Im Gespräch mit Aufsichtsratsmitglied Jörg E. Wilhelm
- Michael
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Liebe FCK Freunde,
da der
„Kicker“ nun ohnehin berichtet hat - mit einer nahezu identischen
Wortwahl - möchten wir
auch die Antworten auf die Fragen öffentlich machen, die wir
Professor Wilhelm gestellt haben,
nachdem dieser uns ein Gespräch mit dem Großinvestor ermöglicht
hat. Wir denken, das
hilft bei der Einordnung der ein oder anderen Aussage der vergangen
Tage.
Wir
wollen hier ausdrücklich für keinen Investor Partei ergreifen. Am
besten wäre es gewesen,
man erfährt gar nichts über diesen Prozess. Was wir aber hier in
aller Offenheit zum
Ausdruck bringen möchten, ist unsere tiefe Enttäuschung über die
handelnden Akteure. Ihr
seid in Rekordzeit dort angekommen, wo wir nicht mehr hinwollten. Wir
erlauben uns jeweils
zwei Antworten aus den jeweiligen Interviews aus der Zeit des
Wahlkampfes beim Internetportal
der-betze-brennt.de zu zitieren:
Merk:
Nicht clever, ehrlich! Es geht nur der berechenbare Weg. Aber da muss
auch jeder erkennen:
Wenn ich Ehrlichkeit erwarte, muss ich auch die Wahrheit
respektieren. Und die kann
unangenehm sein.
Merk:
Sicher im Netzwerk Fußball, Unternehmen, Medien. Und im Bereich der
Strategie und Kommunikation
mit meinen verbindenden Grundsätzen "Starke Menschen arbeiten
mit starken
Partnern" und "Besser miteinander als übereinander
reden"... aber vielleicht sollten meine
Teamkollegen meine Fähigkeiten besser skizzieren.
Keßler: Durch Geschlossenheit und Ruhe muss verloren gegangenes Vertrauen gegenüber den Mitgliedern und Fans sowie allen Partnern, wie zum Beispiel den Sponsoren und Investoren oder auch der Stadt Kaiserslautern, zurückgewonnen werden. Persönliche Interessen und Machtkämpfe müssen der Vergangenheit angehören. Alle, denen der FCK am Herzen liegt, müssen einen großen gemeinsamen Nenner finden um den tiefen Riss, der den Verein spaltet, zu überwinden. Respektvolles "Miteinander & Füreinander".
Keßler:
Dabei werden wir uns an die rechtlichen und moralischen
Rahmenbedingungen und unsere
Satzung halten. Bei Entscheidungen von erheblicher Bedeutung werden
wir uns vorbehalten,
über eine Mitgliederbefragung uns ein Meinungsbild zu verschaffen.
Da wir
beide Personen persönlich kennen, möchten wir an dieser Stelle
nicht mehr kommentieren.
Aber eines ist klar, diejenigen, die beschlossen haben Jörg Wilhelm
oder Martin
Weimer nicht in Verhandlungen einzubinden oder diese ohne den
Geschäftsführer zu führen,
können das auch wieder ändern. Indem sie ihr eigenes Ego nicht über
den Verein stellen.
Dies gilt auch in der Kommunikation hinsichtlich des
Insolvenzverfahrens.
Hierbei
möchten wir einiges klarstellen. Wir haben ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.
Das heißt, wir sind der Herr des Verfahrens. Herr Eichelbaum ist der Berater
des Geschäftsführers also von Herrn Voigt und schaut, dass dieser
keine haftungsrelevanten
Schrittfehler macht. Herr Scheffler ist der Berater des e.V. in
seiner Position
als Gesellschafter der KGaA. Und Herr Kleinschmidt als Sachwalter hat
zunächst lediglich
zu prüfen, dass es in diesem Verfahren nicht zu einseitiger
Benachteiligung von allen
oder einzelnen Gläubigern kommt.
Die Entscheidung liegt also solange
bei der Geschäftsführung
der KGaA, wie das Verfahren offen und transparent geführt wird.
Herr
Kleinschmidt hat aber auch die Aufgabe sicherzustellen, dass
Gläubiger keinen Druck ausüben,
der eine Sanierung und damit die Sicherung von Arbeitsplätzen oder
gar die Fortführung
verhindert. Welches Investorenangebot angenommen wird ist zunächst
und ausschließlich
in der Entscheidungssphäre der KGaA. Nachgelagert kommt es dann zur Abstimmung
über den Insolvenzplan (und somit das Angebot) im
Gläubigerausschuss. Natürlich
ist dieses Prozedere im Regelfall vorabgestimmt. Keiner wird mit
einem offensichtlich
die Gläubiger benachteiligenden Angebot in den Gläubigerausschuss
gehen.
Der FCK hat aber - nach allen öffentlich bekannten Informationen - zwei Angebote bzw. eine Interessensbekundung vorliegen, die den selben Schuldenschnitt vorsehen. In soweit ist es eine originäre Entscheidung der Geschäftsführung der KGaA und im Nachlauf auch der Beiratsmitglieder welches Angebot angenommen wird - und dann gemeinsam mit dem Insolvenzplan in den Gläubigerausschuss geht. Sollte dieses Angebot bzw. der Insolvenzplan dann einem der dort vertretenen Gläubigergruppen - z.b. Quattrex als eigene Gruppe - nicht passen, warum auch immer, kann er dagegen stimmen. Er kann die Entscheidung sogar später anfechten. Das ist dann halt so.
Aber
die Aufgabe unserer Organe ist es ganz klar, das Angebot anzunehmen,
was aus Ihrer Sicht
für die Zukunft des FCK das bessere ist. Ohne sich von Gläubigern
oder gar der Insolvenzverwaltung
unter Druck setzten zu lassen. Oder sich gar hinter ihr zu
verstecken. Wenn Quattrex bis zum 1.9. nach Investoren suchen will, die mit einen
niedrigeren Schuldenschnitt
zufrieden sind, dann sollen sie das tun. Dann geht der Plan halt
danach in die
Umsetzung. Das ist aus unserer Sicht zwar eine ziemlich sinnbefreite
Entscheidung, die lediglich
dazu führt, dass man auch dieses Jahr keine gute Mannschaft
zusammenstellen kann -
aber man lässt sich nicht unter Druck setzten. Ganz klare Message.
Wir
würden hinsichtlich der Angebote und dem weiteren Vorgehen Rainer
Keßler bitten, über folgende,
von ihm selbst getroffene Aussage nachzudenken: „Bei Entscheidungen
von erheblicher
Bedeutung werden wir uns vorbehalten, über eine Mitgliederbefragung
uns ein Meinungsbild
zu verschaffen.“
Wir
können nicht erkennen, dass es nachteilig wäre, sich bei den
Mitgliedern des 98% Gesellschafters
ein Meinungsbild einzuholen, welchen Weg man gehen will. Nicht
bindend und
nicht als AOMV, aber lieber Rainer, so wie Du es vorgeschlagen hast -
als Umfrage unter den
Mitgliedern. Dabei kann ein objektives Entscheidungsbild gegeben
werden, warum wer zu
welchem Angebot tendiert. Und auch die Gründe dafür oder dagegen.
Auch die Investoren
können sich zu Wort melden, warum sie was, wie machen wollen. Wenn
Sie das aus
Vertraulichkeitsgründen nicht machen wollen, dann ist auch das eben
so und aus unserer
Sicht ebenfalls ein Statement.
Teuflische Grüße
Ken Kinscher & Ben Remy
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Im Gespräch mit: Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm (Aufsichtsratsmitglied & Aufsichtsratsvorsitzender der KGaA)
Frage: Ihnen wird vorgeworfen, dass Ihr Gang an die Öffentlichkeit, insbesondere auch der nicht abgestimmte Besuch im SWR, nicht professionell gewesen seien und den Aufgaben und Pflichten eines Aufsichtsrates zuwiderläuft. Auf der anderen Seite haben Sie damit Inhalte und Fakten transportiert, die vielen Mitgliedern, deren Mandat Sie haben, so nicht bekannt waren und in Teilen auch dem zuwiderlaufen scheinen, für was das Team Keßler / Merk / Weimer / Wilhelm / Wagner angetreten ist. Erläutern Sie doch bitte diesen Schritt aus Ihrer Sicht.
Antwort: Es ist vollkommen richtig, dass mein Auftritt im TV nicht abgestimmt war mit dem Rest des Teams. Es gab sogar Bestrebungen im Team, nachdem man kurz vor der Sendung von meinem Vorhaben erfahren hat, hinter meinem Rücken meinen TV-Auftritt, den ich genau in diesem Bewusstsein in Abstimmung mit dem Sender geheim gehalten habe, zu verhindern. Gott sei Dank war der Rücken eines meiner Teammitglieder gerade genug, das zu verhindern.
Zum einen gibt es keine Rechtsgrundlage, auf der eine solche Abstimmung von mir hätte verlangt werden können, zum anderen musste ich von einer Art „Nothilferecht“ Gebrauch machen, da die bis dahin erfolgte öffentliche Kommunikation weder gut, noch vollständig und in Teilen sogar falsch war. Der Öffentlichkeit wurde zu diesem Zeitpunkt nämlich „vorgegaukelt“, es gäbe schon ein Angebot aus dem Umfeld des Vereins, was aber nicht der Fall war, sondern lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung. Andererseits wurde bis dahin das bereits seit dem 03. Juni 2020 vorliegende unwiderrufliche, einseitige, zeitlich befriste, bindende und einseitige Angebot auf Abschluss eines wirksamen Rechtsgeschäfts „Investition“, durch den in Dubai lebenden deutschen Investor der Öffentlichkeit vorenthalten. Ich hielt und halte es nach wie vor für meine Pflicht, die Mitglieder und Fans in dieser Situation aufzuklären, schon um zu verhindern, dass etwaige andere, wesentlich schlechtere Offerten angenommen werden, ohne dass ein geordneter Diskussions- und Auswahlprozess stattfinden kann.
Frage: Der in Dubai lebende Deutsche, der an einer Investition in den FCK interessiert ist, ist kein Mandant Ihrer Kanzlei ist das richtig? Insofern vertreten Sie auch nicht seine Interessen oder haben gar einen Interessenkonflikt. Korrekt?
Antwort: In Kenntnis der strafrechtlichen Folgen einer falschen eidesstattlichen Versicherung erkläre ich hiermit an Eides statt: Weder ist der Investor Mandant meiner Kanzlei, noch bestehen oder bestanden irgendwelche geschäftlichen Beziehungen zwischen dem Investor und mir oder meiner Kanzlei oder irgendeine unmittelbar oder mittelbar von mir beeinflussten Unternehmen. Mein Interesse an diesem Investor, wie an jedem anderen Investor auch, der zu fairen und rechtmäßigen Bedingungen unter Beachtung der einschlägigen Satzungen und Rechtsvorschriften in den FCK investieren möchte, beschränkt sich ausschließlich auf meine mir per Wahl und Mandat, sowie Recht und Gesetz, auferlegte Funktion als Aufsichtsrat des FCK und seiner Gesellschaften.
Im Übrigen habe ich – im Gegensatz zu einigen andern Mitgliedern der Gremien – unmittelbar mit Aufnahme meiner Tätigkeit für den FCK eine, den Grundsätzen zeitgemäßer Compliance- und Corporate-Governance-Anforderungen, entsprechende Erklärung unterzeichnet und in den Vereinsakten hinterlegt. Dort darf gern jeder eine Kopie anfordern oder sich bei mir wegen Vorlage melden.
Trotz mehrfachen Nachfassens und Forderung durch mich, konnte sich nicht jedes Mitglied der Aufsichtsgremien entschließen, alle seine Nebentätigkeiten, die etwa einen Interessenkonflikt verursachen könnten, offenzulegen.
Frage: Das Angebot der regionalen Investoren sieht nach unbestätigten Angaben eine Kapitalerhöhung von rd. EUR 8 Mio. vor, wovon EUR 2 Mio. an die Gläubiger fließen sollen. Bedeutet das, dass dieses Angebot den selben Schuldenschnitt vorsieht wie das Angebot des Ankerinvestors? Außerdem ist zu hören, dass dieses Angebot vorsieht, dass Aktien künftig nur zu einem höheren Preis veräußert werden können, als durch diese Investorengruppe bezahlt. Vor diesem Hintergrund: handelt es sich bei dem Angebot um ein annahmefähiges Angebot und ist es in Einklang mit der Satzung, den Beschlüssen zur Ausgliederung und dem Viersäulen-Modell?
Antwort: In dieser speziellen Frage würde ich liebend gern eine Antwort geben, bin allerdings aufgrund meiner Verschwiegenheitspflicht erst in der nächsten Mitgliederversammlung bzw. in einer etwaigen außerordentlichen Mitgliederversammlung rechtlich in der Lage, darauf
inhaltlich zu antworten. Dort werde ich allerdings das „Angebot“, dass mir bis zu meiner Erklärung in KLARTEXT als einziges schriftliches „Angebot“ vorlag, mitgliederöffentlich machen.
Ich kann jedoch versichern, dass es sich bei dem von Ihnen wohl gemeinten „Angebot“, was bis dahin vorlag, nicht um ein rechtsmangelfreies Angebot handelt, da dort nicht sämtliche Namen der dahinterstehenden Personen identifizierbar sind und weil das sogenannte „Angebot“ Bedingungen enthält, die weder aus rechtlicher, noch aus kaufmännischer Sicht und auch nicht aus für den Verein kaufmännisch vertretbarer Sicht, angenommen werden können. Durchsichtiger Zweck dieses „Angebotes“ ist nach meiner persönlichen Einschätzung lediglich, mit geringem Einsatz die wirtschaftliche Kontrolle über die KGaA zu erlangen, das Angebot des Investors aus Dubai zu kanibalisieren.
Frage: Kommen wir ganz konkret auf das Angebot des in Dubai lebenden deutschen Investors zu sprechen. Das Angebot sieht eine signifikante – man hat gehört EUR 20 Mio. Euro – Kapitalerhöhung vor, die sowohl genug Raum für die Beteiligung weiter regionaler Investoren lässt als auch genug Spielraum für das öffnen der Fansäule. Zudem beansprucht der Investor lediglich einen Sitz im Beirat. Vor diesem Hintergrund: handelt es sich bei dem Angebot um ein annahmefähiges Angebot und ist es in Einklang mit der Satzung, den
Beschlüssen zur Ausgliederung und dem Viersäulen-Modell? Gibt es aus Ihrer Sicht irgendeinen Grund, der gegen eine Kombination der regionalen Investoren und dem Ankerinvestor spricht.
Antwort: Hier bestehen die gleichen Verschwiegenheitspflichten, wie bei der Frage nach der inhaltlichen Ausgestaltung des anderen, jedoch nicht annahmefähigen „Angebotes“. Richtig und bereits durch den Investor selbst öffentlich verkündet ist aber, dass durch das Angebot des Investors aus Dubai, in Kombination mit der von ihm ausdrücklichen gewünschten und willkommen geheißenen Co-Investition - und der von ihm ausdrücklich gewünschten Öffnung der Fan-Säule IV, Eigenkapital in so hohem Betrag zufliessen würden, dass eine im Wesentlichen über die Planinsolvenz entschuldete KGaA, über mindestens 3 Spielzeiten durchfinanziert wäre, vorausgesetzt in der Planinsolvenz wird ein Schuldenschnitt von mindestens 90 % der Verbindlichkeiten erreicht.
Es spricht also nicht nur nichts dagegen, dass Ankerinvestor, Regionale und Fans als CoInvestoren zusammenkommen, es ist sogar der ausdrückliche Wunsch des Investors aus Dubai, auf diese Art und Weise internationales Finanz- und Sport-Know how mit dem Engagement der regional mit dem Verein verbundenen Unternehmen und der die den FCK tragende Fangemeinde zum Wohle des Vereins zusammenzuführen.
Frage: Im Umfeld des Vereins werden Gerüchte gestreut, dass der Investor die Forderung gestellt hat, bis zu 30 Mitarbeiter zu entlassen und durch eigene Mitarbeiter zu ersetzen. Können Sie diese Forderung bestätigen, unabhängig davon, ob Sie im Rahmen des Angebotes oder im Rahmen einer Telefonkonferenz übermittelt wurde?
Antwort: Das ist – wie Sie selbst sagen – ein Gerücht. Der Investor verfügt über den Zugriff auf ein bis zu 30 Fachleuten umfassendes Kompetenz- und Beratungsteam, das an eine internationale Sportakademie angehängt ist und das zur Unterstützung, in allen Fragen rund um den Betrieb einer Profifussballmannschaft und deren Organisation beratend hinzugezogen werden kann. Diese Kompetenz will er dem FCK auf dem Weg zur Weiterentwicklung von Liga zu Liga, in Abstimmung mit der Vereinsgeschäftsführung zur Verfügung stellen.
Frage: Das Insolvenzplanverfahren muss natürlich auch aus Sicht der Gläubiger betrachtet werden. Hierbei sind die Interessen des Schuldners und die des Gläubigers nicht immer gleichgerichtet. Auf der anderen Seite ist es so, dass die Gläubiger im Falle der sogenannten Regelinsolvenz mit einer sehr geringen Quote rechnen müssen. Wenn aber beide Angebote in etwa den selben Schuldenschnitt vorsehen, müsste es auch Ihrer Sicht nicht im Interesse des FCK sein, eine möglichst hohe Kapitalerhöhung zu erzielen, um im ersten Schritt Planungssicherheit für die nächsten Jahre zu erhalten? Wenn dem so ist müsste doch die Kombination beider Angebote das erklärte Ziel der FCK Geschäftsführung sein und dürfte auch nicht auf Widerstand im Gläubigerausschuss stoßen.
Antwort: Ich glaube, die Antwort hierauf ergibt sich bereits aus dem oben Gesagten. Die gesamte Investition des Investors aus Dubai fließt nach einem zwingend vorher bei den Großgläubigern zu erreichenden Schuldenschnitt um 90 % ausschließlich ins Eigenkapital und so soll die Transaktion umgesetzt werden. Ob später, sollte das Kapital einmal aufgebraucht sein, weitere notwendige Finanzmittel über Kapitalerhöhung ins Eigenkapital oder über sonstige Finanzierungstools ins Fremdkapital fliessen, bleibt eine derzeit nicht wirklich entscheidende Frage. Wichtig ist, dass der Investor aus Dubai nach seinen eigenen Angaben über genügend weitere Finanzmittel verfügen kann.
Frage: Der Gläubigerausschuss hat angabegemäß einen M&A Berater damit beauftragt zu überprüfen, ob es nicht weitere Interessenten für den FCK gibt, die z.B. auch bereit wären, den Gläubigern eine höhere Quote zu zahlen. Dies ist auf der einen Seite verständlich, auf der anderen Seite würde das ja bedeuten, dass sowohl die Geschäftsführung unter Herrn Klatt als auch die Geschäftsführung unter Herrn Voigt nicht ordentlich gearbeitet hätte und nicht im ausreichenden Umfang nach Investoren gesucht hätte. Wie ist Ihre Einschätzung hierzu? Die Frage ist auch vor dem Hintergrund wichtig, dass ein entsprechender Prozess ja erneut mehrere Wochen, eher Monate in Anspruch nehmen würde. Eine Zeit in der der FCK nur bedingt handlungsfähig wäre. Zumindest wäre man kaum in der Lage, eine schlagkräftige Mannschaft für die kommende Saison aufzustellen, was ja wiederum kontraproduktiv hinsichtlich einer mittelfristigen operativen Erholung ist. Wie ist Ihre Einschätzung zu diesem Themenkomplex?
Antwort: Nein, dass darf man nicht behaupten: was die frühere Geschäftsführung getan hat, kann ich nicht beurteilen. Die heutige GF unter Sören Voigt und die Kollegen aus dem Team Merk haben alles versucht und weit über 40 Investorengespräche in einem strukturierten Prozess geführt. Aber, um es salopp zu sagen: „wenn die Braut nicht genug geschmückt ist, vielleicht noch schwach, krank und angeschlagen, werden die Brautwerber nicht scharenweise um sie herumscharwenzeln“. Mit anderen Worten: Kein anderer Investor war
bisher bereit, tatsächlich so viel zu bieten.
Jetzt, beim Vorliegen bzw. sich Anbieten einer derart attraktiven Investorenkombination noch einmal auf Kosten des eh schon finanzschwachen Unternehmens, erneut einen teuren Berater zu beauftragen, der unter dem Deckmäntelchen der neutralen Beurteilung der vorliegenden Angebote erneut einen wochen- oder monatelangen Investorensuchprozess starten will, anstatt die „Luxusangebote“, die vorliegen, anzunehmen bzw. annehmen zu lassen, schadet dem Verein, vertreibt ggf. den bis zum 31. Juli 2020 bereiten Investor aus Dubai und dient allenfalls Quattrex und Co, bei der Suche nach einem Investor, der verrückt genug ist, erst einen Teil der Altverbindlichkeiten zu zahlen, bevor Geld in den Neuanfang fließt.
Frage: Sind Sie als einziger M&A- sowie Transaktionsspezialist im Team Merk neben Martin Weimer, dem Finanzfachmann in die Verhandlungen und Gespräche hinreichend eingebunden?
Antwort: Nein: bei den Gesprächen mit den Regionalinvestoren wurde ich bisher auf deren Drängen ferngehalten; all diese Gespräche fanden immer hinter verschlossener Tür ohne meine Teilnahme statt. Auch Martin Weimer war dazu nicht präsent. Bei dem Angebot des Investors aus Dubai waren Verhandlungen nicht notwendig: er hat von Anfang an ein Angebot formuliert und unterschriftsreif auf den Tisch gelegt und sodann sämtliche, an ihn in einer Videokonferenz, unter Teilnahme von Geschäftsführung, Generalbevollmächtigten und nahezu allen Mitgliedern des Vorstandes, Aufsichtsrats und Beirates, an ihn gerichteten Nachbesserungen und Kompromisse erfüllt und innert 3 Tagen schriftlich zugesagt.
Frage: Haben Sie das Gefühl, genügend gehört zu werden und Ihre Expertise hinreichend einbringen zu können?
Antwort: Nein, ich bin der Meinung, dass hier einige Leute aus den Aufsichts- und Beiratsgremien gern den „Obergeschäftsführer“ spielen und ständig ins operative Tun eingreifen. Gespräche mit Stakeholdern, Geschäftspartnern und mit den Regionalen werden – neben oder ohne Geschäftsführung - in der Regel gerade von denen geführt, deren Expertise nicht Recht und Finanzen sind. In Abstimmungsprozesse mit den heute in der Planinsolvenz das Sagen habenden Entscheidern bin ich leider nicht eingebunden. Wenn und soweit auf Missstände hingewiesen werden müsste, versucht man, wenn auch meist erfolglos, mich unter Hinweis auf die Geschlossenheit eines Teams zu räsonieren. Meine Hinweise auf die Einhaltung der Satzungs- und Rechtspflichten werden leider oft vom Tisch gewischt und einer Art Super-Revisions-Instanz in Form eines Kompetenzteams zu unterstellen versucht. Leider oder Gott sei Dank deckt sich das nicht mit meiner und des Gesetzgebers Auffassung von der mir auferlegten Tätigkeit.
[Anm. d. R.: Das Gespräch mit Jörg E. Wilhelm führten Ken Kinscher und Ben Remy. Die Aufzeichung erfolgte 05. Juli 2020.]
Bildquelle: ms-sportfoto.de
Quelle: Treffpunkt Betze