Die Torhüter-Frage: Gute Argumente für Luthe und Krahl
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Eigentlich müssten sich Dirk Schuster und Torwarttrainer Andy Clauß die Torwartfrage gar nicht stellen. Eigentlich. Erst die Rote Karte und die damit verbundene Sperre für die Nummer 1 der Lautrer im Auswärtsspiel auf Schalke und die darauf folgenden starken Leistungen der neuen Nummer 2 haben die aktuelle Diskussion in Fankreisen überhaupt erst ausgelöst. Nach Ablauf der Sperre von Andreas Luthe stellt sich nun unweigerlich die Frage, ob der 23-jährige Julian Krahl nach seinen ansprechenden Leistungen gegen Elversberg und Paderborn auch gegen Nürnberg das Tor des 1. FC Kaiserslautern hüten sollte. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt sehr gute Argumente für beide Torhüter. Unsere beiden Redakteure Tim und Flo mit ihrer Einschätzung zur Torwartfrage beim FCK.
Pro Luthe: Erfahrung pur!
Oh Luthe, mein Luthe! Wo bleibt die Dankbarkeit? Mit 90 Bundesliga-, 187 Zweitliga- und 16 DFB-Pokaleinsätzen hat Andreas „Andi“ Luthe alles gesehen, was es im deutschen Fußball zu sehen gibt. Zudem ist der 36-Jährige der mit Abstand erfahrenste Spieler im Kader der Lautrer. In der vergangenen Saison avancierte der damalige Neuzugang zu einem der Top-Ten-Torhüter der Liga, immer wieder hielt der ehemalige Unioner den Pfälzern die Punkte fest. Diese Qualitäten konnte der Routinier in der neuen Spielzeit noch nicht zu 100 Prozent bestätigen. Gleichzeitig können die eineinhalb Spiele, in denen sich übrigens die gesamte Hintermannschaft der Roten Teufel haarsträubende Fehler leistete, dies auch nur bedingt belegen. Warum also wechseln? Der FCK braucht Stützen wie Andi Luthe, die in unruhigen Zeiten, die auf dem Betze schnell entstehen können, vorangehen. Außerdem macht es keinen Sinn, den eigenen Vize-Kapitän nach zwei durchwachsenen Einsätzen auf die Bank zu verbannen.
Statistiken sprechen für Luthe
Ein wichtiges Bild, das es hier aufzulösen gilt, ist das der Absolutheit. Vor allem in den sozialen Medien wird die T-Frage heißer diskutiert als nötig, meist wird dem einen Genie und dem anderen Wahnsinn zugeschrieben. Fakt ist: Der FCK hat ein Luxusproblem. Fakt ist auch: Luthe ist immer noch ein solider Zweitliga-Torhüter ist, der an guten Tagen ganz oben angreifen kann. In der vergangenen Saison belegte er im ligainternen Vergleich Platz 8 bei den Paraden pro 90 Minuten (3,25), Platz 7 bei der Fangquote (72%) und damit insgesamt Platz 9 in der Sofascore-Bewertung.
Ein weiteres Argument für den gebürtigen Velberter ist seine Berechenbarkeit. Bei Andi Luthe weiß man, was man bekommt. Julian Krahl hingegen ist in seiner einzigen Saison im Profifußball mit Viktoria Berlin abgestiegen und hatte seitdem zu wenig Spielpraxis - gerade auf diesem Niveau. Die beiden Spiele gegen Elversberg und Paderborn waren zwar gut, aber was Julian Krahl auf Dauer leisten kann, weiß niemand. Und selbst wenn Krahl rein auf dem Platz überlegen wäre, müsste diese Überlegenheit schon sehr deutlich ausfallen, um Luthes Rolle in der Mannschaft aufzugeben. Entscheidend ist nämlich nicht nur auffem Platz. Die Stichworte Mannschaftsgefüge und soziale Hierarchie sollten jedem im Hinterkopf bleiben.
Das Vertrauen zurückzahlen
Abschließend sei noch der Aspekt der Dankbarkeit zu erwähnen. Nach dem Abgang von Matheo Raab brauchte man auf dem Betzenberg einen sicheren Rückhalt und fand ihn im ehemaligen Bundesligatorwart Luthe. Dafür mussten sich die Lautrer etwas strecken, denn nicht jeder Drittliga-Aufsteiger hätte einen solchen Torhüter verpflichten können. Nun gilt es von Vereinsseite das Vertrauen zurückzuzahlen. Die Gerüchte um ein Karriereende nach dieser Saison tauchen immer wieder auf und hier zeigt sich die Größe eines Vereins, zu einem verdienten Spieler zu stehen und ihn in seiner vielleicht letzten Saison zu unterstützen.
Langfristig stellt sich die Frage gar nicht, hier hat Krahl eindeutig die Nase vorn, er ist der Mann für die Zukunft. Eine gute Lösung wäre ein Mittelweg, vielleicht gegen Ende der Saison, wenn sich der FCK in (hoffentlich) sicheren Tabellenregionen eingependelt hat, sukzessive einen Generationswechsel herbeizuführen - vorausgesetzt die ersten Eindrücke dieser Saison bestätigen sich. Im Moment wäre es falsch, die eingekehrte Ruhe auf Deutschlands höchstem Fußballberg aufs Spiel zu setzen.
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Pro Krahl: "Never change a winning team"
Mit 23 Jahren ist Julian Krahl nicht mehr in einem Alter, in dem man sich einfach auf die Bank setzen und auf die Zukunft vertrauen kann. Für den begabten Torhüter hat spätestens mit den jüngsten Einsätzen die vielleicht wichtigste Phase seiner Karriere begonnen, in der er sich für einen gut dotierten Vertrag empfehlen kann. Krahl ist im besten Fußballalter und muss nun regelmäßig zum Einsatz kommen, um wichtige Erfahrungen zu sammeln. Mit zunehmender Spielpraxis könnte der aus Berlin gekommene Torhüter seinen Marktwert steigern, wovon die Roten Teufel in Zukunft finanziell profitieren könnten. Eine klassische Win-Win-Situation für Spieler und Verein.
Für Krahl sprechen auch seine fußballerischen Qualitäten
Beim Heimsieg gegen den Aufsteiger aus Elversberg wuchs Julian Krahl über sich hinaus und rettete mit beeindruckenden sieben Paraden den so wichtigen ersten Saisonsieg. Vor allem seine Rettungstat in der letzten Spielminute des umkämpften Duells auf dem Betzenberg ließ die Herzen aller Fans der Roten Teufel höher schlagen. Seine starke Form unterstrich "Kralle" auch beim Gastspiel in Paderborn, wo der 23-Jährige in der 29. Minute eine hochkarätige Torchance von Sebastian Klaas bravourös vereitelte. Trotz seiner geringen Spielpraxis strahlt der Keeper eine enorme Ruhe aus und konnte in seinen bisherigen Einsätzen auch mit fußballerischen Qualitäten überzeugen. Im Vergleich aller Torhüter der 2. Bundesliga kommt Krahl nach vier Spieltagen auf 16 Paraden und ist damit insgesamt der Torhüter mit den fünftmeisten Paraden - und das, obwohl der 23-Jährige im Gegensatz zu seinen Konkurrenten nicht in jedem Spiel über die volle Spielzeit auf dem Platz stand. Für einen noch so jungen Torhüter sind das insgesamt Werte, die zeigen, dass der ehemalige Juniorennationalspieler den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen kann. Der Verein sollte ihm dabei keine Steine in den Weg legen und ihn fördern.
Nun sollte Dirk Schuster getreu dem Motto "never change a winning team" an Julian Krahl festhalten, schließlich hat der Torhüter abgeliefert und keinen Grund geliefert, nicht weiter im Tor zu stehen. Der Torhüter war in den letzten Spielen ein Erfolgsgarant, weshalb Schuster seinen Schlussmann für seine starken Leistungen belohnen, das Momentum mitnehmen und die gegen Paderborn weitgehend solide Defensive nicht ohne einen triftigen Grund umstellen sollte.
Krahl als nächstes Talent aufbauen
Bei den Feldspielern betont Dirk Schuster immer wieder, dass die Mannschaftsaufstellung nach dem "Leistungsprinzip" erfolgt und man sich seinen Platz im Kader der Roten Teufel erkämpfen muss. So fehlten in dieser Saison bereits Aaron Opoku und zuletzt Philipp Klement, da das Trainerteam mit den Trainings- und Spielleistungen nicht einverstanden war. Sollte Dirk Schuster tatsächlich nach dem "Leistungsprinzip" aufstellen, führt derzeit kein Weg an Julian Krahl vorbei.
Ohne Andreas Luthe seine großen Qualitäten absprechen zu wollen - Julian Krahl machte in dieser Saison den besseren und etwas frischeren Eindruck und hätte mehr Einsatzzeiten verdient. Zudem nähert sich Luthe mit 36 Jahren dem Ende seiner beeindruckenden Karriere und allein schon deshalb sollte das Trainerteam alles daran setzen, Julian Krahl nach Tobi Sippel, Kevin Trapp und Matheo Raab zum nächsten jungen Stammtorhüter aufzubauen. Dem 23-Jährigen gehört die Zukunft im Tor des Vereins und es würde ihm sicher gut tun, schon jetzt das Vertrauen des Trainerteams zu bekommen.
Fazit: Ein absolutes Luxusproblem
Der in den sozialen Medien kritisierte Luthe, der als langjähriger Stammspieler in der Bundesliga zum FCK kam, ist von seinen Fähigkeiten her ein starker Torhüter für die 2. Liga. Es wäre also vermessen, dem Routinier seine Fähigkeit abzusprechen, wie es derzeit einige FCK-Anhänger tun. Fakt ist: Julian Krahl ist noch jung und seine Karriere würde nicht ins Stocken geraten, wenn er noch bis zum Saisonende die Nummer zwei hinter Andreas Luthe bliebe. Allein durch das Training mit dem erfahrenen Luthe kann "Kralle" wichtige Erfahrungen sammeln und zum nächsten guten Torhüter der Roten Teufel avancieren. Die Fans der Roten Teufel sollten nun der Expertise des Trainerteams, insbesondere von Torwarttrainer Andreas Clauß, vertrauen und geschlossen hinter der Entscheidung zwischen den Pfosten stehen. Der FCK kann sich glücklich schätzen, zwei so gute Torhüter in seinen Reihen zu haben und die Fans der Roten Teufel dürfen sich wohl auf eine große Zukunft von Julian Krahl freuen, egal wer in den nächsten Spielen im Tor der Roten Teufel stehen wird.
Quelle: Treffpunkt Betze
Autoren: Tim, Flo
Antworten 2
ALLGOVIA LUTRA
Diese T-Frage stellt sich für mich nicht. Mit dem absolut sicheren Krahl im Tor hat man 3x in Folge gewonnen.
Zudem hat Luthe bisher nicht überzeugt, machte sowohl gegen St.Pauli und Schalke eher eine "unglückliche Figur".
Deshalb bin ich absolut "PRO-Krahl".....
Gehtdoch
Ich wünsche mir dir gleiche Entscheidung wie bei Schalke von Trainer Reis. Müller wurde als Nummer 2 verpflichtet, machte 3 top Spiele und bleibt jetzt zurecht im Tor weil die gezeigten Leistungen einfach sehr gut sind und waren. Das gleiche ist bei Krahl der Fall. Er zeigte tadellose Leistungen, war im 1 gegen 1 Bärenstark, technisch mindestens eine Klasse besser als Luthe , auf der Linie und im Strafraum sehr sicher und im rauslassen mlt sehr gutem Timing. Wirkte als Gesamtpaket super und könnte einer der komplettesten Torhüter beim fck werden wenn er so weiter macht.
Für mich persönlich wäre eine Rückkehr von Luthe nicht nachvollziehbar.