Unsere Häämspiel Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.
Die Messe ist gelesen, die Kuh ist vom Eis, der Drops gelutscht, die Wiese gemäht, der Käse gegessen. Oder kurz gesagt, der Klassenerhalt ist geschafft! Hätte mir nach dem Spiel in Magdeburg jemand gesagt, dass der letzte Spieltag für den FCK bedeutungslos ist, hätte ich ihn gefragt, ob er als Kind durch den Pullover gestillt wurde. Die Hoffnung war zwar nie ganz weg, aber spätestens damals war klar, es muss ein kleines Wunder her. Acht Spiele und 15 Punkte später wissen wir aber, es gibt tatsächlich noch Lautrer Fußballwunder.
Das verdient "högschden" Respekt
Aus Spielerkreisen hört man immer wieder, dass die Länderspielpause nach dem Auftritt in der MDCC-Arena der Schlüssel zum Erfolg war. Dem Vernehmen nach müssen die beiden Folgewochen zwar sehr im Zeichen der körperlichen Ertüchtigung gestanden haben, doch offenbar ist die Mannschaft dadurch zusammengewachsen. Nur aus dem Spiel bei den Münchner Löwen nahmen die Betzebuwe in der Folgezeit nichts Zählbares mit. Natürlich wird nicht jeder Auftritt der letzten Wochen Einzug in die Geschichtsbücher des FCK finden, aber was immer sichtbar war, waren der absolute Wille und die Bereitschaft zu kämpfen. Und genau diese Tugenden sind das, was ich als FCK-Fan sehen möchte und von jedem Spieler erwarte, der das Teufels-Trikot tragen darf.
Ich kann für mich sagen, dass ich die aktuelle FCK-Mannschaft feiere. Es gibt zwar viele, die sich dem nicht anschließen möchten, weil man sich letztlich selbst durch zu viele „Lust- und Kraftlosauftritte“ in diese fast aussichtslose Situation gebracht hat. Gleichzeitig muss man meiner Meinung nach anerkennen, unter welchem Druck das Team in den letzten Wochen stand und wie sich die Spieler davon aus eigener Kraft befreit haben. Das verdient höchsten Respekt und sollte bei allem Missfallen über die erneut verkorkste Saison nicht unter den Tisch fallen. Die Charakterfrage, die ich selbst vor dem letztlich ausgefallenen Heimspiel gegen Zwickau gestellt habe, wurde für mich eindrucksvoll beantwortet.
Es braucht mal wieder die gute alte Aufbruchstimmung
Luft nach oben sehe ich momentan bei uns Fans. In der Halbzeitpause des Spiels in Köln griff ich zu meinem Handy und öffnete Facebook. Ich war entsetzt, welch ein Shitstorm dort über die Mannschaft hereinbrach. Natürlich waren 30 der ersten 45 Minuten nicht gut. Natürlich wurden die Kölner geradezu zum Tore schießen eingeladen und natürlich wirkte das Team in der Folge verunsichert und in einigen Situationen desorientiert. Aber haben sich die Jungs in den letzten Wochen nicht etwas mehr Kredit erspielt? Ich habe Verständnis dafür, dass man seine Meinung äußert und auch dafür, dass einem irgendwann einmal der Geduldsfaden reißt. Aber das, was ich am Samstag lesen „durfte“, ging mir deutlich zu weit. In den Kommentaren wurden Spieler beleidigt und ihnen jegliche Qualität abgesprochen. Und für den Fall, dass sich das Horrorszenario des Abstiegs nicht doch jetzt schon einstellen würde, wurde direkt der sichere Abstieg für 2022 vorhergesagt.
Sind das wirklich wir FCK-Fans, die nach einer schlechten Halbzeit so auf die eigene Mannschaft einprügeln? Der Zusammenhalt aus Mannschaft und Fans hat den FCK in den letzten Jahrzehnten immer wieder stark gemacht und zu Höchstleistungen getrieben. Selbstverständlich wurde die Leidensfähigkeit von uns Anhängern in den letzten Jahren immer wieder auf die Probe gestellt. Es liefen sehr, sehr viele Dinge so, wie sie nicht hätten laufen dürfen. Nach meiner Ansicht ist die Talsohle aber durchschritten. Was der gesamte Verein und sein Umfeld momentan dringend brauchen ist eine Aufbruchstimmung. Mir erscheint der FCK in der Geschäftsführung derzeit sowohl kaufmännisch als auch sportlich gut aufgestellt. Der Club hat mit Marco Antwerpen offenbar wieder einen Coach gefunden, der mit seinen Werten und Vorstellungen wie die Faust auf´s Auge zum FCK passt. Die Mannschaft verfügt über Teamgeist und ist bereit „Gras zu fressen“. Und wir Fans sind nach wie vor fußballverrückt und sehnen uns nach erfolgreicheren Zeiten. Was fehlt uns also noch zu unserem Glück? Lasst uns einfach wieder eng zusammenrücken und zu der eingeschworenen Gemeinschaft werden, die allen Widerständen trotzt und vor der man sich weit über die Stadtgrenzen hinaus fürchtet.
"Das habe ich ihm auch verbal gesagt"
Mit dem morgigen Heimspiel gegen Verl dürfte für den ein oder anderen Spieler auch sein persönliches FCK-Kapitel geschlossen werden. Umso trauriger ist die Tatsache, dass diese Jungs nicht standesgemäß von der Westtribüne verabschiedet werden können. Spieler wie Götze, Senger oder Ouahim, die in der Winterpause deutlich ruhigere Fahrwasser als den FCK hätten wählen können, hätten es sich verdient, gefeiert zu werden. Wer sich sogar zu einem wahren FCK-Denkmal aufgeschwungen hat, ist die pfälzische Antwort auf Hans Sarpei oder Chuck Norris. Soviel populistischen Müll kann ein Mario Basler gar nicht von sich geben, um das kleinzureden, was ein Jean Zimmer dem FCK in den letzten Monaten zurückgegeben hat. Als der Verein am Boden lag und dringend wiederbelebt werden musste, kam er als absolute Identifikationsfigur zurück zum Betzenberg und führte die Mannschaft letztlich als Kapitän, der sich nie versteckte und immer voranging (lesen Sie das bitte laut und deutlich vor, Herr Basler!), zum Klassenerhalt.
Ein Jean Zimmer…
… kann Fische ertränken!
… isst sein Knoppers schon um neun!
… kann unter Wasser grillen!
… verliebt sich schon nach zwei Minuten auf Parship!
… hat mehr Drittligaspiele auf dem Buckel als Cristiano Ronaldo und Lionel Messi zusammen!
… würde ein Weihnachtsessen mit der Check24-Familie überstehen!
… hat mehr Ahnung vom Kicken als Mr. 3:1!
… kommt auch mit der Deutschen Bahn pünktlich an (außer nach Düsseldorf – da lassen wir ihn nicht mehr hin)!
Quelle: Treffpunkt Betze
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