Beiträge von tja-heinz

    Andi_74


    erneut muss ich dir fast vollkommen recht geben. Auch mir ist z.b. bewusst, dass es eben kein reines Ostphänomen ist. Nur habe ich im Gegensatz zu dir die Hoffnung auf Änderung mittlerweile aufgegeben, sicherlich teilweise auch bedingt durch meine persönlichen Lebenserfahrungen in den letzten paar Jahren.


    Ich nehm nur mal das Beispiel Corona, wo sich bei Lanz immer gefragt wird, wie man die Impfverweigerer "besiegen/zwingen" kann. Da werden dann Statistiken präsentiert, wo genau aufgeschlüsselt wird, wieviel Geimpfte Ungeimpfte anstecken, wieviel Ungeimpfte Geimpfte usw usw. Zu den Gründen der Impfweigerung wird aber nicht weiter nachgefragt. Immer heisst es nur, wir müssen alle impfen, damit alles wieder so wird, wie es einmal war. Und verkennt in meinen Augen dabei total, dass es für einen nicht unwesentlichen Teil der Bevölkerung nicht erstrebenswert ist, dass alles wieder so wird, wie es vorher war, ja teils sogar wie eine Drohung klingt. Aber danach fragt keiner. Genauso wenig warum die Gesundheit nicht schon vor Weihnachten im Vordergrund steht und man keinen weiteren Lockdown beschliesst. Das Weihnachtsgeschäft muss ja noch brummen. Aber dieser Teil der Gesellschaft wird nie verstehen, dass ihre eigene persönliche Situation nicht auf jeden übertragbar ist. Und wenn man keinen anderen Blickwinkel einnehmen kann, bzw. sich nicht reindenken kann, wird man Menschen auch nie abholen, die von dieser Gesellschaft abgehängt wurden.


    Ich bin geimpft und bereue es zutiefst. Nicht, dass ich irgendwelche Nachteile dadurch gespürt hätte. Mir ist z.b. einfach nur egal, ob irgendwelche Südafrikaurlauber an Omikron verrecken. Ich weiss, soviel Offenheit und Ehrlichkeit wird wieder Aufschreie der Empörung nach sich ziehn. Von mir aus. Dabei dürfte es den meisten ebenfalls total egal sein, solange nicht das persönliche Umfeld betroffen ist. Nur sagt man sowas eben nicht so deutlich. Und ich frage mich inzwischen, warum eigentlich nicht? Es ist ehrlicher wie jede Empörung wegen Hinz und Kunz. Und klar, es kann mich auch selbst treffen. Aber wenn man nix mehr zu verlieren hat, juckt einen das ehrlichgesagt auch nicht mehr wirklich. Aber gut, isn anderes Thema. Aber auch nix, worüber man eigentlich so offen reden darf, wie ich es jetzt gerade tue.


    Nur in einem muss ich dir widersprechen. Eine 68er Bewegung wie damals brauchen wir nicht. Vielleicht was ähnliches, aber diese 68er haben bei mir auch viel Kredit verspielt. Wenn man zb. den Cohn-Bendit heute in seiner Selbstgefälligkeit so reden hört, muss man sowas einfach unsympathisch finden. Auch kommt über die 68er die sogenannte "Ich-Generation", wo eben die persönliche Verwirklichung höher angesiedelt wurde wie der Rest. Und die Auswirkungen dieses Denkens zeigen sich heute zumindest bei vielen dieser ehemaligen 68er, jetzt wo sie im gehobenen Alter sind. Die denken nämlich immernoch in solchen "Ich-Maßstäben". Heute aber nicht mehr aus Überzeugung für bessere Lebensformen oder so, sondern um den eigenen Wohlstand nicht zu gefährden. Es war irgnedwie eine Revolution gegen Leute, zu denen sie selbst mittlerweile geworden sind. Natürlich kann man das nicht Verallgemeinern. Gibt bestimmt auch noch ein paar, die sich einen gewissen Werte-Kanon bewahren konnten. Aber ich glaube, das ist eine Minderheit. Die Ideen und das Engagement in der damaligen Zeit war deswegen bestimmt trotzdem nicht falsch. Aber ich hab das Gefühl, diese Generation hat im höheren Alter ihre eigenen Ideale verraten umd das einzige zu gewährleisten, was dem Menschen schon immer wirklich wichtig war: Das eigene Wohlbefinden.


    Edit: Nur der Vollständigkeit halber. Die stärkere Gewichtung im Osten hat in meinen Augen damit zu tun, dass man den Menschen damals blühende Landschaften versprochen hat, kurz bevor die Treuhand mit Hilfe der westdeutschen Industrie den Osten plattgefahren hat. Ist in meinen Augen auch der Grund, warum Pegida und Co. dort immer wieder auf fruchtbareren Boden fallen. Aber das nur am Rande.

