Viele Baustellen für angriffslustige Teufel

Foto: Andreas Leiner

Samstagabend, 20.30 Uhr, Topspiel unter Flutlicht: 1. FC Kaiserslautern gegen Hertha BSC Berlin. Die Fans beider Mannschaften fieberten dem Duell zweier Traditionsvereine entgegen und wurden nicht enttäuscht. Sowohl der FCK als auch die Hertha zeigten viele Stärken und Schwächen und trennten sich am Ende eines absolut spektakulären Spiels auf dem fast ausverkauften Betzenberg mit 3:4.


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Spielbestimmende Herthaner gegen umschaltstarke Lautrer


Entgegen der eigentlich ballbesitzorientierten und spielbestimmenden Spielidee von Cheftrainer Markus Anfang überließen die Männer in Rot den Gästen aus Berlin über weite Strecken den Ball: Die Herthaner hatten 64% Ballbesitz (sofascore.com) und spielten ganze 463 Pässe, während der FCK mit 251 Pässen über 200 Pässe weniger an den Mann brachte. Allerdings wusste die Hertha vor allem in der ersten Halbzeit nicht viel mit dem vielen Ballbesitz anzufangen: Laut fotmob.com spielten die Berliner in den 90 Minuten insgesamt 212 Pässe in der eigenen Hälfte, während die Lautrer nur auf 88 Pässe in der eigenen Hälfte kamen. Diese Zahlen verdeutlichen die unterschiedliche Herangehensweise der beiden Mannschaften. Die Hertha konzentrierte sich darauf, das Spiel durch viel Ballbesitz zu kontrollieren und kontrolliert anzugreifen, während die Mannschaft von Markus Anfang immer wieder auf Umschaltaktionen und durch gezieltes Pressing auf Fehler der Gäste lauerte, was vor allem in der ersten Halbzeit gut gelang und zu einer nicht unverdienten Pausenführung führte.

Unerklärliche defensive Schwächen


Doch mit Beginn der zweiten Halbzeit verloren die Roten Teufel für einige Zeit den Zugriff auf das Spiel. Immer wieder liefen die Pfälzer nur hinterher und bekamen in der Defensive überhaupt keinen Zugriff mehr, so dass das zwischenzeitliche 2:3 nur eine Frage der Zeit war. Die Gäste aus Berlin machten mächtig Druck und spielten in den zweiten 45 Minuten deutlich intensiver, was auch ein Blick auf die Statistik zeigt. Insgesamt liefen die Berliner 114,62 Kilometer und damit knapp zwei Kilometer mehr als der FCK, der es auf 112,71 Kilometer brachte (kicker.de). Zudem absolvierte Hertha 219 Sprints, der FCK mit 198 insgesamt 21 weniger. Diese Werte sind auf den ersten Blick nicht wirklich aussagekräftig, da man je nach Spielidee auch mit weniger Laufleistung erfolgreich sein kann, aber aufgrund der viel diskutierten Fitness-Problematik der vergangenen Saison, in der man viel zu häufig weniger lief als der Gegner, sollte das Trainerteam des 1. FC Kaiserslautern in den kommenden Spielen durchaus ein Auge darauf haben.


Zudem präsentierte sich die Hintermannschaft der Pfälzer in einem miserablen Zustand, bei drei der vier Gegentore profitierten die Berliner von Stellungsfehlern der Lautrer Abwehr und hatten viel zu leichtes Spiel. Schon in der vergangenen Saison hatte der FCK aufgrund vieler solcher Unachtsamkeiten viel zu viele einfache Gegentore kassiert und war dadurch bis kurz vor Saisonende in den akuten Abstiegskampf geraten. Und dorthin wird es den FCK ganz schnell wieder verschlagen, wenn man diese Probleme nicht endlich in den Griff bekommt. Trainer Markus Anfang zeigte sich frustriert über die vielen und einfachen Gegentore seiner Mannschaft: „Es ist uns heute bei drei Toren passiert, dass wir einfach nicht den Mann verteidigt haben. Wir waren nicht in Unterzahl, wir sind nicht ausgespielt worden, wir hätten einfach den Mann verteidigen müssen und das haben wir nicht gemacht".

Fehlende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss


Ein Blick auf den Wert der erwarteten Tore (xG) untermauert den Eindruck eines völlig verrückten Spitzenspiels, das vor allem für den neutralen Zuschauer ein absoluter Leckerbissen war und bei dem alles in allem ein Unentschieden wohl das verdiente Ergebnis gewesen wäre. Trotz 25 zu 17 Torschüssen für den FCK waren die Berliner laut fotmob.com mit 2,32 zu 1,91 aufgrund der Qualität der Chancen dem Sieg etwas näher. Die Statistik der offiziellen Bundesliga-Website sieht den FCK mit 2,85:2,35 xG vorne. Hier zeigt sich, dass beide Mannschaften viele gute Torchancen hatten und das Spiel auch in Richtung FCK hätte kippen können. Vor allem in der Phase zwischen dem 3:3 und dem 3:4 erspielte man sich gegen die Hertha zahlreiche gute Möglichkeiten, wie die Chance von Kenny Prince Redondo oder die Möglichkeiten von Aaron Opoku und Ragnar Ache, machte aber viel zu wenig aus den teilweise hochkarätigen Chancen.


Eine solche Chancenverwertung darf man sich in der zweiten Liga einfach nicht erlauben - schon gar nicht, wenn man mit einer fehleranfälligen Defensive zu kämpfen hat. Die Länderspielpause bietet dem Trainerteam nun die Möglichkeit, die in den ersten vier Spielen deutlich gewordenen Schwächen in der Defensive und in der Chancenverwertung anzugehen. Die Ansätze, die der 1. FC Kaiserslautern vor allem in der Offensive gezeigt hat, waren durchaus vielversprechend und trotz der offensichtlichen Probleme in der Hintermannschaft sollten sich Markus Anfang und sein Team auch auf die zweifellos vorhandenen positiven Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Hertha konzentrieren. Der FCK hat gezeigt, dass er mit einem der Aufstiegsfavoriten der Liga mithalten kann und das sollte Mut für die kommenden Aufgaben machen.


Quelle: Treffpunkt Betze


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