Wenn eine Siegesserie durch ein Unentschieden endet, dann lässt sich immer noch auf die Ungeschlagen-Serie verweisen. Und diese ist für FCK-Verhältnisse vor dem Hintergrund, dass sie in den vergangenen Spielzeiten selten über ein Spiel hinaus gegangen ist, einfach unglaublich gut.
Ich habe zu Beginn dieser Saison gesagt, dass die Roten Teufel nach 34 Spieltagen besser dastehen werden als im Jahr davor. Ich sagte mir auch, dass der Aufstieg kein Muss sein darf. Schadensbegrenzung wäre alles was zählt. Und dann nach fünf Spielen ohne Niederlage, nach über 600 Minuten ohne Gegentor sehe ich wie der 1. FC Kaiserslautern in der Live-Tabelle vom dritten auf den siebten Platz rutscht. Und da war sie wieder: Die Champions-League-Mentalität. Dieser Schwung von „wir steigen wirklich auf“ zu „steigt doch bitte ab, erlöst mich doch endlich“ in nur vier Sekunden. Und während ich diesen Kommentar schreibe kommt langsam die Ernüchterung. Was diese Mannschaft in den letzten Wochen leistet ist großartig - und jeder eingefleischte Betze-Viel-Gucker wusste spätestens nach der gelb-roten Karte für Daniel Hanslik: Eigentlich fällt jetzt noch das 2:1 für Duisburg. Aber bei dieser Mannschaft ist das anders.
Alles auf Anfang
Lautern gegen Duisburg klingt wie so viele Begegnungen nach Bundesliga. Auf dem Platz war das Spiel hingegen von extrem vielen Fehlpässen geprägt. Die findet man in der Bundesliga heutzutage nur noch selten. Besonders in der zweiten Hälfte gingen die Befreiungsschläge der Duisburger öfter ins Aus als in den eigenen Sturm. Ihre stärkste Phase hatten die Zebras zwischen der 50. und 65. Minute. Da kam der MSV öfter zwischen Innenverteidigung und defensives Mittelfeld und war für Mattheo Raab eine „relativ“ große Bedrohung. Umso tragischer, dass seine Serie ohne Gegentor durch ein Eigentor von Wunderlich dahinschied. Wobei hier die Frage erlaubt sein muss, ob Eigentore und Gegentore überhaupt dasselbe sind. Mike Wunderlich bekommt für diese unglückliche Stolperaktion ja auch keinen Scorerpunkt. Dieser sagte nach dem Spiel übrigens, er sei weder ein „Wunderheiler“ noch ein „Zauberer“. Verständlich, wenn man seine Scorerpunkte bei Viktoria Köln mit denen bei Lautern vergleicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Er ist ja noch jung.
Ohne Häme ins nächste Spiel
Doch wer wäre ich, wenn ich nicht für mindestens jede negative Spielsituation eine positive finden würde. Das Tomiak-Tor war Sinnbild des Aufschwungs des FCK. Aus wenig das maximale rausgeholt. Und den Ball im Sechzehner mit so wenig Platz zu behaupten, muss man auch erst mal schaffen. René Klingenburg beweist Spiel für Spiel wie wichtig er für die Offensive dieser Mannschaft ist. Und seine frühe Auswechslung unterstrich nur den Eindruck, dass er sich für den FCK sprichwörtlich die Seele aus dem Leib rennt. Der Abschluss von Boris Tomiak in feinster Thomas-Müller-Manier. Nicht elegant, aber effektiv. Solche Zuversicht bei Standard-Situationen hatte ich zuletzt, als Lakic, Rodnei und Amedick den Strafraum des Gegners unsicher machten und ein gewisser Christian Tiffert die Ecken schlug. Und das ist ziemlich genau ein Jahrzehnt her. Heute treten die Roten Teufel mit Mike Wunderlich und René Klingenburg an - und verfügen mit Boris Tomiak über eine neue Torgefahr in der Innenverteidung. Wenn man in den letzten Jahren von Innenverteidigern mit Torpotential gesprochen hat, ging es in der Regel um Eigentore.
Eine Vorausschau ohne Ironie
Der 1. FC Kaiserslautern mischt in dieser Saison kräftig mit, daran ändern auch das Unentschieden und das Ende der Siegesserie nichts. Sollte die Mannschaft das bevorstehende Heimspiel gegen Würzburg erfolgreich bestreiten, dann bin ich davon überzeugt, dass der FCK bis zum Winter in Reichweite der Aufstiegsplätze bleiben kann. In der Winterpause werden die Karten neu gemischt, ein Trainingslager bestritten und möglicherweise auch Verstärkungen verpflichtet oder der Kader durch Abgänge entschlackt. So oder so, diese Mannschaft bereitet vielen Lautrer Anhängern wieder große Freude.
Neben dem Ergebnis und der obligatorisch völlig unnötigen roten Karte betrübt mich natürlich vor allem die Kopfverletzung von Felix Götze. Einem Spieler, der mehr leidet als kaum ein anderer und jedes Mal noch stärker zurückkommt. Ich wünsche ihm das Beste und eine schnelle Genesung. Der FCK kann sich glücklich schätzen, einen solchen Spieler für eine weitere Saison verpflichtet zu haben. Mir kam in meinen über 20 Jahren des aktiven Fußballschauens selten ein Spieler unter die Augen, der trotz so weniger Profispiele so viel Erfahrung und Ruhe auf dem Platz ausstrahlt. Es wäre schön ihn noch in diesem Jahr wieder auf dem Platz zu sehen. Get well Felix!
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze