Kaderanalyse: Kein Weg an Ritter, Ciftci und Boyd vorbei (2/2)
- Raimund
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Sechs Neuzugänge hat der 1. FC Kaiserslautern in der bisherigen Transferperiode verpflichten können, darunter zwei Torhüter (Andreas Luthe und Julian Krahl), zwei Verteidiger (Erik Durm und Lars Bünning) und zwei Offensivkräfte (Ben Zolinski und Lex-Tyger Lobinger). Dass das noch nicht ausreicht, um in dieser "brutal starken Liga" bestehen zu können, weiß auch Geschäftsführer Thomas Hengen. Bis zur Schließung des Transfermarktes sind daher noch 3-4 Neuzugänge geplant. Im Auftaktspiel gegen Hannover 96 (Freitag, 20:30 Uhr) wird Cheftrainer Dirk Schuster entsprechend auf den aktuellen Kader setzen. Doch wem könnte der Sprung in die Startelf gelingen, wer findet sich auf der Bank wieder und welcher Roter Teufel könnte noch abgegeben werden? Im ersten Teil unserer Kaderanalyse haben wir bereits die Torhüter-, die Innenverteidiger- und die Außenbahn-Positionen unter die Lupe genommen - im heutigen zweiten Teil blicken wir auf das zentrale Mittelfeld und die Lautrer Angriffsreihe.
Zentrales Mittelfeld: Schnell, zweikampfstark und gut gewappnet
Fast die komplette Hinrunde der letzten Spielzeit verpasste Hikmet Ciftci verletzungsbedingt - aber immer, wenn er wieder auf dem Platz stand, gehörte er zu den Leistungsträgern. Auch wenn „Hiko“ starke Partien in der Innenverteidigung oder im offensiven Mittelfeld ablieferte, als bester Ballerorberer im Team ist der 24-Jährige für die Sechserposition einfach prädestiniert. Je nach Spielsystem könnte Julian Niehues sowohl Ciftcis Partner als auch Konkurrent auf der Position im defensiven Mittelfeld sein. Alternativ kann der 21-Jährige, der vorletzte Saison noch Regionalliga spielte, auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden. Noch unter Marco Antwerpen kam der 1,95m Hüne selten über die Rolle des Reservisten hinaus. Nach dem Trainerwechsel stand Niehues dann überraschend im Relegationshinspiel in der Startelf. Aus dieser ist der sprint-und spielstarke Marlon Ritter mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Dank seiner Offensivqualitäten kann der ehemalige Paderborner nicht nur im defensiven Mittelfeld, sondern auch eine Reihe weiter vorne spielen.
Ebenfalls im offensiven Mittelfeld fühlt sich Standardspezialist Mike Wunderlich zu Hause. Fußballerisch ist der 36-Jährige über jeden Zweifel erhaben und schien in der letzten Saison auch jederzeit topfit. Allerdings gelang es im letzten Saisondrittel gleich mehreren gegnerischen Teams, die Räume im Mittelfeld sehr eng zu machen und den „Kölsche Jong“ damit komplett aus dem Spiel zu nehmen. Die Schwächen in der Antrittsschnelligkeit könnten ihm in der 2. Liga durchaus einige Probleme bereiten. Auch für Wunderlichs Kollegen René Klingenburg könnte die Luft nun dünner werden. Nicht weniger als sechs unterschiedliche Positionen bekleidete der ehemalige Kölner in der vergangenen Saison, darunter Abwehrchef, Mittelstürmer und Sechser. Auf allen Positionen wusste er - vor allem kämpferisch - zu überzeugen. Seine Vielseitigkeit ist für den 28-Jährigen jedoch Fluch und Segen zugleich, denn es gibt keine Position, auf die „Klinge“ klare Ansprüche formulieren könnte. Gut möglich, dass die Kämpfernatur auch in der kommenden Saison wieder dort einspringt, wo jemand fehlt. In einem eingespielten Team ohne nennenswerte Ausfälle könnte der Rechtsfuß aber auch schnell „außen vor“ sein.
Durch zwei heftige Knieverletzungen verpasste Anas Bakhat die letzten beiden Spielzeiten beinahe komplett. Dennoch wurde der Vertrag des spielstarken Mittelfeldspielers verlängert – schließlich ist der 22-Jährige ein hochveranlagter Techniker. Nun braucht der gebürtige Mainzer vor allem das, was ihm zuletzt fehlte, nämlich Spielpraxis. Sollte noch ein hochkarätiger Neuzugang im offensiven Mittelfeld kommen, könnte er möglicherweise verliehen werden.
Prognose: Ciftci und Ritter dürften auch in der 2. Liga eine Topbesetzung sein. Wunderlich wird um seinen Platz kämpfen müssen. Niehues, Klingenburg und Bakhat werden zunächst ohne größere Stammplatzaussichten in die Saison gehen. Ein weiterer Neuzugang wie beispielsweise Felix Götze, der im offensiven und im defensiven Mittelfeld spielen kann, würde das Team sicherlich verstärken. Dies würde dann die (zumindest temporäre) Trennung von Klingenburg, Niehues oder Bakhat zur Folge haben.
Der Angriff: Es mangelt noch an gleichwertigen Alternativen
In seiner Anfangszeit am Betzenberg erinnerten die Laufwege von Kenny-Prince Redondo oftmals an die eines Staubsauger-Roboters. Für viele überraschend gelang es Trainer Marco Antwerpen aus dem ehemaligen Fürther einen deutlich effektiveren Spieler zu machen. Ein Knipser wird Redondo in diesem Leben sicher nicht mehr, allerdings ist er pfeilschnell und sehr ballsicher. Der gebürtige Münchner ist ein Mann für Konter, kann aber auch seine Stürmerkollegen mit Vorlagen bedienen und käme als zweite Spitze bzw. Außenstürmer für beide Seiten in Frage. Exakt dieselben Positionen bespielt auch Daniel Hanslik. Seine besten Spiele für den FCK machte der ehemalige Kieler immer dann, wenn er nicht selbst der Mittelstürmer war, sondern einen solchen neben sich hatte. Dann konnte der „Kilometerfresser“ auf die Flügel ausweichen und wieder in den Strafraum einrücken. Kurios: Als Linksaußen zeigte sich „Hansi“ deutlich torgefährlicher als im Sturmzentrum. Dort sollte ohnehin schon Terrence Boyd gesetzt sein. Er ist aktuell der einzige Lautrer, der das Anfoderungsprofil eines “klassischen“ Mittelstürmers erfüllt. Trifft er so wie in der vergangengen Saison, sollte der US-Amerikaner seinen Stammplatz sicher haben. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass Thomas Hengen das Risiko eingeht, auf der Mittelstürmerposition nicht noch einmal personell nachzulegen. Sind gegen Ende August die Stammplätze in der Bundesliga verteilt, wird es sicherlich noch einen Kandidaten für die Neunerposition geben.
Aus dem Regionalligateam von Fortuna Düsseldorf wurde Lex-Tyger Lobinger verpflichtet. Ähnlich wie Boyd bringt er ebenfalls eine gute Physis mit. Der 1,92m große Mittelstürmer ist aber weniger ein „Wandspieler“, der die Bälle für die nachrückenden Spieler festmacht, sondern zeichnet sich eher durch Sprintstärke und ein gutes Kopfballspiel aus. Im Gegensatz zu seinem Teamkameraden muss sich Ben Zolinski nicht mehr an Coach Dirk Schuster gewöhnen. Beide arbeiteten bereits in Aue zusammen. Sollte es die Position der hängenden Spitze im System (z.B. 4-2-3-1) des Trainers geben, hätte der 30-Jährige wohl zunächst die besten Karten. Allerdings kann der gebürtige Berliner auch offensiv auf beiden Flügeln spielen.
In der Hinserie der letzten Spielzeit konnte sich Muhammed Kiprit beim FCK nicht durchsetzen – obwohl er seinerzeit noch der einzige klassische Mittelstürmer war. Durch die Verpflichtung von Boyd und Lobinger sind die Chancen des ehemaligen Uerdingers noch einmal deutlich gesunken. Sollte sich der FCK mit noch einem weiteren Mittelstürmer verstärken, wird man Kiprit sicherlich einen Wechsel nahelegen. Um den 23-jährigen Deutsch-Türken zu verleihen, müsste allerdings zunächst seinen im Juli 2023 auslaufender Vertrag verlängert werden - alternativ lässt man Kiprit ablösefrei ziehen. Was für ein Pech für Angelos Stavridis! Der 18-jährige Stürmer verletzte sich im Trainingslager schwer am Knöchel und könnte für die komplette Hinrunde ausfallen. Nach seiner Rückkehr wird er wohl erst Spielpraxis in der zweiten Mannschaft sammeln müssen.
Prognose: Boyd dürfte als einziger Torjäger gesetzt sein. Im 4-4-2 System kämen Lobinger, Redondo und Hanslik als Sturmpartner in Frage bzw. Zolinski als hängende Spitze. Vorne im Angriff fehlt noch eine gleichwertige Alternative zu Boyd, idealerweise ein schneller Mittelstürmer, der auch außen spielen kann.
Ziel: Klassenerhalt
Fazit: Aufsteiger haben sich in den vergangenen Jahren in der 2. Liga immer sehr schwer getan. Beim FCK ist der Kern des Aufstiegsteams ohne sportlichen Aderlass erhalten geblieben und wurde sinnvoll verstärkt. Sollte den Roten Teufeln allerdings das Verletzungspech der vergangenen beiden Jahre weiterhin hold sein, könnte es mit dem derzeitigen Kader durchaus eng werden. Spieler wie Boyd, Ritter, Ciftci oder Zimmer sind aktuell nicht adäquat zu ersetzen. Ein Abwehrorganisator in der Innenverteidigung fehlt definitiv noch, ein Stürmer und ein variabler Mittelfeldmann könnten dem Team ebenfalls noch guttun. Unter normalen Bedingungen sollte ein solider Mittelfeldplatz mit dieser Mannschaft aber auf jeden Fall möglich sein.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze