Rainer Keßler: „Die Wettbewerbsfähigkeit des FCK steigern“

Foto: Michael Schmitt

Rainer Keßler kennt den 1. FC Kaiserslautern wie kaum ein anderer. Als Sohn des letzten ehrenamtlichen FCK-Präsidenten bekleidet er seit Dezember 2019 das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden. Seit Mai 2022 agiert Keßler zudem als Beiratsvorsitzender der Management GmbH. In seinen Funktionen ist der 61-Jährige maßgeblich an Entscheidungsprozessen beteiligt, die die Entwicklung des FCK betreffen. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem Themen wie Investoren-Management und finanzielle Stabilisierung. Mit Treffpunkt Betze sprach der Beiratsvorsitzende über aktuelle Herausforderungen.


Treffpunkt Betze: Herr Keßler, es ist noch gar nicht so lange her, da wurde in Kaiserslautern das sportliche Geschehen durch Nebengeräusche aus den Führungsebenen zum Teil massiv gestört. Derzeit ist es wohltuend ruhig um den Aufsichtsrat des e.V. und den Beirat der Management GmbH. Sind Sie überhaupt noch aktiv? Oder anders gefragt: Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich derzeit am stärksten?


Rainer Keßler: Danke für das Kompliment – so sollte eine Arbeit im Aufsichtsrat oder Beirat in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Wir beschäftigen uns satzungsgemäß im Aufsichtsrat des 1. FCK e.V. im Dialog mit dem Vorstand primär um eine Satzungsnovelle, der weiteren Mitgliedergewinnung sowie den Strategien zur Entschuldung unseres Vereins. Im Beirat setzen sich die Aufgaben primär aus der Bestellung und Abberufung der Geschäftsführung (hier haben wir ja vor kurzem zur mittelfristigen Planungssicherheit den Vertrag mit unserem Geschäftsführer Thomas Hengen verlängert), der Zustimmung zu Geschäftsführungsmaßnahmen sowie der laufenden Beratung und Überwachung der Geschäftsführung zusammen. Die Anforderungen zur Stabilisierung und Weiterentwicklung des Profifußballs beim FCK sind vielschichtig und unterliegen einem ständigen Veränderungsprozess.

„An vielen Stellen Boden gegenüber Wettbewerbern verloren“


Treffpunkt Betze: Mit welchen konkreten Herausforderungen sehen Sie sich im Beirat derzeit konfrontiert, wenn Sie von „vielschichtigen und ständigen Veränderungsprozessen“ sprechen?


Rainer Keßler: Die Aufgaben des Beirats liegen unter anderem in der Zustimmung von definierten Geschäftsführungsmaßnahmen. So stellen z.B. die Optimierung und Erschließung von Einnahmequellen, die finanzielle Stabilisierung, Budgetplanungen, Investoren-Management und natürlich die sportliche Weiterentwicklung diesbezüglich in Bezug auf unsere Aufgaben gemäß Gesellschaftsvertrag Handlungsfelder dar. Unser gemeinsames Ziel mit der Geschäftsführung ist es die Wettbewerbsfähigkeit unseres FCK zu steigern. Durch die Jahre in der 3. Liga haben wir an vielen Stellen Boden gegenüber Wettbewerbern verloren.


Treffpunkt Betze: Im letzten Jahrzehnt gab es mehrere Versuche, den FCK wieder in die Erfolgsspur zu bringen – sei es mit verschiedenen Geschäftsführern oder Aufsichtsräten. Warum gelingt es Ihrer Meinung nach in der jetzigen Konstellation so gut? Und was macht den FCK derzeit so erfolgreich – und zwar auch im Beirat und Aufsichtsrat?


Rainer Keßler: Es ist eine Binsenweisheit, dass Ruhe und Vertraulichkeit in der Gremienarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor sind. Mittlerweile ist es mit der entsprechenden Disziplin gelungen, dass persönliche Befindlichkeiten oder Meinungen nicht mehr in die Öffentlichkeit getragen werden und eventuell kontroverse Ansichten intern ausgetauscht werden. Ein respektvoller, wertschätzender Umgang miteinander und ein Rollenverständnis in den Gremien sind Kernelemente einer funktionierenden Gremienarbeit.


Treffpunkt Betze: Angenommen, der Klassenerhalt gelingt auch in der kommenden Saison, der FCK konsolidiert sich zunehmend und geht den aktuellen Weg kontinuierlich weiter. Wo sehen Sie in diesem Szenario den 1. FC Kaiserslautern in drei bis fünf Jahren?


Rainer Keßler: Sofern es uns gelingt, trotz der nicht zu unterschätzenden Herausforderungen, den eingeschlagenen Weg kontinuierlich weiterzugehen, wird eine zunehmende wirtschaftliche und sportliche Stabilisierung und Weiterentwicklung das Ergebnis sein.

"Sind gut beraten eine realistische Erwartungshaltung zu verinnerlichen"


Treffpunkt Betze: Was bedeutet das konkret? Gibt es beispielsweise, wenn es zu einer „zunehmenden wirtschaftlichen und sportlichen Stabilisierung“ kommt, messbare Kennzahlen, an denen Sie den Erfolg oder auch Misserfolg des Vereins ablesen können?


Rainer Keßler: Es gibt natürlich interne als auch externe Benchmarks, z.B. Umsatz, Ertrag, Eigenkapitalquote, Zuschauerentwicklung, Ticketing, Sponsoring, Catering-Einnahmen, TV-Erlöse, Transfererlöse und natürlich die sportlichen Platzierungen, an denen sich der Erfolg oder Misserfolg messen lässt. Ein transparentes Reporting ist ein Schlüssel.


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Treffpunkt Betze: Wie verhält sich dazu die Zusammenarbeit mit beiden Investorengruppen? Denn, seien wir ehrlich, Investoren erwarten Renditen für ihre finanziellen Investitionen. Inwieweit ist vor diesem Hintergrund eine schrittweise und stetige Entwicklung dauerhaft möglich? Oder etwas provokant gefragt: Wie viele Jahre 2. Liga wären der SPI und der PMG noch "zuzumuten"?


Rainer Keßler: Wir sind sehr glücklich, dass wir mit der SPI GmbH eine regionale Investorengruppe gefunden haben, welche sich in der schwierigsten Phase in der Geschichte des FCK – dem existenzbedrohenden Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung - engagiert hat. Auch durch ihr Engagement im Beirat sind wir sehr zuversichtlich, den FCK gemeinsam nachhaltig weiterzuentwickeln. In unseren Gesprächen mit der amerikanischen Investorengruppe, welche eine deutlich geringere Kapitalbeteiligung besitzt, wird uns auch ein nachhaltiges Interesse am FCK bekräftigt.


Treffpunkt Betze: Und dennoch wird auch die zweite Liga mittelfristig schwer zu finanzieren sein. Wie groß ist der Druck, in die Bundesliga zurückzukehren? Und welche Erwartungen haben die Investorengruppen diesbezüglich?


Rainer Keßler: Wir sind alle gut beraten eine realistische Erwartungshaltung zu verinnerlichen und die Herausforderungen und Unwägbarkeiten des Profifußballs, sowohl im Erfolg als auch Misserfolg, einzukalkulieren.

Investoren sind gut beraten, die Basis des Vereins "nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen"


Treffpunkt Betze: 1860 München hat mit der GmbH & KGaA eine vergleichbare Struktur wie der FCK. Allerdings ging es bei den Löwen mit dem Einstieg von Hamid Ismaik und seiner Gesellschaft HAM International Limited sportlich, finanziell und in der Außendarstellung beinahe konstant bergab. Wie kann beim FCK verhindert werden, dass die bisherigen Investoren ihre Anteile an einen Investor weiterverkaufen, der nur auf das "schnelle Geld" aus ist oder den Verein bspw. nach dem Vorbild von Red Bull in Salzburg umkrempeln will?


Rainer Keßler: Gemäß der Satzung der 1. FCK GmbH & Co KG besteht ein Vorkaufsrecht zugunsten des 1. FCK e.V. und zudem bedarf ein Verkauf der Zustimmung der 1. FCK Management GmbH. Aber wie bereits beschrieben gehen wir von einer nachhaltigen Begleitung durch unsere Investoren aus. Für zukünftige Investoren gelten sicherlich ähnliche Bewertungskriterien im Hinblick auf unseren FCK, einem Traditionsverein mit einer beachtlichen Mitgliederzahl und einer fantastischen Fanbase. Jeder Investor ist gut beraten diese Assets nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen.


Treffpunkt Betze: Jahr für Jahr verschlingt die Stadionpacht hohe Summen. Geschätzte acht Millionen Euro kostet das Stadion den Verein pro Saison. Geld, das an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden könnte. Was müsste passieren, welche Rahmenbedingungen müssten gegeben sein, damit der Verein oder ein Investor ernsthaft über einen Rückkauf des Stadions nachdenkt?


Rainer Keßler: Die „Stadionfrage“ ist sicherlich eines der schwierigsten Handlungsfelder in den nächsten Jahren. Hier stehen unsere operativen Entscheidungsträger im Dialog mit der Stadt Kaiserslautern bzw. der Stadiongesellschaft, um eine Novellierung des existierenden Pachtvertrages zu erreichen. Pachtzahlung je Ligazugehörigkeit, explodierende Energiekosten und steigende Investitionen zum Erhalt der Immobilie müssen im aktuellen wirtschaftlichen Kontext bewertet werden.


Treffpunkt Betze: Das klingt so, als ob ein Rückkauf vorerst in weiter Ferne liegt und vorerst dieses zwanghafte und abhängige Verhältnis zwischen Verein und Politik bestehen bleibt! Die eine Seite kann nicht ohne die andere! Was könnten dennoch mögliche Lösungen für die Zukunft sein?


Rainer Keßler: In der Tat, Verein und die Stadt Kaiserslautern teilen eine Schicksalsgemeinschaft aufgrund der in der Vergangenheit langfristig getroffenen Verträge. Im gemeinsamen Interesse gilt es unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation eine tragfähige Lösung zu erarbeiten, welche eine ligaunabhängige wirtschaftliche Tragfähigkeit für beiden Seiten ermöglicht und realistische Rückkaufsoptionen berücksichtigt.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 1

  • Hoffentlich behalten alle Verantwortlichen eine solche klare, realistische und seriöse Sicht der Dinge .... in wirtschaftlichen und auch in sportlichen Angelegenheiten. Das Zauberwort ist Kontinuität auch wenn mal wieder eine (kleine) "Konjunktur-Delle" kommen sollte.

    Danke 1
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