Häämspiel: Mir sinn Saarbrigger un spiele Kligger

  • Diskussionsthema zum Artikel: Häämspiel: Mir sinn Saarbrigger un spiele Kligger


    Häämspiel: Mir sinn Saarbrigger un spiele Kligger

    Häämspiel-Ausgabe #24. Der Glaube an Fußballwunder ist wieder da. Und wenn jemand Wunder kann, dann das Herz der Pfalz. Und ein wenig Häme und Spott über den FCS gehören auch dazu.


    Unsere Häämspiel Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.


    Eine besondere Zeit steht uns ins Haus. Nicht nur, dass einmal mehr Derby-Time angesagt ist - auch die Tatsache, dass das Osterfest vor der Tür steht, lässt mich kurz innehalten. Aber es ist weniger mein religiöser Glaube als mein FCK-Herz, das mich so besinnlich werden lässt. Marco Antwerpen und seine Jungs besiegten nämlich am Ostersamstag 2021 den Halleschen FC und gaben damit den Startschuss zu einer Aufholjagd, die wir alle nicht mehr für möglich gehalten hatten. Unser Glaube an Fußball-Wunder wurde wiederhergestellt.

    Last Easter, i gave you my egg

    Nur eine Woche vor diesem Ostersamstag gingen die Roten Teufel im Kellerduell beim 1. FC Magdeburg nach einer indiskutablen Leistung als Verlierer und vermeintlich erster Absteiger in die Regionalliga vom Platz. Dass ausgerechnet diese beiden Clubs vor wenigen Wochen das Topspiel der dritten Liga bestreiten durften, war zu dem Zeitpunkt nicht ansatzweise vorstellbar. Zu desolat und mutlos traten die Lautrer in der MDCC-Arena gegen ebenfalls sehr limitierte Magdeburger auf. Ein Aufbäumen war nicht erkennbar, das Trainerteam schien nach nur kurzer Zeit am Ende seiner Möglichkeiten angekommen zu sein und der nur wenige Wochen zuvor frisch gewählte Aufsichtsrat begann wieder einmal in seine Einzelteile zu zerfallen. Alles in allem also ein Gesamtbild, dass der eingefleischte FCK-Fan seit Jahren schon nur noch auf diese Weise kannte.


    Was dann geschah, war für mich nicht weniger als ein Osterwunder. Marco Antwerpen nutzte seine schlechte Laune nach dem Spiel in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt und die zweiwöchige Länderspielpause, um seiner Mannschaft nachdrücklich seine Vorstellungen von Begrifflichkeiten wie Laufbereitschaft, Einsatzwille und Abstiegskampf näher zu bringen. Schon gegen die Hallenser spielten die Roten Teufel wie ausgewechselt und der berühmte Zug nahm erstmals Fahrt auf. Die Geschehnisse der Folgewochen sind hinlänglich bekannt: Die Jungs um Kapitän Jean Zimmer holten einen Rückstand von sieben Punkten auf und konnten schon am vorletzten Spieltag den vorzeitigen Klassenerhalt feiern. Für die meisten, zugegebenermaßen auch für mich, kam das damals einem Fußballmärchen gleich. Frei nach dem Motto „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann siegen sie noch heute“, wissen wir mittlerweile aber, der Saisonendspurt war das erste Mal, dass das Kollektiv der Roten Teufel gezeigt hat, was wirklich in ihm steckt.

    Die Saarlodris sinn widda do


    Heute sieht die Lautrer Welt ganz anders aus. Es bedarf keiner Wiederauferstehungsgeschichten mehr, um Ziele zu erreichen. Noch vier Endspiele stehen für die Roten Teufel auf dem Programm. Wenn 'Marco's Eleven' einen kühlen Kopf bewahren und es schaffen, sich nicht von ihrem Weg und ihren Stärken abbringen zu lassen, wird der Aufstieg in die zweite Liga die einzig logische Konsequenz sein. Der eigene Anhang steht wie eine Mauer hinter der Mannschaft. Schon seit Wochen gehen die Zuschauerzahlen auf dem Betzenberg und in allen anderen Stadien, in denen der FCK zu Gast ist, durch die Decke. Das Derby gegen den 1. FC Saarbrücken wird sogar vor ausverkauftem Haus stattfinden. So bemerkenswert diese Kulisse auch sein wird, wir alle, die wir unseren FCK von Nord-, Ost-, Süd- oder Westtribüne aus anfeuern werden und siegen sehen wollen, sollten auch Geduld mitbringen. Nicht jeder Ball wird ankommen und nicht jeder Zweikampf wird gewonnen werden. Trotzdem müssen wir ohne zu murren weiter alles geben und unaufhörlich zeigen, wer im Fritz-Walter-Stadion zu Hause ist. Die Mannschaft wird es uns danken und kämpfen bis zum Umfallen.


    Großer Kampf wird auch nötig sein. Mit dem FCS kommt ein Gegner nach Kaiserlautern, für den ein Sieg im Spitzenspiel die letzte Hoffnung ist, am Saisonende unter den Top 3 der Liga zu landen. Was die Saarbrücker allerdings gar nicht können, sind Derbys. Weder gegen die Waldhöfer noch gegen den FCK gab es in dieser Saison wirklich etwas zu feiern. Und im Saarlandpokal gab es sogar gegen den ewigen Rivalen aus Homburg eine Klatsche. Nichtsdestotrotz haben einige Vertreter der Saarbrücker eine für mich etwas zu große Klappe. Manuel Zeitz unterstellte den Lautrern im Laufe der Woche, lediglich hinten gut zu stehen und in der Offensive „aus Scheiße Gold zu machen“. In Anbetracht von neun Punkten Rückstand und der bekanntlich kurzen Zündschnur des FCS-Anhangs, der gern einmal den Rasen stürmt, wäre Uwe Koschinat gut beraten, seinen Kapitän etwas zurückzupfeifen.

    Alle Wege führen in die Pfalz

    Allerdings gehört es in der dritten Liga wohl mittlerweile zum guten Ton, in irgendeiner abfälligen Art und Weise seinen Senf zum FCK dazuzugeben. Aber gerade den Saarbrückern kann man es fast nicht verdenken. Die Liga-Topspiele der letzten Jahre fanden immerhin gegen die Crème de la Crème des deutschen Fußballs wie Elversberg, Steinbach oder Walldorf statt. Da sieht man die Duelle mit dem FCK als ganz großes Kino, bei denen man sich unbedingt präsentieren möchte. Ob hierbei jeder Redebeitrag sonderlich sinnvoll ist, spielt wohl nur eine untergeordnete Rolle. Als in Saarbrücken beschäftigter „Gastarbeiter“ kann ich versichern, dass Land und Leute deutlich mehr zu bieten haben als der FCS nach außen hin darstellt. Sehr viele außergewöhnlich nette Menschen, FCK-Fans und Gönner sind ebenso wie einige aktuelle und ehemalige FCK-Spieler hinter dem Neunkircher Kreuz zu Hause. Und auch das Vorurteil, das Schönste an Saarbrücken sei die A6 Richtung Kaiserslautern, stimmt so nicht. Die A1 und die A8 führen ebenfalls ins gelobte Land und verfügen über nicht weniger schöne Teilabschnitte.


    Quelle: Treffpunkt Betze