Sachwalter Kleinschmidt hält KGaA Insolvenz für wahrscheinlich

Die Stimmung rund um den Betzenberg könnte in der öffentlichen Wahrnehmung kaum schlechter sein. Aufsichtsräte erklären und widersprechen sich öffentlich auf Twitter, das Fanlager teilt sich in sozialen Medien in Gruppen auf. Die einen loben das vorpreschende Auftreten von Jörg E. Wilhelm als ehrlich und transparent, die anderen erachten es unprofessionell und mahnen, es gefährde den Erfolg des Insolvenzverfahrens. Das Verfahren, in dem sich der FCK dieser Tage befindet ist vor allem komplex. Und es unterliegt vielfältigen Interessen. Und eines scheint klar: Es entscheiden schon lange nicht mehr der FCK oder seine Fans. Der Gläubigerausschuss muss überzeugt werden. Dabei bewertet der vom Amtsgericht Kaiserslautern bestellte Sachwalter Andreas Kleinschmidt eine durchaus positive Entwicklung: „Wir sind auf einem sehr guten Weg, sind in vielversprechenden Gesprächen mit Gläubigern und Investoren“, so der Fachanwalt für Insolvenzrecht gegenüber der Rheinpfalz.

Investorenentscheidung noch im Juli?

Derzeit liegen dem FCK zwei konkrete Investorenangebote vor. Entscheidend für die Sanierung des Vereins ist ein Schuldenschnitt. Dieser wird im Gläubigerausschuss verhandelt, der aus Vertretern von Quattrex und Lagardere Sports als Hauptgläubiger, einem weiteren und bisher unbekannten Kleingläubiger, einer Arbeitnehmervertreterin und einem Vertreter der Agentur für Arbeit besteht. Auf Grundlage des sachlichen und professionellen Prozesses, der derzeit geführt werde, hält Sachwalter Kleinschmidt eine Entscheidung in Sachen Investorenfrage bis Ende Juli für durchaus realistisch.


Unabhängig der beiden Angebote, die dem FCK derzeit vorliegen, sind laut Kleinschmidt Neutralität und Objektivität in der Bewertung aller eingehenden Angebote die wichtigste Voraussetzung. Dabei weist der Sachwalter ausdrücklich darauf hin, dass es noch keine Präferenz für eines der beiden Investorenangebote gäbe. Jeder Interessent würde gleich behandelt, werde auf Herz und Nieren geprüft. "Wir gehen alle Angebote neutral an. So soll sich nun eine auf solche Anteils- respektive Unternehmensverkäufe spezialisierte Gesellschaft die Angebote noch einmal ganz genau ansehen", so Kleinschmidt im Gespräch mit der Rheinpfalz. Das bedeutet auch, dass alle potentiellen Investoren mit den selben Fragen und mit dem selben Verfahren konfrontiert werde. „Es bekommt nicht automatisch der den Zuschlag, der am lautesten schreit“, so Kleinschmidt.

Insolvenzverfahren laut Kleinschmidt wahrscheinlich

Kleinschmidt selbst geht nicht davon aus, dass das Insolvenzverfahren noch abgewendet werden kann. Darin sieht der Jurist allerdings keinen Nachteil. Vielmehr würden, sollte der Verein den Antrag auf Insolvenz zurückziehen, auf einen Schlag sieben der rund 20 Millionen Euro Schulden sofort fällig. Das Verfahren soll am 01. September eröffnet werden.


Ein Knackpunkt, der die Verhandlungen jedoch zusätzlich erschwert: Theoretisch könnte auch noch der e.V. in die Insolvenzmasse einbezogen werden, sollte sich der Verein mit gewissen Gläubigern nicht einig werden. "Soweit ich das heute beurteilen kann, gibt es auch gute Aussichten, auch diesbezüglich eine Einigung mit den Gläubigern zu erzielen", ist Kleinschmidt aber auch hier zuversichtlich.


[Anm. d. R.: Dr. Andreas Kleinschmidt gilt als ausgewiesener Experte für die Rettung von in Schieflage geratenen Fußballclubs. Er hat unter anderem die Offenbacher Kickers im Jahr 2013 erfolgreich saniert und in 2016 vor einer erneuten Insolvenz bewahrt.]


Quelle: Treffpunkt Betze


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