Kommentar: Thomas Hengen hat all das kommen sehen

Zuletzt stotterte der FCK-Motor ein wenig (Foto: Imago Images / Eibner)

Die Roten Teufel durchleben gegenwärtig eine richtig tiefe Talsohle. Nach zwei Siegen zu Rückrundenbeginn und dem Ausbruch völliger Euphorie, herrscht beim FCK aktuell sportlicher Stillstand. Nicht nur die Auswärtsstärke ist dahin. Die Pfälzer holten aus den letzten sechs Partien lediglich vier Punkte. Doch spricht all das bereits für eine Entwicklung in die falsche Richtung?

Auf die stete Einordnung kommt es an!


Eine kleine Rückblende: Im Mai 2018 steigt der 1. FC Kaiserslautern erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die dritte Liga ab. Beflügelt von einer „Jetzt-erst-recht“ Mentalität streben Fans und Verein natürlich die sofortige Rückkehr in Deutschlands zweithöchste Spielklasse an. Doch aus dem kleinen Betriebsunfall entwickelt sich eine vierjährige Drittliga-Zugehörigkeit. Auf Michael Frontzeck folgt Sascha Hildmann, auf Hildmann folgt Boris Schommers, auf Schommers folgt Jeff Saibene, auf Saibene folgt Marco Antwerpen. Auf die dritte Liga folgt der Beinahe-Abstieg in die Regionalliga. Dann die Corona-Pandemie und die daraus resultierende Chance auf Insolvenz. Was zunächst positiv klingt, war die finanzielle Bankrott-Erklärung des Fritz-Walter-Clubs. Aus dem einst ehrwürdigen 1. FC Kaiserslautern wurde der klamme Club aus der Pfalz, der sich gezwungen sah, alle Strukturen auf ein Mindestmaß runterzufahren. Die Gegner hießen nicht mehr Bayern München, Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt, sondern SV Meppen, Viktoria Köln oder SC Verl. Und als dann auch noch im vierten Anlauf der Saisonbeginn vergeigt wurde, glaubte in der Pfalz eigentlich niemand mehr so richtig daran, den FCK jemals wieder in höheren Gefilden zu finden.

Die 40-Punkte-Marke hemmt


Zurück in die Gegenwart: Noch hat die zweite Liga neun Spieltage vor der Brust. Exakt 27 Punkte können noch vergeben werden. Mit dem Abstieg werden die Roten Teufel aufgrund der bisherigen Punkteausbeute nichts zu tun haben. Was gegenwärtig richtig hemmt, ist die 40-Punkte-Marke. Aaron Opoku ist laut eigener Aussage genervt davon, und Andi Luthe auch. Denn Fakt ist: Seitdem sich der FCK dem selbst ernannten Ziel ‚Klassenerhalt‘ rasant nähert, umso geringer wird das Selbstverständnis und umso kleiner werden die Schritte zum Erfolg. Die 40-Punkte-Marke wirkt beinahe wie eine Hürde, die die Mannschaft darin hemmt, an ihre Leistungsgrenze zu gehen. Viele Spieler agieren aktuell verkrampft und fehleranfällig, Galligkeit und Mentalität sind längst nicht mehr so stark spürbar wie noch in der Hinrunde. Gleichzeitig scheint auch Schusters System an Berechenbarkeit zugenommen zu haben. Die Devise, Boyd aus dem Spiel zu nehmen, gelingt den Lautrer Gegnern zunehmend besser. Wird Boyd aus dem Spiel genommen, verliert der FCK jedwede Offensivoptionen.

Es ging beim FCK einzig um den Klassenerhalt


Thomas Hengen ist zu gut in seinem Beruf, um all das nicht vorher gewusst zu haben. Für den Kaderplaner dürfte von Beginn an klar gewesen sein, dass diese Mannschaft nur um Platz 15 kämpft und eigentlich nicht das Potenzial besitzt, um in der ersten Tabellenhälfte mitspielen zu können – und genau dieses Leistungsvermögen zeigt sich jetzt. Und wenn man ehrlich ist, waren viele gewonnene Spiele in der Hinrunde auch nicht herausragend herausgespielt. Die Mannschaft hat mehrfach aus keiner Chance ein Tor gemacht und vor allem aufgrund der körperlichen Fitness manchen Gegner in der Schlussviertelstunde überrannt. Dass das nicht 34 Spieltage lang funktioniert, dürfte jedem klar sein.


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Dass alles dem Ziel Klassenerhalt untergeordnet wurde, zeigt sich auch in Schusters Spielweise, die zwar teilweise sehr bieder wirkt, punktemäßig aber den gewünschten Erfolg brachte. So nervig das permanente Ausrufen um das Ziel ‚Klassenerhalt‘ am Ende der Hinrunde (der FCK hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 29 Punkte) auch war, so sehr zeigt sich jetzt, wie richtig das Festhalten Hengens an diesem Ziel war. Viele Fandebatten, die sich aktuell um die falsche Einstellung, die falsche Taktik oder die falschen Spieler drehen, vergessen die Einordnung in die faktischen Gegebenheiten des Vereins. Viele haben nicht verstanden, auf welchem Leistungsstand sich diese Mannschaft befindet. Das kommt natürlich daher, dass die Roten Teufel zum Ende der Hinrunde einen fantastischen vierten Tabellenplatz belegten und somit auch Träumereien und überhöhte Erwartungen erst möglich machten.

Neue Planungssicherheit: Welche außergewöhnliche Chance


Dass jetzt vieles im letzten Saisondrittel nicht gelingt, spielt in der Gesamtbetrachtung also eigentlich eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind die Dinge, die im Hintergrund nach vier Jahren der Drittklassigkeit entwickelt werden müssen. Dazu gehört die äußere Wahrnehmung der Marke ‚FCK‘ als solider und wirtschaftlich stabiler Verein, in dem sich Investitionen in die Zukunft lohnen. „Der Name erscheint wieder in einem schöneren Licht als zuletzt. Das merkt man in Gesprächen mit Sponsoren und auch bei Angeboten. Dafür ist es wichtig, Ziele auszugeben, die erreichbar sind, und keine Luftschlösser zu bauen“, so Hengen gegenüber dem SWR.


Mögliche Investitionen erlauben dem Verein zudem, sich weiter professionell aufzustellen und beispielsweise personelle Strukturen weiter auszubauen. "Wir haben derzeit ein sehr kleines Team, das alles stemmen muss. Wir müssen an den Strukturen arbeiten und aufbauen, aber auch nicht zu stark aufsatteln", weiß Hengen um die Notwendigkeit des langsamen und stetigen Aufbaus. Ein positives Beispiel bietet derzeit der FC Heidenheim. Mit Beständigkeit wurde über Jahre hinweg kontant gut gearbeitet. Die Voraussetzung dafür sind der sportliche Erfolg und Kontinuität. An beidem arbeitet Hengen gegenwärtig.


Ebenfalls wahnsinnig positiv und ungewöhnlich ist die jetzt schon vorhandene Planungsmöglichkeit für die nächste Saison. Die Zeit, die der 1. FC Kaiserslautern in der vergangenen Sommerpause aufgrund der Relegation und der ungewissen Situation nicht hatte, hat er jetzt. Magdeburg und Braunschweig wissen heute noch nicht, in welcher Liga sie im kommenden Jahr spielen werden. Das erlaubt jetzt schon strukturelle Anpassungen, Vertrags- und Transfergespräche. Ein Beispiel dafür ist die Neubesetzung mehrerer Stellen auf der Geschäftsstelle.

Alles in Butter beim FCK!


An diesen Aspekten zeigt sich, dass in dieser Saison nicht nur der Klassenerhalt im Vordergrund stand. Er war vielmehr Mittel zum Zweck, um den Verein strukturell weiterzuentwickeln, um daraus wieder neue Ziele ableiten zu können. Stand heute ist das Hengen und Schuster gelungen.


Unbestritten haben Experten im Vorfeld der Saison den FCK neben Regensburg, Sandhausen und den beiden Mitaufsteigern Magdeburg und Braunschweig zu den Top-Abstiegskandidaten gezählt. Fußball ist trotz aller Ästhetik ein Ergebnissport - mit Blick auf die Tabelle heißt das: Bester Aufsteiger und meilenweit von den Abstiegsplätzen entfernt.


Trotzdem wäre es nicht klug, die sportliche Situation schleifen zu lassen. Denn zum einen bringt den FCK jeder Tabellenplatz in der Fünf-Jahres-Wertung nach vorne und hat damit positiven Auswirkungen auf die finanzielle Situation. Zum anderen braucht auch Dirk Schuster Erfolgserlebnisse, weil es auf dem Betzenberg kaum etwas problematischeres gibt, als mit einem angezählten Trainer und mit einer abfallenden Formkurve in die neue Saison zu gehen. Dem gegenüber steht, dass man in Lautern das Selbstverständnis besitzt, dass Niederlagen so lange okay sind, solange die Einsatzbereitschaft stimmt. Genau diese Haltung müssen Fans jetzt auf die Tribüne und in die Stammtische bringen - denn die Stimmung im Umfeld hängt nicht nur von den wöchentlichen Ergebnissen ab.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 2

  • Dieser Kommentar ist die Zusammenfassung aller Meinungen der Forumsuser.

    Im Grunde nichts neues dabei.


    Der Leitsatz der bei mir haften bleibt:

    Zum anderen braucht auch Dirk Schuster Erfolgserlebnisse, weil es auf dem Betzenberg kaum etwas problematischeres gibt, als mit einem angezählten Trainer und mit einer abfallenden Formkurve in die neue Saison zu gehen.

  • Dem gibt es nichts hinzuzufügen, außer: :arbeit:

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