Robin Bormuth: „Hart zum Gegner, zum Material, zu mir selbst“

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    Robin Bormuth: „Hart zum Gegner, zum Material, zu mir selbst“

    Robin Bormuth im Gespräch mit Treffpunkt Betze über Zweikampfhärte als Verteidiger, die Rückrunde mit dem FCK und einen möglichen Verbleib über den Sommer hinaus.


    Im August 2022 kündigte Dirk Schuster bei den Roten Teufeln Neuzugänge der Kategorie Boeing 747 an. Der erste Flieger, für den die Lautrer Landebahn seinerzeit beleuchtet werden musste, war Robin Bormuth. Der Defensivspieler wechselte nur wenige Wochen zuvor vom Karlsruher Sportclub zum SC Paderborn, wo er aufgrund mangelnder Einsatzzeiten aber nicht glücklich werden wollte. Er folgte dem Ruf aus der Pfalz und konnte sich zwischenzeitlich beim FCK als feste Kadergröße etablieren. Auf Nachfrage von Treffpunkt Betze, warum der gebürtige Hesse in der Berichterstattung oft unter dem Radar fliegt, erhielt unsere Redaktion von Dirk Schuster den indirekten Auftrag, dies doch einfach zu ändern. Und wenn der Coach einen Auftrag erteilt, wird dieser auch (sehr gern) erfüllt.

    „Das ist Teil der Jobbeschreibung“

    Treffpunkt Betze: Hallo Robin, im Auswärtsspiel bei Hannover 96 läuft gerade die zweite Hälfte. Du befindest dich in einem Laufduell mit einem gegnerischen Spieler, in dessen Gesicht ‘Furcht’ deutlich erkennbar ist. Vermutlich aus der Angst vor der körperlichen Härte heraus zieht er im letzten Moment zurück. Wie gut beschreibt diese Szene deine Spielweise als Verteidiger? Sollen sich gegnerische Stürmer fürchten, wenn sie auf einen hochmotivierten Robin Bormuth stoßen?


    Robin Bormuth: Ja, absolut (lacht). Damit kann ich mich auf jeden Fall identifizieren. Das ist halt irgendwo mein Spielstil, der mich dann auch etwas auszeichnet. Ich bin immer zu einhundert Prozent dabei, nehme keine Rücksicht auf mich oder auf andere. Kurz gesagt, ich bin hart zum Gegner, hart zum Material, aber auch hart zu mir selbst.


    Treffpunkt Betze: Die Leistungen eines Verteidigers werden öffentlich längst nicht so wahrgenommen und gewürdigt wie die Tore eines Stürmers. Damit fliegt man als Defensivspieler manchmal etwas unter dem berühmten Radar. Erachtest Du diese öffentliche Wahrnehmung als fair?


    Robin Bormuth: Das ist nun mal Teil der Jobbeschreibung eines Verteidigers. Als Stürmer ist es anders. Den siehst Du unter Umständen 90 Minuten lang gar nicht, dann schießt er in der Nachspielzeit das entscheidende Tor und ist der Held. Ein Verteidiger kann seinen Gegenspieler 90 Minuten gut im Griff haben und der macht keinen Stich. Stehst Du in der Nachspielzeit dann aber einmal falsch und der schießt dann ein Tor, dann bist du der Depp. Aber für das Tore schießen habe ich mich früher halt einfach nicht empfehlen können und musste das machen, was ich kann und was mir auch Spaß macht. Deswegen wurde ich Verteidiger, womit ich bestens klarkomme. Natürlich ist das öffentlich vielleicht nicht immer ganz so schön, und man muss sich auch eingestehen, dass die meisten Fußballfans ins Stadion kommen, um Tore zu sehen. 48 Kopfballduelle oder ein Zweikampf, in dem einer einen anderen weggrätscht, ziehen die Zuschauer weniger an. Natürlich ist das auch mal schön und man freut sich dann auch, gerade hier auf dem Betze, aber wenn nur das passiert, ist es auch nicht gut. Deshalb ist für einen Stürmer deutlich einfacher in der öffentlichen Wahrnehmung aufzufallen als für einen Verteidiger.


    Treffpunkt Betze: Um ehrlich zu sein, Du erweckst auch nicht den Eindruck, dass Du zwingend im Rampenlicht stehen möchtest.


    Robin Bormuth: Nein, absolut nicht. Sonst wäre ich ja auch Stürmer geworden (lacht). Ich mache meinen Job in der Innenverteidigung und sehe zu, dass die Jungs vorne etwas glänzen können.

    „Ich weiß, was ich kann“


    Treffpunkt Betze: Blicken wir ein paar Monate zurück. Dein Wechsel zum FCK war eher ungewöhnlich - vor allem deswegen, weil du erst wenige Wochen zuvor nach Paderborn gewechselt bist. Warum du dann ausgeliehen werden wolltest, liegt auf der Hand. Warum ausgerechnet zum Betzenberg?


    Robin Bormuth: Vor meinem Wechsel nach Paderborn war eine Rolle besprochen, die ich beim SCP einnehmen sollte. Die Rolle hat sich dann nach drei, vier Spieltagen ohne Einsatzminute nicht so dargestellt, wie in den Gesprächen davor. Ohne Perspektive auf der Bank zu sitzen, wollte ich natürlich auch nicht. Zumal jeder, der einen 26-Jährigen verpflichtet, weiß, welches Gesamtpaket er bekommt. Der FCK kam dann auf mich zu, wir waren uns innerhalb einer Woche einig und der Transfer zum Betzenberg ging dann auch so schnell über die Bühne, wie ich das bisher noch nie erlebt hatte.


    Treffpunkt Betze: Mit dem eingespielten Duo Kevin Kraus und Boris Tomiak stiegen die Chancen auf Einsätze allerdings nicht unbedingt?


    Robin Bormuth: Mir war natürlich vorher klar, dass da zwei Jungs sind, die die Innenverteidigung einer Aufstiegsmannschaft gebildet haben. Aber ich weiß und wusste auch, was ich kann. Die Verantwortlichen, sowohl das Trainerteam als auch Thomas Hengen, haben sich ja nicht umsonst um mich bemüht und hatten auch einen klaren Plan bzw. eine Vorstellung, wie ich der Mannschaft helfen kann. Von diesem Plan konnte ich überzeugt werden und bin ich auch immer noch überzeugt. Ich glaube, wir machen das bisher insgesamt ziemlich anständig.


    Treffpunkt Betze: Aktuell kommst du auf 12 von 18 möglichen Startelf-Einsätzen. Damit kannst du eigentlich zufrieden sein, oder?


    Robin Bormuth: Ja klar, absolut. Als Innverteidiger kommst Du am Anfang immer etwas schwieriger rein, zumal es ja auch super lief, als ich hier angekommen bin. Ich war neu und musste mich an ein paar Abläufe gewöhnen, was dann alles mit dazu geführt hat, dass es am Anfang etwas gedauert hat. Dazu war ich zweimal etwas angeschlagen, aber sonst habe ich dann immer gespielt. Von daher bin ich sehr, sehr zufrieden, was meine Spielzeit angeht.

    „Glück und Pech gleichen sich innerhalb einer Saison immer etwas aus“


    Treffpunkt Betze: Kommen wir zum Sportlichen. Die Hinrunde des FCK ist schnell erzählt - sie war einfach sensationell. Terrence Boyd hat in Interviews allerdings mehrfach den Begriff des “überperformen” genutzt. Wie erklärst du dir den Erfolg aus der Hinrunde?


    Robin Bormuth: „Überperformt“ würde ich nicht unbedingt sagen. Das hieße ja, wir hätten über unseren Verhältnissen gespielt. In der Hinrunde haben wir es einfach geschafft, dass alle, die auf dem Platz standen, bei 100 Prozent waren. Wodurch wir natürlich die Wahrscheinlichkeit erhöhen konnten, knappe Spiele auf unsere Seite zu ziehen. Natürlich war das ein oder andere Spiel dabei, bei dem wir kurz vor Schluss noch einen Treffer erzielen oder vielleicht auch eine Großchance des Gegners verhindern konnten, was dann schon auch so ein bisschen glücklich war. In der Rückrunde war es dann jetzt aber auch zwei, drei Mal der gegensätzliche Fall. Ich glaube im Großen und Ganzen gleichen sich Glück und Pech innerhalb einer Saison immer etwas aus. Manchmal läuft es etwas positiver, manchmal etwas negativer. Überbewerten sollte man nichts davon.


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    Treffpunkt Betze: Obwohl ihr mit zwei Siegen ebenfalls sensationell in die Rückrunde gestartet seid, schleicht sich seit dem Spiel gegen St. Pauli der Eindruck ein, dass die Formkurve eher nach unten ausschlägt. Wie verändert das eine Mannschaft, wenn sie plötzlich Niederlagen einfährt?


    Robin Bormuth: Inwiefern sollte uns das verändern? Wir trainieren genauso ehrgeizig und mit dem gleichen Elan wie in der Vorrunde auch. Es ist nicht so, dass irgendjemand sagt, „Ok, jetzt machen wir weniger“. Von daher ist das überhaupt nicht der Fall, dass uns das im negativen Sinne verändert. Wenn dann durch ein ‚Jetzt-erst-Recht-Denken‘ eher in die andere Richtung.


    Treffpunkt Betze: Immer wieder hört man von der tiefen Geschlossenheit innerhalb eurer Mannschaft. Ihr habt besonders in der Hinrunde eindrucksvoll bewiesen, dass ein starkes Kollektiv, welches über die nötige Mentalität und Einstellung verfügt, individuelle Qualität auf dem Platz in die Schranken weisen kann. Was bedeutet diese Geschlossenheit ganz konkret? Was tut ihr als Mannschaft dafür?


    Robin Bormuth: Ich glaube, unser Zusammenhalt zeichnet uns aus. Wenn du dir beispielsweise die Jokerbilanz anschaust, da sind wir richtig weit vorne. Generell bringen bei uns die Einwechselungen immer einen positiven Impact mit sich. Du kannst jeden reinwerfen, jeder weiß was er zu tun hat in unserem System. Und jeder bekommt auch von den Jungs, die über eine längere Zeit spielen, den nötigen Halt und die nötige Unterstützung, wenn er neu in der Startelf steht oder eben eingewechselt wird. Es wissen alle, der ist dafür zuständig, der ist hierfür zuständig – das ist alles eingespielt. Bei uns steht der eine für den anderen ein. Hin und wieder frühstücken wir auch mal gemeinsam, was der Monatsverlierer, unter anderem auch ich schon mal, zu organisieren hat, das trägt insgesamt zu der mannschaftlichen Geschlossenheit bei.


    Treffpunkt Betze: Was qualifiziert einen Spieler, den Titel des Monatsverlierers tragen zu dürfen?


    Robin Bormuth: Den Titel tragen diejenigen, die die wenigsten Trainingsspiele gewinnen (lacht).

    „Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen“


    Treffpunkt Betze: Die 40-Punkte-Marke ist fast erreicht, der Abstieg längst kein Thema mehr. Welches Saisonziel ist für den FCK nun realistisch?


    Robin Bormuth: Das ist jetzt schwierig, dass ich hier ein neues Saisonziel herausposaunen soll. Ich will jetzt hier nicht in Floskeln abtauchen, aber es ist einfach so, dass wir nach wie vor jedes Spiel gewinnen wollen und dann mal sehen, was dabei herumkommt.


    Treffpunkt Betze: Zum Abschluss ein paar persönliche Fragen: Du hast an einer Fernuniversität ein Studium im Sportbusiness-Management absolviert - während deiner Profikarriere wohlgemerkt. Was sagt das über den Menschen Robin Bormuth aus?


    Robin Bormuth: Absolviert wäre schön, ich bin noch mittendrin. Grundsätzlich sagt das über mich wohl aber aus, dass ich mir frühzeitig schon Gedanken darüber mache, dass ich die freie Zeit, die man als Profifußballer ja durchaus auch mal hat, nicht nur mit Playstation spielen oder Netflix schauen, ausreizen möchte. Ich möchte etwas nach links und nach rechts schauen und mir mit einer akademischen Ausbildung während meiner Laufbahn etwas Speck für die Zeit danach anfressen. Noch weiß ich nicht, was dann passiert, aber ich möchte definitiv ein abgeschlossenes Studium haben und nicht nur sagen können, ich habe 15, 18 oder 20 Jahre vor den Ball getreten. Konkrete Überlegungen gibt es noch keine, aber ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen. Und da der von mir gewählte Studiengang mit dem Sport verknüpft ist, kann man viele Dinge, die man in seinen Jahren als Fußballer mitgenommen hat, durchaus gut verwenden.


