FCK: Neuer Aufsichtsrat und ein Darlehen für den e.V.

  • Diskussionsthema zum Artikel: „Wir müssen uns weniger mit uns selbst beschäftigen“


    „Wir müssen uns weniger mit uns selbst beschäftigen“

    Aufsichtsratswahl: Johannes B. Remy stellt sich nach 2017 zum zweiten Mal zur Wahl. Er ist mit vielen internen Themen vertraut und weiß um die gegenwärtigen Herausforderungen.


    Es sind nur noch wenige Tage bis zur Jahreshauptversammlung und der damit verbundenen Neuwahl des 5-köpfigen Aufsichtsrates. Wir haben in diesem Zusammenhang alle Kandidaten kontaktiert und um ein kurzes Gespräch gebeten. Nach der Vorstellung von Bernhard Koblischeck, Fritz Fuchs und Carsten Krick geht es heute weiter mit Johannes B. Remy. Der im Sauerland lebende Immobilienunternehmer setzt sich mit den Vorgängen beim 1. FC Kaiserslautern seit vielen Jahren intensiv auseinander. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze spricht der 50-jährige über das Konzept einer Präsidialsatzung und die Öffnung der Fan-Säule.

    "Abspaltung hinterlässt harte Bruchstellen"

    Treffpunkt Betze: Was sollten die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über Sie wissen? Welche Kompetenzen bringen Sie ein, die den FCK in seiner gegenwärtigen Situation wirksam unterstützen?


    Johannes B. Remy: Ich habe mal, in einem Anfall von Übermut behauptet, dass der FCK die „einzig konstante Liebe meines Lebens“ sei. Das fand meine Frau aber nicht so gut. Da ich Ihre Frage deshalb nicht mehr so griffig beantworten darf, habe ich eine eigene Website für diese Wahl angelegt, die jeder unter www.fck-zukunft.de besuchen kann. Da gibt es alle Hintergründe zu mir. Der wichtigste Punkt für die Mitglieder ist wohl, dass ich mit praktisch allen Themen, die der FCK derzeit intern - und teilweise unter hohem Zeitdruck lösen muss, so gut vertraut bin, dass ich die Lücke die Christian Bettinger hinterlassen hat, ohne große Anlaufzeit füllen kann.


    Treffpunkt Betze: Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Aktiengesellschaft ist zwar schuldenfrei, der e.V. jedoch mit mehreren Millionen Euro verschuldet. Welche Weichen gilt es aus Ihrer Sicht in den kommenden 12 bis 24 Monaten unbedingt zu stellen? Welche strukturellen Herausforderungen gehen damit einher? Und welche Ideen und Lösungen werden Sie diesbezüglich einbringen?


    Johannes B. Remy: Sie haben gut und richtig erkannt, dass die KGaA nach dem Insolvenzverfahren entschuldet ist, der Verein aber tief in den roten Zahlen steckt. Der Knackpunkt sind die Fälligkeiten. Wenn ich Rainer Keßler in der „Rheinpfalz“ richtig verstanden habe, sind da teilweise siebenstellige Beträge sehr kurzfristig zu erbringen. Die kann der Verein aus eigenen Mitteln nicht leisten, zumal aus der Aufteilung in Verein und Kapitalgesellschaft, zusätzliche Verpflichtungen für den e.V. entstanden sind. Eine potentielle Lösung für den ersten Schritt steht wohl, wird aber möglicherweise einen hohen Preis haben.


    Wir hatten anfangs das Problem, dass die Kapitalgesellschaft in jeder Weise vom Verein abhängig war. Wir müssen jetzt die Waage so austarieren, dass es nicht umgekehrt kommt. Ich vertrete die Auffassung, dass ein starker Verein auch zu einem stärkeren FCK insgesamt führt. Dafür muss aber zunächst der Verein selbst reformiert werden, und da gehört im Kern die Umstellung auf eine Präsidialsatzung dazu, denn der FCK ist ja aktuell zweimal vorhanden. Einmal als Verein. Und einmal als Kapitalgesellschaft. Und so eine Abspaltung hinterlässt harte Bruchstellen. Um es sinnbildlich auszudrücken, müssen wir, um wieder eine schlagkräftige Einheit zu werden, ein neues, ein gemeinsames Gebäude mit zwei unterschiedlichen Eingängen konstruieren, einen für die Investoren über die wir uns ja freuen und einen für die FCK Familie. Der Verein bleibt aber immer die Basis von allem.


    Und wenn wir schon auf der Kapitalseite sind, dann gehört da unbedingt auch auch die Öffnung der Fan-Säule dazu, also die Möglichkeit für Fans und Mitglieder, selbst Anteile an der Kapitalgesellschaft zu erwerben. Das schafft Vertrauen und echte Transparenz, wirkt als zusätzliche Klammer zwischen e.V. und Kapitalgesellschaft und kann am Ende vielleicht auch dabei helfen, die schwierige finanzielle Lage des Vereins zu lösen.

    "Nicht nur eine ethische Diskussion"

    Treffpunkt Betze: Nach der Anstellung von Marco Antwerpen als neuem Cheftrainer ist eine öffentliche Debatte entfacht worden, inwieweit der Aufsichtsrat Einfluss auf das operative Geschäft nehmen darf. Welches Selbstverständnis liegt dem Aufsichtsrat zugrunde? Und welche Position vertreten Sie dabei?


    Johannes B. Remy: Das wird jetzt ein wenig technisch, aber Sie haben ja gefragt. Zunächst einmal müssen wir zwischen Aufsichtsrat im e.V. und dem Beirat in der GmbH differenzieren. Da gibt es deutliche Unterschiede. So ist die Trennung vom operativen Geschäft für einen Aufsichtsrat per Gesetz definiert (siehe §111 AktG). Der Vorgang nach dem Sie fragen, ist auf Seiten der Kapitalgesellschaft angesiedelt und damit eine Frage des Beirates der GmbH. Hier sind die Regeln in §12 des Gesellschaftervertrages festgelegt und zwar weniger strikt, da der Beirat „beratend“ tätig sein darf. Man kann sicherlich die Auffassung vertreten, der Beirat habe hier seine Kompetenzen klar überschritten. Andererseits kann man genauso argumentieren, dass der Arbeitsvertrag von Herrn Antwerpen letztlich vom Geschäftsführer unterschrieben wurde und damit jedes mögliche Versäumnis, am Ende zumindest formal wieder geheilt worden ist. Diese Debatte führt uns in meinen Augen aber nicht weiter.