    Also angeblich wurde ja auch der Duisburger Kwadwo beschimpft, nachdem er schlichten wollte. Aber der konnte noch weiterspielen. Deswegen wirds nicht thematisiert. Und es soll eben Leute geben, die nicht jeden Furz, den diese Gutmenschengesellschaft absondert, ohne Humor ertragen können. Dass diese nicht drauf abzielen, den farbigen Spieler anzugreifen, sondern auf die völlig sinnlose Reaktion im Nachhinein, wird eben auch nicht jeder weiße Mann verstehn. Frag mal die Indianer.


    Ach und Rassismus u.ä. sind in diesem System schon lange verankert. 1968 hat sich eine ganze Generation dazu berufen gefühlt, deswegen auf die Straße zu gehn, weil es dort noch ganz akut in Bereichen wie Justiz verankert war. Gerüchten zufolge soll im Osten der Republik sogar heut noch der ein oder andere Ordnungshüter so gestrickt sein. Und es bleibt zu befürchten, dass dies doch kein reines Ostphänomen ist. Das wäre eigentlich ein viel passenderer Aufreger, aber das blendet man lieber aus. Wär ja auch anstrengender als jetzt für ein paar Stunden den Gutmenschen zu spielen, um heut nacht mit nem guten Gefühl einzuschlafen.

    Andi_74


    Boah, vielen Dank. Kann ich mit nem like allein gar nicht genug unterschreiben. Gibt anscheinend doch noch Leute, die noch nicht jede Verhältnismäßigkeit verloren haben. Sicher bin ich mir da schon lange nicht mehr.

    Brauchst n Taschentuch? Aber hey, kauf du Braunschweig die Ersatzbank leer in deinem Fussballmanager. Egal, ob die Position passt oder wir schon massig ähnliche Spieler im Kader haben. Der hat immerhin vor paar Jahren mal nen Freistoss gegen uns verwandelt. Scheint aber in Braunschweig schon mal nicht zu reichen, um dort regelmässig zu spielen.


    Ebenso könnte man drauf hinweisen, dass neben einem Stürmer noch am ehesten ein Backup für Zuck von Nöten wäre. Aber was solls. Komisch, bei uns spielen immer nur die Gurken und dabei sitzen die Raketen woanders auf der Bank. Der Hengen hats einfach net drauf. Sonst hätt er längst bei Kadlec angefragt.

    Wie gesagt, der Schiri wurde auf Magenta interviewt und sprach selbst lediglich von Affenlauten. Wird im Bericht dann auch wohl so sein. Zumal man mit einem Polizeibericht doch ein eigentlich neutrales Dokument hat, welches dies auch bestätigt. Klar, der Wortlaut mag variert haben, aber mehr war doch net. Die Zuschauer wurden auch gezeigt. Man hat einen Mann und eine Frau gesehn, die mehrere Meter weit vom Spielfeld zumindest im Moment der Aufnahme ruhig auf der Tribüne gesessen haben. Vielleicht kam die Äusserung von weiter entfernten Rängen. Aber eine akute Gefährdung des Spielers belegen die gezeigten Bilder erstmal nicht. Könnte es nicht tatsächlich sein, dass nur ein dummer Mensch was dummes gerufen hat? So ähnlich wie bei jedem Abschlag des gegnerischen Torhüters in Kaiserslautern zb.?


    Bisher habe ich mich wahrlich nicht für einen Rassisten gehalten. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil ich in meiner Kindheit durch die Pfadfinderei mit ganz viel unterschiedlichen Kulturen in Verbindung kam. Vielleicht auch weil ich gleiches im Studium immer wieder erlebt habe und dort echt nette Leute kennengelernt habe, unabhängig von deren Religion, Herkunft oder sonst was. Bisher hat es sich für mich zumindest als zielführend erwiesen, mich mit dem Menschen zu beschäftigen, um diesen beurteilen zu können. Aber man macht sich schon seine Gedanken, wenn man sich irgendwann fragt, ob vielleicht nicht die Zeit ist, meine eigene Einstellung zu Rassismus zu überdenken.


    Aber gut, ich frage mich immer öfter Dinge, die mich selbst erschrecken. Beispielsweise, wann Frank-Walter Steinmeier endlich ein Denkmal für Baader-Meinhof einweiht? Bei Terroristen wie Georg Elser hat man da ja inzwischen keinerlei Skrupel mehr. Klar, der meinte es nur gut, als er 8 Menschen in die Luft gesprengt hat. Selbiges hätte die RAF für sich wohl aber auch behauptet. Aber gut. Jedenfallsl hats bei der Einweihung des Denkmals für Elser nicht für nen Aufschrei gereicht, obwohl ich fix und fertig war davon. Ich hätt nicht mehr an nen Ball treten können, als ich das gehört hab.

    Es gibt keine beste Lösung in meinen Augen, nur schlechte. Das Ganze is einfach lächerlich. Vielleicht sollten wir in der Winterpause Osawe zurückholen. Nur für den Fall, dass wir in nem Topspiel mal hinten liegen. Ein Schal des Gegners kostet ja nicht die Welt und wer wann dann was zu schreien hat, kann man bestimmt entsprechend organisieren. Funktioniert doch wunderbar. Noch vor genauer Kenntnis der Sachlage wird auch hier vermutet, dass es viel schlimmer gewesen sein muss.


    Ist man sich eigentlich sicher, dass die Bengalos zur Stimmung in ein Stadion geschmuggelt werden und nicht wegen möglicher Lynchjustiz. Vielleicht würden viele ja auch noch Mistgabeln mitbringen, wenn die nicht so sperrig wären. :rofl:

    Das mag ja absolut stimmen, dass das mit Anstand zu tun hat. Mir gehts gar net drum, da zu diskutieren. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass es da schon vieles zu kritisieren gegeben hätte, das aber halt mal nie in den Fokus geraten ist. Somit ist es ein Phänomen unserer Zeit und die sehe ich durchaus von political correctness bestimmt. Einschliesslich komischer Blüten, die das Ganze teilweise so treibt.


    Und ich sehe auch wie dirtdevil die Gefahr, dass so Spielpläne bewusst verzerrt werden können. Natürlich kann man da mit Fairplay kommen, aber es steht doch ausser Frage, dass sich immer einer finden wird, der sich daran nicht beteiligt. Soviel Glauben hab zumindest ich nicht in die Menschheit. Das is so ähnlich wie die Diskussion letztens mit der Kopfverletzung und der damit zumindest vom Reporter geäusserten Möglichkeit für Betreuer, in einem solchen Fall den Platz ungefragt zu betreten. Selbst wenn es gut gemeint ist, wird es sehr klare Parameter geben müssen, die eine derartige Entscheidung rechtfertigen würden. Solange es diese nicht gibt, wird da Schindluder immer Tür und Tor geöffnet sein.


    Edit: Und was die Affenlaute angeht. So stand es auf gmx. Also der virtuellen Bildzeitung. Da kann man nix drauf geben, war aber die einzige "Information", die dort rauszulesen war. Ohne Gewähr auf Richtigkeit.


    Edit2: Der Schiri redet übrigens auch nur von Affenlauten. Und dass der Spieler deshalb total weggetreten wäre. Das ist natürlich als nicht Betroffener schwer nachzuvollziehn, aber es wurde ihm letztlich nur was zugerufen. Das scheint mir einfach überzogen. Zumal man den Rufer in der Wüste identifiziert hat und er in Polizeigewahrsam kam lt. Magentasport. Ich denk, damit wäre der "Gerechtigkeit" dann auch genüge getan gewesen.

    Dennoch erscheint mir ein Spielabbruch wegen Affenlauten nicht verhältnismäßig. Und erst recht kein Mittel zur Umerziehung. Affenlaute gabs bei Oli Kahn übrigens auch. Rassismus? Evolution? Keine Ahnung. Aber ich glaube, ein Publikum bei so einem Fussballspiel setzt sich aus einem breiten Querschnitt der Bevölkerung zusammen. Da ist der gebildete Mensch drunter mit Doktortitel, aber auch der prototypsiche RTL-Zuschauer, dessen größte Herausforderung darin besteht, morgens um 9 den ersten Kasten Bier zu besorgen. Was erwartet man eigentlich? Wo man mit Bildung nicht gegensteuern konnte, wird man es mit einem Spielabbruch in meinen Augen auch nicht können.


    Und zum Abschluss noch ne Frage. Ich pick da jetzt mal ganz ziellos raus. Gesang so aus den 90ern: "Ganz Lautern war schon auf ihr drauf - Lolita Matthäus". Rassismus? Geschmacklosigkeit? Wahrheit? Frechheit? Alles prinzipiell möglich. Nur thematisiert wurde sowas damals nie. Aber ich glaub, der normale Mensch kann sowas sogar ohne großen Denkprozeß entsprechend richtig einordnen. Und ich glaube weiterhin, die Mehrheit würde sich auch (zumindest heutzutage) nicht an irgendwelchen Hetzjagden oder ähnlichem beteiligen, nur weil im Fußballstadion schon immer der Gegner auf alle denkbaren Arten geschmäht wird. Klar, es ist nicht ok. Da braucht man nix beschönigen. Aber manchmal hab ich auch das Gefühl, dass beim Versuch political correctness vorbildlich auszuleben, über das Ziel hinausgeschossen wird und unzulässige Verallgemeinerungen stattfinden.


    Und letztlich bleibt noch ein letztes festzuhalten. Die Spaltung in dieser Gesellschaft (und dies ist ein Phänomen, dass diese Spaltung in meinen Augen belegt) kommt nicht durch farbige Fußballspieler, sondern durch korrupte Deutsche und damit verbunden die Maßlosigkeit bei der Verteilung des Wohlstands.