An einen solchen Start in das neue Fußballjahr 2022 hätten wahrscheinlich nicht einmal die größten Optimisten geglaubt. Mit 4:0 schickten die Roten Teufel die Gäste aus Meppen – das bisherige Überraschungsteam und zeitgleich Tabellendritter - zurück ins Emsland. Zu keinem Zeitpunkt der Partie gelang es dem SVM, der aus den letzten acht Spielen sieben Mal als Sieger vom Platz ging, seine Stärken auszuspielen und den FCK in offene Kontersituationen laufen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Der FCK machte in diesem Verfolgerduell einfach da weiter, wo er im letzten Jahr aufgehört hatte: Mit seiner defensiven Kompaktheit, Tempofußball und der neu entdeckten effektiven Chancenverwertung. Nicht zuletzt aufgrund des Doppelpacks von Hendrick Zuck holten die Hausherren einen verdienten sechsten Heimsieg und unterstrichen damit auch ihre Ambitionen, sich im oberen Tabellendrittel festsetzen zu wollen.
Matchplan voll aufgegangen
"Wir wollten Meppen komplett mitspielen lassen", erklärte Marco Antwerpen im Anschluss an den 4:0 Heimsieg. Was erst einmal ungewöhnlich klingt, macht angesichts der Meppener Stärke im Umschaltspiel durchaus Sinn. Denn Ballbesitz (durchschnittlich 22,36 Minuten pro Spiel) und Pressing (15,65 Aktionen pro Spiel) gehören nicht zu den taktischen Raffinessen der Emsländer – vielmehr fühlt sich Meppen im Zweikampf und dem direkten Weg zum Tor wohler. Also drehte Antwerpen den Spieß um, ließ Meppen mitspielen und raubte den SVM dementsprechend seine größte Stärke. "Das war unser Ziel, dass wir dann mehr auf die Umschaltsituationen gehen können". Durch den Raum den die Gäste erhielten, produzierten sie deutlich mehr Fehler im Spielaufbau als in anderen Drittliga-Partien. "Sie haben uns den Gefallen getan, genau die Bälle zu spielen, die wir haben wollten", so Antwerpen. Und Mike Wunderlich ergänzte voller Selbstbewusstsein. "Wenn wir in Führung gehen und so verteidigen wie in den letzten Wochen, ist es fast unmöglich, gegen uns noch zu gewinnen".
„Ein perfekter Start“
Und die Roten Teufel wussten die zahlreichen Fehler der Gäste höchst effektiv zu nutzen. Nach nur neun Minuten führten die Hausherren bereits mit 2:0. „Wir haben von Anfang an ein gutes Spiel gemacht und natürlich haben uns die zwei schnellen Tore in die Karten gespielt“, erklärte Mike Wunderlich. Vier Tore im eigenen Stadion, zum zwölften Mal ohne Gegentor und dem Tabellendritten im Verfolgerduell keine Chance gelassen. „Das ist schon ein Ausrufezeichen, auf das wir stolz sein dürfen. Aber kaufen können wir uns davon trotzdem nichts. Aber wenn man so in die Rückrunde startet, kann man natürlich zufrieden sein“, so Wunderlich weiter. Oder um es in den Worten des Doppeltorschützen Hendrick Zuck zu sagen. „Ein perfekter Start“.
Doch neben einem funktionierenden Matchplan des Trainers braucht es eine konsequente Umsetzung durch die Mannschaft und die Freude, auf dem Platz zu stehen. Und diese war bereits vor Spielbeginn zu spüren. „Man hat es schon beim Aufwärmen gemerkt, dass wir heute einfach da sind und mit Intensität ins Spiel kommen wollen“, kommentierte der zweifache Vorlagengeber Felix Götze nach dem Spiel.
FCK auf Aufstiegskurs? Mitnichten!
28:5 Tore, 30 Punkte, neun Spiele ohne Gegentor. Die Bilanz der letzten 13 Spiele liest sich eindeutig wie die Bilanz eines Aufsteigers. Zudem weckt auch der Blitzstart gegen Meppen Erwartungen, nach vier Jahren Drittliga-Zugehörigkeit endlich den großen Sprung zu schaffen. Für den Cheftrainer ist es folgerichtig noch zu früh, um über ein mögliches Aufstiegsrennen zu sprechen. Zwar hat der FCK seit dem viel zitierten Turnaround gegen Mannheim nur ein Spiel verloren, für Marco Antwerpen ist es jedoch am wichtigsten, „wo man am 38. Spieltag steht“. Die Euphorie bremsen will Antwerpen aber auch nicht.
Gleichzeitig erlauben die Ausgeglichenheit der dritten Liga und die Kompaktheit im oberen Tabellendrittel keine großen Freudensprünge. Mit vier Siegen in Folge mischen die Sechziger aus München plötzlich wieder mit im Aufstiegsrennen. Auch die Osnabrücker, die zuletzt konstant unkonstante Leistungen auf den Platz brachten, kämpften sich in einem weiteren Verfolgerduell gegen Saarbrücken zurück in die Spitze. Und trotz der 1:3 Heimniederlage gegen Borussia Dortmund II ist weiterhin mit Waldhof Mannheim im Aufstiegskampf zu rechnen. Einzig die Magdeburger scheinen nicht mehr aufholbar, sodass aufgrund der Relegationsregel gegenwärtig sieben Vereine um den zweiten direkten Aufstiegsplatz kämpfen. Trotz der Lautrer Serie und der damit verbundenen Euphorie: Es wird noch ein langer Weg zur potenziellen Rückkehr in Liga zwei.
Quelle: Treffpunkt Betze