Abstieg, trister Drittliga-Alltag, Enttäuschungen auf ganzer Linie. Die Fans des 1. FC Kaiserslautern sind bekanntlich leidensfähig. Und trotzdem stößt diese Fähigkeit Niederlagen einzustecken oder richtungsweisende Fehlentscheidungen zu akzeptieren mit zunehmender Erfolgslosigkeit an ihren Grenzen. Doch dann entsteht dieser eine besondere Moment, die mit Spannung gefüllte Luft erinnert an die rot glühende Westkurve aus dem Europapokalspiel der Landesmeister gegen den ehrwürdigen FC Barcelona, die Stimmung kippt - und plötzlich, aus dem Nichts heraus, ist sie wieder da: Diese schier unglaubliche „Jetzt-erst-recht-Mentalität“. Woher die Anhänger der Roten Teufel diese Kraft und diese Emotionen immer wieder hernehmen, ist nicht überliefert. Was jedoch bekannt ist, dass kaum ein anderer Verein im deutschen Profifußball eine solche Begeisterung entfalten kann. Oder um es in den Worten von FCK-Kapitän Jean Zimmer auszudrücken: „Als FCK-Fan mit breiter Brust wieder montags auf die Arbeit gehen können“.
Trotz der 3. Liga: Auswärts könnte der FCK ganze Heimblöcke füllen
Und gegenwärtig verspüren die Anhänger der Roten Teufel wieder richtig Lust auf ihren FCK. Das wiederum zeigt sich unter anderem in den Ticketanfragen für Auswärtsspiele. Für das Derby in Saarbrücken gingen weit über 7.000 Anfragen ein - das Gästekontingent von rund 1.600 Tickets für die Partie in Dortmund war binnen weniger Minuten ausverkauft. Für den Verein selbst war dies Grund genug, um sich mit dem Statement „Ihr seid verrückt! Wir freuen uns jetzt auf schon auf einen überragenden Support“ bei all seinen Fans zu bedanken.
Sind FCK-Fans nun also „verrückt“? Die einhellige Antwort auf diese Frage dürfte lauten: „Ja, das sind sie“. Und zwar auf eine positive Art und Weise. Liebe, in welcher Form auch immer, lässt sich nicht erklären. Und die Liebe zu einem Fußballverein schon gar nicht.
Doch zurück zum tristen Alltag der dritten Liga und dem bevorstehenden Auswärtsspiel in Dortmund. Borussia Dortmund, das erinnert jeden Lautrer an glorreiche Bundesliga-Duelle. Am Samstag jedoch trifft der FCK auf die U23, die so genannte Zweitvertretung, und das noch nicht einmal im ehrwürdigen Westfalenstadion, sondern lediglich in seinem Schatten. Ohne überdachte Tribünen, auf einzementierten Steintreppen. Was für eine Schmach. Für manch einen könnte dies sogar das Sinnbild des Niedergangs sein.
Keine Spur vom Niedergang
Weit gefehlt. Von Szenarien des Niedergangs ist in Kaiserslautern und der Pfalz derzeit nur wenig zu spüren. Ob zu Heim- oder Auswärtsspielen, Fans strömen wieder ins Stadion – und das hat gute Gründe. Die Mannschaft entwickelt sich zunehmend zu einer gefestigten Einheit, sie zeigt neben spielerischen Qualitäten etwas, was in keinem anderen Verein so wichtig ist wie in Kaiserslautern. Sie wehrt sich. Sie akzeptiert Niederlagen und Unentschieden nicht schon in der 70. Minute, sondern frühstens nach dem Schlusspfiff. Sie lässt die Fans ihren unermüdlichen Einsatz spüren. „Wir kämpfen für euch“, lautet die Botschaft der vergangenen Wochen. Und wer tief in die Gesichter der Roten Teufel nach dem Derbysieg in Saarbrücken schauen konnte, der sah Spieler die wussten, dass sie „so etwas“ definitiv nicht in und mit jedem Verein erleben werden dürfen. Und diese Einstellung der Mannschaft führt unweigerlich dazu, dass Fans auch bereit sind, ihr „letztes Hemd“ zu geben. Es gibt sie also wieder, die Hoffnung auf bessere Zeiten. Eine Hoffnung, die nie vergeht.
„Wenn wir in der Gästekurve steh'n“
Auswärtsfahrten - und da schließt sich der Kreis zum bevorstehenden 17. Spieltag – tragen grundsätzlich etwas Besonderes mit sich. Auswärts scheint der Zusammenhalt unter FCK-Fans noch größer zu sein. Die Gesänge wirken noch lauter und das Schreien noch „inbrünstiger“. Schließlich muss die Ehre „seiner Liebe“ gegenüber der gegnerischen Fangemeinde verdeutlicht und verteidigt werden.
Gleichzeitig bietet das Stadion „Rote Erde“ den Reiz und die Möglichkeit ein neues, aber eigentlich auch altes Stadion kennenzulernen. „Das Stadion Rote Erde, dessen Name sich von ‚gerodeter Erde‘ ableitet, wurde 1926 fertiggestellt und war von 1937 bis zur Einweihung des Westfalenstadions im Jahr 1974 die Heimspielstätte von Borussia Dortmund. In der Roten Erde feierte der BVB in den 50er- und 60er-Jahren große Erfolge, darunter dreimal die Deutsche Meisterschaft“, heißt es auf der Vereinswebseite des BVB. Tradition und Fußballnostalgie pur eben.
Nun also, den 1. FC Kaiserslautern erwartet am Samstag zwar eine schwierige, aber dennoch machbare Aufgabe. Und bei guten Windverhältnissen wird die Stadt Dortmund nicht wie gewohnt Gesänge von der Südtribüne hören, sondern ein wuchtiges: „Wenn wir in der Gästekurve steh'n, und die Roten Teufel spielen seh'n, dann feuern wir sie an, so laut wie jeder kann, wir wollen Kaiserslautern siegen seh'n“! In diesem Sinne. Auswärtssieg!
Quelle: Treffpunkt Betze
(Anm. d. R.: Matthias Lange ist von Kindesbeinen an FCK-Fan und seit über 30 Jahren Dauerkarteninhaber. Beim Derby in Saarbrücken ging er leider leer raus. Die Tatsache, dass er trotz des hohen Andrangs für das Kontingent in Dortmund Tickets erhalten hat, inspirierten ihn zu diesen Zeilen.)
Quelle: Treffpunkt Betze