FCK-Neuzugang Jannis Heuer: „Natürlich kein Freifahrtschein“
- Flo
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Jannis Heuer wechselte zu Saisonbeginn vom Ligakonkurrenten aus Paderborn zum 1. FC Kaiserslautern und soll als zweikampf- und spielstarker Innenverteidiger die in der vergangenen Saison so anfällige Defensive der Roten Teufel verstärken. In den ersten beiden Pflichtspielen stand die neue Nummer 24 des FCK jeweils über die volle Spielzeit auf dem Platz und wusste zu überzeugen. Nach dem öffentlichen Vormittagstraining am Mittwoch nahm sich der 24-Jährige Zeit für ein Interview.
"Luft nach oben gibt es immer"
Treffpunkt Betze: Hallo Jannis. Am Ende einer Sommerpause stellt sich für die meisten Vereine unweigerlich die Frage, wo die Mannschaft zu Saisonbeginn steht - insbesondere im Falle eines Trainerwechsels. Wo siehst du dich und deine Mannschaft nach den ersten beiden Spieltagen?
Jannis Heuer: Ich glaube, dass wir in der Sommerpause gut gearbeitet haben und dass wir jetzt mit den vier Punkten gut in die Saison gestartet sind, vor allem, nachdem wir zweimal zurückgelegen haben. Wir haben auf jeden Fall gezeigt, dass wir die Qualität haben zurückzukommen und dass wir, wenn wir geduldig bleiben und weiter unser Spiel aufziehen, jeden Gegner bespielen können. Wir sollten jetzt daran festhalten und weiter an den Inhalten arbeiten. Dann bin ich guter Dinge, dass wir eine gute Saison spielen werden.
Treffpunkt Betze: Du hast es bereits angesprochen: In beiden Spielen seid ihr nach Rückständen mit erstaunlichen Comeback-Qualitäten zurückgekommen. Was ist deiner Meinung nach in beiden Spielen deutlicher zum Vorschein gekommen? Eure Stärken oder euer Verbesserungspotenzial?
Jannis Heuer: Ich würde sagen, dass es beides aufgezeigt hat. Luft nach oben gibt es immer. Für uns ist es auf jeden Fall mental ganz wichtig gewesen, dass wir in beiden Spielen nach Rückstand zurückgekommen sind. Ich glaube, gerade beim Heimspiel gegen Fürth hat uns das hier vor unseren Fans, die super Stimmung gemacht haben, nochmal einen richtigen Schub gegeben.
"Musste nicht zweimal überlegen"
Treffpunkt Betze: Der FCK hatte in der letzten Saison eine der anfälligsten Abwehrreihen der Liga und auch im letzten Heimspiel gegen Fürth hattet ihr einige Probleme in der Defensive und konntet froh sein, einen bärenstarken Julian Krahl im Tor zu haben. Woran müsst ihr deiner Meinung nach noch arbeiten, um noch stabiler zu werden?
Jannis Heuer: Ja, Jule hat auf jeden Fall ein überragendes Spiel gemacht und uns gerade in der ersten Halbzeit noch im Spiel gehalten. Alles andere müssen wir intern klären, was da noch so für Baustellen sind. Ich denke, da geht es vor allem noch um die Abstimmung und darum, sich noch besser kennenzulernen. Im Endeffekt sind wir jetzt seit sechs bis sieben Wochen zusammen. Dass dann noch nicht alles klappen kann, ist klar. Deshalb finde ich, dass wir eher positiv darauf blicken sollten, was wir an den ersten beiden Spieltagen gemacht haben, anstatt jetzt komplett nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Aber intern sollten wir das natürlich auf jeden Fall klären und daran arbeiten.
Treffpunkt Betze: Du hattest zuletzt ein schwieriges Jahr in Paderborn, bist als Stammspieler in die Saison gestartet, hast dann aufgrund von Verletzungssorgen deinen Stammplatz verloren und musstest dich anschließend mit Kurzeinsätzen begnügen. Mit welchen Wünschen und Erwartungen bist du zum FCK gewechselt?
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Jannis Heuer: Erstmal habe ich mich natürlich total gefreut, dass ich nach drei Jahren in Paderborn die Möglichkeit zu einer Standortveränderung hatte. Es ist ja völlig normal, dass man sich in Phasen, in denen es gerade nicht so läuft, vielleicht auch mal etwas anderes wünscht. Als wir dann mit dem FCK in Gesprächen waren, war für mich klar, dass ich das machen möchte. Ich habe damals im Paderborn-Trikot gegen den FCK glaube ich das schönste Spiel meiner bisherigen Karriere gehabt. Und ich weiß natürlich auch, wie es für mich als Gegner war, an den Betze zu kommen und hier zu spielen. Das ist etwas ganz Besonderes und mit den Fans im Rücken musste ich nicht zweimal überlegen. Der Verein hat eine unglaubliche Strahlkraft und Qualität. Das hat man gerade im letzten Jahr gesehen. Dass man es als Zweitligist in das DFB-Pokalfinale schafft, passiert nicht so häufig. Deshalb ist es für mich persönlich eine große Sache, dass ich jetzt hier sein darf - und ich freue mich, dass ich bislang auf viel Spielzeit komme und das Vertrauen des Trainerteams habe.
"Bin dafür der falsche Ansprechpartner"
Treffpunkt Betze: Mit Daniel Hanslik und Richmond Tachie kanntest du zwei Spieler bereits von früheren Stationen. Inwiefern sind solche Kontakte hilfreich, wenn ein Wechsel ansteht? Und wie viel Einfluss hatten beide letztendlich auf deine Entscheidung?
Jannis Heuer: Mit Richie habe ich ja bekanntermaßen ein sehr enges Verhältnis, wir kennen uns schon, seitdem wir klein sind. Wir waren damals in Wolfsburg zusammen im Internat. Von daher waren wir eigentlich schon immer im ständigen Austausch, auch als es noch nicht um Kaiserslautern ging. Aber meine Beziehung zu ihm hat es mir natürlich extrem einfach gemacht, schnell in die Mannschaft zu kommen, Kontakte zu knüpfen oder auch nach dem Training einfach mal etwas essen zu gehen, das hilft einem ja auch. Aber ich muss auch sagen, dass mich alle anderen Jungs sehr gut aufgenommen haben und die Integration echt schnell gegangen ist. Ich glaube, dass wir ein cooler Haufen sind, mit dem man viel Spaß haben kann. Das macht es einem natürlich wesentlich einfacher, in der neuen Mannschaft anzukommen.
Treffpunkt Betze: Du bist nicht nur im besten Fußballeralter, sondern auch mit der Erfahrung von rund 70 Zweitligaspielen zum FCK gewechselt. Erwartet das Trainerteam nach so kurzer Zeit, dass du die Rolle des Abwehrchefs übernimmst? Oder wie ist die Rollenverteilung in der Innenverteidigung?
Jannis Heuer: Die Frage kannst du gerne dem Trainerteam stellen (grinst). Ich glaube, dafür bin ich der falsche Ansprechpartner, um das so zu betiteln. Zudem glaube ich auch, dass es gar nicht wichtig ist, diesen Titel zu haben. Abwehrchef oder nicht, am Ende möchte jeder von uns auf dem Platz stehen. Und dass ich aktuell das Privileg habe, das machen zu dürfen, ist natürlich schön. Das möchte ich mit Leistung zurückzahlen. Ob ich dann am Ende der Abwehrchef bin oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Es ist nur ein Wort und es zählt nur, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind und drei Punkte holen.
"Ein riesiges Privileg"
Treffpunkt Betze: An dieser Stelle mal eine persönliche Frage, denn die meisten Fans werden Jannis Heuer sicherlich noch nicht gut genug kennen: Was zeichnet dich aus? Was sind deine Eigenschaften? Mit welchen Worten würdest du dich einem FCK-Fan vorstellen?
Jannis Heuer: Puh, das ist keine einfache Frage. Ich glaube, sie wurde mir nach meinem Wechsel schon einmal gestellt. Ich würde sagen, ich bin loyal, abergläubisch, ehrgeizig und diszipliniert.
Treffpunkt Betze: Wenn du über Aberglauben sprichst, gibt es bestimmte Rituale, die du am Spieltag durchführst?
Jannis Heuer: Ja, die gibt es. Vor dem Spiel gehe ich in der Kabine immer einmal in mich und wünsche mir ein paar Sachen für das Spiel, für die Mannschaft und für mich persönlich. Ich musste in der Jugend eine nicht so einfache Zeit im Fußball durchleben und wurde relativ früh durch Verletzungen zurückgeworfen. Das erinnert mich immer wieder daran, was für ein riesiges Privileg es ist, hier in der zweiten Liga spielen zu dürfen. Und dass dann so viele Leute ins Stadion kommen und sich darüber freuen, was wir machen, das ist natürlich was Schönes. Da gehe ich dann ein bisschen in mich, wünsche mir, dass wir alle gesund vom Platz gehen und unseren Plan umsetzen können. Ich hatte zwei Verletzungen am gleichen Fuß. Seitdem springe ich zuerst auf diesen Fuß, wenn ich ins Stadion komme. Und wenn ich die Fans sehe, erinnere ich mich daran, dass ich bei mir bleibe und mich nicht von den ganzen Eindrücken überwältigen lasse.
Treffpunkt Betze: Am Samstag erwartet euch das Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt. Der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze. Was erwartest du von diesem K.O.-Spiel und was macht dich zuversichtlich, dass der FCK die zweite Runde erreicht?
Jannis Heuer: Wir wollen auf jeden Fall in das Spiel gehen und es gewinnen, das ist ganz klar die Marschroute. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass die Mannschaft gerade in solchen Spielen extreme Qualitäten hat. Das ist natürlich kein Freifahrtschein für dieses Jahr, wir müssen in dieser Woche weiterhin gut arbeiten und den Gegner analysieren. Dann bin ich auf jeden Fall guter Dinge, dass wir es schaffen, in die nächste Runde einzuziehen.
Quelle: Treffpunkt Betze