Unsere Häämspiel Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.
Erinnert ihr euch? „Die zweite Trainerwahl - ja, die ging in die Hose“ oder „wenn ich viermal verloren und einmal Unentschieden gespielt hätte, hätte ich zu meinem Chef gesagt: Ich gehe lieber“. Diese Aussagen stammen von keinem Geringeren als von Felix „ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen“ Magath. Auch die Zielperson seiner damaligen Aussagen ist bestens bekannt. Magath meinte damit den Lautrer Coach Marco Antwerpen.
WTF – What the Felix?
Die Herangehensweise von Felix Magath brachte ihm gerade in seiner Anfangszeit als Trainer schon einige Sympathiepunkte ein. Er versuchte erst gar nicht als verkappter Fußballprofessor - der von falschen Außenverteidigern, abfallenden Zehnern oder flachen Sechsern schwafelte - aufzufallen, sondern war bekannt für: Harte Arbeit. In kürzester Zeit erarbeitete er sich seinen Spitznamen „Quälix“ und verstand es wie kein anderer das Optimum aus seinen Spielern herauszuquetschen. Im Laufe seiner Karriere hat der einstige Verfechter von Respekt und Toleranz aber mehr und mehr unter Beweis gestellt, dass er eigentlich nur machtgeil und für ein bisschen Erfolg auch bereit ist, sämtliche Anstandsregeln über Bord zu werfen. Und als "Head of Global Soccer Flyeralarm", aus meiner Sicht unter'm Strich nichts anderes als ein fußballaffiner Druckereihilfsarbeiter, sah sich das personifizierte Millionen-Euro-Grab der Schalker und des VfL Wolfsburg dazu berufen, Marco Antwerpen öffentlich zu diskreditieren und ihn auch nach seiner Freistellung weiter mit Dreck zu bewerfen.
Nun, die Erfolgsgeschichte von Magath und Flyeralarm ist glücklicherweise schnell erzählt. Da die finanziellen Mittel des Sponsors scheinbar doch begrenzt waren, konnte er nicht in gewohnter Art und Weise wahllos Spieler verpflichten und dann mal schauen, was daraus machbar ist. Magath verschliss in gut einem Jahr seiner Tätigkeit bei den Würzburgern insgesamt vier Trainer, die Würzburger stiegen sang- und klanglos ab und das Engagement von Magath war in etwa so rentabel wie eine Klimaanlage in der Arktis. Auch wenn er im Anbetracht dieser Erfolgsstory offiziell selbst zurückgetreten ist, holte ihn letztlich das ein, was er Antwerpen einst mit auf den Weg gab: Er arbeitet natürlich in Ruhe weiter – halt woanders.
Jetzt müssen wir die Köpfe hochkrempeln - und die Ärmel natürlich auch
Die Würzburger hat es mittlerweile in die unteren Regionen der dritten Liga verschlagen. Was nach der jüngsten FCK-Serie wie eine Pflichtaufgabe aussieht, birgt allerdings große Gefahren in sich. Genau wie den MSV Duisburg, bei dem sich die Roten Teufel am Montag gerade in der zweiten Halbzeit schwer getan haben, sehe ich die Würzburger nicht auf dem Tabellenplatz, auf dem sie stehen könnten. Für den Zweitligaabsteiger stehen zwar erst zwei Siege auf der Habenseite, diese konnten allerdings gegen das gutbesetzte Türkgücü München und vor allem gegen den souveränen Tabellenführer aus Magdeburg eingefahren werden. Beide Teams zählen nicht unbedingt zur Laufkundschaft in Liga drei. Betrachtet man dazu noch die drei Unentschieden gegen Mannheim, Osnabrück und Saarbrücken, kann man unschwer erkennen, dass es die Würzburger sehr wohl verstehen, besser eingestufte Mannschaften zur Verzweiflung zu bringen. Dazu verfügen die Kickers mit dem bestens bekannten Marvin Pourié über einen Stürmer, der weiß wo das Tor steht. Bei Magenta-Sport gab der Offensivmann auch zu, dass er sich schon Gedanken darüber gemacht hat, ob und wie er einen möglichen Torerfolg auf dem Betzenberg feiern würde.
„Never change a running system“ ist dieses Mal für den Lautrer Coach leider keine Option. Daniel Hanslik wird aufgrund seiner gelb-roten Karte beim Gastspiel in Duisburg fehlen. Dazu wird definitiv auch Felix Götze pausieren müssen. Der „Götze-Bruder“, wie ihn die BILD immer so einfallsreich nennt, erlitt in der Endphase der Begegnung bei den Zebras erneut eine Kopfverletzung und sorgte für bange Minuten in der Schauinsland-Arena. Glücklicherweise trug die Augsburger Leihgabe „nur“ eine Gehirnerschütterung davon und wird mit einigen Tagen Pause wiederhergestellt sein.
Du Tarzan, ich Fan
Vor dem Spiel gegen die Unterfranken findet am Sonntag eine ganz besondere Zusammenarbeit doch noch ihr glückliches Ende. Nach 36 Jahren beim FCK wird Gerry Ehrmann mit der goldenen Vereinsnadel geehrt und gleichzeitig als Mitarbeiter verabschiedet. Gerry beerbte 1984 den legendären Ronnie Hellström im Lautrer Tor und absolvierte insgesamt 347 Einsätze für den FCK. Seine unnachahmliche Art des Torwartspiels, die irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn angesiedelt war, ließ ihn zum absoluten Publikumsliebling auf dem Betzenberg werden. Unvergessen ist seine rustikale Spielweise, die so manchem gegnerischen Stürmer den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Die ein oder anderen Besuche im Fitnessstudio ließen Ehrmann zu einem Kraftpaket werden und brachten ihm zudem den Spitznamen 'Tarzan' ein. Seinem Leitsatz - „du darfst Fehler machen – aber du darfst keine Angst haben“ - folgte er in jedem seiner Spiele bedingungslos. Die Alt-Mannheimer Karl-Heinz Bührer oder Fritz Walter wären sicher sehr geeignete Gesprächspartner, um diese These zu überprüfen.
Ab 1996 fungierte Ehrmann außerdem als Torwarttrainer der Roten Teufel. Kaum ein anderer Coach brachte so viele erstklassige Torhüter aus seiner Schule in den Profifußball. Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Florian Fromlowitz, Tobias Sippel, Luis Robles, Kevin Trapp, Marco Knaller, Marius Müller, Julian Pollersbeck, Jan-Ole Sievers, Lennart Grill, Avdo Spahic und Matheo Raab sind seine bekanntesten Schüler. Dem Vernehmen nach verlangte Ehrmann seinen Schützlingen im Training immer sehr viel ab. Jedoch nichts, was er nicht auch selbst geleistet hätte. Der Erfolg gibt ihm eindeutig recht.
Seine sehr direkte Art der Ansprache brachte ihm jedoch leider auch sein abruptes Ende beim FCK. Der damalige Lautrer Chefcoach Boris Schommers sah sich durch die lebende Legende beleidigt und bedroht. Er setzte am 23. Februar 2020 über die Vereinsspitze die Entlassung von Ehrmann durch und löste so eine Welle der Empörung aus. Was damals genau rund um das Fritz-Walter-Stadion passiert ist oder gesagt wurde, durfte im Verborgenen bleiben. Aber einen Gerry Ehrmann jagt man nach 36 Jahren nicht einfach so vom Berg. Dafür sind seine Verdienste um den FCK viel zu groß. Eine Einsicht, die glücklicherweise auch in der Vereinsspitze Einzug gehalten hat. Noch vor Beginn eines arbeitsrechtlichen Gerichtsverfahrens konnten sich Gerry Ehrmann und sein FCK einigen. Einem ehrenvollen Einzug in die Geschichtsbücher steht so nun nichts im Wege.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze
Antworten 5
Kinglouis
Tja….. willkommen in der Realität. Drei Siege waren gegen Abstiegskandidaten und heute ging’s sogar gegen einen weiteren in die Hose. Jetzt kommen die härteren Gegner. Ich tippe Ende Vorrunde zwischen Platz 8 und 12. und vergesst das Thema vorderer Tabellenplatz ganz schnell
Eeerwiiieeen
Heute gings gegen einen 2. Liga Absteiger. Da kann man schon mal zu Hause verlieren. Immer positiv sehen.
FCKDevil
Der FCK-Fan ist schon ein sonderbares Wesen.Bei einem Sieg wird gleich von Aufstieg geträumt,und bei einer Niederlage ist schon der Abstieg besiegelt.Mal ehrlich,man hat nach 5 oder 6 Spielen ohne Niederlage mal wieder verloren.Aber das grenzt ja schon an Majestätsbeleidigung.Wie kann ein Verein es wagen,den FCK zu besiegen?
Ich fange erst an nervös zu werden,wenn man wieder mehrere Spiele hintereinander verlieren sollte. Sogar Magdeburg als Tabellenführer mußte eine Niederlage gegen einen Underdog hinnehmen.Also,immer geschmeidig bleiben Leute.
DasTalent
Der in der 2. HZ keinen einzigen Stich mehr gemacht hat. Der FCK hat bloss keine 100% Torchancen rausspielen können.
Sebastian
Ich glaube, der Bezug ist ein anderer. Kinglouis stuft Würzburg als Abstiegskandidaten (in der 3. Liga) ein, Erwin weißt darauf hin, dass es sich um einen Absteiger der 2. Liga handelt und attestiert diesem insoweit bessere Qualität als es der Tabellenplatz vor dem Spiel wiedergegeben hat.
Und ja, in HZ 2 war von Würzburg nur noch Abwehrarbeit zu sehen, sicherlich nicht ganz unerwartet, aber in der Deutlichkeit wars von uns schon ordentlich.