Gelungene Kaderplanung – mit einem kleinen Risiko
- Thomas
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Grundsätzlich ist es das Ziel eines jeden sportlichen Verantwortlichen, die Kaderqualität in den Transferphasen zu erhöhen. Da im Falle des 1. FC Kaiserslautern durch den Aufstieg nun im Wochenrhythmus deutlich stärkere Gegner auf die Roten Teufel warten, galt dieses Credo im Sommer umso mehr. Thomas Hengen ist die Umsetzung dieses Vorhabens gelungen.
Klarer Plan - mit lediglich einer Lücke
Der Geschäftsführer Sport hat eine klar strukturierte Kaderplanung vollzogen. Alle Positionen sind doppelt gut besetzt, das Team verfügt über mehr als ausreichend Erfahrungen in der 2. Liga. Zieht man außerdem den Vergleich mit der Vorsaison, sind die Roten Teufel in allen Mannschaftsteilen stärker aufgestellt. Lediglich die Position des Sechsers hätten Hengen und Schuster gerne noch verstärkt. Allerdings kann im Winter immer noch entsprechend nachgelegt werden, falls es Julian Niehues und Hikmet Ciftci nicht gelingt, sich schnell genug dem höheren Niveau anzupassen.
Zeitgleich lässt sich in der etwas offensiveren Mittelfeldzentrale fast schon ein qualitatives Überangebot erkennen. Dass sich Schuster trotz der neuen Konkurrenzsituation von einigen Spielern nicht lösen möchte, war am vergangenen Wochenende im Hardtwaldstadion zu beobachten. Dort lief Marlon Ritter zunächst auf der linken Außenbahn auf, von wo er seine Fähigkeiten nur selten einbringen konnte. „Wir haben im Zentrum viele gute Spieler, von daher spiele ich dort, wo der Trainer mich aufstellt. Aber natürlich spiele ich im Zentrum lieber“, ließ er nach Abpfiff verlauten.
Die Problematiken eines fehlenden starken Sechsers sowie der Überbesetzung auf der Acht könnten umgegangen werden, indem das Trainergespann wie in der Vorsaison mit einer Fünferkette spielen lässt, da hierbei einer der drei Innenverteidiger situativ eher als bei einer Viererkette rausrücken kann, um etwaige Lücken vor der Abwehr zu schließen. In diesem System könnten sowohl Neuzugang Philipp Klement als auch die etablierten Marlon Ritter und Mike Wunderlich ihren Platz finden.
Geduld für den Wunschtransfer
Hengen musste in den letzten Wochen und Monaten auch Geduld mitbringen, um die vakanten Positionen zufriedenstellend zu besetzen. Lange hingezogen hat sich vor allem der Transfer von Aaron Opoku, für den sich der Hamburger Sportverein verschiedenen Medien zufolge einen Rückkaufklausel gesichert hat. Auch wenn einige Anhängerinnen und Anhänger der Roten Teufel diese Neuverpflichtung aufgrund dieser Vertragskonstellation kritisch sehen – Opoku wäre selbst als Leihe ein Gewinn das Team.
Des Weiteren sind die in Fankreisen vereinzelt geäußerten Bedenken, Opoku könnte ein schwieriger Charakter sein, der unter Umständen schwer zu integrieren ist, nur schwer zu begründen. Die Aktion, die zu seiner Roten Karte im Spiel gegen Darmstadt führte, ist natürlich nicht zu entschuldigen. Allerdings war dies die erste Rote Karte seiner Laufbahn. Auch die Vorkommnisse von Duisburg als Beleg für einen schwierigen Charakters anzuführen, ist gegenüber Opoku alles andere als fair. Denn die beleidigenden Worte von der Tribüne konnten von der Polizei bestätigt werden - der Verdächtigte konnte sich lediglich damit herausreden, er habe einen anderen Spieler gemeint. Aber auch unabhängig davon sagt es nichts Negatives über den Charakter eines Spielers aus, wenn er von einer rassistischen Beleidigung emotional getroffen wird.
Eine Gefahr lauert hinter dem Kaderumbau
Grundsätzlich ist Thomas Hengen die nach einem klaren Plan vollzogene Kaderplanung unter dem Strich sehr gelungen. Trotzdem bringen die neuen Spieler auch Risiken mit sich. Es gibt zwar nicht auf jeder Position ein qualitatives Überangebot, aber in der Breite des Kaders werden es Spieler wie Muhammed Kiprit schwer haben, auf nennenswerte Einsatzzeit zu kommen. Max Hippe und Anas Bakhat dürften ebenfalls kaum eine Perspektive für den Zweitliga-Kader haben - sind aber auch deutlich zu gut, um Woche für Woche in der Oberliga eingesetzt zu werden. Der große Kader kann also für Unzufriedenheit in Teilen der Kabine sorgen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches und geschieht bei der Konkurrenz genauso. Um den tollen Teamgeist, der den Verein zurück in die 2. Liga geführt hat, nicht zu verlieren, müssen sich die neuen Spieler nun ins bestehende Kollektiv einfügen, ohne die Rollen mancher Spieler im Gefüge zu untergraben.
Hiermit soll keineswegs – wie beispielhaft bei Opoku ausgeführt – der teamfähige Charakter der Neuzugänge angezweifelt werden. Es geht vielmehr darum, dass etablierte Kräfte, selbst bei vorbildlichen Verhalten der Neuen, ihr Standing im Team verlieren können. Das wiederum kann unter Umständen die Stimmung in der Kabine beeinträchtigen. Vor allem bei Spielern mit etwas größerem Ego - wie beispielsweise René Klingenburg oder auch dem ehrgeizigen Mike Wunderlich, dem durch die Verpflichtung von Klement mittelfristig ebenfalls ein Platz auf der Bank droht - besteht diese Gefahr, die sich vor allem dann erhöht, wenn die Mannschaft im Laufe der Saison in eine Ergebniskrise geraten sollte.
Es ist ein Drahtseilakt für das Trainerteam, die Balance zwischen neu verpflichteter Qualität und bestehender Teamchemie zu steuern und zu moderieren. Dirk Schuster sollte allerdings erfahren genug sein, um diese Herausforderung zu meistern. Ein erstes Indiz hierfür war die Einwechslung Klingenburgs in Fürth, nachdem zuvor vermehrt über dessen Perspektivlosigkeit im Team diskutiert und über einen möglichen Abgang spekuliert wurde. Schuster und Hengen haben außerdem häufig betont, dass eine Neuverpflichtung auch charakterlich in diese Mannschaft hineinpassen muss und Spieler auch in dieser Hinsicht vor einem Transfer bewertet werden. Bisher macht es den Anschein, als hätten sie mit dieser Methodik den richtigen Mix für die Zusammensetzung der Mannschaft gefunden.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze