Zwischen Topleistungen und Gegentoren: Krahl als „armer“ Teufel?

Foto: Andreas Leiner

Vor etwas mehr als einem Jahr diskutierte unsere Redaktion in einem Pro- und Kontra-Artikel, welcher Torhüter nach dem Platzverweis von Andi Luthe am zweiten Spieltag im Tor stehen sollte. Damals gab es Argumente für beide Seiten. Am Ende entschied sich der damalige Trainer Dirk Schuster für den unerfahrenen Krahl und die Geschichte sollte ihm Recht geben. Lässt man die vergangene Saison und die ersten Spiele der neuen Spielzeit Revue passieren, hat der Aufstiegstrainer ein goldenes Näschen bewiesen. Denn: Julian Krahl ist die größte Sicherheit in der bislang wackeligen FCK-Abwehr.


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Die Chancen genutzt


In seiner ersten Profisaison 21/22 als Torhüter von Viktoria Berlin spielte der gebürtige Brandenburger groß auf und beeindruckte trotz Abstieg und 63 Gegentoren einige Vereine. Darunter auch Aufsteiger Kaiserslautern, der den damals 22-Jährigen daraufhin ablösefrei verpflichtete. Während der Ex-Kölner zunächst in der Oberliga Spielpraxis sammelte, entschied Krahl in seiner zweiten Saison auf dem Betze das Duell mit Avdo Spahic um den Ersatz für Stammtorwart Andi Luthe für sich. Dieser sollte schneller kommen als gedacht, bereits im zweiten Saisonspiel flog die erfahrene Nummer eins der Roten Teufel vom Platz. Eine zweite Chance für den Rookie. Und dass er sie erneut nutzte, zeigt die Tatsache, dass jeder der drei Trainer in der vergangenen Saison bis ins Pokalfinale auf Julian Krahl setzte.

Torwartbau Marke Ehrmann?


Der FCK und seine Torhüter: Als Ausbildungsverein von Kevin Trapp, Roman Weidenfelder, Tim Wiese und vielen anderen großen Namen im Kosmos der ersten und zweiten Liga war zumindest die Position zwischen den Pfosten in der Pfalz selten ein Problemfall. Doch mit der Modernisierung des Fußballs geriet auch die Torwartschule von Gerry „Tarzan“ Ehrmann zunehmend in die Kritik. Mittlerweile reicht es vielen Vereinen nicht mehr aus, „nur“ auf der Linie Qualitäten zu zeigen, wie die Karrieren vieler ehemaliger Schützlinge belegen. So setzen auch kleinere Vereine auf mitspielende Torhüter, ganz zu schweigen von der Rolle des elften Feldspielers, wie er in den Systemen von Hamburg oder Magdeburg benötigt wird. Auch die Stärken von Julian Krahl liegen eher im Torwarttypus Ehrmann, wenngleich der 24-Jährige am Ball eine starke Entwicklung zeigt.


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Doch der Reihe nach: Krahls Qualitäten auf der Linie sind unbestritten. Mit 32 gehaltenen Torschüssen (bundesliga.de) liegt der Lautrer im ligainternen Vergleich auf Platz zwei, bei den gehaltenen Schüssen außerhalb des Strafraums ist der Keeper einsame Spitze. Auch der kicker und die Datenbank sofascore honorieren die Leistungen der Nummer eins. Hier belegt „Kralle“ nach dem jeweiligen Notenschnitt aller Torhüter den dritten bzw. sechsten Platz. Und auch mit dem Ball zeigt Krahl erfreuliche Fortschritte: So war das Passspiel in der vergangenen Saison noch ein Manko, mittlerweile kann man mit Fug und Recht von „ordentlich“ sprechen. Das System von Markus Anfang, das einen mitspielenden Torhüter fordert, scheint den Keeper nur bedingt vor Herausforderungen zu stellen - gut zu erkennen im Heimspiel gegen den HSV, als die Gäste gezielt pressten und den Torhüter mehrfach auf den schwachen Fuß zwangen. Mit einer Passgenauigkeit von rund 75 Prozent liegt der 24-Jährige zwar in den Top 10 - das zeigt aber, dass hier noch Luft nach oben ist. Hier dürfte auch der Einfluss von Andreas Clauß und Dennis Rudel liegen, die als Torwarttrainergespann natürlich auch für die Entwicklung ihrer Schützlinge verantwortlich sind. So entwickelt sich Julian Krahl immer mehr zu einem versierten Rückhalt.

Lautsprecher und „Depp“


"Als Torwart bist du eher der Depp", wusste Frank Rost schon früh und könnte damit auch das aktuelle Schicksal von Julian Krahl gemeint haben. Der Lautrer Schlussmann zeigt sich bislang in beeindruckender Form, hielt in Spielen wie gegen Fürth oder Münster die Punkte für den FCK fast im Alleingang fest, musste aber auch schon zwölf Mal hinter sich greifen. Bei den meisten Gegentreffern traf den Ex-Leipziger keine Schuld, oft verhinderte er sogar Schlimmeres. Beispiel Hannover: In der sechsten Minute taucht Hyun-Ju Lee nach einem Eckball im Fünfmeterraum auf, scheitert aber zunächst am herausstürzenden Krahl, der seine 1,94 Meter stark ausspielt. Erst im zweiten Versuch und wohlgemerkt ohne den Druck der Lautrer Verteidiger verwandelt Lee zur 1:0-Führung. Auch beim zweiten und dritten Gegentreffer war der „arme“ Rote Teufel chancenlos und musste trotz guter Leistung mit einer gehörigen Portion Frust die Heimreise antreten. Im Interview zeigte sich der noch junge Torhüter als stimmgewichtiger Lautsprecher: „[...] wenn nicht jeder Einzelne [...] brennt, dann reicht es nicht. [...] Wir gewinnen als Mannschaft und wir verlieren als Mannschaft“. Nicht zuletzt wegen solcher Aussagen ist die Wertschätzung der FCK-Fans für den noch jungen Torhüter immens gestiegen. Auch die Vertragsverlängerung im Mai bestätigt, wofür Julian Krahl steht - sportlich und mannschaftlich: Zuverlässigkeit.


Quelle: Treffpunkt Betze


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