Häämspiel: Yippie-ya-yeah, Schweinebacke!

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    Häämspiel: Yippie-ya-yeah, Schweinebacke!

    Wenn jemand "Wunder" kann, dann der Betze. Unser Kolumnenschreiber Dirk glaubt fest dran - dafür hat er sogar mit dem Rauchen aufgehört.


    Die neue Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.

    Alter Schwede. Dieses Spiel gegen Halle - was war das denn? Eine Mannschaft, die sich von Anfang an bewusst war, um was es geht. Eine Mannschaft, die den Gegner eine Stunde lang nach Belieben beherrscht hat. Eine Mannschaft, die sich von einem Platzverweis und einem Gegentor nicht aus der Ruhe hat bringen lassen. Eine Mannschaft, die weiter nach vorne gespielt hat und stets gefährlich war. Eine Mannschaft, die kurz vor Schluss zweimal gnadenlos zugeschlagen hat. Oder - um es kurz zu machen - eine Mannschaft, die offenbar den Abstiegskampf angenommen hat und sich mit allem wehrt, was ihr zur Verfügung steht. Das ist Lautern, das ist der FCK!

    "Typisch Betzenberg, typisch DFB, der Schiedsrichter war ein Blindfisch"

    Zweifelsohne, der letzte Auftritt unserer Lautrer lässt berechtigte Hoffnung aufkommen. Leider war ich als Fan im Laufe dieser Saison jedoch schon öfter an diesem Punkt - und wurde dann auch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das Spiel gegen Halle wird nur dann etwas wert sein, wenn die auf allen Ebenen neu erreichte Leistungsstufe konserviert wird undder FCK gegen Zwickau genauso konzentriert und engagiert zu Werke geht. Lediglich die Geschehnisse rund um die 60. Minute im Spiel gegen die Saalestädter sind optimierungsfähig. Sich aus heiterem Himmel und ohne erkennbare Not einen Platzverweis einzuhandeln und damit einen bis dahin sehr souveränen Auftritt doch noch spannend werden zu lassen, spricht nicht unbedingt für große Raffinesse. Obwohl ich unmittelbar danach mit mir zu kämpfen hatte, nicht statt Konfetti gleich mit dem ganzen Locher werfen zu wollen, muss ich anerkennen, dass sich Redondo seines Bärendienstes sehr wohl bewusst war und dies auch im Anschluss an das Spiel ganz unumwunden zugab.


    Neben all dem Kampfgeist und der Einsatzbereitschaft auf dem Platz hat mich das, was man neben dem Spielfeld beobachten konnte, mindestens genauso überrascht. In den letzten Wochen beschlich mich immer mehr das Gefühl, dass beim FCK kein Team, sondern lediglich wahllos zusammengewürfelte Einzelspieler am Werk sind. Paradebeispiel hierfür schien Marvin Pourié zu sein. Immer wieder wurde der schwierige Charakter des Stürmers thematisiert, sein Fitnesszustand in Frage gestellt. Als er nach 70 Spielminuten und einer sehr ordentlichen Leistung vom Feld genommen wurde, durfte durchaus befürchtet werden, dass diese Maßnahme in der Folgewoche nicht gerade zur nachhaltigen Stabilisierung des FCK-Gebildes führen würde. Wer im weiteren Spielverlauf Pourié aber beobachtete, wurde eines komplett anderen belehrt. Das Drittliga-Urgestein saß keinesfalls beleidigt oder angesäuert auf der Bank. Ganz im Gegenteil. Pourié war an der Seitenlinie präsent, unterstützte seine Mannschaftskameraden wo er konnte, feuerte und trieb sie an – eben all das, was man von einem Führungsspieler und Teamplayer erwartet.

    „Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe!“

    Insgesamt gibt das Spiel gegen Halle also viel Hoffnung. Carlo Sickinger orakelte nach dem ersten Spieltag, "dass wir spielerisch so gut sind, dass es nur einen Gegner gibt, der uns schlagen kann - und das sind wir selbst. Wir müssen die einfachen Fehler abstellen und vorne unsere Tore erzielen". Ich bin geneigt ihm Recht zu geben. Allerdings ist es im Laufe der Saison viel zu selten gelungen, die einfachen Fehler tatsächlich abzustellen - und noch viel seltener gelang es, vorne die Tore zu erzielen. Das letzte Spiel hat gezeigt, dass es auch anders geht. Wenn die Mannschaft nun den Glauben an die eigenen Stärken zurückgewinnt und weiter so engagiert auftritt, ist ein weiteres Betze-Wwunder, an das vor zwei Wochen nur die kühnsten Optimisten zu glauben wagten, durchaus realisierbar.


    Ich bin seit Donnerstag frischer Nichtraucher und daher ohnehin stark angespannt. Die letzte halbe Stunde gegen Halle war für mich und ungefähr zehn Kaugummis ein echter Härtetest. Tut mir und meinem derzeit zartbesaiteten Nervenkostüm den Gefallen und holt gegen Zwickau den nächsten Dreier. Aber bitte ohne Drama.


    Quelle: Treffpunkt Betze