Typischerweise wird der Dezember meist genutzt, um auf Vergangenes zurückzuschauen. Ein eingetragener Verein auf seine Altlasten, ein fast gescheitertes Talent auf seine bisherige Laufbahn, ein Coach auf eine Spielzeit voller Höhen und Tiefen und ein Urgestein auf seine Anfänge und Highlights im FCK-Trikot. Alles über den Hashtag der Woche #eswareinmal und was in der letzten Woche sonst noch wichtig war. Unser Wochenrückblick.
1. Kein strukturelles Defizit, dafür ein heftiger Schuldenberg: Der kicker war vom Verlauf der diesjährigen Jahreshauptversammlung des FCK positiv überrascht. "Gegen 23 Uhr verließ jeder Funktionär die Versammlung mit dem Amt inne, mit dem er auch um 18 Uhr in den Abend gestartet war. Ein Novum mit Blick auf die jüngere Vergangenheit", stellte das Fachmagazin fest und berichtete zudem über die Schuldenlast, die dem e.V. derzeit schwer zu schaffen macht. Insgesamt stehen Verbindlichkeiten in Höhe von 6,5 Millionen Euro zu Buche, wovon ca. 2,4 Millionen schon im kommenden Jahr aufzubringen sind. Zum einen werden Mitte des Jahres die Rückzahlungen der Fananleihe fällig, zum anderen erwartet der Finanzdienstleister Quattrex die Erstattung von 400.000 Euro. Dank der Unterstützung der regionalen Investorengruppe können die kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten jedoch fristgerecht bedient werden und die Existenz des Muttervereins ist somit gesichert. "Dem e.V. ist es gelungen, kurzfristige Verbindlichkeiten in mittel- und langfristige umzuschulden", führte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Tobias Frey aus. Das als Überbrückung angedachte Darlehen der Saar-Pfalz-Invest GmbH soll 2025 mit der Veräußerung von KGaA-Aktien, die sich in e.V.-Besitz befinden und aus steuerlichen Gründen vorher nicht umgewandelt werden können, ausgeglichen werden.
Schuldentilgung gesichert: Investorengruppe hilft FCK e.V.
2. "Da geht mir einer ab": Der bisherige Saisonverlauf des FCK könnte auch als Spiegelbild der Karriere von Renè Klingenburg dienen. Hoffnungsvoll gestartet, durch eigene Fehlentscheidungen einige Bruchlandungen erlebt, die Kurve rechtzeitig bekommen, um mit viel Zuversicht Richtung 2022 zu schauen. Der Lautrer Mittelfeldspieler gab letzten Sonntag bei SWR Sport Einblicke in seine bisherige Profilaufbahn und gab auch unumwunden zu, nicht alles richtig gemacht zu haben. Nach der Meisterschaft mit der Schalker A-Jugend und dem daraus resultierenden Profivertrag bei den Königsblauen folgte eine schwere Zeit für den Fußballer Klingenburg. "Ich war extrem kaputt im Kopf. Ich weiß nicht, wieso und warum. Ich hätte damals gerne einen guten Freund gehabt, der mir gesagt hätte: 'Junge, was machst du da für eine Scheiße? Gehe um 1 Uhr nachts lieber mal nach Hause anstatt weiterzuziehen.' Ich bin einen sehr steinigen Weg gegangen", resümierte der gebürtige Oberhausener. Bei seiner siebten Station im deutschen Fußball seit 2014 fühlt er sich nun endlich in der Lage, doch noch einmal sein "Bad-Boy-Image" abzulegen und mit dem FCK durchzustarten. Und sollte die Rückrunde erfolgreich verlaufen, würden sicher alle FCK-Fans liebend gern das Feierbiest, das tief in Klingenburg drinsteckt, zum Vorschein kommen sehen.
Der "Bad Boy" ist zurück in der Spur: René Klingenburg fühlt sich wohl beim FCK
3. Achtung an Gleis 4: Kurz vor der Partie bei Eintracht Braunschweig bat das Onlineportal DFB.de Marco Antwerpen zum Interview. Der FCK-Coach zeigte sich vom bisherigen Saisonverlauf mit den Roten Teufeln wenig überrascht. „Wir analysieren unsere Situation stetig. Auch, als wir den Saisonstart in den Sand gesetzt haben, hatten wir immer die Überzeugung, dass wir uns aus der Lage befreien können. Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und uns mit hohem Aufwand kontinuierlich nach oben gearbeitet“, antwortete er auf die Frage, ob er schon die Zeit finden konnte, die Entwicklung vom Abstiegskandidaten zum Aufstiegsaspiranten Revue passieren zu lassen. Und auch die gut funktionierende Teamarbeit im Trainerstab hob der Chefcoach hervor. Gerade die Chemie zwischen ihm und Frank Döpper, mit dem er schon bei Fortuna Köln und Preußen Münster gemeinsam als Spieler auf dem Platz stand, scheint zu stimmen. Alles in allem darf im Umfeld also durchaus etwas geträumt werden. Laut Antwerpen nämlich ist „aktuell alles stimmig“ beim FCK. Oder wie sein Co-Trainer nach dem Spiel in München sagte: „Der Zug rollt!".
Marco Antwerpen: "Aktuell ist alles stimmig"
4. Einmal Lautrer, immer Lautrer: Florian Dick, für den der FCK der englischste Verein Deutschlands ist, stellte sich letzte Woche den Fragen von Treffpunkt Betze. Mit 24 Jahren wechselte der gebürtige Badenser damals vom KSC zum FCK und avancierte schnell zum Publikumsliebling. Bis auf ein kurzes Gastspiel in Bielefeld ist er seitdem ein fester Bestandteil des FCK. Angesprochen auf den emotionalsten Moment seiner Karriere, fiel Dick spontan das Relegationsrückspiel gegen Hoffenheim ein. “Wir hatten das Spiel verloren und waren natürlich total enttäuscht. Als wir in die Kurve gingen, wurden wir dennoch mehr als eine Stunde lang von unseren Fans gefeiert. Gefühlt ging keiner der Fans früher nach Hause. Das war für mich sehr prägend“, lässt "Dick-Dick-Dick", für den eine schöne Grätsche an der Außenlinie auch etwas Magisches haben kann, durchblicken. Offenbar ist 2008 etwas zusammengewachsen, was zusammengehört.
Florian Dick: “Der Betze ist Religion”
5. Martinsumzug aus Aachen: Alemannia Aachen hat dem Arbeitsmarkt die Arbeitskraft von Martin Bader, dem einst relativ erfolgreichen Sportdirektor des 1. FC Nürnberg, wieder zur Verfügung gestellt. Der Reserveoffizier der Bundeswehr verfügt über reichlich Erfahrung und dank seinem jüngsten Engagement nun über Kenntnisse aus den vier oberen deutschen Spielklassen. Seiner Beschäftigung in Nürnberg, in der er die Bundesliga kennenlernen durfte, folgten weitere Anstellungen in Hannover (2. Bundesliga), beim FCK, zunächst zweite dann dritte Liga, und zuletzt eben in Aachen, wo er die Nachfolge eines Thomas Hengen antreten durfte. Sein Ziel war es „den Verein mit großer Strahlkraft in umfassender Verantwortung weiterzuentwickeln“. Überraschenderweise verpflichtete er dieses Mal nicht Michael Frontzeck als Heilsbringer, aber mit Patrick Helmes sollte es wenigstens ein anderer Ex-Nationalspieler sein, der etwas Glanz in die Domstadt bringt. Warum sich die Alemannen zur Freistellung entschieden haben, ist nicht bekannt. Aber Fakt ist, Bader übernahm die Aachener auf Platz 12 der Regionalliga West und „führte“ sie auf Platz 18. Eine reine Erfolgsgeschichte liest sich anders.
Abberufung von Geschäftsführer Martin Bader
6. Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich: Die Auslosung des Achtelfinales der Champions League verwirrte am vergangenen Montag sogar die Expertenwelt. Der UEFA unterlief nicht nur ein Fehler, eine ganze Fehlerkette durfte bewundert werden. Zunächst wurde Manchester United dem FC Villareal zugelost. Laut UEFA-Reglement war diese Paarung aber ausgeschlossen, weil beide Clubs schon in der Gruppenphase aufeinandertrafen. Als Atlético Madrid dann als nächster Gruppenzweiter gezogen wurde, wurde Manchester United als möglicher Gegner jedoch fälschlicherweise ausgeschlossen. Stattdessen war der FC Liverpool mit im Topf, der wiederum schon in der Gruppenphase gegen Atlético spielte. Die UEFA, pfiffig wie sie ist, sprach im Anschluss von „technischen Problemen mit der Software eines externen Dienstleisters“. Aber auch die Tatsache, dass man schnell einen anderen Schuldigen finden konnte half nichts - die Auslosung musste wiederholt werden. Wenn Tante Lieschen die Weihnachtstombola des Obst- und Gartenbauvereins auf die Beine stellt, dürfte diese weitaus besser organisiert sein.
Champions League: Auslosung in zwei Akten und die Folgen
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze