Spielbericht
4. Spieltag der Saison 2010/2011
1.
FC Kaiserslautern
- TSG Hoffenheim 2:2 (0:1) von micoors
Glückliches Unentschieden für die Millionentruppe Hoffenheim –
Leidenschaft und Tradition gegen Konsum und Kommerz
Die
TSG 1899 Hoffenheim, eine der spielstärksten Mannschaften der 1.
Liga, musste sich auf dem Betzenberg mit einem Unentschieden
begnügen und ist knapp an einer Niederlage vorbeigeschrammt.
Das
Thema ‚Hoffenheim‘ wurde in der Vergangenheit zu Genüge diskutiert,
bietet Zündstoff für die Gegenwart und Zukunft! Warum? Was
emotionalisiert die Menschen so sehr an diesem Verein, der so echt
ist wie der Eiffelturm in Las Vegas?
In
den Kommentaren zum Vorbericht wurde schon kontrovers diskutiert,
daher möchte ich nochmal kurz auf das unendliche Thema eingehen,
welches uns unser heutiger Gegner beschert hat und weiterhin
bescheren wird.
Hätte
Lautern-Sympathisant Dietmar Hopp sein Projekt ‚Hoffenheim‘ vor -
sagen wir - 30 Jahren erfolgreich in die Bundesliga geführt, hätte
dieses Projekt wahrscheinlich weitaus weniger Anstoß erfahren als
heute. Mittlerweile sprechen wir aber von der Welt als einem
globalen Dorf, in der es schwer ist Identitäten zu bewahren. Der
täglich andauernde Wandel, geprägt von Einflüssen deren Bezug für
viele nicht nachvollziehbar sind, führen zu kleinen und großen
Identitätskrisen der einzelnen, von Gruppen und ganzen Nationen. Die
Medien sind voll von entsprechenden Berichten. Identität ist
gleichzusetzen mit Existenz. Geht die Identität verloren, passiert
das Gleiche mit der Existenz, zumindest wird es so empfunden.
Erfolge und Erreichtes aus der Vergangenheit relativieren sich umso
mehr, als es möglich ist mit fiskalischen Mitteln und Kommerz einen
neuen Mittelpunkt des Interesses zu schaffen. Kurz gesagt, wen
interessiert da noch Fritz Walter und die mehr als 110-jährige
Geschichte seines Vereines oder anderen Traditionsclubs, wenn es
gleich um die Ecke ein neues Erfolgsprodukt gibt, das sich frei von
Beschwerden konsumieren lässt?! Da gibt es kein Bangen und Hoffen um
das Fortbestehen des Fußballclubs, da genügend Geld zur Absicherung
vorhanden ist. Man fühlt sich nicht enttäuscht und zerrissen, hat
keine schlaflosen Nächte hinter sich. Alles sauber und problemlos
ohne Nebenwirkungen etc. Ganz einfach, wie im Supermarkt – ein Griff
ins Regal und man sonnt sich im Erfolg.
Genau das verkörpert Hoffenheim für mich heute unter den gegebenen
Bedingungen. Vielleicht wäre das Projekt vor 30 Jahren noch als
Pionierleistung empfunden worden – die Zeiten haben sich jedoch
geändert. Sportlich verdient der heutige Gegner durchaus Respekt.
Vielleicht kann man auch den Verein Hoffenheim im...mhm...Jahre 2060
respektieren. Ein Blick in die Zukunft: Die Nachfolger des Mäzens
haben den Verein durch Größenwahn und damit verbundene Unfähigkeit
bereits mehrfach an den Rand des Ruins geführt. Der ein oder andere
Titel wurde vielleicht gewonnen. Es gab Abstiege und Chaos. Die
Stadt Sinsheim hat die dringend nötigen Mittel zur Renovierung der
maroden Rhein-Neckar-Arena in erster Instanz verweigert. Die Fans
zwischen Heilbronn und Heidelberg haben schlaflose Nächte, fühlen
sich zerrissen und leiden aufgrund der Berg- und Talfahrt „ihres“
Clubs. Es wird von den goldenen Zeiten geträumt, als Dietmar Hopp
noch alles fest im Griff hatte. Kommt das jemandem bekannt vor!?
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