Häämspiel: Eine Nudel macht noch keine Spaghetti!

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    Häämspiel: Eine Nudel macht noch keine Spaghetti!

    Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.


    Boah. Die letzten zwei Wochen waren für den eingefleischten FCK-Fan echt hart. Eine fast schon harmonisch verlaufende Jahreshauptversammlung, ein Rückfall in alte Zeiten gegen Meppen, ein gefühlter Schlag ins Gesicht in Rostock, ein neuer Sport-Geschäftsführer, eine Disziplinarmaßnahme gegen Pourié und, damit es uns nicht langweilig wird, auch noch die sofortigen Freistellungen des Athletiktrainers und Sportdirektors. Ganz schön viel auf einmal, selbst beim FCK.

    "Toto, Locke und Harry Potter"

    Dabei fällt die sportliche Aufarbeitung der letzten beiden Spiele definitiv nicht unter die Vergnügungssteuer. Die Hoffnung war groß, durch einen Heimsieg gegen Meppen nach der gelungenen JHV von einem erfolgreichen FCK-Wochenende sprechen zu dürfen. Leider blieb sich die Mannschaft ein weiteres Mal treu. Sie zeigte uns, trotz der Hoffnung machenden Vorwochen erneut, dass Begriffe wie Konstanz und Beständigkeit nach wie vor Fremdwörter sind. Letztlich musste man das Unentschieden gegen Toto Frings und seine Mannen sogar als Punktgewinn anerkennen, weil sich die Männer in Rot mit dem Kreieren von Torchancen so dezent zurückhielten, dass der Eindruck entstand, es wäre illegal, gefährliche Aktionen zu erzeugen.

    "Ein Trainer ist nicht ein Idiot. Ein Trainer sehen, was passieren in Platz. In diese Spiel es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!"

    Leider bringen all diese Unentschieden in der äußerst prekären Situation aber niemanden weiter. Mit Thomas Hengen wurde zum 01. März ein neuer Sport-Geschäftsführer verpflichtet, der aus erster Hand berichten kann, wohin 18 Punkteteilungen in der Saison 1995-96 geführt haben. Glücklicherweise haben allerdings auch schlechte Leistungen beim FCK keine Konstanz. Durfte man sich im Vorfeld der Partie bei Hansa Rostock eher wenig ausrechnen, zeigte der FCK wieder ein ganz anderes Gesicht als in der Woche zuvor. Nach einem bärenstarken Auftritt unter der eher lustlos wirkenden Leitung von Manuel „ich habe eigentlich gar keinen Bock auf dritte Liga und würde lieber Bayern gegen Dortmund pfeifen“ Gräfe stand der pfälzische Traditionsverein jedoch ein weiteres Mal mit leeren Händen da. Allmählich nimmt die tabellarische Situation angesichts der noch ausstehenden Nachholspiele der Konkurrenz immer bedrohlichere Ausmaße an. Die Schuld an der Niederlage nun aber allein am Schiedsrichter, der sich beidseitig nicht gerade mit Ruhm bekleckerte, festzumachen, wäre zu einfach. Die Tatsache, dass es offenbar unmöglich ist in der Defensive über ein ganzes Spiel die Konzentration hochzuhalten und die zusätzliche eklatante Abschlussschwäche vor dem gegnerischen Tor tragen einen großen Teil zu dieser Niederlage bei.

    "Was erlauben Pourié?"

    Extrem alarmierend sind aus meiner Sicht aber andere Dinge. Wie kann es in der gegenwärtigen Situation sein, dass immer wieder die Einstellung beim Team angemahnt werden muss oder sogar ein Spieler wie Pourié aufgrund angeblicher Fitnessmängel aus dem Kader genommen wird? Nimmt man sich auf der Homepage des FCK die jeweiligen Spielerpräsentationen nach deren Verpflichtung vor, lässt sich zum einen feststellen, dass der damalige Sportdirektor immer wieder froh „über die verpflichtete Qualität des Wunschspielers“ war, gleichzeitig freuten sich alle Neuzugänge, „dass der Wechsel geklappt hat“, „auf den nächsten Schritt in der Karriere“, „die Möglichkeit bei diesem Traditionsverein spielen zu können“ und „auf die tollen Fans“. Was ist von all diesen Worten nach dem 27. Spieltag denn noch übrig geblieben? Ist die Mannschaft, die zu Saisonbeginn als eines der Spitzenteams ins Rennen geschickt wurde, nur ein Haufen gut bezahlter Berufsfußballer, die ihre eigenen Interessen über die des Vereins stellen? Wurde das Team in den vergangenen Monaten falsch trainiert und verfügt nicht über die nötige Fitness? Wurden vielleicht nur einzelne Namen verpflichtet ohne darauf zu achten, dass ein funktionierendes Kollektiv gebildet wird? Ganz tief in mir drin weigere ich mich, auch nur eine dieser Fragen mit „ja“ zu beantworten. Angesichts der Freistellungen von Bastian Becker und Boris Notzon sowie den jüngsten Aussagen von Thomas Hengen und Marco Antwerpen muss man jedoch fürchten, eventuell falsch zu liegen.


    Es stehen entscheidende Wochen ins Haus, vielleicht sogar die wichtigsten in der Vereinsgeschichte - ein durchaus oft gehörter Satz in Kreisen des 1. FC Kaiserslautern. Um dem Abstieg in die Regionalliga zu entgehen, muss das Team ab sofort auf dem Niveau von Dresden, Ingolstadt oder Rostock punkten. Nach den Rückrundenauftritten gegen diese drei Aufstiegsaspiranten scheint das noch nicht einmal unmöglich zu sein. Ausreden dürfen dabei ab sofort keine Rolle mehr spielen. Mit Zwickau kommt morgen ein Gegner auf den Betzenberg, der auf Augenhöhe spielt. Als Fan muss ich erwarten können, dass sich die Mannschaft im Klaren darüber ist, was in diesem Spiel zählt. Die Zwickauer, die in der Auswärtstabelle Rang drei belegen, werden die lange Anfahrt sicher nicht auf sich nehmen, um hier Gastgeschenke zu verteilen. Es gilt dagegen zu halten und zur Not auch mal dreckig zu gewinnen. Nicht nur das eigene Punktekonto würde sich über dringend benötigte Zähler freuen, der FCK könnte nebenbei den Abstand auf Duisburg und Meppen verkürzen.

    "Ich grüße meine Mama, meinen Papa und ganz besonders meine Eltern"

    Wie prekär die Lage ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass auch Mario Basler endlich mal wieder seinen Senf zur Situation des FCK dazugibt. Der selbsternannte Partylöwe, der seit Jahren verzweifelt versucht sein Image als kettenrauchendes Fußballorakel aufzupolieren, hat dem FCK in der Bild-Zeitung den Untergang vorhergesagt. Man kann nun natürlich darüber hinweglächeln, weil sich Basler und die Bild-Zeitung perfekt ergänzen. Beide sind erfahrungsgemäß bereit, für eine gute Schlagzeile jeden Unsinn zu verzapfen. Aber ich fände es unerträglich, wenn „Super-Mario“ eines Tages im Dschungelcamp beim Lagerfeuerplausch mit seinen C-Promi-Kollegen damit prahlen könnte, dass er mit seiner Prophezeiung auch noch Recht hatte.


    Im Interview nach Spielschluss in Rostock zeigte sich Marco Antwerpen davon überzeugt, dass der Klassenerhalt gelingt und gegen Zwickau endlich wieder ein Dreier bejubelt werden darf. Im Vertrauen darauf, dass den Worten Taten folgen, wünsche ich uns allen ein erfolgreiches FCK-Wochenende und Mario Basler gutes Gelingen im Kampf um den Pulitzer-Preis.


    Quelle: Treffpunkt Betze