    Viel interessanter ist die Frage, wie die vermeintliche Notlage, trotz der Überwachung und Beratung der Gesellschaft durch den Beirat, überhaupt entstehen konnte - und wer dafür verantwortlich ist. Wusste der Beirat denn nicht, dass der Vertrag von Boris Notzon im Sommer ausläuft oder hat er nur keinen frühzeitigen Handlungsbedarf gesehen? Ich denke, hier sollte sich jeder selbst ein Bild machen.


    Solche Dinge sind natürlich auf den ersten Blick langweilig. Aber am Ende eben doch entscheidend. Da geht es nicht nur um eine ethische Diskussion. Wir müssen uns in Zukunft an Regeln halten, damit wir uns weniger mit uns selbst beschäftigen und uns stattdessen mehr auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren können. Andernfalls wird der Erfolg zum Würfelspiel.


    Treffpunkt Betze: Auf welchem Fundament steht der FCK und mit welchem Gefühl blicken Sie in die Zukunft?


    Johannes B. Remy: Vorsichtig optimistisch, würde ich sagen. Die Mannschaft hat das Potential die Klasse zu halten. Wenn es uns jetzt gelingt die Stadionfrage zu lösen, den Verein zu reformieren und die KGaA für unsere Fans zu öffnen, stehen wir auf einem sehr stabilen Fundament.


    Treffpunkt Betze: Wir bedanken uns für das offene und ehrliche Gespräch und wünschen Ihnen für die Wahl am 26. Februar alles Gute und viel Erfolg!


    Quelle: Treffpunkt Betze


    Die weiteren Aufsichtsratskandidaten im Gespräch:

    Bernhard Koblischeck: "Die Komplexität erfordert einen transparenten und messbaren Plan"

    Fritz Fuchs: "Nur mit einer sportlichen Philosophie kommen wir da raus"

    Carsten Krick: "Der FCK muss endlich von seinem hohen Ross"

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • er hat wirklich mal ne chance verdient.

    erstens ist er mit allen problemen vertraut und bietet dazu auch innovative lösungen an.

    was mir an ihm gefällt,dass er sich einfach nicht unterkriegen lässt und weiter an seinen

    zielen arbeitet.


    wäre ich noch mitglied,meine stimme hätte er auf jeden fall.

  • ich gebe ihm eine von meinen...überzeugt bin ich nicht ganz, aber mir imponiert seine Hartnäckigkeit in der Tat auch irgendwie.....

  • ich denke, dass F.F. seine Chance bisher nicht genutzt hat und auch in Zukunft nichts groß im sportl. Bereich bewegen wird ?? (meine pers. Meinung).


    Leider hat sich, für mich, bisher für diesen Bereich kein "Spezialist", aufstellen lassen ! Schade, M.Klose wäre eine Hausnummer ?

    koha

  • Diskussionsthema zum Artikel: "Vertrauen und Nachhaltigkeit im Handeln schaffen"


    "Vertrauen und Nachhaltigkeit im Handeln schaffen"

    Aufsichtsratswahl: Valentin Helou kandidiert nach 2017 zum zweiten Mal. Für ihn sind es vor allem fünf konkrete Herausforderungen, für die es kurz- und mittelfristig nachhaltige Lösungen braucht.


    Nur noch drei Tage bis zur Jahreshauptversammlung und der damit verbundenen Neuwahl des Aufsichtsrates für die kommenden drei Jahre. Heute stellen wir euch Valentin Helou vor. Der Projektentwickler kandidiert nach 2017 zum zweiten Mal für den Aufsichtsrat. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze spricht der 43-jährige über seine persönliche Bindung zum FCK, seinen '5-Punkte-Plan" und die Notwendigkeit, Fans und Mitglieder stärker am Verein partizipieren zu lassen.


    Treffpunkt Betze: Was sollten die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über Sie wissen? Welche Kompetenzen bringen Sie ein, die den FCK in seiner gegenwärtigen Situation wirksam unterstützen?


    Valentin Helou: Ich habe dies ja bereits in anderen Interviews zum Ausdruck gebracht. Eigentlich geht es hier um den FCK und nicht so sehr um mich. Im heutigen Zeitalter sind wir Menschen ja so transparent, dass alles über meine Vita im Internet lesbar ist und wahrscheinlich die Mitglieder auch schon gelesen haben. Als ich in der Saison 1990/1991 gegen Werder Bremen mein erstes Spiel des FCK besucht habe, haben mich der Fußball und die Atmosphäre begeistert. Aber was mich wirklich mitgerissen hat, war das Gefühl ein Teil einer unglaublichen Kraft zu sein. Jedes Spiel, welches ich mehr besucht hatte, machte mich zum Teil einer Familie. Man kannte die Menschen, die um einen im Block 7 standen, man feierte zusammen. Und als es mich dann irgendwann auf die Nordtribüne verschlagen hatte, ging es mir genauso. Richtig heftig wurde diese Erfahrung als ich in den USA lebte und teilweise eben auch Monate oder auch mal ein Jahr nicht auf dem Betze war. Wenn ich jedoch zurückgekommen bin, war ich noch genau der Teil der Familie, der ich vorher war. Aufsichtsrat wollte ich damals nie werden. Irgendwie war zwar immer alles etwas chaotisch bei uns, aber es führte ja zu sportlichen Erfolg und die Party ging weiter. Nur das, was ich nun seit dem Ende der Ära Kuntz erlebe, ist für mich nicht mehr diese Familie. Ich bin müde von diesen Querelen und dieser unendlichen Saga, die manche als Standortnachteil oder Abwärtsstrudel bezeichnet haben. Zum Teil kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, was bei meinem FCK da nun passiert.

    "Es braucht keinen erneuten Neuanfang"

    Mein beruflicher Werdegang hat mich über Firmenberatung nun in die Projektentwicklerbranche gebracht. Natürlich gibt es in beiden Branchen Erfahrungen, die mir helfen werden eine Position im Aufsichtsrat auszuführen. So habe ich nun bereits über 10 Jahre Erfahrung im Akquirieren und Managen von internationalen Großinvestoren in der Projektentwicklung. Auch hilft mir meine Erfahrung im sogenannten Turnaround Management, also der Restrukturierung von Firmen, die ich mir in den USA angeeignet habe. Allerdings ist der FCK sicher eine ganz neue Erfahrung, die mit einer hohen Lernkurve versehen ist.


    Wenn ich mir das Feld der neun Bewerber anschaue, so bin ich wirklich froh, dass die Mitgliedschaft des FCK eine gute Wahl an qualifizierten Kandidaten hat. Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser kritischen Zeit die Kandidaten wählen, welche in den Augen der Mitglieder dem FCK am besten helfen können. Diese Wahl zeigt hoffentlich, dass wir gelernt haben einen Weg auch konsequent weiter zu beschreiten und ich hoffe, dass der sich im Moment im Amt befindliche Aufsichtsrat zum Großteil in der neuen Zusammensetzung wiederfindet. Weiterbringen kann uns nur eine schrittweise Entwicklung und nicht ein erneuter Neuanfang.


    Treffpunkt Betze: Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Aktiengesellschaft ist zwar schuldenfrei, der e.V. jedoch mit mehreren Millionen Euro verschuldet. Welche Weichen gilt es aus Ihrer Sicht in den kommenden 12 bis 24 Monaten unbedingt zu stellen? Welche strukturellen Herausforderungen gehen damit einher? Und welche Ideen und Lösungen werden Sie diesbezüglich einbringen?


    Valentin Helou: Grundsätzlich beschränkt sich Ihre Frage auf die nächsten zwei Jahre und beschäftigt sich erst einmal nicht mit der langfristigen Vision für den FCK. Deswegen möchte ich mich auch tatsächlich auf die kurz- und mittelfristigen Notwendigkeiten beschränken.


    Der FCK ist in der Situation, dass er sich gerade in der Phase nach Abschluss der notwendigen Sofortmaßnahmen befindet, welche uns überhaupt erst überlebensfähig gemacht haben. Nach der Ausgliederung, den sportlichen Misserfolgen, einer höchst tumultartigen Investorensuche und dem Insolvenzverfahren der KGaA stehen wir scheinbar in einem Zustand des Neustarts da. Allerdings ist das eine recht trügerische Situation, denn wir sind weiterhin von Altlasten bedroht. Hier steht erst einmal ein Verein als Muttergesellschaft, welcher hohe Belastungen hat. Auch scheint der Verein weiterhin in sich zerrissen. Es gibt keine klaren Leitbilder mehr, für die der FCK überhaupt noch steht. Auch bei der Ausgliederung wurden sicherlich Strukturen gewählt, welche nun optimiert werden müssen. Grundsätzlich besteht das größte Problem allerdings darin, dass wir weiterhin organisch nicht profitabel wirtschaften können und unsere Ausgaben nicht im Vergleich zu den sportlichen Erträgen stehen.

    "5-Punkte-Plan": Finanzen, Fans, Strukturen, Stadion, Stimmung

    Meine Überzeugung ist es, dass wenn wir über Leitbilder, Zerrissenheit oder grundsätzlich die Basis des FCK sprechen, dass hier die nun gewählte Struktur sicher ein ganz bedeutendes Problem darstellt. Wissen Sie, mit der Rolle des Aufsichtsratsmitgliedes ist man gar nicht in der Position die notwendigen Dinge anfassen zu dürfen. Diese anstehende Wahl ist eine Wahl zum Aufsichtsrat des Vereins, welcher eigentlich der Gesellschafter des Organs ist, in dem sich die eigentlich relevanten wirtschaftlichen Prozesse abspielen. In der KGaA gibt es einen Verwaltungsrat, der die eigentlich wichtigen Prozesse im Moment beaufsichtigt und berät. Auch beschäftigt sich dieser mit der langfristigen Weichenstellung, die sicher notwendig ist. Nun ist ein Aufsichtsratsmitglied nicht zwingend auch im Verwaltungsrat. Ich will hier nicht in alle Details gehen, allerdings kann man durch diese Ausführungen sehen welche Probleme und Konfliktpotentiale in der jetzigen Struktur liegen. Lassen Sie mich aber nicht zu weit vorgreifen. In meinen Augen muss das folgende grundsätzlich nun angegangen werden:


    1. Die Finanzen des e.V. müssen langfristig strukturiert werden


    Uns allen ist bewusst, dass der e.V. hohe Verbindlichkeiten hat. Diese kommen aus der Betzeanleihe II und den Verbindlichkeiten gegenüber Quattrex. Die Gesamthöhe der Verbindlichkeiten ist mit ca. 6,5 Millionen Euro beziffert und kann vom e.V. so nicht bedient werden. Dies bringt den e.V. in eine sehr brenzlige Situation und bedroht im Generellen alles, was über strukturelle Optimierungen verbessert werden muss. Diese Finanzlage ist nur durch eine eventuelle Insolvenz des e.V., durch einen Schuldenschnitt, durch Stundung von Verpflichtungen, durch Ablöse der Verpflichtungen, durch Werte die der e.V. im Besitz hat oder durch eine Umstrukturierung der Schulden durch einen neuen Kreditgeber zu lösen.


    Im Grundsatz halte ich es für ausgeschlossen, dass wir mit Hilfe einer Kreditanstalt eine langfristige Restrukturierung darstellen können, es sei denn es gibt einen Bürgen. Sonst muss man wirklich ehrlich sagen, dass alle beschriebenen Wege, wie im Falle der Insolvenz des e.V. leider ein Weg sind. Hier müssen nun die notwendigen Gespräche geführt werden, um eine Lösung zu finden. Unsere Investoren hier nun als Hoffnungsträger hervorzuheben finde ich unfair, denn jemand der dem FCK bereits großzügig geholfen hat, möchte ich nicht eine weitere Bringschuld aufbürden. Allerdings sind diese sicher eine Partei, die an diesen Gesprächen teilnehmen wird, um auch Ihre eigenen Werte zu schützen.


    Grundsätzlich muss man natürlich so ehrlich sein und sagen, dass was auch immer wir über die Struktur, über die Fansäule und über eigentlich jeden Aspekt in der Optimierung der Situation des FCK sagen können davon abhängig ist, welchen Weg der e.V. geht.


    2. Fansäule


    Die Fansäule ist für mich das Vehikel, wie ein Fan und ein Mitglied direkt am Leben der KGaA teilhaben kann. Ja ich weiß, es klingt manchmal etwas abgedroschen, aber der Fan und die Mitgliedschaft des FCK sind deren Herz und Seele. Diese Basis hat den FCK erschaffen und lebt den FCK. Für mich ist es ein Grundstein jeglicher Struktur, dass diese nun auch die direkte Möglichkeit bekommt am Leben der KGaA teilzunehmen. Es ist also notwendig die Fansäule zu öffnen. Wie genau das funktionieren soll, muss man vorsichtig evaluieren, aber dies ist für mich absolute Priorität.


    Ich bin in diesem Punkt bei dem „wie“ in meinen Ausführungen sichtlich schwammig, da eben genau diese Fansäule auch gewisse Komplikationen mit sich bringt. Der Schutz des Invests des Fans vor einer eventuellen Insolvenz der e.V. ist sicher ein Punkt, den man genau betrachten muss. Aber dies ist nur ein Punkt und meiner Meinung nach ist dies auch ein Thema, was jeder Fan selber beantworten sollte. Grundlage dafür ist allerdings, dass man dann auch über die Situation transparent aufklärt und den Fan in die Lage versetzt eine für sich vertretbare Entscheidung zu treffen. Ob die jetzigen Vereinbarungen ein solch transparentes Vorgehen darstellen, muss evaluiert werden.


    Nichts desto trotz sollte diese Säule im Organ, welches die KGaA beaufsichtigt, durchaus vertreten sein. Mitglieder sind ein zweites Mal indirekt über den Verein vertreten, welcher immer noch der Gesellschafter der KGaA ist. Allerdings ist es schon ein Unterschied ob ich wähle, dass ich mit Kapital direkt an der KGaA partizipiere - in dem Fall bin ich dann nicht mehr nur Fan, sondern auch Gesellschafter und Teilhaber.


    3. Generelle Struktur


    Aus meiner Sicht bedeutet Struktur nicht nur die Anpassung der Funktionen und Verteilung der jeweiligen Aufsichtsorgane, sondern auch die klare und volle Formulierung von Grundsätzen, die sich der FCK auferlegt. Es besteht ein sehr hohes Konfliktpotential in den Gremien, welches sich alleine auf die Zusammensetzung derer begründet. Auch verschwimmen Aufgaben des Verwaltungsrates und des Aufsichtsrates. Es ist doch sehr wohl anzunehmen, dass die Aufsichtsratsmitglieder, welche nicht im Verwaltungsrat sitzen, Einfluss über die verbleibenden Aufsichtsratsmitglieder ausüben. Auch der Fakt, dass man überhaupt eine Diskussion hierzu führen muss zeigt, dass eine Anpassung zwingend notwendig ist. In meinen Augen sollte es keine zwei Aufsichtsgremien geben, sondern einen Verwaltungsrat der KGaA, in dem Vertreter des Gesellschafters (also des e.V.), Vertreter der Fansäule und Vertreter der Investoren sitzen. In meinen Augen wählt die Mitgliederversammlung des e.V. einen Vorstand, welcher dann seine Vertretung im Verwaltungsrat bestimmt. Fans, die direkt in die KGaA via Fansäule investieren, entsenden auch eine direkt gewählte Vertretung in den Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat sollte dann zwei sportliche Berater berufen, die beiwohnen und für alle sportlichen Belange stimmberechtigt sind.


    In dieser Struktur wird das Mitglied über den e.V. indirekt im Verwaltungsrat vertreten. Der gewählte Vorstand des e.V. als Hauptgesellschafter kann dann gemäß seines Bedarfs Personen entsenden, die auch das professionelle Wissen haben die Notwendigkeiten des e.V. am besten zu vertreten. In meinen Augen sollte der e.V. zwei Vertreter entsenden. Der Fan wählt seine direkte Vertretung über die Fansäule. Er ist nun nicht mehr nur Fan und Mitglied, sondern Mitgesellschafter. Die Fansäule sollte ebenfalls mit dem e.V. zwei direkt gewählte Vertreter entsenden. Schließlich sollten dann drei weitere Stühle im Verwaltungsrat für Investoren freigehalten werden, welche nach der prozentualen Verteilung der Anteile im Eigentum vergeben werden. Hier sollten Investoren mit Minimum 20% Anteil eine direkte Stimme erhalten, alle weiteren wählen eine direkte Vertretung des Pools. Zur Entscheidungsfindung im Sportlichen wählt das Gremium dann zwei sportliche Vertreter, welche ganz klare Qualifikationen aus dem Bereich Profifußball haben müssen.


    Eine solche Verteilung sichert, dass alle Parteien in einem fairen Maße in den strategischen Prozessen im Verein mit eingebunden sind. Die direkte Vertretung des Fans bringt sich also auch direkt ein.


