Bereits vor dem Spiel machte sich in den sozialen Netzwerken ein mulmiges Gefühl breit, als die heutige Mannschaftsaufstellung im Heimspiel gegen den SV Wehen-Wiesbaden verkündet wurde. Jeff Zimmer fehlte aufgrund eines grippalen Infekts. Schließlich war es der Rückkehrer, der in seinen bisherigen drei Einsätzen maßgeblich an allen gefährlichen Aktionen des FCK beteiligt war. Und mit eben jenem Gefühl der Verunsicherung schienen auch die Roten Teufel ins Spiel zu gehen. Von der ersten Minute an war spürbar, dass die Gäste den Hausherren in allen Belangen überlegen waren. Gemeint sind damit neben dem fußballerischen Können vor allem auch Körpersprache und physische Präsenz. Die 0:1 Niederlage an diesem 22. Spieltag, es dürfte wohl eine der schwächsten Leistungen des FCK in dieser Saison gewesen sein. Und ohne den stark parierenden Avdo Spahic und die katastrophale Qualität des Geläufs im ehrwürdigen Fritz-Walter-Stadion wäre diese wahrscheinlich deutlich höher ausgefallen. Ein Spieltag voller Verlierer. Die Mannschaft, der Sportdirektor und letztlich auch Cheftrainer Jeff Saibene, der nach einer Reihen von enttäuschenden Leistungen seinen Platz an der Linie räumen musste.
Spieltagsbilder: 1. FC Kaiserslautern - SV Wehen-Wiesbaden (0:1)
Offensive gewinnt Spiele
Saibenes defensive Ausrichtung mag einerseits sinnvoll und nachvollziehbar sein, erst recht in der aktuellen Situation. Saibene verband damit das Ziel, die Mannschaft defensiv zu stabilisieren, die Null so lange wie möglich zu halten, um dann eine sich bietende Chance im Umschaltspiel zu nutzen. Doch die Situation änderte sich zuletzt. Aufgrund der fehlenden Ergebnisse und Erfolgserlebnisse war der FCK zum Siegen gezwungen. Gerade im heimischen Stadion blieben die Roten Teufel jedoch vollkommen ideen- und kreativlos. Anstatt den Kampf anzunehmen, sich zu wehren und die Energie in Ansporn zu übertragen, wirkten die Teufel auch heute verunsichert und hilflos.
Der FCK spielte gute 80 Minuten lang extrem passiv und ließ Wehen-Wiesbaden immer wieder gewähren. Die Offensivbemühungen sahen wie folgt aus: Lange und blindgeschlagene Bälle auf Pourié in der Hoffnung, dass dieser sie verarbeiten kann. Gegen zwei großgewachsene Hünen in der Wiesbadener Abwehr nicht ganz so erfolgsversprechend. Auch das Anlaufen gegen den ballführenden Spieler fand nur selten statt. Die Gier, den Ball an sich reißen, wurde vertrieben von einem Versteckspiel sondergleichen. Der FCK ging zu keiner Zeit das spielerische Risiko ein. Boten sich Möglichkeiten des schnellen Konters, wurde abgebrochen und der Ball hintenrum gespielt. Das schnelle Umschalt- und Kurzpassspiel, welches zuletzt zumindest phasenweise glückte, war ohne den erkrankten Jean Zimmer kaum vorhanden.
Beim Gegentreffer in der 69. Minute wirkten die Männer in Rot beinahe wie Slalomstangen im Trainingsbetrieb. Es war einzig Avdo Spahic zu verdanken, dass der FCK an diesem Tag keine "Packung" kassierte. Rund 15 Minuten vor dem Ende zeigte der FCK kurzweilig so etwas wie eine Drangphase und konnte gar durch Tim Rieder den ersten Torschuss des Spiels verbuchen. Ein einziger Torschuss in 90 Minuten. Zu wenig, um dem Tabellenkeller zu entkommen. Fünf Euro für das Phrasenschwein. Mannschaften gewinnen Spiele, wenn sie ein Tor mehr erzielen als der Gegner. Die Unentschieden-Serie unter Saibene sprach letztlich gegen den Weiterverbleib. In 21 Spielen unter Saibene holte der FCK lediglich drei Siege.
Eine reine Kopfsache
Jeff Saibene betonte immer wieder, dass der Mannschaft Leidenschaft und Wille nicht abhanden gekommen sind. Einen Vorwurf in Sachen Einsatz konnte man der Mannschaft tatsächlich nur selten machen. Häufig hat sie es im Rahmen ihrer Möglichkeiten versucht. Im Spiel gegen Wehen-Wiesbaden kam der FCK über ein "sie waren stets bemüht" einfach nicht hinaus. Aus reiner Angst vor Fehlern wurde die Verantwortung meist zum nächsten weitergegeben, frei nach dem Motto: Hier, mach du es besser. Kein einziger Spieler übernahm Verantwortung. Neuzugang Ouahim versuchte Situationen zwar spielerisch zu lösen, aber auch er blieb meist glücklos. Dem Neuzugang aus Sandhausen fehlt verständlicherweise die Bindung zum Spiel. Marvin Pourié, eigentlich einer der Führungsspieler, ackerte vorne wie so häufig, doch mit jeder missglückten Aktion sank auch sein Kopf immer tiefer. Mit unnötigen Meckereien machte er sich zudem das eigene Spiel zunichte. Auch Carlo Sickinger, als Kapitän eigentlich Kopf der Mannschaft, zeigte zwar eine gute Leistung und ging auch mal dahin wo es weh tat, aber auch er konnte dem Spiel der Roten Teufel letztlich keine Impulse geben.
Hier schließt sich der Kreis zu Jean Zimmer. Der 27-jährige wurde als Führungsspieler verpflichtet und konnte seine Qualitäten bereits unabhängig seiner fußballerischen Fähigkeiten andeuten. Zimmer kommuniziert viel auf und neben dem Platz, er dirigiert, treibt an und geht vorne weg. Jeff Saibene schien die Mannschaft wie er selbst äußerte zwar zu erreichen, aber auch er schaffte es letztlich nicht, die bereits bestehenden Probleme aus den Köpfen der Spieler zu bekommen und Kontinuität in die Leistung seiner Mannnschaft zu bringen.
Es wird in den kommenden Tagen und Wochen ungemein wichtig sein, den Kopf frei zubekommen. Anders wird es der FCK aus dieser schweren Zeit nicht heraus schaffen. Dass diese Mannschaft es deutlich besser kann als in den vergangenen Spielen, das hat sie bereits unter Beweis gestellt. Die Roten Teufel müssen nun so schnell es geht Selbstvertrauen tanken, rausgehen, ins Risiko gehen und mal wieder Freude am Spiel empfinden. Denn wie sagte eine FCK-Ikone einst so schön: "Sieger zweifeln nicht - Zweifler siegen nicht“.
Richtungsweisende Wochen
Mit Blick auf die Tabelle wird immer deutlicher, dass der FCK Spiele gewinnen muss, um eine Resthoffnung auf den Klassenerhalt zu wahren. Doch mit Leistungen wie im Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden wird dies verdammt schwer. Sofortige Änderungen sind zwingend notwendig. Die Beurlaubung von Jeff Saibene kann dabei nur ein erster Schritt sein. Die Mannschaft braucht unbedingt einen neuen Impuls und einen erfahrenen Trainer, der es im besten Fall sofort schafft, ihnen ihren Glauben an sich selbst zurück zu schenken und der Mannschaft neues Leben einzuhauchen. Da kommt das Derby gegen Waldhof Mannheim gerade recht. Sollte aber auch dieses Spiel mit einer Niederlage enden, könnte das Pulverfass am Betzenberg - wenige Tage vor der Jahreshauptversammlung - endgültig hochgehen. Ein "Weiter so" kann es nicht geben, da müssen sich auch alle Spieler hinterfragen.
Wie so oft im Zirkus Profifußball erwischt es zu allererst immer den Trainer. Mach's gut Jeff. Du bist ein guter Typ, warst jedoch leider nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze