"Da ist richtig Hass im Spiel, die Bude wird brennen"

Foto: Getty Images / Stuart Franklin

Durch einen zum damaligen Zeitpunkt respektablen fünften Tabellenplatz erreichen die Roten Teufel das Minimalziel der Bundesliga-Saison 1999/2000 und sichern sich damit einen Platz im internationalen Geschäft. Das anschließende Abenteuer im UEFA-Cup, das erst im Halbfinale gegen Deportivo Alavés enden sollte, war - bis auf einen Kurzauftritt in der Spielzeit 2003/04 - das letzte große Ausrufezeichen, das der 1. FC Kaiserslautern auf internationaler Bühne setzen konnte.

Explosive Stimmung im Vorfeld


Der Einzug in die Vorschlussrunde war das Ergebnis mehrerer denkwürdiger Spiele. Denkbar knapp konnten die Lautrer beispielsweise die Duelle mit Slavia Prag oder Iraklis Thessaloniki, im Übrigen mit Andreas Reinke im Tor, für sich entscheiden. Unvergessen sind auch die Bilder aus dem Spiel in Eindhoven, bei dem der FCK seinerzeit mit 1:0 als Sieger vom Platz ging. In besonderer Erinnerung blieb jedoch das Rückspiel der dritten Runde. Nach einer 0:1 Niederlage bei den Glasgow Rangers fieberten die Männer in Rot im heimischen Fritz-Walter-Stadion einer Revanche entgegen. Zu sehr wurden sie im Hinspiel beim schottischen Serienmeister provoziert, beleidigt und unsportlich angegangen. Und der 07. Dezember 2000 hielt alles, was man sich im Vorfeld von ihm versprochen hatte.


Durch die Ereignisse im Ibrox Stadium angestachelt, war die Stimmung schon vor Spielbeginn mächtig aufgeheizt. "Da ist richtig Hass im Spiel, die Bude wird brennen“, gab Andy Buck im Vorfeld ein deutliches Statement ab. In Schottland mussten sich die Roten Teufel der Schauspielerei bezichtigen lassen, dann durfte der Niederländer Michael Mols Torhüter Georg Koch ungestraft ohrfeigen und zu guter letzt verweigerte der ehemalige Bondscoach Advocaat sowohl eine gemeinsame Pressekonferenz als auch einen Handschlag mit Trainer Andy Brehme. Die deutsch-niederländischen Beziehungen schienen auf einen sportlichen Tiefpunkt zuzusteuern. Glasgows niederländischer Nationalspieler Bert Konterman räumte ein, dass möglicherweise immer noch ein unterschwelliges „74er-Syndrom“ wegen des verlorenen WM-Finales bestünde.

Fernsehgeld regiert die Welt


Schon damals kümmerten sich die UEFA-Bosse recht wenig um die Belange der Fans. Entsprechend wurde der Spielplan eher TV-gerecht als fanfreundlich ausgearbeitet. Dass die Begegnung zwischen dem 1. FCK und den Glasgow Rangers an einem Donnerstag um 16:00 Uhr ausgetragen wurde, minderte den Zuschauerzuspruch jedoch nur bedingt. Über 28.000 Anhänger pilgerten auf den Betzenberg - und die deutliche Mehrheit wollte natürlich die Roten Teufel siegen sehen.


Foto: Getty Images / Stuart Franklin


Lauterns Trainer Andy Brehme wollte mit Georg Koch, Murat Yakin, Harry Koch, Hany Ramzy, Slobodan Komljenovic, Dimitrios Grammozis, Marian Hristov, Andy Buck, Youri Djorkaeff, Miro Klose und Vratislav Lokvenc die Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen und ins Achtelfinale einziehen. Dick Advocaat versuchte mit seinem Holland-Block, bestehend aus den Elftal-Kickern Arthur Numan, dem inzwischen viel zu früh verstorbenen Fernando Ricksen und eben Bert Konterman, sowie den in Deutschland bestens bekannten Stefan Klos, Jörg Albertz oder auch Claudio Reyna dagegenzuhalten.

Eine Sternstunde der Europapokal-Historie


Die Roten Teufel legten furios los und zeigten den Schotten von Anfang an, wer Herr im Haus ist. Zunächst durch die frühe Verletzung von Komljenovic zurückgeworfen, benötigte Miro Klose trotzdem nur acht Minuten, um das Hinspielergebnis mit einem sehenswerten Treffer auszugleichen. Die durch das frühe Tor extrem selbstbewusst aufspielenden Lautrer gerieten im weiteren Verlauf der ersten Spielhälfte nur einmal in ernste Gefahr. Georg Koch verhinderte in der 17. Minute mit einer Glanzparade den Ausgleich und hielt sein Team dadurch auf Kurs. Durch die damals geltende Auswärtstorregel wäre ein Gegentreffer ein herber Rückschlag gewesen. Die Mannschaft von Andy Brehme verhielt sich jedoch sehr diszipliniert und ließ die Rangers gar nicht erst ins Spiel kommen. Mit einer hochverdienten Führung im Rücken gingen die Hausherren in die Pause, während die Gäste offensichtlich beeindruckt versuchten, sich in der Halbzeit etwas zu sammeln und die richtigen Schlüsse zu ziehen.


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Dick Advocaat wechselte mit Michael Mols und Neil McCann zwei weitere Nationalspieler ein. Die beiden Offensivkräfte sollten das Angriffsspiel der Schotten beflügeln, was zunächst auch einigermaßen gelang. Andy Brehme hatte seiner Mannschaft offensichtlich geraten, Ruhe zu bewahren und auf die sich auftuenden Räume zu warten. So dauerte es bis zur 65. Minute, bis der Betze beinahe explodierte. Koch fischte einen Eckball der Rangers, blitzschnell schalteten die Lautrer über Hristov und den bärenstarken Djorkaeff um. Schließlich landete der Ball beim pfeilschnellen Andy Buck, der zum vielumjubelten 2:0 traf. Nun setzten die Gäste natürlich alles auf eine Karte. Nur ein Tor hätte ja zum Weiterkommen gereicht. Aber da an diesem Spätnachmittag alles passte, was passen musste, hielt die Defensive der Roten Teufel dem Ansturm stand. Das berühmte „i-Tüpfelchen“ setzte dann Vratislav Lokvenc. In der 79. Minute zirkelte Grammozis einen Ball in den Strafraum und der 1,97m-Hüne köpfte zum 3:0 Endstand ein.

Erinnerungen an internationale Auftritte


Der 86. Europacup-Auftritt der Roten Teufel war eine Sternstunde. Mit dem hochverdienten 3:0 zog der 1. FCK nach dem 0:1 im Hinspiel völlig verdient ins Achtelfinale ein. Herausragend Miroslav Klose. Der jüngste Pfälzer Profi riss seine Mannschaft mit zur stärksten Saisonleistung. Mit seinem spektakulären Führungstor hatte der 22-Jährige einen sehenswerten Sturmlauf des Bundesligisten ausgelöst gegen einen in allen Belangen enttäuschenden schottischen Meister“, fasste der kicker die Begegnung zusammen. Und die Europapokalreise 2000/01 ging weiter. Welch gute Erinnerungen an vergangene Zeiten!


Quelle: Treffpunkt Betze


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