"Nur mit einer sportlichen Philosophie kommen wir da raus"
- Michael
- 0 Antworten
- 2.330 Mal gelesen
- 5 min Lesezeit
Am 26. Februar findet die diesjährige Jahreshauptversammlung mit der so wichtigen Wahl des Aufsichtsrates statt. Aus dem amtierenden fünfköpfigen Gremium stellen sich vier Kandidaten zur Wiederwahl - die Liste wird durch sechs weitere Kandidaten komplettiert. Wir haben im Vorfeld der Jahreshauptversammlung alle Kandidaten kontaktiert und um die Beantwortung von drei Fragen gebeten. Nach dem Interview mit Bernhard Koblischeck geht es heute weiter mit dem amtierenden Aufsichtsratsmitglied Fritz Fuchs. Das "Lautrer Urgestein" ist FCK-Mitglied seit dem Jahr 1952. In unserem gemeinsamen Gespräch stellt der gebürtige Lautrer seinen "3-K-Plan" vor und verweist auf die Dringlichkeit, so schnell es geht ein langfristig angelegtes sportliches Konzept zu entwickeln.
Treffpunkt Betze: Herr Fuchs, als amtierendes Aufsichtsratsmitglied werden Sie vielen Mitgliedern und Fans natürlich bekannt sein. Dennoch die Frage zu Beginn: Was sollten die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über Sie wissen? Welche Kompetenzen bringen Sie ein, die den FCK in seiner gegenwärtigen Situation wirksam unterstützen?
Fritz Fuchs: Ich bin seit 69 Jahren Mitglied im Verein. Ich habe 16 Jahre für den FCK gespielt. Und ich habe den Verein zwei Mal in schwierigen Situationen ehrenamtlich helfen können. Zum ersten Mal vor 12 Jahren, als ich als kommissarischer Sportdirektor Milan Sasic verpflichtet habe und uns allen geglückt ist, die zweite Liga zu halten. Und ein zweites Mal im letzten Quartal des Jahres 2019, als mehrere Aufsichtsratsmitglieder zurückgetreten sind – und ich als einziger Nachrücker angetreten bin. Dabei habe ich mich um die Mannschaft, den Trainer und den Sportdirektor gekümmert. Gemeinsam mit Boris Schommers, Boris Notzon und natürlich auch der Mannschaft ist es uns gelungen, die Abstiegsränge zu verlassen und auf vier Punkte an die Aufstiegsplätze heranzurücken. Darüber hinaus bringe ich als Spieler, Trainer, Sportdirektor, Leiter von Nachwuchsleistungszentren und als Spielerberater sowohl national als auch international fußballerische Erfahrung aus über 50 Profijahren mit.
Treffpunkt Betze: Blicken wir einmal auf das, was den 1. FC Kaiserslautern gegenwärtig am meisten herausfordert. Das
Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Aktiengesellschaft ist zwar schuldenfrei, der e.V. jedoch mit mehreren Millionen Euro
verschuldet. Welche Weichen gilt es aus Ihrer Sicht kurz- und mittelfristig in den kommenden 12 bis 24 Monaten unbedingt zu stellen? Welche strukturellen Herausforderungen gehen damit einher? Und welche Ideen und Lösungen werden Sie diesbezüglich einbringen?
Fritz Fuchs: Auf der finanziellen Ebene gibt es im Verein Experten, die explizit diesen Arbeitsbereich verantworten und diesen ja auch schon erfolgreich angegangen haben. Deswegen halte ich mich aus diesen Fragen raus. Wenn ich auf das Sportliche blicke, dann lässt sich festhalten, dass der Verein in den vergangenen Jahren kein sportliches Konzept hatte. Wir brauchen demnach ein Konzept, eine Philosophie. Was wollen wir, wo wollen wir hin, wie wollen wir spielen, wie wollen wir in der Öffentlichkeit arbeiten. Dieses Konzept, welches auch der neue Sportchef entwickeln muss, muss bis ins Nachwuchsleistungszentrum durchgängig sein. Wir haben mit der U17 und U19, die beide in der Bundesliga spielen, eine gute Basis.
Zu diesem Konzept gehört aber auch, dass die richtigen Positionen mit den richtigen oder entsprechenden Kompetenzen besetzt werden. Wenn uns das gelingt, dann wird der Erfolg auch planbar. Wenn wir aber kein solches Konzept haben, dann werden wir nie aus der 3. Liga herauskommen. In der laufenden Saison gab es dieses Konzept im sportlichen Bereich nicht, und das ist der Grund, warum wir uns im Abstiegskampf der dritten Liga befinden. Es kommt also auf die drei K‘s an: Konzept, Kompetenz und Kapital. Durch den Einstieg der regionalen Investoren bin ich sehr guter Hoffnung, dass wenn es sportlich aufwärts geht, auch weitere Investoren dazu kommen und wir unser Ziel „Aufstieg in Liga 2“ in Angriff nehmen können.
Treffpunkt Betze: An dieser Stelle erscheint es als wichtig und angemessen, die Aufgaben eines Aufsichtsrates genauer zu beleuchten. Nach der Anstellung von Marco Antwerpen als neuen Cheftrainer ist eine öffentliche Debatte entfacht worden, inwieweit der Aufsichtsrat Einfluss auf das operative Geschäft nehmen darf. Welches Selbstverständnis liegt dem Aufsichtsrat zugrunde? Und welche Position vertreten Sie dabei?
Fritz Fuchs: Als Aufsichtsrats- und Beiratsmitglieder können wir im operativen Bereich nicht einwirken. Ein operatives Einlenken ist auch laut unserer Satzung, weder im Aufsichtsrat noch im Beirat der Kapitalgesellschaft möglich. Wir können nur, wenn es gewünscht ist, beratend zur Seite stehen. Dann stehe ich zur Verfügung und bin jederzeit ansprechbar, sowohl für unseren neuen Sportchef Thomas Hengen als auch für unseren neuen Trainer Marco Antwerpen. Darin sehe ich meine Aufgabe und das ist meine Richtung. Im Falle der aktuellen Trainerverpflichtung wurde ich gebeten, weil auch mehrere Kandidaten zur Auswahl standen, mich auf Grundlage meiner Erfahrungen und Kenntnisse zu äußern, meine Einschätzung über Vor- und Nachteile und die Frage, ob die Kandidaten zum FCK passen, abzugeben. Ich kannte alle Kandidaten aus meiner aktiven Zeit, so war Marco Antwerpen beispielsweise einer meiner Spieler bei Rot-Weiß Essen. Das heißt, in meiner Funktion als Berater des Kontrollgremiums habe ich nur meine Einschätzung abgegeben. Nicht mehr, und nicht weniger. Den operativen Teil hat auch hierbei Herr Voigt verantwortet. Nicht zu vergessen ist, dass wir als Gremium ebenfalls kontrollieren. Wenn Dinge falsch laufen, dann ist es unsere Aufgabe, diese im gemeinsamen Dialog mit den operativ Verantwortlichen zu besprechen.
Treffpunkt Betze: Wir bedanken uns für den offenen, konstruktiven und ehrlichen Austausch und wünschen Ihnen für die Wahl am 26. Februar alles Gute und viel Erfolg!
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze