SV Elversberg: Lautrer Tugenden und offensiver Powerfußball
- Jeremy
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Horst Steffen hat mit Elversberg ein kleines Wunder vollbracht. Der Dorfverein schaffte mit mutigem Fußball den Durchmarsch von der Regionalliga bis in die zweite Liga. Am Erfolg der Elversberger sind auch ehemalige Rote Teufel beteiligt. Wie die „Elv“ dem FCK gefährlich werden kann und was hinter dem Erfolg steckt, erklären wir in unserer Treffpunkt Betze-Analyse.
Der Durchmarsch
Mit 80 Punkten und einer Tordifferenz von +50 sicherte sich die SV Elversberg im Mai 2022 die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest. Damit stiegen die Saarländer zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die 3. Liga auf. Trainer Horst Steffen und 12 Spieler aus dem Kader der aktuellen Zweitligamannschaft haben diesen Erfolg miterlebt. Der Zusammenhalt und die Eingespieltheit sind ebenso Teil des Erfolges wie die Art und Weise, wie in Elversberg Fußball gespielt wird.
Taktisch cleverer Offensiv-Fußball
In einem Interview mit dem Kicker sagte Horst Steffen: „Es ist schon eine Grundsatz-Idee von mir, offensiven Fußball spielen zu lassen. Die Leute kommen ja ins Stadion wegen spektakulärer Dinge und Torraumszenen." Spektakulär beschreibt die Saison in der 3. Liga ganz gut. In vielen Offensivstatistiken lag die „Elv“ weit vorne. Sie schossen 80 Tore und gaben pro Spiel 6,2 Schüsse auf das gegnerische Tor ab. Zudem erzielte die Mannschaft von Horst Steffen durchschnittlich 2,1 Tore pro Spiel und hatte einen Ballbesitzwert von 53 Prozent. Auch taktisch zeigten sich die Saarländer variabel. Zwar wurde meist im 4-2-3-1 System gespielt, aber auch mit einer Dreierkette oder einem Doppelsturm konnten die Elversberger schon punkten.
In der laufenden Zweitligasaison holte der amtierende Drittligameister einen Punkt aus den ersten beiden Spielen, wobei die SVE in einem 4-2-3-1 agierte und in beiden Spielen nicht unbedingt die schlechtere Mannschaft war. In beiden Spielen konnte die „Elv“ eine Führung nicht über die Zeit bringen. Gegen Rostock verlor man sogar in einer chaotischen Schlussphase mit 13 Minuten Nachspielzeit. Auffällig ist, dass Elversberg häufig über die linke Seite angreift. Laut dem Statistikportal Whoscored laufen 39 Prozent der Angriffe des Dorfklubs über links - im Ligavergleich liegt man damit auf Platz 5. Worauf die Roten Teufel am Freitag ebenfalls achten müssen, sind die langen Bälle der Elversberger. Die „Elv“ schlug bisher die viertmeisten langen Bälle (67), von denen 43 Prozent auch ankamen. Dass die Elversberger gerne mit dem Ball agieren, zeigen auch die durchschnittlich 53 Prozent Ballbesitz in dieser Saison.
Die Qualität und Intensität des Pressings ist die Geheimwaffe der Elversberger. Sie laufen die Abwehrreihen hoch an und versuchen sie zu Fehlern zu zwingen. Laut Sofascore führt und gewinnt Elversberg mit einem Wert von 18,5 pro Spiel die zweitmeisten Zweikämpfe der Liga. Dieser Wert wird nur von Düsseldorf übertroffen. Zudem fangen die Saarländer auch die zweitmeisten Bälle ab. Mit einem Wert von ebenfalls 18,5 pro Spiel liegt der Aufsteiger nur knapp hinter Mitaufsteiger Wiesbaden (20) und mit großem Vorsprung vor dem Tabellendritten Hannover 96 (12,5). In die Karten spielen könnte den Pfälzern, dass Elversberg viele Fouls begeht. In den ersten beiden Ligaspielen waren es durchschnittlich 15,5 und im Pokalspiel gegen den FSV Mainz 05 12. Von den vielen Standardsituationen könnte der FCK dann vielleicht profitieren.
Vertraute Gesichter in der Innenverteidigung
Das Innenverteidiger-Duo Marcel Correia und Carlo Sickinger ist auf dem Betzenberg kein Unbekanntes. Correia durchlief die Jugend des FCK und wurde bei den Pfälzern Profi. Der gebürtige Lautrer war von 1995 bis 2011 ein Roter Teufel. Dann wagte er den Schritt nach Braunschweig und blieb dort bis 2017. Zur Saison 17/18 kehrte der Portugiese in die Barbarossastadt zurück und absolvierte elf Spiele. Der 34-jährige Routinier ist beim Aufsteiger absoluter Stammspieler. Vor allem seine Zweikampfhärte, Erfahrung, Spielintelligenz und Führungsqualitäten machen ihn zu einem wichtigen Spieler im System von Horst Steffen. Für Correia begann die Saison direkt erfolgreich, denn er erzielte nach Vorlage von Ex-Betze-Kapitän Carlo Sickinger das erste Zweitligator für die Saarländer überhaupt. Correias Einsatz ist allerdings fraglich, da er im DFB-Pokalspiel gegen Mainz verletzt ausgewechselt werden musste.
Sickinger ist die optimale Ergänzung zu Correia in der Innenverteidigung. Der 26-Jährige besticht durch seine Ballsicherheit und -verteilung. Mit 73 Ballkontakten pro Spiel bildet er die Basis für den Spielaufbau der Elversberger. Dabei scheut er keinen Zweikampf und führt mit 5 Interceptions (Balleroberungen im Sinne von Abfangen) pro Spiel die Statistik in der 2. Liga an. Zudem hat er in dieser Saison bereits zwei Scorerpunkte gesammelt. Der gebürtige Karlsruher spielt bereits seit der Saison 21/22 für Elversberg. Ganz verschwunden ist die Familie Sickinger aus dem FCK-Umfeld aber nicht, denn sein Bruder Luca Sickinger arbeitet zusammen mit Olaf Marschall in der Scouting-Abteilung.
Players to Watch
Betrachtet man die Transfers der Elversberger, so sticht ein Name besonders hervor: Wahid Faghir. Der Däne ist mit einem Marktwert von 2,50 Millionen der mit Abstand wertvollste Spieler im Kader der Saarländer. Er kam auf Leihbasis vom VfB Stuttgart und soll die Lücke schließen, die Nick Woltemade (Werder Bremen) im Sturm hinterlassen hat. Der 20-Jährige verfügt über ein gutes Dribbling und ein solides Durchsetzungsvermögen. Der U20-Nationalspieler Dänemarks verfügt über eine gute Schusstechnik und sucht häufig den Torabschluss.
Quelle: Treffpunkt Betze
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