Hätte man vor genau einem Jahr gesagt, der 1. FC Kaiserslautern stünde in 365 Tagen zwei Punkte hinter dem Tabellenführer der zweiten Bundesliga, hätten die meisten ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Hätte man gesagt, dass es Thomas Hengen, Marco Antwerpen und letztlich auch Dirk Schuster gelingt, aus einer Drittliga-Mannschaft in akuter Abstiegsnot ein Team zu formen, das es - zumindest die Ergebnisse betreffend - mit den Etats des HSV, Hannover oder Nürnberg aufnehmen kann, ja - man hätte diejenigen für mehr als verrückt gehalten. In den ersten fünf Saisonspielen standen in der ersten Elf neun Spieler auf dem Platz, die bereits zum letztjährigen Drittligakader gehörten. Neun Spieler, denen vor einem Jahr der Aufstieg nicht zugetraut wurde, ringen nun Hannover, St. Pauli und den ehemaligen Bundesligisten Fürth nieder. Die Verwunderung darüber, was seit rund anderthalb Jahren auf dem Betzenberg geschieht, müsste eigentlich langsam an ihre Grenzen stoßen, doch die Mannschaft überrascht jedes Wochenende aufs Neue. Sie hätte sogar beinahe den Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg aus dem DFB-Pokal geschossen. Und auch wenn sie es nicht schafft zu gewinnen, sie kämpft bis zum bitteren Ende und liefert - wie an diesem 6. Spieltag gegen Magdeburg - zumindest ein Spektakel.
Das Sechs-Punkte-Spiel
Der FCK hat den Nichtabstieg als Ziel weiterhin fest im Blick. Trotz der Erfolge der ersten sechs Spieltage muss sich der Verein stets nach unten orientieren. Und da davon ausgegangen werden kann, dass Fürth und Bielefeld nicht in die dritte Liga durchgereicht und die Abstiegsränge womöglich bald verlassen werden, müssen Vereine her, die die Roten Teufel hinter sich lassen können. Allen voran wären da die beiden Mitaufsteiger Braunschweig und Magdeburg. Womit ein jedes Spiel gegen diese beiden Gegner durchaus als ein 'Sechs-Punkte-Spiel' bezeichnet werden kann. Und zwar unabhängig davon, wie weit die Lautrer von den anderen beiden entfernt sind.
Die Vorzeichen vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg standen also auf “wichtig” - jeder freute sich auf einen FCK, der in den letzten 45 Minuten gegen Fürth genau das gezeigt hat, was ihn schon immer ausgemacht hat. Viel Kampf, viel Ehrgeiz und eklig zu bespielen. Nur leider scheint es sich die aktuelle Mannschaft zur Aufgabe gemacht haben, erst in der zweiten Halbzeit aufzuwachen. Zwar gingen die Hausherren gegen den FCM mit einem Tor von Terrence Boyd in Führung, ließen sich anschließend jedoch in elf Minuten drei Tore einschenken. Kevin Kraus und Boris Tomiak zeigten in der ersten Halbzeit, dass sie nicht annähernd gut genug sind für diese Liga, sofern sie in einer Viererkette auflaufen. In der zweiten Halbzeit präsentierte sich die Mannschaft dann glücklicherweise wie zuletzt beim 3:1 Auswärtssieg bei der Spielvereinigung.
Taktikfuchs Dirk Schuster
Wie schon in der vergangenen Woche gegen Fürth schien Dirk Schuster die Mannschaft in der Halbzeitpause tief getroffen zu haben. In beiden Fällen mit einer positiven Bilanz. Gegen alle Vermutungen brachte der Cheftrainer den ehemaligen Paderborner Robin 'Franz' Bormuth nicht für Kevin Kraus, sondern für Kenny Prince Redondo. Der taktische Wechsel hin zu einer Dreierkette und die Umstellung von horizontalen Pässen hinter die Reihen der Magdeburger (1. Halbzeit) auf vertikale Bälle auf Terrence Boyd oder die drei Außenspieler Erik Durm, Jean Zimmer und Phillip Hercher taten ihr übriges. Wie gegen Fürth belohnte sich Hercher kurz nach der Halbzeit und glich zum 3:3 aus. Von der Dreier- beziehungsweise Fünferkette profitierte vor allem die rechte Abwehrseite, die mit Magdeburgs Ito in der ersten Halbzeit einige Probleme hatte. Dirk Schuster - dem man nachsagt, er würde nur selten die Formation wechseln - hat bewiesen, dass er die Mannschaft in der Kabine eben nicht nur zu Höchstleistungen antreiben, sondern auch einen taktischen Überlebensplan vermitteln kann.
Der Betze erhebt sich
Am Ende sorgte ein strittiges Eigentor vom Pechvogel Tomiak für das 4:4 Unentschieden. Es war allerdings eine Punkteteilung gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf - und dazu noch eine sehr spektakuläre. Die Roten Teufel stehen aktuell wie seit langem nicht mehr sehr geschlossen da. Die neuen Spieler Robin Bormuth und Phillip Klement konnten direkt überzeugen. Und wenn die Mannschaft mal nicht weiter kommt, steht die Westkurve und das ganze Stadion hinter ihr. Jean Zimmer, der für Grätschen gefeiert wurde wie für Tore, rettete die Partie mit einer unglaublichen Rettungstat auf der eigenen Torlinie. Beim Stand von 1:3 in der 30. Minute erhob sich das ganze Stadion bei einer Ecke. Egal wie tief diese Mannschaft fällt, sie fällt in die Arme der Fans. Und wenn der Wind günstig steht, die Halbzeitansprache von Schuster sitzt und alle zusammenhalten, kann dieses Team jeden Rückstand gegen jeden Gegner aufholen.
Danke, dass ihr dem FCK etwas zurückgegeben habt, was er seit Jahren nicht hatte.
Andreas, Julian, Avdo, Jonas, Boris, Kevin, Maximilian, Dominik, Lars, Philipp, Robin, Erik, Hikmet, Marlon, Jean, Philipp, Julian, René, Hendrick, Kenny, Mike, Anas, Muhammed, Terrence, Daniel, Lex Tyger, Ben, Matheo, Alexander, Marvin, Felix, Nicolas, Marius, Elias, Dirk, Thomas und Marco.
Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKFCM
Auch die Statistiken belegen ein weitestgehend leistungsgerechtes Remis im Aufsteigerduell. Einzig bei den 'Expected Goals', die bei den Roten Teufeln durch den Foulelfmeter stark nach oben gezogen wurden, lag der FCK vorne - und das selbst beim 1:3 Rückstand, da der FC Magdeburg seine wenigen Chancen äußerst effizient zu nutzen wusste.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze
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Antworten 61
heisenberg85
Sorry, es muss doch möglich sein, mal etwas zu kritisieren. Wer heute und auch letzte Woche auch nur in irgendeiner Form eine gute Abwehrleistung gesehen hat, der redet sich alles schön. Unabhängig von den 4 Gegentoren + das Tor von Fürth, konnten beide Gegner schalten und walten ohne Gegenwehr. Wie slalomstangen wurden wir stehen gelassen. Und das hat rein gar nichts damit zu tun, das neue Spieler im Kader waren, Zweikämpfe darf man führen, auch ohne 20 mal mit der Mannschaft trainiert zu haben. Klement hat das 3:1 verschuldet, weil er mal so garnicht angreift und in 2,3 Situationen einfach nur mit dem Gegenspielwr mitgelaufen, ohne wenigstens zu versuchen den Ball zu bekommen oder Gegner zu stören. Nach vorne ganz passabel. Für mich Vielleicht zu offensiv aufgestellt, ohne echten 6er. Die Gegner können bis kurz vor unseren Strafraum laufen, ohne Überhaupt angegriffen zu werden und selbst dann. Haben wir heute keinen Ball erobert. Der Gegner braucht nur über unser Zentrum kommen, dann kommen sie schon durch. Tut mir leid, aber Zimmer ist unser Schwachpunkt, nicht nur heute. Zu langsam, verliert jedes Laufduell um Längen. Zu oft im falschen Moment aufgerückt und dann überspielt worden, sodass unsere rechte Seite total offen war. Oft unnötiges aufreiben am Gegner und fallen lassen, statt zu passen oder weiter zu laufen. Und bevor hier wieder was hineininterpretiert wird. Ich bin mehr als zufrieden mit der Punkteausbeute. Ich weiß, dass es nur gegen den Abstieg geht und mehr nicht. Nein, ich erwarte nicht, dass wir jeden Gegner an die Wand spielen, aber man darf nicht immer nur auf die nackten Ergebisse schauen, sondern muss auch mal das Spiel anschauen und die Fehler analysieren und ansprechen dürfen. Letztes Jahr, wäre der Aufstieg noch fast in die Hose gegangen, weil sich viele von den Ergebissen in der Rückrunde haben blenden lassen, dass Ende der Saison, hat sich lange angekündigt. Was mich positiv stimmt, Schuster spricht es knallhart an, Ante hat letztes Jahr vieles schön geredet. Ich glaube auch, dass wir mithalten können und der Klassenerhalt möglich ist, aber wenn wir weiter so verteidigen wie heute, wird es noch schwerer als es ohnehin schon ist, ja Vielleihjt sogar unmöglich. Sorry sowas muss aber auch erlaubt sein.
Sebastian
Ich finde nicht, dass du dich für diese Bewertung respektive Meinung entschuldigen musst. Die Defensivarbeit ist uns etwas abhanden gekommen, das ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich ist, dass wir, wenn wir unkonzentriert zu Werke gehen, gegen jede Mannschaft unsere Probleme haben werden. Fürth und auch Magdeburg haben diesbezüglich klar den Finger in die Wunde gelegt und ich bin mir auch sicher, dass dies den Verantwortlichen nicht verborgen geblieben ist. Wir müssen wieder mehr als Team verteidigen, so wie wir es in den ersten Saisonspielen und auch gegen Freiburg im Pokal gemacht haben. Als Einzelspieler sehen wir defensiv schlecht aus, wir müssen hier gut verschieben, Räume zustellen und vor allem rechtzeitig den Gegner in Zweikämpfe verwickeln.
dirtdevil
ich sehe ein größeres problem in den defensivleistungen von durm.
hat er mir rechts noch einigermaßen brauchbares angeboten,sieht es jetzt auf
der linken seite überhaupt nicht gut aus.er kommt nicht richtig in die zweikämpfe
und lässt zu viele flanken zu,die toren oder gefährlichen situationen führen.
mit zuck wird sich das ganze nicht großartig verbessern,aber vielleicht hat sich
schuster heute von der 3er kette überzeugen lassen.