    Treffpunkt Betze: Rivalitäten zwischen Fanlagern gehören traditionell zum Fußballsport. Du hast für den KSC, einen der ärgsten Rivalen des FCK, zwei Jahre lang die Fußballschuhe geschnürt. Welchen Stellenwert haben solche Rivalitäten in Bezug auf Karriere- und Transferentscheidungen? Dürfen sich Profis davon überhaupt beeinflussen lassen?


    Robin Bormuth: Ich habe mir da auf jeden Fall sehr viele Gedanken gemacht. Ich war echt gespannt, wie mich die Fans hier empfangen. Die Leute wissen ja, dass ich vom KSC gekommen bin. Ich bin zwar über den Umweg Paderborn, also nicht direkt von A nach B, nach Kaiserslautern gewechselt, aber trotzdem macht man sich nach zwei Jahren in Karlsruhe schon Gedanken, was die Lautrer davon halten. Ich war heilfroh, dass ich hier mit offenen Armen empfangen wurde und mir jeder die faire Chance gegeben hat, mich zu zeigen und ich nicht direkt als Badenser, der ich ja ohnehin gar nicht bin, abgestempelt wurde. Ich bin den Fans sehr dankbar, dass ich mich unabhängig von meiner Zeit in Karlsruhe hier in Ruhe beweisen konnte.

    „Und dann war ich der Franz“


    Treffpunkt Betze: Du hast einen besonderen Spitznamen. Was hat es damit auf sich?


    Robin Bormuth: Welchen Spitznamen habe ich denn?


    Treffpunkt Betze: Nach unseren Informationen nennt man Dich gern mal Franz.


    Robin Bormuth: Nein, das ist falsch. Aber lustig, dass ich immer wieder darauf angesprochen werde. Das ist eine Geschichte aus meiner Zeit bei der Düsseldorfer U23 - also wirklich schon ewig her. Es gab bei uns zwei Robins. ich war der jüngere, demnach hatte der ältere Robin das Recht darauf, bei seinem Vornamen genannt zu werden und für mich musste man sich etwas überlegen. Und dann habe ich irgendwann einmal einen Pass mit dem Außenriss gespielt - vermutlich der einzige in meinem Leben, den ich so gespielt habe und der auch noch ankam - und dann hat irgendeiner Franz gerufen. Und dann war ich in meiner Zeit in der Düsseldorfer U23 der Franz. Danach hat mich aber nie wieder jemand einen Pass mit dem Außenriss spielen sehen und dementsprechend auch nie wieder jemand Franz gerufen.


    Treffpunkt Betze: Nun endet dein Leihvertrag nach der Saison. Würdest du lieber beim FCK bleiben oder versuchen, dich in einem zweiten Anlauf in Paderborn durchzusetzen?


    Robin Bormuth: Dirk Schuster antwortete ja mal auf Eure Nachfrage, er würde kein Veto einlegen, wenn ich hierbleiben könnte. Ohne jetzt Genaueres sagen zu können, würde ich mich dem aber grundsätzlich anschließen und auch kein Veto einlegen, wenn es denn so kommen sollte.


    Treffpunkt Betze: Der Schlusspunkt: Vervollständige bitte folgenden Satz: Einen Heimsieg uffm Betze gemeinsam mit 40.000 zu feiern ist …


    Robin Bormuth: Das ist auf Anhieb schwierig, gib mir kurz Zeit (überlegt). Ok, einen Heimsieg uffm Betze gemeinsam mit 40.000 zu feiern ist immer etwas Besonderes. Du kommst zum Warmmachen raus aufs Spielfeld und dein Ziel ist es nach dem Spiel vor der Westkurve zu stehen, ein bisschen zu hüpfen und sich gemeinsam über einen Sieg zu freuen. Deswegen ist das immer schon etwas Besonderes, wenn es dazu kommt.


    Treffpunkt Betze: Robin, vielen Dank für das nette und kurzweilige Gespräch. Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg hier am Betzenberg.


    Quelle: Treffpunkt Betze


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