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Kommentar: Eine Woche der guten Nachrichten
Der 1. FC Kaiserslautern hat eine Woche voller positiver Nachrichten hinter sich. Damit lässt sich auch mal ein schlechtes Spiel vor Geisterkulisse ertragen.
Zu Beginn der Woche teilte der DFB mit, dass - nach dem Saisonabbruch im Jugendfußball - die U17 des FCK in die höchste Spielklasse, die Bundesliga Südwest aufsteigt. Dort spielt bereits die U19, deren Klassenerhalt nun auch bestätigt wurde. Das sind richtig gute Nachrichten für den 1. FCK, der in Zukunft mehr denn je auf den eigenen Nachwuchs angewiesen ist. Kaum ein Drittligist kann auf einen solchen Unterbau verweisen.
Die weiteren Positivmeldungen lieferte die Mannschaft. Zunächst erklärte sie sich geschlossen bereit, auf Teile Ihres Gehaltes zu verzichten, um damit zur finanziellen Rettung des Vereins beizutragen. Anschließend leistete das Team von Boris Schommers mit drei Punkten in Magdeburg einen wertvollen Beitrag zur sportlichen Rettung. Mehr kann man als Lauterer in einer Woche wohl nicht von seinem Club verlangen. Auch wenn die sportliche Leistung beim Auswärtssieg in Magdeburg noch sehr viel zu wünschen übrig ließ.
Drohende Insolvenz? Wohl erstmal nicht
Während andere Vereine das Thema „Gehaltsverzicht“ schon im März diskutieren, wartet man in der Pfalz erst einmal ab. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Merk hält sich im SWR-Podcast „Nur der FCK“ sehr bedeckt auf die Frage, ob Rettungsaktionen wie Geistertickets oder Mottoshirts geplant seien, deren Verkauf dem Verein zugugte kommen könnte. "Man werde erst einmal abwarten", gab er geheimnisvoll zu Protokoll. Der Hintergrund des zögerlichen Verhaltens ist wohl die zu diesem Zeitpunkt akut drohende Insolvenz des Vereins, die aktuell zumindest kurzfristig kein Thema mehr zu sein scheint. Darauf deuten neben dem Gehaltsverzicht auch die erfolgten Zinszahlungen von Kapilendo an die Zeichner der FCK-Anleihe II hin. Natürlich ist die finanzielle Lage des Clubs weiterhin prekär und eine neue Saison wird ohne neue Investoren, Sponsoren und die Hilfe der Fans sicher nicht zu finanzieren sein. Ein positiver Schritt in die richtige Richtung ist diese Woche aber allemal geglückt.
Fußball kann ungerecht sein - zum Glück!
Das Spiel vom Samstag ist schnell erzählt: André Hainault versenkt bereits nach fünf Spielminuten einen butterweichen Pick-Eckball mustergültig zur Führung der Roten Teufel im Magdeburger Tor. Lauterer Torchancen aus dem Spiel heraus gibt es anschließend noch genau drei, darunter ein überaus optimistischer Fallrückzieher von Thiele. Es ist ein Ball der mit 98%-iger Sicherheit auf die Tribüne fliegt und lediglich eine 2%-ige Chance besitzt, den Weg ins Tornetz zu finden, um später mit der Medaille für das Tor des Monats belohnt zu werden. In Thieles Fall siegt die Wahrscheinlichkeit und es bleibt beim 0:1. Erst in der 88. Spielminute bekommen die Männer in rot die nächste Torgelegenheit: Bei einem Konter wird Rösers Schuss kurz vor der Linie von einem Feldspieler zur Ecke geblockt. Aus dem darauffolgenden Lauterer Eckball ensteht jedoch nicht etwa eine Tormöglichkeit. Nein, sie landet über drei Stationen am Fuß von Torwart Lennart Grill - bezeichnend für die vollkommen uninspirierte Lauterer Offensive.
Magdeburg hat deutlich mehr Spielanteile, gefühlte 20 Ecken mehr, bestimmt das Spiel und hat unter anderem mit einem Elfmeter sogar die besseren Torgelegenheiten. Der FCM hätte den Sieg durchaus verdient gehabt. Der FCK hat in der Defensive seine Mühen und findet nach vorne schlichtweg nicht statt. Spielerisch ist absolut nichts zu erkennen.
Grill hält "nur" den Sieg fest
Rechtsverteidiger Dominik Schad ist der einzige Feldspieler auf Lauterer Seite mit einer soliden Leistung. Der Matchwinner jedoch ist Torwart Lennart Grill. Zunächst fällt allerdings auf, dass er ungewöhnlich viele Bälle „auf Nummer sicher“ wegfaustet, obwohl er sie eigentlich auch fangen könnte. Normalerweise ist das ein Zeichen von Unsicherheit, was nach der langen Pause ohne Testspiele auch nicht wirklich überraschen würde. Auch in der 69. Spielminute kann er nur abwehren: Zunächst Gjasulas Elfmeter, anschließend dessen Nachschuss. Damit hält der beste Lauterer am Samstagnachmittag, der am Ende der Saison nach Leverkusen wechselt, zwar nicht den Ball, aber den Sieg fest.
Wir könnten an dieser Stelle auf altbekannte Mängel wie die fehlende Hierarchie in der Mannschaft, die nicht sichtbare Spielidee, die Kopfballschwäche nahezu aller Spieler außer Hainault und Kraus eingehen. Aber wir wollen einfach nur die Spieltagsergebnisse genießen und nach vorne schauen. Neben dem Dreier im Sechs-Punkte-Spiel gegen Magdeburg sind auch die Niederlage von Viktoria Köln und das Unentschieden von Zwickau positive Resultate im Lauterer Abstiegskampf. Bei ungünstigem Verlauf hätte der FCK den Spieltag sogar auf einem Abstiegsrang beendet. Aktuell sind es nun vier Punkte Distanz zu Platz 17. Am kommenden Mittwoch gastiert bereits 1860 München auf dem leeren Betzenberg. Am darauffolgenden Samstag findet dann die Auswärtspartie gegen (aber wohl nicht in) Jena statt.
Rotieren bitte!
In den kommenden fünf - allesamt englischen Wochen - bestreiten die Lauterer sage und schreibe zehn Partien. Das bedeutet: Maximal drei Tage Pause zwischen den Spielen, dazu ein bis zwei Auswärtsreisen pro Woche und keine Zeit zur Regeneration. Um die Belastung zu steuern wird auch Trainer Schommers ordentlich rotieren lassen. Dank des großen und relativ ausgeglichenen Kaders sollte das kein Nachteil für die Lauterer sein. Wer das Spiel gegen Magdeburg gesehen hat, wird die Rotation geradezu herbeisehnen.
Wenn Christian Kühlwetter und Timmy Thiele gleichzeitig vorne spielen, steht weder ein echter zentraler Stürmer auf dem Platz noch kann ein Kombinationsspiel aufgezogen werden. Hierfür fehlen vor allem Kühlwetter einfach die technischen Basics. Damit hängt offensiv absolut alles an Florian Pick. Gleichzeitig lässt sich die Lauterer Offensive dadurch sehr leicht ausrechnen und ausschalten, wie z.B. am Samstag in Magdeburg. Daher ist zu hoffen, dass spielstärkere Spieler wie Anis Bakhat, Manfred Starke und Simon Skarlatidis gegen 1860 den Weg in die Startelf finden werden. Auch Hikmet Cifci ist ein Spieler, der grundsätzlich mit dem Ball überdurchschnittlich gut umgehen kann. Gegen Magdeburg spielt er eine merkwürdige Rolle des Spielgestalters, der seine Bällle in der eigenen Abwehr holt. Damit fehlt er jedoch zumeist selber als Anspielstation im Mittelfeld, in dem es lediglich Carlo Sickinger ab und an gelingt, Struktur ins Spiel zu bringen. Auch Gino Fechner könnte für das Team noch sehr nützlich werden. Der Defensivallrounder, am Samstag noch für Dominik Schad als rechter Verteidiger eingewechselt, kann auch im defensiven Mittelfeld spielen oder die beiden Innenverteidiger Kraus und Hainault ersetzen. Hier fällt Lukas Gottwalt als mögliche Alternative für den Rest der Saison wegen einer Sprunggelenksfraktur definitiv aus.
Schon am Mittwoch geht es im Duell gegen 1860 München weiter. Wird es eine weitere Woche der guten Nachrichten geben?
Quelle: Treffpunkt Betze