Häämspiel: Der Tanz der Teufel

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    Häämspiel: Der Tanz der Teufel

    Häämspiel-Ausgabe #18: Johan Cruyff und Marco Antwerpen. Frisurentechnisch liegen beide weit auseinander. Fußballerisch verbindet sie jedoch die Leidenschaft zum Schach.


    Unsere Häämspiel Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.


    Wieder einmal konnten der „Nullinger-Serie“ zwei Spiele hinzugefügt werden. Weder die Offensivreihe von Wehen Wiesbaden noch die der Dortmunder Borussia konnten gegen den FCK ein Tor erzielen. In Anbetracht dessen, dass in beiden Spielen Stammkeeper Raab durch Ersatzmann Spahic ersetzt werden musste, spricht auf den ersten Blick natürlich vieles dafür, dass Marco Antwerpen auf der Torhüter-Position ein echtes Luxusproblem hat. Dass dem so ist, hat der Lautrer Trainer auch schon mehrfach bestätigt. Allerdings macht man es sich zu einfach, wenn man die Defensivbilanz nur am Leistungsvermögen der Torhüter festmacht.


    Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel


    Johan Cruyff, einer der besten Fußballer seiner Zeit, richtete die von ihm trainierten Teams mit einer ganz simplen Grundtaktik aus: "In meinen Mannschaften ist der Torwart der erste Stürmer und der Stürmer der erste Verteidiger“. Schaut man sich die Spiele des FCK in den vergangenen Wochen an, kommt man nicht umhin festzustellen, dass Johan Cruyff es irgendwie geschafft haben muss, von Marco Antwerpen abzukupfern. Vermutlich dürfte der Cruyffsche Dolorian mitsamt vollgeladenem Fluxkompensator demnächst irgendwo am Betzenberg gesichtet werden. "Das Spielfeld wird stets eng bei Ballverlust und weit geöffnet, sobald man selbst die balltreibende Kraft ist“ oder „Fußball ist ein Fehlerspiel. Wer weniger davon macht, gewinnt", sind weitere Zitate des Niederländers, deren Ursprünge ja augenscheinlich in der Lautrer Gegenwart liegen müssen.


    Das von Antwerpen favorisierte 3-5-2 bringt mit den richtigen Spielertypen nämlich genau die genannten Vorteile mit sich. Mit Hanslik und zuletzt Redondo verfügt der Lautrer Coach über zwei sehr laufstarke Stürmer, die unmittelbar nach Ballverlust bereits versuchen den Spielaufbau des Gegners zu unterbinden. Den dahinter agierenden zentralen Mittelfeldspielern Wunderlich, Götze und Ritter fällt es so relativ leicht, die Räume zuzulaufen und Anspielstationen zu blockieren. Und die langen Bälle, die dann oft geschlagen werden müssen, werden von den drei Türmen Winkler, Hippe und Tomiak oder von einem der gegebenenfalls eingerückten Außenspielern Zuck beziehungsweise Hercher abgelaufen oder wegverteidigt. Das, was dann noch durchkommt, wird von Spahic entschärft. Nach eigenem Ballgewinn wird versucht, das Spiel breitzumachen und von hinten aufzuziehen. Die technisch und läuferisch starken Außenspieler sowie die drei Kreativköpfe in der Zentrale schaffen es so regelmäßig die Stürmer in aussichtsreiche Positionen zu bringen. Nun muss nur noch das Runde häufiger ins Eckige.


    Wir singen, wir tanzen auf (fast) jedem Fußballplatz


    Die größte Stärke liegt momentan aber in der Breite des Kaders und in der Tatsache, dass auch die Spieler aus der zweiten Reihe sichtlich bemüht sind ihre Chance zu nutzen, wenn sie sich denn bietet. Das war leider nicht immer so - und auch noch bis zum Verbandspokalspiel in Mechtersheim ein sehr ernst zu nehmendes Problem. Offensichtlich hat Marco Antwerpen nach diesem Spiel aber einmal mehr die richtigen Worte gefunden und nun wohl alle Spieler endgültig erreicht. Verfügt der Lautrer Trainer wieder über seinen kompletten Kader, hat er nach aktuellem Stand der Dinge mehr als nur ein Luxusproblem. Wohl dem, der das in der dritten Liga von sich behaupten kann.


