Insolvenzantrag: "Eine Chance, in die Zukunft zu investieren"

Es gibt so Tage, die kann man getrost als historisch bezeichnen. Der heutige Tag war so einer. Zumindest für alle, die etwas für den 1. FC Kaiserslautern übrig haben. Der FCK hat heute, auf den Tag genau 29 Jahre nach seiner dritten deutschen Meisterschaft, beim Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Jahrelang galt das als DAS Horrorszenario und das Ende des Vereins. Doch wenn man genauer hinschaut, ist dem bei weitem nicht so. Das betonten auch alle Beteiligten auf der heute angesetzten Pressekonferenz.


Als Gesprächspartner standen neben Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt auch der Generalbevollmächtigte der GmbH & Co. KGaA, Dirk Eichelbaum, sowie nach der PK der Beiratsvorsitzende Dr. Markus Merk zur Verfügung.

Voigt erläutert Weg bis zum Insolvenz-Antrag: "Irgendwann hat uns das Fremdkapital erstickt"

Niemand wollte einen Hehl daraus machen, dass dieser Tag kein Tag ist, an dem man Sektkorken knallen lässt. Der Geschäftsführer des FCK, Soeren Oliver Voigt, erklärte dazu: "Es ist kein Szenario, das wir uns gewünscht haben. Wir nehmen es jetzt aber als Chance wahr, andere Wege zu gehen. Wir werden andere Möglichkeiten haben, auf Investoren zuzugehen. Wir wollen dahin kommen, nicht mehr in die Vergangenheit zu investieren, sondern in die Zukunft. Jeder, mit dem wir gesprochen haben, hat uns verdeutlicht, dass dies unabdingbar ist. Das Fremdkapital hat uns bis zum Ersticken in diese Situation gebracht", so Voigt.


Man habe aber so lange es ging versucht, einen Antrag auf Insolvenz abzuwenden. "Wir hatten uns auf verschiedene Szenarien vorbereitet. Wir sind voller Elan ins neue Jahr gestartet, hatten im Februar von der KPNG eine positive Fortführungsprognose, die damals kommunizierte 11 Millionen Euro Lücke zu schließen. Bis zur finalen Schließung dieser Lücke konnten wir die sehr positiven Gespräche mit Investoren aber aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr zu Ende führen. Ich bin nach wie vor sicher, dass wir gute Chancen gehabt hätten, diese Lücke zu schließen und erfolgreiche Gespräche zu vollenden. Im Ausgang steht heute jetzt aber die Anmeldung der Insolvenz", so Geschäftsführer Voigt zum Ablauf der letzten sechst Monate.

Generalbevollmächtigter Eichelbaum: "Kein Selbstgänger, aber die Voraussetzungen sind sehr gut"

Der vom Verein schon vor einigen Wochen engagierte Generalbevollmächtigte für Insolvenz-Fragen, Dirk Eichelbaum, erklärte seine Sicht der Dinge: "Es stand im Vordergrund, diese Sanierung ohne Insolvenzverfahren zu machen. Aber die potentiellen Kapitalgeber haben unmissverständlich klar gemacht, dass dies mit den hohen Altlasten nicht möglich ist", so Eichelbaum, der drei Jahre lang Präsident der Stuttgarter Kickers war, zuvor dessen Schatzmeister und sich somit durchaus auch im Fußballsport auskennt.


Dabei müsse man den heutigen Tag auch als Chance betrachten: "Es wird kein Selbstgänger, aber die Voraussetzungen sind gut, denn das Interesse am FCK ist rießengroß. Je weiter man weg geht, desto unbeschädigter ist die Marke FCK nach wie vor", gibt sich Eichelbaum optimistisch.

Merk sieht Tag als "Geburtsstunde für einen Neuanfang" - Was sind jetzt die nächsten Schritte?

Auch der Beiratsvorsitzende Markus Merk äußerte sich natürlich zum heutigen Insolvenz-Antrag. "Wir brauchen nicht drumherum reden: Das heute wollte niemand. Das Herz sagt, es ist ein schlechter Tag. Aber wenn man sich die Faktenlage anschaut, dann sieht man, dass dieser Tag für den Verein eine Chance ist. Eine Chance für die Zukunft, quasi eine Geburtsstunde für einen Neuanfang", so der ehemalige Weltschiedsrichter und Ur-Lautrer Merk.


Für den FCK stehen jetzt wichtige und wegweisende Wochen bevor, die darüber entscheiden, ob dieser Tag wirklich zur Chance oder zum Untergang führen kann. Der Verein befindet sich jetzt für die nächsten drei Monate in einem sogenannten Insolvenzeröffnungsverfahren. In dieser Zeit erhält der Verein Insolvenzgeld bis zu einer Beitragsbemessungsgrenze von 6.900 Euro und muss auch keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Das heißt: Die FCK-Profis müssen auf einen großen Teil ihres Gehalts verzichten.


Der Verein dagegen hat jetzt in erster Linie einmal Zeit gewonnen, sich mit seinen Gläubigern am Ende doch noch zu einigen. Denn: Bis zum 31.08. kann der Verein den Insolvenz-Antrag noch zurückziehen. Das hofft auch der Geschäftsführer Voigt weiterhin: „Wir sehen den heutigen Tag auch für Gläubiger als Chance. Wenn es zu einer wirklichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens kommt, glaube ich nicht, dass es am Ende viele zufriedene Parteien gibt. Deswegen sollte es uns vorher gelingen, uns zu einigen.“

Der Kader soll verkleinert werden: "Wir werden alles tun, eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz zu schicken"

Natürlich drängt sich die Frage auf, wie der FCK unter diesen Vorgaben aktuelle Leistungsträger halten oder neue verpflichten soll. Ein Weg wäre der schnelle Einstieg eines oder mehrerer Investoren, sollte es positive Signale von Gläubigern auf den jetzt auszuarbeitenden Insolvenzplan geben. Dazu findet sich ab morgen ein sogenannter Gläubigerausschuss zusammen, in dem Vertreter von Quattrex, Lagadére, der Arbeitsagentur , ein Arbeitnehmervertreter und ein Vertreter eines Kleingläubigers sitzen werden. Sie sollen - so wäre es der Wunsch des FCK - innerhalb der nächsten drei Monate doch noch einem Schuldenschnitt oder eben einem Insolvenzplan zustimmen, um den Verein zu sanieren.


Vorgaben für die neue Saison lassen sich so aktuell natürlich nur schwerlich machen. "Wir haben mit der Mannschaft gesprochen und ihr signalisiert: Es geht weiter. Mit den Leistungsträgern, die wir nächstes Jahr brauchen, werden wir intensiv sprechen. Wir wollen Spieler halten, werden den Kader aber auch verkleinern müssen. Wir werden alles dafür tun, am Ende eine gute Mannschaft auf den Platz zu bringen. Denn eines ist klar: Wir wollen uns sportlich weiterentwickeln und der aktuelle Tabellenplatz kann auch in Zukunft nicht unser Anspruch sein", so Voigt.

Kapilendo-Zeichner gehen wohl leer aus: "Wir werden versuchen, alles für die Fans rauszuholen"

Natürlich beträfe eine Insolvenz nicht nur Gläubiger wie Quattrex und Co. Auch tausende von FCK-Fans, die vergangenes Jahr dem Verein über die Online-Plattform Kapilendo Geld gegeben hatten, werden wohl in die Röhre schauen. "Die Kapilendo-Gläubigern finden sich in diesem Insolvenzverfahren wieder, und müssen leider genauso wie alle anderen Gläubiger behandelt werden. Es sei denn, andere Gläubiger würden sich bereit erklären, den Anteil der Insolvenzquote, also das was die Gläubiger nach der Insolvenz erhalten, für die Fans höher zu gestalten, als bei sich selbst. Dann wäre das möglich. Wir werden versuchen, alles für die Fans herauszuholen", so Eichelbaum.


Immerhin plant der Verein, sobald Corona es zulässt, eine Entschädigungsveranstaltung für alle Aktien-Zeichner. Wie und wann das aber genau stattfinden wird, das konnte der Verein heute noch nicht mitteilen.


Noch eine gute Nachricht gab es allerdings: Der eingetragene Verein, der durch die Betze-Anleihe ja auch mit der Kapitalgesellschaft verbandelt ist, soll von der Insolvenz, sollte sie denn kommen, wohl verschont bleiben. Dahingehend äußerten sich heute jedenfalls alle Beteiligten optimistisch.


Die komplette PK im Videostream:



Quelle: Treffpunkt Betze



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