Kolumne von unserem Freund Michael_aus_Zypern:
Titel: "Wie ich FCK-Fan wurde..."
von Michael Wrase
ZitatAlles anzeigenWie wurde ich ein FCK-Fan? „Ich war“, glaubte er, „gegen Borussia Neunkirchen zum ersten Mal auf dem Betze gewesen“, sagte mir mein Vater. Das war 1959. Ich war damals zwei Jahre alt und hockte wohl auf den Schultern meines Vaters, der sich schwitzend die vielen Stufen zum Betze hoch quälte. „Wir wohnten in die Friedrichstrasse in der Nähe des Fritz-Walter-Kinos“, sagte mir meine Mutter. Mein Vater war Ingenieur bei Pfaff.
Natürlich kann ich mich an nichts mehr erinnern. Meine wirklich aktive Zeit mit dem FCK begann in der zweiten Klasse und dem Sammeln von Fußballbildern. Wir waren inzwischen nach Bad Homburg (Hessen) umgezogen. Die meisten meiner Klassenkameraden waren Eintracht-Fans, aber ich blieb „Lauterer“ und tauschte stolz meine doppelten „Reitgassels, Kiefhabers und Co Prinzen“, um das Album so schnell wie möglich voll zu bekommen, später war auch ein Rehhagel dabei.
Auf den Betze durfte ich erst wieder, als ich „alt genug“ war. Da war ich 17 oder 18 Jahre alt. Wenn ich mich recht erinnere, sangen wir damals: „Der Sandberg – oder der Pirrung - die Flanke, der Toppi das Tor“. Und dann grölten wir irgendwas „Bayerisches“ (Holladihi....?). Meine erste Prügel, als Fußballfan, bekam ich mit 17 nach einem Unentschieden oder einem Sieg (?) auswärts im damaligen Waldstadion. Wir waren zu Viert und die Eintracht-Fans in der Überzahl, aber so waren sie schon damals - die „Hesse“.
Ja, als Lauterer in Hessen, hatte ich es nicht immer leicht. Mit 20 ging ich zum Studium in die Schweiz nach Basel. Einen Herrn Jäggi kannte ich damals noch nicht. Ich begann ein Musikstudium, wollte Pianist werden. Ein ganz Großer wurde ich aber nicht, deshalb „sattelte“ ich um und entwickelte meine zweite große Leidenschaft, das Schreiben. Um es kurz zu machen: Über einige Umwege, deren Beschreibung den Rahmen dieses Fanmagazins sprengen würde, landete ich im Libanon und wurde Kriegsberichterstatter: Fünf Jahre Reportagen über den libanesischen Bürgerkrieg, den ersten Golfkrieg (zwischen Iran und Irak).
Als man 1987 im Libanon mit dem Entführen von Ausländern begann, ging ich nach Zypern, wo ich auch heute noch lebe – und inzwischen wieder engsten Kontakt zum FCK habe.
Der Grund dafür ist mein Sohn Tyll, der, wie ich, im zarten Alter von sieben mit dem Sammeln von Fußballbildern begann und sich schon bald erkundigte, zum wem man halten müsse. Natürlich zum FCK. Olé Olé! Als Tyll neun Jahre alt war, fuhren wir zum ersten Mal gemeinsam nach Lautern. Der FCK verlor 2:0 gegen Bielefeld. Es sollte nicht die einzige Niederlage sein, die wir „live“ mitbekamen und die Tyll später alleine zu betrauern hatte.
Aber es ist schon verrückt – oder auch nicht: Je tiefer unser geliebter FCK in die Krise rutschte, desto größer wurde meine Bindung zum FCK.
Krisen schweißen eben zusammen. Auch wenn das nicht alle Fans wissen. Niemals werde ich den Samstag nach dem Spiel in Wolfsburg vergessen: Als Tyll und seine Freunde mit rot geweinten Augen vor der Deutschlandkarte saßen und Käffer wie Aue und Burghausen suchten. Jetzt wissen wir, so sie sind. Und haben uns damit abgefunden. Oder besser gesagt: Daran gewöhnt!? Denn es keine Schande in der zweiten Liga zu spielen. Zumindest für ein Jahr. Das ist schon ganz anderen Klubs passiert.
Schon bald werden wir wieder oben stehen. Und selbst, wenn es ein bisschen länger dauern sollte, gibt es dennoch nichts schöneres, als ein Tor des FCK bejubeln zu dürfen.
Alles Gute aus dem sonnigen Zypern!
FCK 4ever
Michael
Autor: Michael Wrase
Datum: 21.06.2007