    Zum letzten Heimspiel des Jahres begrüßt der 1. FC Kaiserslautern morgen Viktoria Köln auf dem Betzenberg. Vor wenigen Wochen hätte man noch von einer Pflichtaufgabe gesprochen. Die Domstädter starteten ganz miserabel in die Saison und fanden überhaupt nicht zu ihrem Spiel. Absoluter Tiefpunkt war ein 0:1 am neunten Spieltag beim bis dahin sieglosen Tabellenletzten aus Havelse. Nicht zuletzt der Abgang von Mike Wunderlich zum FCK schien an der Misere Schuld zu sein. Der Neu-Lautrer brachte es in der vergangenen Spielzeit immerhin auf 18 Scorerpunkte und fehlte der Viktoria zu Saisonbeginn an allen Ecken und Enden.


    Trotz der Pleitenserie hielten die Kölner jedoch an ihrem Trainer Olaf Janßen fest und schafften als Team den Turnaround. Seit der Niederlage beim Schlusslicht aus Niedersachsen holten die Viktorianer satte 17 Punkte aus acht Spielen und konnten den Anschluss an das Ligamittelfeld mittlerweile herstellen. Es wird also nicht nur eine große Wiedersehensparty mit Timmy Thiele auf der einen und Mike Wunderlich auf der anderen Seite, es treffen die aktuell wohl formstärksten Teams der Liga aufeinander.


    Jede Seite hat zwei Medaillen


    Mit dem letzten Heimspiel des Jahres verabschiedet sich auch diese Kolumne in die Winterpause. Seit Mitte Februar darf ich mich vor jedem Heimspiel mit den Themen die mich als Fan umtreiben auf Treffpunkt Betze etwas austoben. War ich anfangs selbst sehr skeptisch, ob die Themenlage rund um den FCK ein solches Format überhaupt zuließe, wurde ich sehr schnell eines Besseren belehrt. Der damals drohende finanzielle Kollaps und die sportliche Misere riefen fast im Tagesrhythmus irgendwelche Kritiker auf den Plan, die in mehr oder weniger seriösen Blättern etwas zum FCK zu sagen hatten. Mario Basler beispielsweise ließ scheinbar keine Gelegenheit aus, in guter bayrischer Stammtischmanier munter auf seinen Ex-Verein draufzuhauen. Die BILD-Zeitung lässt sich in solchen Zeiten natürlich auch nicht lumpen und deckte regelmäßig „neue Sensationsgeschichtchen“ rund um den Betzenberg auf.


    Ich kam mit meinen Recherchen teilweise gar nicht mehr hinterher und hatte jederzeit ohne große Mühe genügend Themen, über die ich schreiben konnte. Glücklicherweise war es mir aber auch vergönnt, den Aufschwung des FCK begleiten zu dürfen. Dabei konnte ich feststellen, dass es deutlich mehr Spaß macht, mich über das „Betze-Bollwerk“ als über die „Auswärts-Pleitegeier“ auszulassen. Hoffentlich hält die positive Phase beim FCK weiter an, damit der Spaßfaktor beim Schreiben auch im nächsten Jahr nicht weniger wird. Wobei, wenn es mies läuft, erzählt Super-Mario ja wieder seine G'schichten aus'm Paulanergarten. Es bleibt also spannend – so oder so.


    Quelle: Treffpunkt Betze

  • Dirk

    Hat den Titel des Themas von „Der Tanz der Teufel“ zu „Häämspiel: Der Tanz der Teufel“ geändert.