eine grundlegende Eigenschaft des geneigten Lautern-Fans ist, liegt es mir fern, Kühlwetter und Thiele als Sündenböcke für die Lauterer Torungefährlichkeit darzustellen. Sie sollten nur nicht beide gleichzeitig spielen. Sie sind sich in ihren Fähigkeiten, vor allem aber auch in ihren Unzulänglichkeiten, einfach zu ähnlich.


    Als klassischer FCK-Fan setzt man seine größten Hoffnungen ohnehin traditionell in die Personen, die bislang einfach noch keine Gelegenheit zum Scheitern hatten. Insofern ruhen nun all meine Erwartungen (bis auf weiteres) in Andri Runar Bjarnason. Der Isländer kam an diesem Wochenende zumindest einmal für rund eine Stunde bei der 1:3 Niederlage der Amateure gegen Schott Mainz zum Einsatz. Gut, Lukas Röser wäre auch noch da. Um ihn angemessen bewerten zu können, hätte mir in seinen bisherigen 17 (Kurz-) Auftritten in Liga und DFB-Pokal irgendetwas an seiner Spielweise auffallen müssen. Dies war leider nicht der Fall.


    Wenn also schon kein klassischer Stürmer zur Verfügung steht, könnte man es wenigstens auf die spielerische Art versuchen: Mit Manfred Starke, Hikmet Cifci oder Simon Skarlatidis stehen Trainer Schommers gleich mehrere Spieler zur Verfügung, die mit dem Ball am Fuß deutlich stärker agieren. Gegen tiefstehende Gegner, also fast jeden Gast auf dem Betzenberg, wären sie eine wesentlich bessere Alternative.

    Mal ganz was Neues: Abstiegskampf!

    Wer hätte kurz vor Jahresende noch gedacht, dass der FCK auch in dieser Saison wieder in Abstiegsgefahr geraten könnte? Durch den Sieg von Viktoria Köln am Sonntag ist die Abstiegszone nun nur noch zwei Punkte entfernt. Und am Samstag gastiert der SV Meppen auf dem Betzenberg. Die Emsländer sind mit zehn Punkten aus den letzten vier Partien die Mannschaft der Stunde und durch den Heimsieg gegen Tabellenführer Duisburg gar auf Tabellenplatz vier vorgerückt. Nicht zuletzt die Spiele gegen Mannheim und Ingolstadt haben gezeigt, dass der FCK gegen Aufstiegsaspiranten nicht nur mithalten konnte, sondern auch das bessere Team war. Es muss halt „lediglich“ jemand die Tore erzielen. Dank ansteigender Formkurve von Florian Pick sollte es am Samstag endlich soweit sein. Mein Tipp: Der FCK schlägt den SV Meppen mit 2:1, Torschützen: Florian Pick und Timmy Thiele.

    Ein Wort zur „Lex Hopp“

    An diesem Wochenende wurden mehrere Spiele der ersten und zweiten Liga unterbrochen, da DFL und DFB neuerdings jegliche Beleidigungen gegen SAP-Gründer Dietmar Hopp auf diese Weise sanktionieren. Das „Hurensohn“ Spruchband der Mannheimer Fans gegen Gerry Ehrmann blieb folglich genauso ungeahndet wie die rassistischen Beleidigungen gegen Herthas Jordan Torunarigha im Pokalspiel Schalke-Hertha vor einem Monat.


    Quelle: Treffpunkt Betze

  • Kisber Was Starke angeht haben Kollege Michael und ich auch schon kontrovers diskutiert:-)


    Ich fand Starke am Anfang richtig gut: Er hat Verantwortung übernommen, Bälle gefordert, war immer anspielbar und hat die Offensive wirklich bereichert.

    Durch die fehlende Sommerpause (wg. Afrika-Cup mit Namibia) hat er allerdings körperlich von Spiel zu Spiel immer mehr abgebaut mit dem Tiefpunkt beim Auswärtsspiel in Duisburg. Anschließend war er erstmal draußen.


    Für den Rest der Saison und die neue Spielzeit habe ich durchaus hohe Erwartungen an ihn. Wir werden sehen.