Warum ich keinen Bock auf Relegation habe!

Kaiserslauterns Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz tröstet Mohammadou Idrissou nach der 1:2 Niederlage gegen Hoffenheim
Foto: Imago Images / Thomas Frey

Als der 1. FC Kaiserslautern das letzte Mal ein Relegationsspiel bestritt, feierte ich meinen Geburtstag. Dieser 27. Mai 2013 war trotz meiner Feier ein bedrückender Tag. Denn mir war bereits vorher klar, dass der FCK in diesem besagten Jahr nicht in die Bundesliga aufsteigen würde. Ich wusste es seit der fünften Minute, als beim Stand von 0:0 Mohamadou Idrissou im Kopfballduell an David Abraham abprallte, als wäre er ein E-Jugend-Spieler, der versucht eine Mercedes E-Klasse mit dem Gesicht aufzuhalten. David Abraham, Kevin Volland, Sejad Salihovic, Roberto Firminho. Das waren nur einige der Namen, gegen die die Roten Teufel in diesen beiden Finalspielen um den Aufstieg bestehen mussten. Ein ungleiches Duell also! Ein unfaires Duell? Nun ja, mit diesem einen Kopfballduell zwischen Idrissou und Abraham fing er jedenfalls an: Mein Hass auf die Relegation.

Kleine Geschichtsstunde


Vor dem Mai 2013 habe ich mich recht wenig mit der Relegation beschäftigt. Ja, ich hatte mitbekommen, dass einige Jahre zuvor der 1. FC Nürnberg Energie Cottbus - womöglich für immer - aus der Bundesliga prügelte. 5:0 lautete das Ergebnis, so hoch hat nie wieder ein Zweitligist die Relegation gewonnen. Aber wirklich beschäftigt habe ich mich mit dem 'Miniturnier' nie. So wusste ich damals nicht, dass das Konzept nicht neu war und dass es in den 80ern und sehr frühen 90ern schon einmal die Chance gab, in eine Relegation zu rutschen. Wie heute gewann auch damals in der Regel die höher klassierte Mannschaft. Aus zehn Relegationen gingen nur drei Zweitligisten siegreich hervor. Bayer 05 Uerdingen, der 1. FC Saarbrücken und spektakulär in einem Spiel drei – da noch kein Elfmeterschießen vorgesehen war – die Stuttgarter Kickers. Das höchste Ergebnis erzielten übrigens die Dortmunder, die in drei Spielen gegen Fortuna Köln elf Tore schossen. Dabei allein acht in Spiel drei.


In der aktuellen Zeit sieht es für die Zweitligisten sogar noch düsterer aus. Nur drei Mal konnte der Drittplatzierte der zweiten Bundesliga aufsteigen. Zehn Mal durfte der Drittletzte der ersten Liga oben bleiben. Wieso ich diese Statistiken breit trete? Weil es in der allgemeinen Wahrnehmung Fußball-Deutschlands angesichts der Relegation so ist, dass die Mannschaft aus der unteren Liga meist chancenlos ist. Das stimmt auch, bis man die Relegationsduelle zwischen der zweiten und dritten Liga betrachtet. Denn auch hier gab es bisher 13 Duelle, bei denen sich jedoch neun Mal der Drittligist durchsetzen konnte. Neuneinhalb Mal, wenn man das unglaubliche Finish der Nürnberger vor zwei Jahren in Betracht zieht.

Es sprach der Zweckpessimist


In der Relegation hat der FCK also eigentlich gute Chancen, oder? „Es sei denn, es gibt ein frühes Gegentor wie gegen Wiesbaden und Dortmund“, sagt eine Stimme in meinem Kopf. „Dann Unruhe, gepaart mit fehlender Erfahrung. Und eine Niederlage im Hinspiel." Aber was, wenn es der ach so ruhmreiche pfälzische Traditionsverein gar nicht auf Platz drei schafft? Ja, das ist durchaus noch eine Möglichkeit. Eine weitere Niederlage im verfrühten Saisonfinale gegen Köln und zwei Siege der Münchner reichen, um dieses Szenario wahr werden zu lassen. „Dann dürfen die sich eben in Ostdeutschland prügeln." Dem FCK wiederum bliebe die Chance verwehrt, um in die zweite Liga aufzusteigen. Ein weiteres Jahr dritte Liga wäre uns weit vor meinem Geburtstag demnach gewiss.


Saisons, die auf dem vierten Platz endeten, kennen Lautrer Anhänge zu Genüge. Hatten wir genug. Und die Tatsache, dass wir im nächsten Jahr obgleich unserer Verbandspokal-Schmach so oder so wieder im DFB-Pokal antreten können, wäre nur ein schwacher Trost. Der Zweckpessimist – und der ist verdammt groß – sieht eine Mannschaft, die wieder einmal zerbricht. Einen Kader, der wieder einmal einen Umbruch erlebt. Und eine Fangemeinde, die Ende Juli wieder total gehyped ist, egal was im Sommer passiert. Seit meinem Geburtstag 2013 wurde ich durchgehend enttäuscht. Wieso sollte es jetzt anders kommen? „Weil auf der anderen Seite eben nicht David Abraham, Kevin Volland und Roberto Firminho stehen“, sagt diesmal eine andere Stimme in meinem Kopf.

Wie Villareal gegen die Bayern


Sollte den Roten Teufeln der Einzug in die Relegation gelingen, wären sie nicht so chancenlos wie vor rund einem Jahrzehnt gegen Hoffenheim. Der FCK müsste es diesmal nicht mit späteren Pokalsiegern, Nationalspielern und Champions-League-Gewinnern aufnehmen. Dem FCK stünden Chris Löwe, Patrick Weihrauch und Tim Knipping gegenüber. Namen, vor denen man sich selbst unter den schlechtesten Umständen nicht fürchten müsste. Hinzu kommt, das die Dresdener seit dem 12. Dezember 2021 kein Zweitliga-Spiel mehr gewinnen konnten. Und letztlich sind sie nur dank einer relativ soliden Hinrunde und absolut unfähigen Kellermannschaften auf dem Relegationsplatz gelandet. Dem gegenüber steht ein 1. FC Kaiserslautern, der mit der besten Defensive der dritten Liga anreisen wird, begleitet von - in meinem Kopf - 20.000 Fans.


Meine Prognose? Gegen Dresden würden wir zuhause gewinnen. In Dresden dürften die Lautrer nur nicht hoch verlieren. Unser wahres Endspiel haben wir allerdings in Köln. Und danach haben wir über zwei Wochen Zeit, um uns intensiv vorzubereiten. Marlon Ritter wird sich alle Dresden-Spiele in voller Länge reinziehen. Terrence Boyd wird mehr Mettbrötchen essen als je zuvor. Und Phillip Herrcher? Der muss eigentlich nichts machen, schließlich muss er nur gegen Chris Löwe ran, der immerhin schon einmal in der Relegation verlor.


Quelle: Treffpunkt Betze


Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 2

  • Wir können froh sein, wenn wir den Relegationsplatz halten können! In der nervlichen Verfassung, in der sich unsere Mannschaft befindet, wäre das schon ein Erfolg! Und das Dresden seit Monaten auf einen Sieg wartet, solche Serien zu beenden, das beherrscht der FCK doch schon seit Jahren in Perfektion....

    Sorry, für meinen Pessimismus, aber das der so extrem ist derzeit, dafür hat die Mannschaft gesorgt. Ich bin immer noch maßlos enttäuscht, wie man diese Pole-Position, leichtfertig verschenkt hat :zeter:

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  • 60 wird nicht in Magdeburg gewinnen... Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.


    Ich Endeffekt liebäugle ich noch leicht mit zwei Remis von Braunschweig während der FCK in Köln gewinnt. Fußball hat schon immer seine Geschichten geschrieben.


    Bald sind wir schlauer... Aber diesmal werde ich es mir womöglich nicht anschauen.

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