Kommentar: Das Zittern auf dem Betzenberg geht weiter

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    Kommentar: Das Zittern auf dem Betzenberg geht weiter

    Der FCK hat wieder einmal drei sicher geglaubte Punkte verschenkt. Vieles im Spiel der Roten Teufel macht Hoffnung, doch allmählich läuft die Zeit davon.


    Zwei Saisonsiege in Folge bleiben beim 1. FC Kaiserslautern weiterhin eine Seltenheit. Daran wird sich vorerst auch nichts ändern, denn die Roten Teufel geben die so sicher geglaubte Führung im Auswärtsspiel beim MSV Duisburg ein weiteres Mal in der allerletzten Sekunde aus der Hand. Man könnte meinen, dieses Team - oder besser gesagt dieser Verein - sei verflucht.

    Hanslik krönt hervorragenden Beginn

    Dabei fing alles so gut an. Aggressivität, Galligkeit und eine enorme Spielfreude ließen sich in der Anfangsphase erkennen. Nach dem Derbysieg gegen den 1. FC Saarbrücken sah man den Männern in Rot die breite Brust sichtlich an. Nach nur zehn Minuten resultierte daraus auch die Führung. Torschütze war einmal mehr Daniel Hanslik. Nach seinen nun vier Treffern aus drei Spielen ist er damit aktuell der Mann der Stunde beim FCK. In der so wichtigen Schlussphase der Saison scheint der 24-jährige endlich angekommen zu sein. Zuvor lief es für die Leihgabe von Holstein Kiel überhaupt nicht. Unter Antwerpen konnte Hanslik zu Beginn kaum Spielpraxis sammeln und schaffte es teilweise nicht einmal mehr in den Kader. Umso erfreulicher, dass er in dieser wichtigen Phase jetzt endlich da ist.

    Gefühlschaos beim FCK: Pech, Jubel und Frust liegen nah beieinander

    In der zweiten Halbzeit nahm die Partie dann einen turbulenten Verlauf. Die Gäste aus der Pfalz erwischten keinen guten Start und wirkten müde. Folglich dauerte es auch nicht lange, bis die Zebras den Ausgleichstreffer durch das Eigentor von Felix Götze erzielen konnten. Nach einem Kopfball des MSV-Stürmers Bouhaddouz parierte Spahic den Ball erst Weltklasse, lenkte ihn jedoch so zur Seite ab, dass er gegen Götze prallte und somit ins Tor befördert wurde. In der Entstehung hätte der Ausgleichstreffer kaum ärgerlicher sein können - eine Schuldzuweisung scheint nicht nur schwer, sondern auch deplatziert zu sein. Der FCK brauchte sichtlich mehrere Minuten, dazu taktische und personelle Veränderungen, um sich neu zu sortieren. Erst in der Schlussviertelstunde richtete sich der Blick wieder in Richtung gegnerisches Tor. Die erneute Führung und gleichzeitig sein erstes Profitor erzielte daraufhin Marvin Senger, welcher nach einem verunglückten Klärungsversuch des Duisburger Keepers abstaubte und aus der Drehung einnetzen konnte.


    Kurz vor Schluss durchlebte jeder Lauterer dann ein alt bekanntes Déjà-vu. Nach einem unnötigen Ballverlust von Huth an der Straufraumkante kommen die Zebras noch einmal zu einer Torchance. Und wie es in dieser Spielzeit auch nicht anders sein soll, sitzt diese natürlich. An Kamavuakas wuchtigem Kopfball ins lange Eck kann auch der gut parierende Spahic nichts mehr ändern. Vor rund zwei Wochen gab es ein ähnliches Szenario, bei dem der FCK ebenfalls eine 2:1 Führung nicht über die Zeit bringen konnte. In der Nachspielzeit beim Nachholspiel gegen den FSV Zwickau kassierten die Roten Teufel wie auch gestern den Ausgleichstreffer in der allerletzten Sekunde. Daher sitzt der Stachel bei allen Beteiligten aus Kaiserslautern dementsprechend sehr tief.

    Optimismus trotz Rückschlag

    Insbesondere Marco Antwerpen war kurz nach dem Match sichtlich angefressen und emotional geladen. Dabei haderte er vor allem mit den Entscheidungen des Unparteiischen: "Wenn man auch heute wieder einige Entscheidungen gegen uns sieht. Mit dem nicht gegebenen Elfmeter kurz vor der Halbzeit, wo wir 2:0 in Führung hätten gehen können. Ich glaube, das wär ein wichtiger Schritt gewesen". Trotzdem gibt sich der Cheftrainer weiterhin optimistisch, denn sein Team lieferte eine "richtig gute Partie" ab. Daher hakt Antwerpen dieses Spiel schnell und richtet den Blick direkt wieder nach vorne. Der Chefcoach fordert für die Zukunft jedoch nicht nur eine gute Leistung seiner eigenen Mannschaft, sondern auch eine von den Schiedsrichtern: "Zum einen müssen wir uns selbst belohnen und zum anderen müssen wir vielleicht auch mal von irgendjemanden belohnt werden". Optimistisch zeigte sich auch Spielmacher Ouahim, der aufgrund seiner fünften gelben Karte das nächste Heimspiel gegen das Tabellenschlusslicht aus Haching verpassen wird. "Dennoch muss man das große Ganze sehen. Unser Trend zeigt nach oben und wir hoffen, dass es so weitergeht", so Anas Ouahim.

    Moral und Mentalität: Das sind die großen Stärken

    Wenn dieses Team in den letzten Wochen eines unter Beweis stellen konnte, dann war es ihre unbedingte Willenskraft jeden Nackenschlag wegzustecken und zurückzukommen. Alleine in dieser Saison wurde der FCK bereits mehrere Male für tot erklärt, kämpfte sich aber in jeder Situation wieder zurück. Genau das ist mittlerweile die größte Stärke dieser Mannschaft. Antwerpen hat es geschafft, aus Angsthasen eine Kämpfertruppe zu bilden, die sich nicht nur voll reinhaut, sondern dazu auch noch guten Fußball spielt. Daher kann man sich sicher sein, dass am Wochenende gegen Unterhaching das nächste Feuerwerk auf dem Betze abgefackelt wird. Hoffentlich mit einem positiven Ergebnis und der Erkenntnis, dass sich dieses Team auch selbst belohnen kann.


    Fünf Spieltage vor Ende der Saison ist weiterhin alles möglich. Kaiserslautern hat das Ziel Klassenerhalt noch selbst in der Hand. Ironischerweise dürfen sich die Lautrer beim FSV Zwickau für einen Last-Minute-Ausgleich gegen Bayern München bedanken. Durch die Punkteteilung ist der Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz an diesem Spieltag vorerst nicht angestiegen. Als in der Länderspielpause der Abstand auf das rettende Ufer hingegen noch deutlich größer war, gab Marco Antwerpen ein bemerkenswertes Zitat von sich. Obwohl der 49-jährige Cheftrainer noch nicht allzu lange da ist, hatte er die Lauterer Mentalität schon schnell verinnerlicht: „Lauterer kämpfen immer! Und wir hören nicht auf zu kämpfen".


    Quelle: Treffpunkt Betze