De Préville: Wenn ich bleibe, dann für einen längeren Zeitraum
- Dirk
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Kurz vor Ende des Wintertransferfensters erfüllte Thomas Hengen seinem Trainer Dirk Schuster den Wunsch nach einer weiteren Offensivkraft. Mit Nicolas de Préville konnte der Geschäftsführer jede Menge Erfahrung an den Betzenberg lotsen. Der 32-Jährige lief insgesamt 273 Mal in Frankreichs höchster Spielklasse auf, erzielte dabei 51 Tore und bereitete 32 weitere Treffer vor. Mit dem FC Metz war der Stürmer ein halbes Jahr zuvor aus der Ligue 1 abgestiegen und seitdem vereinslos. Obwohl de Préville in Kaiserslautern vom Verletzungspech verfolgt scheint, konnte er in den wenigen Einsätzen für den FCK schon eindrucksvoll unter Beweis stellen, welch großes Potential in ihm schlummert. Für Treffpunkt Betze nahm sich der Franzose etwas Zeit und stellte sich unserer Übersetzerin Lisa Köhl und ihren Fragen.
„Das war ein unglaubliches Erlebnis“
Treffpunkt Betze: Hallo Nicolas. Du spielst seit knapp vier Monaten für den FCK. Wie sind deine bisherigen Eindrücke vom Verein, vom Stadion und von deinen Mannschaftskollegen? Fühlst du dich wohl in Kaiserslautern?
Nicolas de Préville: Die Atmosphäre hier in Kaiserslautern habe ich generell als sehr gut kennengelernt. Sowohl innerhalb der Mannschaft als auch im gesamten Verein herrscht eine tolle Mentalität, in der ich mich absolut wohlfühle. Sehr positiv überrascht wurde ich von dieser riesigen Fancommunity in Deutschland generell und in Kaiserslautern im Speziellen. Das kenne ich in der Form aus Frankreich so nicht.
Treffpunkt Betze: Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, die Fans des 1. FC Kaiserslautern spielen hier eine sehr große Rolle. Wie nimmst du die Unterstützung der Fans wahr?
Nicolas de Préville: Die FCK-Fans sind unglaublich. Zu den Heimspielen kommen regelmäßig 40.000 Zuschauer, beim Spiel gegen Hamburg sogar fast 50.000. Ich wusste, dass der Fußball in Deutschland einen anderen Stellenwert hat als in Frankreich, was ich ohnehin schon sehr beeindruckend finde. Aber auch für deutsche Verhältnisse ist die Unterstützung hier etwas ganz Besonderes.
Treffpunkt Betze: Das Heimspiel gegen Heidenheim dürfte diesbezüglich ein besonderes gewesen sein, weil du da zum ersten Mal für den FCK getroffen hast. Wie hast du die letzten Minuten in der Nachspielzeit vor der berühmten Westkurve erlebt?
Nicolas de Préville: Diese fünf letzten Minuten waren unfassbar. Zuerst hatten die Heidenheimer die Möglichkeit mit dem Strafstoß das 0:3 zu erzielen, verschossen den Elfmeter jedoch und irgendwie hat man gemerkt, wie das Stadion dadurch plötzlich anfing zu brodeln. Die Fans wurden lauter, haben die Mannschaft noch einmal angefeuert und nach den Toren von mir und Philipp Hercher war die Stimmung einfach der Wahnsinn. Das war ein unglaubliches Erlebnis.
„Mir war es wichtig, nicht einfach irgendwohin zu wechseln“
Treffpunkt Betze: In 273 Spielen in der Ligue 1 kommst du auf sehr beeindruckende 83 Torbeteiligungen. Trotzdem wurde nach Ende der letzten Saison dein auslaufender Vertrag in Metz nicht verlängert. Welche Gründe waren für die Trennung ausschlaggebend?
Nicolas de Préville: Nach dem Abstieg aus der Ligue 1 endete mein Vertrag in Metz und wir haben uns natürlich zusammengesetzt, um über eine Verlängerung zu sprechen. Leider lagen unsere Vorstellungen jedoch etwas auseinander, sodass wir uns letztlich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen konnten.
Treffpunkt Betze: Du hast deine komplette Laufbahn in Frankreich verbracht. Was hat dich im Alter von 32 Jahren dazu bewegt, nach Kaiserslautern zu wechseln?
Nicolas de Préville: Das ist etwas schwierig zu erklären. Mir war es wichtig, nachdem mein Vertrag in Metz beendet war, nicht einfach irgendwohin zu wechseln. Ich hätte im Sommer das ein oder andere exotische Ziel wählen und gutes Geld verdienen können. Das kam für mich aber allein schon wegen meiner Familie nicht in Frage. In der Wintertransferperiode lagen mir dann einige Angebote aus der Ligue 2 vor, allerdings wollte ich auch noch einmal ins Ausland wechseln. Das Angebot aus Kaiserslautern erfüllte mit seiner Nähe zu Metz somit eigentlich alle Voraussetzungen, weshalb ich letztlich hierher gewechselt bin.
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Treffpunkt Betze: Deine Familie lebt nach wie vor in Metz, du spielst beim FCK. Pendelst du die etwa 130 Kilometer täglich hin und zurück oder hast du in Kaiserslautern eine Zweitwohnung?
Nicolas de Préville: Ich wohne derzeit im Hotel, fahre aber möglichst oft nach Metz zu meiner Familie. Mein Sohn geht in Metz zur Schule, weshalb es nicht so einfach ist, mit meiner ganzen Familie nach Deutschland zu ziehen. Was die Zukunft bringt, wird man sehen, aber für die ersten fünf Monate, für die mein Vertrag aktuell gilt, hätte ein Umzug keinen Sinn ergeben.
Treffpunkt Betze: Dein Vertrag läuft tatsächlich in einigen Wochen schon wieder aus. Mit welchen persönlichen Zielen bist du zum FCK gewechselt?
Nicolas de Préville: Nach sechs Monaten ohne Spielpraxis wollte ich einfach wieder die Möglichkeit haben, auf hohem Niveau Fußball zu spielen. Diese Möglichkeit wurde mir hier beim FCK gegeben und wir versuchen gemeinsam, am Ende eine gute Platzierung in der zweiten Liga zu erreichen. Momentan sehe ich mein Engagement als eine absolute Win-Win-Situation.
„Mir wurde sofort das Gefühl vermittelt, dazuzugehören“
Treffpunkt Betze: Du hast kürzlich davon gesprochen, dass die Mentalität innerhalb der Mannschaft unfassbar sei. Woran wird das für dich erkennbar?
Nicolas de Préville: Das erlebt man in der täglichen Arbeit. Das ganze Gruppengefüge stimmt einfach. Unter den Spielern sind keinerlei Unstimmigkeiten, es herrscht eine gute Atmosphäre in der Kabine. Man freut sich immer wieder aufs Neue, die Mitspieler zu treffen. Das führt dann auch dazu, dass Spiele wie gegen Heidenheim oder Nürnberg möglich sind. Wir stehen ganz eng zusammen und haben immer den Willen, bis zum Schluss alles füreinander zu geben.
Treffpunkt Betze: Gab es in diesem Zusammenhang bestimmte Mannschaftskollegen oder Mitarbeiter im Verein, die dich bei der Integration in die Mannschaft und den Verein unterstützt haben?
Nicolas de Préville: Ganz am Anfang haben sich mit Terrence Boyd und Erik Durm zwei Spieler ganz intensiv um mich bemüht und versucht, mir die Integration etwas zu erleichtern. Terrence spricht auch ein wenig französisch, was es für mich dann natürlich etwas einfacher gemacht hat. Grundsätzlich ist es aber so, dass mich keiner in der Mannschaft einfach hat links liegen lassen. Ich wurde von allen sehr gut aufgenommen und mir wurde sofort das Gefühl vermittelt, dazuzugehören.
Treffpunkt Betze: Du sprichst nur wenige Worte deutsch, kaum einer deiner Mitspieler spricht französisch. Die Kommunikation findet hauptsächlich in englischer Sprache statt. Wie sehr beeinträchtigt diese Sprachbarriere deine Leistungsfähigkeit?
Nicolas de Préville: Überhaupt nicht. Unser Trainerteam gibt eindeutige Anweisungen, die ich sehr gut verstehe. Sollte das in Einzelfällen einmal nicht gegeben sein, übersetzen mir meine Mitspieler das Notwendige ins Englische.
Foto: Andreas Leiner
Treffpunkt Betze: Dirk Schuster hegte nach deiner Verpflichtung die Hoffnung, dass du ihm vielleicht ein wenig französisch beibringen könntest. Wie weit ist euer gegenseitiger Sprachkurs fortgeschritten?
Nicolas de Préville: (lacht) Wir versuchen es immer wieder einmal, ein wenig voneinander zu lernen. Aber ich glaube für Dirk Schuster ist französisch ähnlich schwer wie für mich deutsch. Es sind zwei komplett gegensätzliche Sprachen mit wenig Ähnlichkeiten. In meiner Anfangszeit beim FCK habe ich versucht mit einer App ein wenig Deutsch zu lernen, was sich aber als sehr kompliziert herausgestellt hat. So konzentriere ich mich nun darauf, mein Englisch zu verbessern, was sich ganz gut bewährt hat.
„Der Stellenwert des Fußballs ist in Deutschland viel höher“
Treffpunkt Betze: Du bist im Angriffsspiel sehr flexibel einsetzbar. Du kannst sowohl links als auch rechts, als klassischer “Zehner” oder als Sturmspitze eingesetzt werden. Wo siehst du selbst deine Qualitäten und welche Position bevorzugst du?
Nicolas de Préville: Ich bevorzuge die Spielmacherposition. Ich mag es, mich überall bewegen zu können, mit anderen Spielern zu interagieren, ein Passspiel aufziehen und in allen Räumen unterwegs sein zu können.
Treffpunkt Betze: Mit deinen Stationen in Lille, Bordeaux, und Metz bist du nahezu ein Experte für Traditionsvereine. Wie groß ist der Unterschied zwischen einem Verein wie dem FCK und den französischen Kultclubs?
Nicolas de Préville: Das ist eine schwierige Frage und nicht einfach zu beantworten. Der FCK spielt in der zweiten Liga, die französischen Traditionsvereine, bei denen ich war, seinerzeit in der Ligue 1. Dazu kommt, dass die grundsätzliche Vereinsstruktur eine andere ist, genauso der Fußball, der gespielt wird. Der Stellenwert des Fußballs ist in Deutschland einfach viel höher angesiedelt. Die Zuschauerzahlen sind in Frankreich bei Weitem nicht so hoch wie hier. 40.000 Zuschauer bei einem Spiel erlebt man höchstens in Paris oder Marseille – hier ist das in der zweiten Liga so.
Treffpunkt Betze: Im Gegensatz zu vielen deiner Kollegen meidest Du soziale Netzwerke. Bist du grundsätzlich ein eher introvertierter Mensch oder hat dieser Verzicht andere Gründe?
Nicolas de Préville: Es gibt Menschen, die alles, was im täglichen Leben so passiert, mitteilen. Es gibt aber auch immer irgendjemanden, dem nicht gefällt, was man tut und das kritisiert. Und um mich und meine Familie vor irgendwelchen Kommentaren oder Hatern zu schützen, habe ich beschlossen, auf Social Media zu verzichten. Ich habe schon mehrfach mitbekommen, welche Nachrichten teilweise nach den Spielen an Spieler gesendet werden, das ist nicht schön.
Treffpunkt Betze: Nun fragen sich natürlich alle Fans, wie groß die Chance ist, dass du auch in der kommenden Saison für den FCK spielst. Besteht eine realistische Chance, dass du bleibst oder wirst du nach Frankreich zurückkehren?
Nicolas de Préville: Natürlich besteht die Chance, keine Frage. Wer hätte beispielsweise letzten Sommer gedacht, dass ich nach Kaiserslautern komme, aber auch das ist passiert. Von daher ist alles möglich. Bevor ich meinen Vertrag aber in Kaiserslautern verlängere, muss ich mir auch sehr sicher sein. Wenn ich nämlich bleibe, wird das für einen größeren Zeitraum sein und ich muss auch an meine Familie denken. Ich möchte nicht auf Dauer im Hotel und von meiner Familie getrennt leben. So gilt es für mich vieles in Betracht zu ziehen, um eine gute Entscheidung zu treffen.
Treffpunkt Betze: Nicolas, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Wir wünschen dir weiterhin alles Gute!
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze
Antworten 16
BillowingFlower8956
sehr sympathisches interview. mir gefällt vor allem, daß er anscheinend weiß was er will.
RC63
Das ist mal ein richtig gutes Interview. Danke !
FCKDevil
Einen umfangreichen Medizincheck machen,und dann 4 Jahre verlängern. Nicht daß wir den zweiten Spalvis verpflichten.
Bunting
4 Jahre 😲 ?
Er ist 32, da macht man mit nem 2 Jahres Vertrag nichts verkehrt. 4 fänd ich zu viel des Guten.
weschdkurv
2 fänd ich auch ok, meinetwegen mit Option auf ein Drittes bei einer bestimmten Anzahl an Spielen
Lauti
Wenn er länger meint denke ich eher an drei Jahre. Aber da die Vertragslaufzeit eh nicht angegeben wird, werden wir am Ende nur sehen ob er bleibt oder nicht.
Gehtdoch
Das wichtigste wäre der Gesundheitszustand festzustellen. Wenn der ok wäre hätte ich auch gegen 3 oder 4 Jahre nichts. Am besten wäre natürlich langfristig verlängern , einschlagen und dann kommt ein Verein und zahlt gut Geld. Eine super Situation für beide Seiten könnte das werden.
dirtdevil
gut geld?
er ist 32 und versucht jetzt noch einen lukrativen vertrag abzuschließen.
da gibts für uns nix mehr zu verdienen.
Bunting
Auch wenn er "einschlagen" sollte, wäre er dann 33, da is nix mehr mit gut Ablöse.
Ich hoffe die werden sich einig und er bleibt uns noch das ein oder andere Jahr erhalten.
Gehtdoch
Die Engländer zahlen auch für ältere Spieler Unsummen, das haben die schon des öfteren unter Beweis gestellt.