Fabian Schönheim: „Fans haben dem Verein die Treue gehalten“
- Thomas
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Neu auf Treffpunkt Betze, der Dreierpack: Klaus Toppmöller erzielte am 03. März 1978 innerhalb von 11 Minuten den schnellsten Hattrick der FCK-Geschichte. Ganz so rasant sind wir nicht, aber wir arbeiten dran. Drei Fragen, drei Antworten, ein Dreierpack auf Treffpunkt-Betze-Art - und das alle zwei Wochen.
Fabian Schönheim hat in Kaiserslautern schon einiges erlebt. So gehörte er in der Saison 2005/06 gemeinsam mit Daniel Halfar, Sebastian Reinert, Steffen Bohl und Marcel Ziemer zu den „Jungen Wilden“, auf die Wolfgang Wolf im Kampf gegen den Abstieg setzte. Insgesamt trug der gebürtige Kirner acht Jahre lang das Trikot der Roten Teufel, ehe er nach Stationen in Wiesbaden, Mainz und Berlin 2020 wieder in die Pfalz zurückkehrte – allerdings nicht mehr als aktiver Profi, sondern als Mitarbeiter auf der FCK-Geschäftsstelle.
„Dem Profifußball gerne erhalten bleiben“ – aber nicht unter allen Umständen
Treffpunkt Betze: Fabian, du hast bis zum Sommer ein Praktikum beim FCK absolviert, dabei verschiedene Bereiche der Geschäftsstelle kennengelernt und am Ende der Saison gemeinsam mit dem ganzen Verein den Aufstieg feiern können. Was machst du nun nach dieser intensiven Zeit auf dem Betzenberg?
Fabian Schönheim: Ich bin im Mai nochmal Vater geworden, sodass ich aktuell einfach das Papa-Dasein sehr schätze. Ich verbringe viel Zeit mit der Familie, vor allem mit der Kleinen und freue mich einfach jeden Tag bei ihr zu sein. Nach meiner Verletzung, die dann auch schlussendlich zu meinem Karriereende geführt hatte, und der damit verbundenen Reha-Zeit bin ich damals direkt in das Praktikum beim FCK übergegangen und hatte dadurch wenige Verschnaufpausen, sodass ich das aktuell einfach genieße.
Ich bin aber natürlich in Gesprächen, wie es weitergehen kann. Da werde ich mir alles Mögliche anschauen, auch in Bereichen außerhalb des Fußballs, um dann entscheiden zu können, was das Richtige für mich ist. In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer mehr gemerkt, dass einiges von dem, was im heutigen Fußball passiert, nicht mehr mit meinen Werten übereinstimmt. Da müsste ich erstmal einen Weg finden, diese beiden Seiten zusammenzubringen. Dieser Prozess dauert aber noch eine Weile. Ich habe 15 Jahre Profisport hinter mir, das ist der Bereich, in dem ich mich sehr gut auskenne. Ich habe dabei so viel erlebt, sowohl Höhen als auch Tiefen, was mich natürlich enorm geprägt hat. Wenn es da eine Option gibt, bei der alles passt, werde ich dem Profifußball natürlich gerne erhalten bleiben.
Konstanz in der Führungsetage nötig
Treffpunkt Betze: Die letzten sieben Jahre deiner aktiven Fußballerkarriere hast du bei Union Berlin verbracht. Ein Verein, bei dem im Stadion eine ganz besondere Atmosphäre herrscht und der wie der FCK eine interessante Historie vorzuweisen hat. Was sind aus deiner Sicht die größten Unterschiede zwischen beiden Traditionsclubs?
Fabian Schönheim: Ich glaube, der größte Unterschied liegt in der Konstanz in den Führungsetagen der beiden Vereine. Beim FCK waren in den letzten Jahren sehr viele Wechsel drin, dadurch kamen immer wieder andere Menschen mit anderen Ideen in die führenden Positionen. Bei Union hingegen gibt es seit vielen Jahren dieselben Entscheidungsträger in einem Team mit Dirk Zingler an der Spitze, welches den Verein sukzessive dahin geführt hat, wo er jetzt steht.
Ich wünsche mir natürlich für den FCK, dass mit Thomas Hengen nun jemand da ist, der sein Amt viele Jahre bekleiden und in Ruhe arbeiten kann. Nach alldem, was ich in den letzten Monaten mitbekommen habe, ist Thomas Hengen ein sehr strukturierter und konsequenter Mensch, zeitgleich aber auch sehr fair. Ich habe es sehr geschätzt, immer offen mit ihm reden zu können. Er hat auf der Geschäftsstelle viel umstrukturiert und umgestaltet und ich glaube, dass sich das in den nächsten Jahren auszahlen wird und sich der Verein in kleinen Schritten nach vorne entwickeln kann. Vielleicht kann man dann auch wieder an den Pforten zur Bundesliga anklopfen und einen ähnlichen sportlichen Weg gehen wie Union.
Noch spannender finde ich aber die Frage, was für Gemeinsamkeiten meine beiden Herzensvereine haben. Da muss man ganz klar sagen, dass die Fans beider Clubs einfach genial sind. Bei Union haben sie in schlechten Zeiten beispielsweise Blut gespendet, damit der Verein davon finanziell profitiert, sie haben das Stadion mitgebaut und vieles mehr. Diese Menschen leben den Verein, er ist wie eine Familie für sie. Beim 1. FC Kaiserslautern ist das genauso. Der FCK hatte große Zeiten, in denen Champions League gespielt wurde und man der größte Konkurrent des FC Bayern war. Umso mehr musste man in den Jahrzehnten danach leiden, als es bis in die 3. Liga hinunterging. Nichtsdestotrotz haben die Fans dem Verein die Treue gehalten und sind immer wieder ins Stadion gekommen. Eine derart tolle Unterstützung haben nur ganz wenige Vereine in Deutschland!
Gesicherter Mittelfeldplatz realistisch
Treffpunkt Betze: Kurz ein Blick aufs Sportliche: Die Roten Teufel stehen nach acht Spielen auf einem starken 7. Tabellenplatz und halten sich bisher weit von den Abstiegsrängen entfernt. Wie bewertest du den Kader, den Thomas Hengen im Sommer auf die Beine gestellt hat - und was traust du dem Team in dieser Spielzeit noch zu?
Fabian Schönheim: Ich glaube, dass wir einen sehr ordentlichen Kader beisammen haben. In der ersten Halbsaison profitierst du als Aufsteiger natürlich von der enormen Euphorie, sodass eventuell vorhandene qualitative Mängel durch Einsatzwille und Leidenschaft wettgemacht werden können. Genau das machen die Jungs aktuell. Sie haben auf dem Platz einen unfassbar großen Zusammenhalt, das konnte ich auch in der letzten Saison schon beobachten, als ich noch dort gearbeitet habe. Das macht auf dem Platz einiges aus, wenn alle Spieler auch im Privaten viel miteinander unternehmen und wirklich gute Freunde sind. In Kombination mit den Fans im Rücken, ob zu Hause oder auswärts, kann da Woche für Woche Großes geleistet werden.
Ich denke, am Ende wird die Mannschaft im gesicherten Mittelfeld landen. Es kann mit Sicherheit noch Phasen geben, in denen es weniger gut läuft. Umso wichtiger ist daher, dass man bereits so viele Punkte auf dem Konto hat. Mein Tipp wäre eine Endplatzierung zwischen den Rängen sieben und zehn, was für die erste Saison nach dem Wiederaufstieg eine bemerkenswerte Leistung wäre.
Quelle: Treffpunkt Betze
[Anm. d. R.: Der 'Dreierpack' erscheint ab sofort im Zwei-Wochen-Rhythmus, der nächste am 30. September.]
Quelle: Treffpunkt Betze