    Ich freue mich allerdings auch auf die Diskussion mit eventuellen Kollegen im Aufsichts- und Verwaltungsrat. Eine gesunde Struktur im Wohle des FCK zu entwickeln ist eine der Kernaufgaben. Wichtig ist auch die Kultur dieser Arbeit, denn sie darf auf keinen Fall in einer öffentlichen Zerreisprobe enden. Hier sind alle Teilnehmer gefordert im Team für den FCK alle Aspekte offen zu reflektieren. Ich würde mir wünschen, dass alle Vertreter, die an dieser Diskussion teilnehmen am Anfang des Prozesses ganz klare Entscheidungskriterien festlegen und diese auch transparent gemeinsam darstellen. An diesen Entscheidungskriterien werden dann alle Lösungen gemessen. So kann jeder in der FCK-Familie diese kritischen Themen und Bewertungen auch nachvollziehen.


    Allerdings bedeutet Struktur für mich auch, wie man generelle Werte des Vereinslebens manifestiert. Sicher ist das die Aufgabe des Verwaltungsrates, der sich beratend in das Tagesgeschäft der KGaA einbringt. Es gibt in jedem Unternehmen Grundregeln und Grundwerte. Hier geht es für mich darum zu verankern, dass wir eben ein FCK sind, der nicht Fans im eigentlichen Herzen des Konstruktes ausgrenzt und in dem ein gewisses Leistungsbild existiert. Leitbilder sind in Form von Managementrichtlinien festzuschreiben und sollten von den Gremien überwacht werden. Auch sollten ganz klare Budgetvorgaben und Grundstrukturen des Tagesgeschäftes festgelegt sein und leitende Angestellte müssen an ihrer Leistung gemessen werden können (Ausgaben versus Ertrag ist hier eine Bemessungsgrundlage).


    Da Gremien eine eklatante Rolle in der Auswahl des leitenden Personals spielen, sollten genau diese Werte auch grundlegend kontrolliert und vertraglich fixiert werden. Das gleiche gilt für Ausgabeverhalten, wenn es gewisse Massen und den Schutz des strategischen Kapitals überschreitet. Hier ein Beispiel: Ich sehe es schon so, dass die Torwartschule des FCK strategisch ein Profitzentrum war, welches uns lange mitgetragen hat. Als Gerry Ehrmann entlassen wurde, wurde zwar der Torwarttrainer der 1. Mannschaft entlassen, aber gleichzeitig auch die Werthaltigkeit der Torwartschule signifikant reduziert. Hier obliegt es sehr wohl den Gremien (in der heutigen Struktur wäre es der Verwaltungsrat) einzugreifen und Lösungen vorzuschlagen, die zwar die Entscheidungsträger im Tagesgeschäft nicht diskreditieren, aber auch nicht den strategischen Vorteil des FCK eliminieren. So hätte Gerry Ehrmann beispielsweise Leiter eines Leistungszentrums Torwartschule bleiben können, jedoch aus dem Tagesgeschäft und dem Training der 1. Mannschaft sich zurückziehen können. Gezielte Gespräche und proaktives Management hätten diese Situation verhindern können.


    4. Stadion


    In meinen Augen ist das Fritz-Walter-Stadion die Heimat des FCK. Allerdings wissen wir alle, dass das Stadion vor allem durch die gewählte Finanzierungsstruktur in der Stadiongesellschaft sehr teuer ist. Natürlich kann man auch die Fehler bei der Errichtung des Stadions nicht außen vor lassen, aber heute plagt die sicherlich nicht zeitgemäße Finanzierung. Ein Pachtvertrag existiert mit einer signifikanten Mietminderungsvereinbarung bis zum Sommer 2022. Man muss auch ganz klar sagen, dass ein Auszug aus dem Fritz-Walter-Stadion nicht seriös in Betracht gezogen werden kann, da eine Pachtverpflichtung existiert, welche nicht nutzungsabhängig ist.


    Zum Thema Stadion muss frühzeitig mit den notwendigen Gesprächen angefangen werden. Es gilt. diese Vereinbarung anzupassen und zu verlängern. Auch muss man mit allen Vertretern evaluieren, wie die Zukunft des Fritz-Walter-Stadions aussehen wird. Das optimale Pachtmodel für mich ist sicher eine erfolgsabhängige Pacht, die sich aus Ligazugehörigkeit, Platzierung, Anzahl der Zuschauer, Nebeneinnahmen und nicht ligarelevanten Spielen berechnet. Nur diese würde in einem gewissen Maße Planungssicherheit geben. Ob ein fixer Sockelbetrag bestehen bleibt oder nicht ist in meinen Augen dann ein zusätzlicher Optimierungsschritt. Nur hat man als Pächter mit einem abgeschlossenen Pachtvertrag auch erst einmal nicht die Hebelwirkung Forderungen zu stellen. Es müssen kontinuierliche Gespräche stattfinden, wie beide Parteien (FCK und Stadt) gemeinsam einen Weg aus der auch hier prekären Lage finden.


    Seriös kann es nicht sein in solch einer Lage Versprechungen zu machen, was hier erreicht werden kann. Es hängt tatsächlich am Willen der einzelnen Parteien. Langfristig bin ich davon überzeugt, dass die einzig sinnvolle Lösung sein kann, das Fritz-Walter-Stadion samt sportlicher Einrichtungen wieder in den Besitz des FCK ist oder einer FCK nahen Gesellschaft überfließen zu lassen.


    5. Stimmung rund um den FCK


    Eines der wichtigsten Themen die mir am Herzen liegen ist allerdings auch das Vertrauen, dass sich Gremien bei Fans erarbeiten müssen, die Nachhaltigkeit im Handeln und der ehrliche Ansatz sich wirklich nur zum Wohle des FCK einzusetzen. Ja auch das klingt wie eine Floskel, die wir alle schon gehört haben. Es ist halt schade, dass dieses Prinzip in der Vergangenheit nicht oft genug gelebt wurde.


    Es ist ja mittlerweile so, dass wenn man sich nur dafür bewirbt eine offizielle Position einzunehmen, Fans und Mitglieder skeptisch werden. Und das ist nicht einmal die Schuld des Einzelnen, aber wir alle sind seit Jahren durch immer wiederkehrende Querelen und auch Selbstdarstellungen so enttäuscht worden, dass auch ich als Fan erst einmal total skeptisch bin. Aber diese Skepsis ist eben ein Symptom, was sich aus den letzten Jahrzehnten gebildet hat. Warum es sich nicht eingebürgert hat, dass die Vertreter des Vereins offen Beweggründe darlegen, wenn strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden, finde ich bedenklich. Warum man oft nicht in der Lage war eine gemeinsame Linie zu vertreten ist mir ein Rätsel.


    Wir müssen hart daran arbeiten, dass unsere Basis die handelnden Personen wieder ernst nimmt und uns vertraut. Diese Unruhe ist das Resultat von jahrelangen und andauernden Versprechen, die nicht gehalten wurden. Wir sind ein Traditionsverein und der FCK genießt ein gesteigertes Interesse. Hier haben die Personen, die sich für offizielle Positionen bewerben, die Verantwortung die Werte vorzuleben für die der FCK steht - das ist eben auch die Bringschuld eines jeden Gremienmitgliedes.

    "Gremien sollen sich aus dem taktischen Tagesgeschäft raushalten"

    Treffpunkt Betze: Nach der Anstellung von Marco Antwerpen als neuen Cheftrainer ist eine öffentliche Debatte entfacht worden, inwieweit der Aufsichtsrat Einfluss auf das operative Geschäft nehmen darf. Welches Selbstverständnis liegt dem Aufsichtsrat zugrunde? Und welche Position vertreten Sie dabei?


    Valentin Helou: Grundsätzlich sehe ich die Funktion eines jeden Aufsichtsorganes darin, über das tägliche Kerngeschäft Aufsicht zu führen, Standards und Ziele zu setzen und mittel- bis langfristige Weichen für eine Erfolgreiche Zukunft des FCK zu stellen. Für mich bedeutet das grundsätzlich, dass sich Gremien aus dem taktischen Tagesgeschäft raushalten und dies den von Ihnen eingesetzten handelnden Personen überlassen. Sollte sich jedoch im Alltag eine für den Verein strategische Entscheidung ergeben, so sind die Gremien mit einzubeziehen. Die bereits oben angesprochene Entscheidung zum Thema Gerry Ehrmann ist hier ein Bespiel einer für den FCK strategischen Entscheidung, da die Entlassung nicht nur die 1. Mannschaft betroffen hat, sondern dem FCK auch ein zuverlässiges Profitzentrum genommen hat.


    Die langfristige Weichenstellung des FCK ist durch dessen Gremien zu leiten. Hier spreche ich von der Entwicklung des eigentlichen strategischen Planes, wie der FCK mit den einzelnen wichtigen Themen umgeht. Die Umsetzung dieses Planes obliegt dem handelnden Management. In Absprache mit dem handelnden Management kann jedoch das Gremium entscheiden, einen Vertreter zur Unterstützung des Managements zu entsenden. Ein Beispiel hierfür wären sicher eventuelle Verhandlungen zur langfristigen Planung der Nutzung des Fritz-Walter-Stadions und eventuellen Verhandlungen, Gesprächen und Sondierungen mit dem Stadioneigentümer.


    Es ist allerdings gar nicht meine Position hier nun Entscheidungen des jetzigen Aufsichtsrats zu hinterfragen. Ich kenne gar nicht alle Beweggründe, die zur Darstellung der Trainerfindung und der Art und Weise der Präsentation geführt haben. Als Außenstehender ist es sicher schade, dass Herr Voigt nicht an der Pressekonferenz teilgenommen hat. Für mich ist dies eher ein Thema der Prinzipien, die wir als FCK vorzuleben haben. Alle Parteien stehen in der Verantwortung, dass der FCK erfolgreich ist. Der Cheftrainer ist sicher die strategischste aller Personalentscheidungen, die ein Fußballverein treffen kann und ist deswegen auch mit den Gremien abzustimmen. Sollte die Entscheidung am Ende kontrovers sein, dann präsentiert man diese zum Wohle des FCK gemeinsam und legt die Beweggründe für die Entscheidung transparent dar. Warum dies in dieser Form nicht geschehen ist, kann ich nicht beurteilen, finde ich allerdings sehr schade.


    Treffpunkt Betze: Wir bedanken uns für den offenen, konstruktiven und ehrlichen Austausch und wünschen Ihnen für die Wahl am 26. Februar alles Gute und viel Erfolg!


    Quelle: Treffpunkt Betze


    Die weiteren Aufsichtsratskandidaten im Gespräch:

    - Bernhard Koblischeck: "Die Komplexität erfordert einen transparenten und messbaren Plan"

    - Fritz Fuchs: "Nur mit einer sportlichen Philosophie kommen wir da raus"

    - Carsten Krick: "Der FCK muss endlich von seinem hohen Ross"

    - Johannes B. Remy: "Wir müssen uns weniger mit uns selbst beschäftigen"

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • Mal ne Frage.. Hat sich schon jemand mal testweise auf die Seite eingewählt? Bei wem hängt das Testvideo mit Ton auch?

    :schild: Eine Liebe ein Leben lang :schal:
    „Großer FCK deine Lieder singen wir voller Liebe wieder, wir stehen zu dir bis zum Tod, unsere Farben sind Weiß und Rot.“

  • dirtdevil: Alle wesentlichen Entscheidungen, wie beispielsweise Einstieg eines Großinvestors, Kapitalerhöhungen etc. müssen laut Satzung mit einer satzungsändernden Mehrheit von 75% beschlossen werden, die Regionalen haben 30% damit haben Sie faktisch die Macht übernommen.

    Dazu kommt, dass man den e.V. zwingend hätte Mitentschulden müssen. Eine Insolvenz des e.V. wäre durchaus mit dem Insovlvenzverfahren der KgaA gemeinsam abzuwicklen gewesen und hätte zudem massiv Geld eingespart.

    Die Finanzspezialisten und Anwälte, die sich bei dem Insolvenzverfahren austoben durften haben eine Menge Geld bekommen. Die Chance hat man nicht wahrgenopmmen, da auf unserer Seite Leute am Ruder sind die sich in diesem Metier einfach nicht gut genug auskennen.

    Man wird in der Zukunft mit diesem Thema eine Menge Probleme bekommen, es wäre interessant zu erfahren wie man auf Nachfragen reagiert...

    Marcel Reif: "Im Fußball ist es, zumindest bei mir, anders als in der Liebe: Man verliebt sich einmal - und diese Liebe hält. Um wen ich weine? Um den Verein meiner Kindheit, meiner Jugend, meines Lebens, um den 1. FC Kaiserslautern."

  • @ Der Kämpfer


    Über Deinen Post freue ich mich sehr. Zeigt er mir, dass ich dies nicht alleine so sehe. Aber - das Kind ist schon zu dem Zeitpunkt in den Brunnen gefallen, als die Ausgliederung stattfand!

  • Diskussionsthema zum Artikel: "Ambitionen auf Selbstdarstellung sind fehl am Platz"


    "Ambitionen auf Selbstdarstellung sind fehl am Platz"

    Aufsichtsratswahl: Der Unternehmensberater Udo Zender spricht über Eingriffe in das operative Geschäft und seine verheerenden Folgen für alle Beteiligten.


    Es sind nur noch wenige Tage bis zur Jahreshauptversammlung und der damit verbundenen Neuwahl des 5-köpfigen Aufsichtsrates. Wir haben in diesem Zusammenhang alle Kandidaten kontaktiert und um ein kurzes Gespräch gebeten. Heute geht es weiter mit Udo Zender. Der 55-jährige ist derzeit als selbstständiger Unternehmensberater tätig. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze spricht der in Hasloh bei Hamburg lebende Udo Zender über das Versagen des Aufsichtsrates und über die Notwendigkeit, Konzepte, Pläne und Abläufe systematisch zu kontrollieren und zu messen.


    Treffpunkt Betze: Was sollten die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über Sie wissen? Welche Kompetenzen bringen Sie ein, die den FCK in seiner gegenwärtigen Situation wirksam unterstützen?


    Udo Zender: Ich bin 55 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Mein erstes Spiel der Fußball-Bundesliga habe ich mit 7 Jahren in Kaiserslautern gesehen, es war das Duell zwischen Kaiserslautern und Mönchengladbach. Über die Jahre hinweg sind dieser Begegnung noch viele weitere gefolgt. Sie müssen wissen, dass ich aus der Nähe von Trier komme.

    Gradlinig, ehrgeizig und leistungsorientiert

    Bei Grohmann Engineering, heute Tesla, habe ich fast 16 Jahre gearbeitet. In den ersten fünf Jahren bei Grohmann als Fertigungsleiter hatte ich sieben Betriebsleiter, bis ich dann selbst für 11 Jahre erfolgreich als Betriebsleiter gearbeitet habe. Nach dieser Tätigkeit habe ich ein Kölner Unternehmen aus der Insolvenz gerettet. Von dort aus bin ich nach Norddeutschland und war dort zeitgleich in zwei Firmen Geschäftsführer. Aus dieser Tätigkeit heraus habe ich mich 2013 selbstständig gemacht und berate bzw. unterstütze heute mittelständige Betriebe bei der Einführung von Qualitätsmanagementsystemen bis zur Zertifizierung. Ich helfe bei der Umsetzung der DSGVO und in meinem Spezialgebiet der Betriebs- und Prozessoptimierung. Der Beruf passt gut zu meinen Fähigkeiten, denn ich bin ein gradliniger, ehrgeiziger und leistungsorientierter Mensch. Meine größte Herausforderung über die Jahre hinweg war stets das Thema „Mensch im Bereich der Führung“.


    Wenn ein oder das Ziel nicht erreicht wird, hinterfrage ich zuerst die Leistung, die ich selbst erbracht habe, bevor ich den Verantwortlichen die Fakten auf den Tisch lege. Dann ist Schluss mit subjektivem Gequatsche, dann reden wir nur noch über Fakten mit ständiger Kontrolle von geplanten Aufgaben und Ergebnissen. Ab diesem Moment wird zielstrebig an einer Lösung gearbeitet.


    Treffpunkt Betze: Nach der Anstellung von Marco Antwerpen als neuen Cheftrainer ist eine öffentliche Debatte entfacht worden, inwieweit der Aufsichtsrat Einfluss auf das operative Geschäft nehmen darf. Welches Selbstverständnis liegt dem Aufsichtsrat zugrunde? Und welche Position vertreten Sie dabei?


    Udo Zender: Der Aufsichtsrat hat eine sehr wichtige Aufgabe im „System FCK“ und dieses Potenzial wurde und wird noch nicht erkannt. Vor wenigen Tagen bin ich über einen Spox-Artikel [Anm. d. R.: 1. FC Kaiserslautern: Insolvenz, sportlicher Niedergang, umstrittene Trainerwechsel] gestolpert. In den Aussagen, die Dr. Markus Merk dort trifft, erkenne ich genau die Unfähigkeit seines Handelns in der Position als Aufsichtsrat und als Berater im Beirat. Er greift in das operative Geschäft ein, begründet dieses Vorgehen als alternativloses Handeln und übergeht dabei Sportdirektor Boris Notzon. In dem Artikel heißt es: "In entscheidenden Situationen der Verantwortung stellen. Nicht aus Misstrauen, sondern weil uns die Erfahrung gelehrt hat, dass man Menschen vor gewissen Entscheidungen in der Öffentlichkeit schützen muss", begründet Merk bei der Vorstellung des neuen Cheftrainers Marco Antwerpen das Vorgehen, Boris Notzon nicht in die Trainersuche zu involvieren.

    Eingriffe ins operative Geschäft schaden allen Beteiligten

    Er stellt sich in diesem Interview über das ganze System und über alle Verantwortlichen. Möglicherweise wäre es sinnvoller, sich auf einen Posten als Geschäftsführer zu bewerben. In der Funktion als Aufsichtsrat und Berater im Beirat erkenne ich hier jedoch ein komplettes Versagen. Ich bin der Meinung, dass Markus Merk denkt, alle in diesem Verein würden nach seiner Pfeife tanzen. Die Reflexion der eigenen Fehlleistung erkenne ich nicht. Was ich wiederum erkenne ist ein massiver Eingriff in das operative Geschäft - und dieses Vorgehen schadet dem Kontroll- und Steuergremium Aufsichtsrat, den Beratern des Beirats und letztlich auch der Führungsfähigkeit des Geschäftsführer und des Sportdirektors.


    Stellen Sie sich bitte dieses Handeln als einfache Rechenaufgabe vor: Wenn Sie alle Beteiligten, sprich die Kompetenzen des „Unternehmens FCK“, hintereinander aufstellen - inklusive der Mannschaft, die die Siege einfährt - und dann prozentual zusammenzählen, dann kommen Sie exakt auf 100%. Wenn der Aufsichtsrat ganze Strukturen verlässt und überspringt, dann wird weniger Kompetenz aufaddiert und das Ergebnis wird schlechter. Sie schaden damit dem gesamten System und unterbinden professionelles Handeln. Das Ergebnis weniger oder einzelner Personen ist nie so gut wie das Ergebnis einer Mannschaft oder eines Teams.


    Treffpunkt Betze: Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Aktiengesellschaft ist zwar schuldenfrei, der e.V. jedoch mit mehreren Millionen Euro verschuldet. Welche Weichen gilt es aus Ihrer Sicht in den kommenden 12 bis 24 Monaten unbedingt zu stellen? Welche strukturellen Herausforderungen gehen damit einher? Und welche Ideen und Lösungen werden Sie diesbezüglich einbringen?


    Udo Zender: Durch das Vorgehen der Umstrukturierung und Insolvenz wurde vielen Menschen, Gläubigern, Wettbewerbern und treuen Fans vor den Kopf gestoßen. Hier müssen wir wieder Vertrauen schaffen. An dieser Stelle möchte ich ein weiteres Zitat von Markus Merk aus dem besagten Spox-Artikel anführen: „Es muss nach dem großen wirtschaftlichen Erfolg auch sportlich ein Lauf gestartet werden, um auch mit einem guten Gefühl aus der Saison zu gehen“. Ich kann in der Insolvenz keinen Erfolg erkennen und bisher sehe ich auch keinen sportlichen Lauf. Die letzten drei Spiele unter Marco Antwerpen geben jedoch Hoffnung. Aber wie soll sich hier ein zukünftiger Investor fühlen, geschweige denn diejenigen, die 24 Millionen Euro verloren haben.

    Der Aufsichtsrat muss eine neutrale Stelle bleiben

    Herr Merk ist Mitglied beider Aufsichtsräte und auch Mitglied im Beirat. Er macht sich diesen Umstand sogar zum eigenen Nutzen und handelt ohne Kontrolle. Das Kontrollorgan Aufsichtsrat hat in der derzeitigen Konstellation versagt. Die Auswirkungen auf den Verein sind schlicht weg verheerend. Sollte ich in den Aufsichtsrat gewählt werden, so muss es eine Trennung zwischen Aufsichtsrat und Management - also dem operativem Bereich - geben.


    Grundsätzlich muss eine Prüfung erfolgen, inwieweit es möglich ist den Verein und die GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) mit einem Aufsichtsrat zu besetzen. Diese Mitglieder dürfen dann nicht in einem anderen Organ / einer anderen Position arbeiten bzw. eingesetzt werden. Der Aufsichtsrat muss eine neutrale Stelle sein, der die Arbeit der Vorstände und des Beirates kontrolliert, hinterfragt und die Ergebnisse prüft.


    Aufgrund meiner beruflichen Expertise und Erfahrung verfüge ich über diese Fähigkeiten und kann sie kurzfristig im Aufsichtsrat umsetzen. Im Aufsichtsrat muss die Führung interaktiv agieren und dieses auch zulassen wollen, weil dieses letztlich den Erfolg bestimmt. Jeder im „Unternehmen FCK“ muss und wird sich seinem Verantwortungsbereich in Zukunft stellen müssen, genau das wird kontrolliert. Konzepte, Pläne, Abläufe und die Einhaltung der Instanzen werden hinterfragt, gefordert, messbar gemacht und letztlich auch kontrolliert und wieder miteingebracht. Diese sehr wichtige Aufgabe ist vergleichbar mit Spannung in der Steckdose. Ohne sie funktioniert kein angeschlossenes Gerät.


    Der Aufsichtsrat wird dadurch in Zukunft als Team auftreten. Bevor Herr Merk sein Ansehen weiter ruiniert, sollte man den Fehler der Ämtervermischung beseitigen und ihn dadurch vor seinem eigenen Tun schützen. In den Aufsichtsrat gehören andere Personen, die keine Ambitionen auf Selbstdarstellung haben und brauchen.


    Treffpunkt Betze: Wir bedanken uns für das offene und ehrliche Gespräch und wünschen Ihnen für die Wahl am 26. Februar alles Gute und viel Erfolg!

    Quelle: Treffpunkt Betze


    Ein Hinweis in eigener Sache: Wir haben im Vorfeld der Jahreshauptversammlung alle neun Kandidaten kontaktiert und um die Beantwortung drei standardisierter Fragen gebeten. Sechs Rückmeldungen haben uns erreicht. Deswegen endet an dieser Stelle unsere Vorstellung der Aufsichtsratskandidaten.


    Die weiteren Aufsichtsratskandidaten im Gespräch:

    - Bernhard Koblischeck: "Die Komplexität erfordert einen transparenten und messbaren Plan"

    - Fritz Fuchs: "Nur mit einer sportlichen Philosophie kommen wir da raus"

    - Carsten Krick: "Der FCK muss endlich von seinem hohen Ross"

    - Johannes B. Remy: "Wir müssen uns weniger mit uns selbst beschäftigen"

    - Valentin Helou: "Vertrauen und Nachhaltigkeit im Handeln schaffen"

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.