Noch vor wenigen Wochen sah es für den 1. FC Kaiserslautern alles andere als rosig aus. Auf einem direkten Abstiegsplatz schien die Hoffnung auf den Klassenerhalt in weite Ferne gerückt. Doch mit zwei überzeugenden Siegen, die so nicht zu erwarten waren, haben sich die Roten Teufel eine hervorragende Ausgangsposition geschaffen. Im Auswärtsspiel bei Hertha BSC Berlin hätte ein Sieg zum vorzeitigen Klassenerhalt gereicht. Entsprechend motiviert dürfte Funkels Mannschaft eigentlich gewesen sein. Keine Frage: Im Abstiegskampf zu verlieren, kann passieren. Doch im Olympiastadion ließen die Roten Teufel nicht zum ersten Mal so ziemlich alles vermissen, was sie in den letzten Spielen so stark gemacht hatte.
Funkels treue Linie
Mit dem gelbgesperrten Filip Kaloc und dem kurzfristig erkrankten Daniel Hanslik musste FCK-Trainer Friedhelm Funkel gleich zwei Leistungsträger ersetzen. Für Kaloc rückte etwas überraschend Nikola Soldo in die Startelf, der unter Funkel bislang kaum eine Rolle gespielt hatte, sich seinen Einsatz aber durch Trainingsleistungen und vorbildliches Verhalten verdient hatte. Die Kölner Leihgabe habe seine Reservistenrolle ohne Murren akzeptiert, erklärte Funkel im Vorfeld des 33. Spieltags. Die Startelf-Nominierung von Soldo macht deutlich, dass Funkel nur Spielern vertraut, die sich dem gemeinsamen Ziel unterordnen und voll mitziehen. Gleichzeitig scheint sich trotz eines Kaders von über 20 Feldspielern kaum jemand aufzudrängen. Fallen mehrere Leistungsträger gleichzeitig aus, wird es extrem schwierig, diese 1:1 zu ersetzen.
Symptomatisch dafür ist auch ein Blick auf die Bank der Roten Teufel: Bis auf Dickson Abiama hat es keiner der verfügbaren Winterneuzugänge in den Kader geschafft. Auch sonst kommt derzeit wenig Entlastung und Druck von der Bank, weshalb Funkel oft keine anderen Optionen hat. Nikola Soldo, der an den ersten beiden Gegentoren direkt beteiligt war, verließ den Platz im Übrigen in der 64. Minute als großer Verlierer.
Alles eine Frage des Systems?
Neben Soldo kehrten auch Jean Zimmer und Marlon Ritter in die Startformation zurück. Dafür musste etwas überraschend Almamy Touré weichen, der in den letzten Spielen zu alter Form zurückgefunden hatte. Grund für die personellen Veränderungen war eine erneute Systemumstellung. Etwas überraschend setzte Funkel auf die Viererkette, mit der der FCK in der Rückrunde nur selten zum Erfolg gekommen war. Überraschend insofern, als die Lautrer mit der Dreierkette aus den letzten beiden Spielen sechs Punkte holten und mit insgesamt sieben Treffern ihre Offensivstärke wiederentdeckten.
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Dabei änderte sich nicht nur die defensive Ausrichtung, auch die Offensive war betroffen. Kenny Redondo rückte aus dem Zentrum auf die linke Außenbahn, war dort nicht so präsent wie zuletzt und etwas zu weit nach vorne gerückt, so dass er sein laufintensives Pressing nicht umsetzen konnte. Mit einem Spieler mehr auf der Seite konnte auch Tymoteusz Puchacz seine gewohnte Stärke, die Linie rauf und runter zu laufen, nicht wie gewohnt ausspielen. Zudem war Ragnar Ache oft auf sich allein gestellt und der Strafraum oft nicht ausreichend besetzt, da Marlon Ritter die Bälle tief in der eigenen Hälfte erobern musste. Die Spielweise, mit vielen langen Bällen und Standardsituationen zum Torerfolg zu kommen, ging nur bedingt auf. Vielmehr zeigte sich, dass die Pfälzer mit der Viererkette kaum spielerische Lösungen fanden. Wenn es gefährlich wurde, dann meist durch Einzelaktionen von Puchacz und Ritter. Letzterer stellte mit einem Traumtor per Freistoß einmal mehr seine individuelle Klasse unter Beweis. Mit der Dreierkette ist der FCK in der Offensive auf jeden Fall deutlich gefährlicher, da viel mehr Spieler im letzten Drittel beteiligt sind und so mehrere Optionen zur Verfügung stehen.
"Willkommen beim FCK, ihre Bestellung bitte"
Auch in der Defensive präsentierten sich die Roten Teufel im Gegensatz zu den letzten Spielen nicht sattelfest. Während die Außenverteidiger nicht durch einen zusätzlichen Abwehrspieler abgesichert wurden, waren die Abstände zwischen den einzelnen Positionen viel zu groß und die Berliner hatten leichtes Spiel, in die freien Räume zu spielen und so die letzte Kette ein ums andere Mal viel zu leicht zu überspielen. Auch wenn dieses Thema zuletzt vor allem bei Trainer Friedhelm Funkel für Kritik sorgte: Eigentlich ist der FCK aufgrund seines Kaders prädestiniert für eine Dreierkette. Fallen jedoch mehrere Spieler aus, muss der 70-Jährige wohl oder übel improvisieren, vor allem im laufintensiven Mittelfeld, wo Kaloc und Hanslik fehlten.
Dennoch war für die Pfälzer wieder einmal deutlich mehr drin - so lässt sich im Übrigen die gesamte Saison in einem Satz zusammenfassen. Wären da nicht die vielen Gegentore. Mit 64 Gegentoren stellt der FCK die zweitschlechteste Abwehrreihe der 2. Liga. Fast noch schlimmer als die Anzahl der Gegentore ist die Art und Weise, wie die Gegentreffer zustande kommen. Die Roten Teufel laden ihre Gegner förmlich zum Toreschießen ein, so auch gegen Berlin. Das Foul vor dem Elfmeter war ebenso ungestüm und unglücklich wie die Slapstick-Einlage beim ersten Klärungsversuch. Danach zeigte die Mannschaft Moral, kämpfte sich zurück und belohnte sich mit dem Ausgleich, nur um sich kurz vor der Pause durch einen schnell ausgeführten Einwurf überrumpeln zu lassen und den erneuten Rückstand zu kassieren. Generell ließ der FCK dem Gegner oft viel zu viel Platz. Auch einfache Fehlpässe über wenige Meter in der Vorwärtsbewegung, wie beim dritten Gegentreffer, brechen der Mannschaft auf Dauer das Genick. Gerade in dieser Liga werden Fehler sofort bestraft und sind gerade in dieser engen Liga tödlich. Fehler, die der FCK viel zu oft gemacht hat.
Glück im Unglück
Natürlich machte sich nach der Niederlage und dem verpassten vorzeitigen Klassenerhalt Ernüchterung breit. "Wir haben unsere Leistung nicht auf den Platz bekommen", lautete ein Erklärungsversuch, der nach 33 Spieltagen und der insgesamt 17. Niederlage wie eine hohle Phrase klingt. Auch die spielerische Leistung glich einem Schritt in die falsche Richtung. Doch noch hat der FCK nach wie vor alles selbst in der Hand. Durch die Niederlage von Hansa Rostock ist zumindest der direkte Abstieg nicht mehr möglich. Ob es nun zu einem finalen Krimi gegen Eintracht Braunschweig kommt, entscheidet Wehen Wiesbaden. Doch der FCK mag es bekanntlich dramatisch.
#BSCFCK: Die Spielernoten der Treffpunkt Betze-Redaktion:
Quelle: Treffpunkt Betze
Antworten 6
wolfi
vor wochen hätte keiner für möglich gehalten, dass der fck noch den direkten abstieg verhindert, und das sogar noch vor saisonende!
und falls braunschweig heute seine hausaufgaben macht, wäre sogar schon der klassenerhalt frühzeitig save!
das darf natürlich nicht darüber hinweg täuschen, dass gerade osnabrück und rostock extrem schwach waren. es war eine grottenschlechte saison, die heute hoffentlich einen vorzeitigen abschluss findet.
Dixietiger
Der FCK hatte halt das Glück, dass die anderen drei ganz unten ebenfalls immer schön die Punkte liegen gelassen haben.
Hoffentlich hält das Glück heute und ggf. nächste Woche noch...
Mich.
Dann kläre mich bitte auf, und sag mir welche Verletzung er hat und wie lange er ausfällt.
Sebastian
Da sich der FCK nicht zu Zolinskis Verletzung geäußert hat, dürfte es (auch für tm.de) schwierig werden, eine Diagnose zu stellen und eine Ausfalldauer zu vermuten. Zolinski hat sich nach einem Zweikampf mit Reese (1. Aktion vorbildliche Grätsche, 2. Aktion zu spät) offenbar das rechte Knie/Bein verletzt. Er hat es zwar noch mal versucht, aber spätestens mit dem Einsteigen von Zeefuik (berechtigte Gelbe Karte) war dann Schluss für Zolinski. Ich würde auf Prellung bzw. eine Überdehnung des Bandapparats tippen.
HollaDieWaldfee
Wenn es nur genügt als ausgeliehener Bundesligaspieler den Mund zu halten und „vorbildlich“ zu sein, um dann aufgestellt zu werden, na HollaDieWaldfee. Soldo hat in allen Einsätzen gezeigt, dass er mehr als langsam ist, er geht Ende der Saison, Aremu hat Vertrag bis 26 und ist 24 Jahre alt. Aremu hat in den ersten 10 Minuten im ersten Spiel eigentlich gezeigt, was er für ein Bollwerk sein kann. Ich gebe zu, dann nie wieder. Dann aber Soldo den Verzug zu geben hielt ich auch schon VOR dem Spiel für einen Fehler. Genauso die Rückkehr der Jediritter, äh will sagen die Rückkehr zur Viererkette mit Zimmer. Aber auch da hat sich Funkel ganz am Anfang schon geäußert, „Zimmer ist der Kapitän und wenn er spielen kann, dann spielt er. Solche Spieler braucht der FCK“.
MOG
Mei Nerve !
Jetzt erschd mol enn Schorle, Klassenerhalt, und nägschdi Woch zusamme mit Braunschweig feiere !
Betze-Fan82
Hast Recht. Vergiss aber die Schalker -Fahne net