Cantona7
Das erschreckenste dabei für mich, ist dass wir uns in den letzten zwei Wochen eine sehr gefährliche "Laissez-faire"-Einstellung angeeignet haben, von der ich gerne wüsste woher diese kommt, die ersten Spiele und selbst die unglückliche Niederlage im Heimspiel gegen Paderborn waren vom "gemeinsamen Gedanken des Verteidigens" i. Vgl. zum Spiel heute oder auch dem Auftritt in Fürth ein Quantensprung. Ich könnte jetzt nicht sagen dass ich bei einem Großteil unserer Spieler nach diesem "Hype" aus den ersten Wochen eine Art Selbstgefälligkeit registriert habe, aber ich frage mich trotzdem warum diese Einstellung, gerade in den ersten 45 Minuten der letzten beiden Spiele absolut nicht mehr gestimmt hat.
oesifckfan
Unterm Strich muss man so fair sein und feststellen, dass dieser Punkt ein wenig weit glücklich war. Was ist mit unserem Abwehrbollwerk passiert? Die Grundausrichtung praktisch ohne gelernten 6er ist in Halbzeit 1 völlig in die Hose gegangen. So sehr Klement nach vorne überzeugt hat, so sehr war sein Defensivverhalten leider unzureichend.
Hinten müssen wir uns gehörig steigern. Wir sind da viel zu hüftsteif unterwegs und lassen uns Woche für Woche überlaufen. Untypisch für Teams von Dirk Schuster, aber ich bin mir sicher, dass er da den Hebel ansetzen wird.
Ansonsten war für mich der Ausgleich zum 4-4 von Magdeburg geschenkt. Dem Eigentor ist ein glasklares Stürmerfoul an Tomiak vorangegangenen. Ein Rätsel warum hier nicht der Videoschiri eingegriffen hat.
Nun heißt es gespannt sein, ob bzw. wer noch in dieser Woche verpflichtet wird.
Für das Auswärtsspiel in Sandhausen habe ich ein mulmiges Gefühl. Die liegen uns leider gar nicht.
Ronnie Wendt
War heute ein Spiel zum Nagel kauen.
Leider hat sich unsere Defensive in der ersten Halbzeit viel zu leicht überrumpeln lassen. Das war in der zweiten Hälfte wesentlich besser.
Ich denke heute nach dem 1: 0 war es einfach eine Kopfsache. Es sah so aus als würde es laufen und man räumt Magdeburg mal eben problemlos aus dem Weg. Zack bekommst du ein Gegentor und eh du dich versiehst bist du mit 3:1 im Hintertreffen.
In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft ihre Eier zur Schau getragen und Magdeburg durch den Kampf fast doch noch die Niederlage beigebracht.
Der Schiri war meiner Meinung nach grottenschlecht auch wenn es einige vielleicht anders sehen.
Alles in Allem war das Remis aber verdient.
RC63
Der Trainer hat nach dem Spiel richtigerweise gesagt "Wir müssen wieder mehr Lust aufs Verteidigen bekommen" und Wunderlich schlug ähnliche Töne an.
Also wird darauf künftig wieder mehr das Augenmerk liegen.
Ich denke auch, dass Zimmer und Durm zuletzt nicht so top waren - die Seiten sind mitunter ganz schön offen. Es ist nicht Aufgabe unserer Innenverteidiger, dort gegen die Tempodribbler ins 1:1 zu gehen.
herby
Ich habe das Problem in der ersten Halbzeitnicht nicht auf den außen gesehen, sondern im Zentrum. Man hat die Sechserposition komplett aufgelöst und Ritter, KLement und Wunderlich sind nur in der Offensive tätig gewesen. Dadurch entstanden auf allen Abwehrpositionen Überzahlsituationen des Gegners, die kaum zu verteidigen sind.Bei so flinken Stürmern wie bei Magdeburg klingelt es dann dauernd. In der zweiten Halbzeit hat man das mit der Umstellung auf Dreier- bzw Fünferabwehr behoben,
Ronnie Wendt
Danke herby, genau so habe ich das nämlich auch wahrgenommen.
Lautern1967
Zimmer und Durm sind nicht die erwarteten Leistungsträger, das muss man einfach mal feststellen dürfen...da muss mehr kommen....eine gefühlte Niederlage nach dem 4:3 .....außer Poserei, angetäuschten Kopfnüssen, und von Ito überlaufen habe ich von Zimmer nicht viel gesehen, Durm hinten links genauso überfordert....als er weiter vorne spielte, und Bormuth reinkam, wurde es etwas besser....