Landet "Moneyball" bald auch in Kaiserslautern?
- Tom
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Nachdem die Pacific Media Group (PMG) vor einigen Wochen den Einstieg bei den Roten Teufeln verkündete, wurde heiß diskutiert und spekuliert. Wer sind diese neuen Investoren und wieso investieren sie ausgerechnet in den FCK? Im Folgenden thematisieren wir an dieser Stelle einen immer größer werdenden Trend im europäischen Fußball, von dem auch möglicherweise bald schon die Roten Teufel profitieren könnten.
Was ist „Moneyball“?
Um zu klären, was sich genau hinter "Moneyball" verbirgt, muss zunächst ein wenig ausgeholt werden. Im Jahre 2002 sorgte Billy Beane für eine regelrechte Revolution im Baseball. Der Manager der Oakland Athletics stand vor einer echten Herkulesaufgabe. Nach den Abgängen einiger Stars sollte das Team neu aufgestellt werden. Das Problem dabei waren jedoch die fehlenden finanziellen Mittel, die es Beane deutlich erschwerten, ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Anschließend stellte er seine neue Mannschaft lediglich auf Basis von Statistiken und Daten-Analysen zusammen. Der US-Amerikaner wertete mehrere ausgiebige Analysen aus und hatte das nötige Händchen dafür, welche Daten überhaupt aussagekräftig und relevant waren. Folglich verpflichtete er Spieler für wenig Geld, die bei großen Klubs durchs Raster gefallen sind. Die Oakland Athletics fuhren aufgrund dieser Personalpolitik beachtliche Ergebnisse ein und hatten mit dieser Strategie Erfolg. Diese ersten Jahre werden in den USA auch als „Moneyball Years“ bezeichnet. Das System wurde in den letzten Jahren schon an mehreren Stellen erfolgreich in den Fußball übertragen und trägt bereits erste Früchte.
Doch was hat all das nun mit der Pacific Media Group und dem FCK zu tun? PMG-Gründer Conway ist Geschäftspartner von Billy Beane und dadurch hat sich das Investorenkonsortium diese Strategie ebenfalls zu Nutze gemacht.
Lautern nun Teil einer großen Reihe
Die PMG besitzt nicht nur Anteile beim 1. FC Kaiserslautern, sondern auch bei zahlreichen anderen Klubs in ganz Europa. So auch beim FC Barnsley (England, 2. Liga), AS Nancy (Frankreich, 2. Liga), KV Oostende (Belgien, 1. Liga), FC Den Bosch (Niederlande, 2. Liga), Esbjerg fB (Dänemark, 1. Liga) und FC Thun (Schweiz, 2. Liga). Die Roten Teufel sind somit also Teil einer Reihe mehrerer Fußballklubs, die allesamt dem Moneyball-Prinzip folgen. Bis vor wenigen Wochen hatte die amerikanisch-chinesische Investorengruppe vergeblich versucht, in Deutschland Fuß zu fassen. Mit dem Einstieg beim pfälzischen Traditionsverein erfolgte nun endlich der Zuschlag. Es lässt sich jedoch davon ausgehen, dass der 1. FC Kaiserslautern mit Sicherheit nicht der letzte Klub sein wird, der sich in dieses Netzwerk einreiht.
Was kann das für den FCK bedeuten?
Wie die restlichen Klubs aus der PMG-Reihe werden nun auch die Pfälzer Zugriff auf diese Datenbank erhalten. Die Frage lautet also berechtigterweise: Was kann das für den FCK in der Zukunft bedeuten und auf welche Art und Weise kann der Verein davon profitieren? Grundsätzlich sollte sich an Transfers innerhalb Deutschlands nicht viel ändern. Interessanter könnte dafür aber der ausländische Spielermarkt werden. Die Roten Teufel können nun auf ein umfassenderes Scoutingsystem, welches durchaus helfen könnte, kostengünstige Spieler aus dem Ausland zu finden. Besonders interessant wird es bei einem Aufstieg in die zweite Bundesliga. Während Spieler aus Nicht-EU-Staaten, ausgenommen sind hier die USA, Albanien und Bosnien, keine Arbeitserlaubnis bekommen und somit für die dritte Liga nicht spielberechtigt sind, sieht das in der zweiten Bundesliga schon ganz anders aus. Hier können auch Fußballer aus Nicht-EU-Staaten ihrem Job nachgehen. Es scheint also durchaus realistisch zu sein, dass der FCK in Zukunft ebenfalls das ein oder andere Talent findet und vwomöglich auch gewinnbringend weiterverkaufen kann. Inwieweit dieses System auf dem Betzenberg angewendet wird, ist noch allerdings unklar.
Scouting nach „Moneyball“- Prinzip immer populärer
Im internationalen Fußballbusiness wird diese Form der Spielerauswahl immer beliebter. Der Vorzeigeklub schlecht hin ist wahrscheinlich aber der FC Brentford. Mithilfe dieser Strategie konnte der Londoner Klub im vergangenen Jahr den Aufstieg in die Premier League klar machen. Im Herbst 2020 wechselte Vitaly Janelt vom VfL Bochum nach Brentford. Im kicker sprach der deutsche Mittelfeldmann über den Ablauf seines Wechsels: „Mir wurden vor den Gesprächen ein Video, so sieben bis acht Minuten über den Klub und die Historie, und eine PowerPoint-Präsentation, etwa acht Seiten, geschickt. Dort standen unter anderem die Werte, die von mir verlangt wurden. Wie viele Tore ich als Sechser idealerweise erzielen sollte, wie viele als Achter.“ Sein Transfer nach England erwies sich als voller Erfolg. In der Premier League ist er mittlerweile nicht nur Stammspieler, auch Hansi Flick hat Vitaly Janelt bereits auf dem Radar. Doch nicht nur der FC Brentford macht sich diese Art der Datenanalyse zu Nutze. Auch der FC Liverpool, der FC Bayern oder die TSG Hoffenheim benutzen diese Methode bereits.
Ein Knackpunkt: Nicht alles kann anhand von Daten entschieden werden
Dass ein Fußballer aus viel mehr als nur seinen fußballerischen Fähigkeiten besteht, ist klar. Die Beurteilung des Charakters, Teamgeist oder auch Anpassungsfähigkeit kann schließlich nicht anhand von Daten ermittelt werden. Daher wird auch in Zukunft kein Weg daran vorbei führen sich ein persönliches Bild der Spieler einzuholen. Trotzdem ist diese Methode mit Sicherheit etwas, was den zukünftigen Transfermarkt prägen wird und möglicherweise ja auch den 1. FC Kaiserslautern.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze
Antworten 7
carlos
1. Liga, wir kommen, jetzt werden wir den bisherigen Rekord von 1998 noch toppen, mit dem vorherigen Aufstieg aus der 3. Liga ?
Theorie und Praxis werden auch in Zukunft 2-Paar Schuhe bleiben, weil hier Menschen Fußball spielen und Trainer und Schiedsrichter manchmal
anders entscheiden, als man denkt ! (Die Gegner müssten dann auch entsprechend mitspielen).
weschdkurv
Ich bin ja ein großer Moneyballfreund und beschäftige mich schon eine Weile mit dessen Funktionsweise. Eine Anwendbarkeit auf den Fußball halte ich aber nur für sehr begrenzt möglich. Im Baseball ist eine strikte Ereignisabgrenzung möglich. Ein Schlagmann schlägt, völlig unabhängig von Einflüssen, gegen einen Werfer. Trifft er, kann man auch die Effektivität der Defense beurteilen. Danach folgt das nächste Ereignis.
Im Fußball ist das alles ein stetiger Fluss. Das Mitwirken der eigenen Mitspieler hat maßgeblich Einfluss auf die eigene Leistung. Nicht ausschließlich aber doch immens. Einem Messi in unserer Drittligamannschaft wäre sicher weit weniger gelungen als bei den großen Klubs. Die Statistik würde ihn sicher als Potentialträger ausweisen. Aber sie kann sicher nicht aussagen dass hier ein Weltklassekicker vor sich hindümpeln würde. Also ich bin da eher skeptisch und mich würde sehr interessieren wie man zu einer Aussage über ein Spieler kommt und wo man die Grenzen für die Kennzahlen zieht.
dirtdevil
außerdem gibts für den charakter keine messgröße
Luzifer
Messi wäre auch in der 3. Liga ein Weltklassefußballer gewesen sein. Auch in der Statistik. Das Beispiel ist nicht so glücklich gewählt.
TuxRacer
Ich halte viel davon, haben wir hier im Forum in den letzten 5 Jahren 1 bis 2 mal kurz diskutiert.
Aber man darf nicht nur nach der Statistik sondern auch der Persönlichkeit.
carlos
das sehe ich genauso, wenn 1. die Person geeignet erscheint, sollte die Statistik eine Verpflichtung bestätigen, natürlich muss auch der Preis passen !
weschdkurv
Das stimmt. Das machen die US-GMs der großen MLB Clubs auch so. Die Statistik dient an der Stelle einfach nur als Ersatz für das Scouting per Livespiele. Durch Letzteres bekommt man einfach einen zu geringen Überblick über das wahre Leistungspotenzial eines Spielers. Da im Baseball aber mittlerweile auch in den Minor Leagues durch ausgefeilte Technik alle möglichen Spielerleistungsdaten erfasst werden, gibt einem das einen viel besseren Überblick.
Aber wie gesagt, im Baseball sind die Ereignisse strikt voneinander getrennt. Im Fußball ist alles im Fluss. Damit ist das weit schwieriger die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Einzelspielers unabhängig von den Leistungen seiner Teamkollegen zu isolieren.
Ok, ich gebe zu mein Messibeispiel hinkt etwas. Nehmen wir einmal ein Sechser einer durchschnittlichen Bundesligamannschaft. Auf der Position bist du ständig unter Druck. Jetzt spielt dieser Spieler in einer Mannschaft wie Havelse. Er kann die Bälle nicht so schnell abspielen wie er möchte und auch könnte weil seine Mitspieler keine Anspielstationen bieten. Die Gegner setzen ihn mehr unter Druck und er verliert mehr Bälle weil er nicht unterstützt wird oder er hat viel mehr Fehlpässe weil er zu langen Bällen unter Druck gezwungen wird.
Genau das ist mein Punkt. Wie baue ich ein Kennzahlensystem im Fußball auf welches das Leistungsvermögen eines Spielers isoliert und von den Einflüssen seiner Teamplayer unabhängig erfassen kann? Das stelle ich mir sehr schwierig vor und ich kenne auch selbst keine Antwort auf diese Frage.
Ich hab selbst aus Spaß mal bei schlechteren Teams mitgespielt zu meiner aktiven Zeit und meine Leistung war nicht so stark als in meinem Stammteam wo die Mitspieler besser waren und man sich gegenseitig einfach besser unterstützt hat. Wenn das keine Rolle spielen würde, würde im Fußball auch keiner von Teamleistung sprechen.