Starke und Pick machen's: Hier regiert der FCK!
- Flo
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Gut sieben Jahre musste der 1. FC Kaiserslautern seit dem letzten Aufeinandertreffen am 25. Februar 2012 auf die Chance warten, sich für die 0:4-Klatsche in Mainz zu revanchieren. Dementsprechend groß war die Motivation, als die Auslosung der ersten Pokalrunde in der Saison 2019/20 den FSV Mainz 05 als Gegner auf dem Betzenberg bescherte. Als Drittligist gingen die Roten Teufel allerdings als klarer Außenseiter in die Partie gegen die Mainzer. Doch dann kam alles anders.
David gegen Goliath
Unterschiedlicher hätten die Vorzeichen vor dem Spiel kaum sein können. Die Stimmung im Umfeld der Lautrer war im zweiten Jahr der Drittklassigkeit und nach nur einem Sieg aus den ersten vier Spielen nicht gerade rosig - viele Fans befürchteten eine Blamage gegen den haushohen Favoriten aus Mainz. Vor allem die vorausgegangene 2:3-Niederlage gegen Preußen Münster, bei der die Roten Teufel zweimal eine Führung aus der Hand gaben, sorgte für großen Unmut. Die Hoffnung auf einen möglichen Aufstieg schien schon früh in der Saison geplatzt zu sein. Die 05er hingegen galten als etablierter Bundesligist, der in der kommenden Spielzeit Ambitionen auf eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte der Bundesliga hegen durfte. Wie ungleich das Kräfteverhältnis der beiden Kontrahenten auf dem Papier war, zeigte ein Blick auf die Kader der beiden Teams: Bei den Gästen aus Mainz saß mit Neuzugang Jerry St. Juste ein Spieler auf der Bank, der mit einem geschätzten Marktwert von 9 Millionen Euro mehr als doppelt so wertvoll eingeschätzt wurde wie der gesamte Kader der Roten Teufel. Erste Pokalrunde in Kaiserslautern - auf dem Papier eine klassische Pflichtaufgabe für den favorisierten Bundesligisten.
Herzblut und Leidenschaft
Mainz hatte ein deutliches Plus an Ballbesitz, die Roten Teufel standen tief in der eigenen Hälfte und lauerten auf Umschaltmomente. Vor allem der Mainzer Stürmer Robin Quaison sorgte immer wieder für kleinere Probleme in der FCK-Hintermannschaft, bevor es torlos in die Halbzeitpause ging. Dies war vor allem Torhüter Lennart Grill zu verdanken, der kurz vor der Halbzeit gegen den Österreicher Karim Onisiwo glänzend parierte. Eine überzeugende erste Halbzeit der Mannschaft von Sascha Hildmann, die an diesem Tag die „Betze-DNA“ eindrucksvoll verkörperte. Man denke nur an Innenverteidiger José-Junior Matuwila, der so manche gelungene Defensivaktion wie einen Treffer feierte.
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Balsam für die geschundene FCK-Seele
In der 61. Spielminute drang FCK-Stürmer Timmy Thiele dann energisch in den gegnerischen Sechzehner ein und kam nach einem Zweikampf mit Innenverteidiger Stefan Bell zu Fall. Dann ertönte ein Pfiff. Schiedsrichter Felix Zwayer zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eine sicherlich schmeichelhafte Entscheidung, denn Thiele stellte seinen Fuß geschickt vor den Ball und traf dann beim Ausholen zum Torschuss seinen Gegenspieler, woraufhin der Lautrer Stürmer zu Fall kam. Hätte es den Videobeweis gegeben, wäre dieser fragwürdige Elfmeter wohl zurückgenommen worden. Doch ausgerechnet gegen den Gegner aus Mainz dürfte sich kein FCK-Fan über die glückliche Entscheidung geärgert haben. Manfred Starke schnappte sich den Ball und schoss ihn völlig unplatziert ins rechte untere Eck, was Torhüter Florian Müller ahnte und parierte. Die ersten Fans im Gästeblock reckten schon die Fäuste in die Luft, in der Westkurve schlug man sich die Hände über dem Kopf zusammen, doch der Ball kullerte von Müllers Händen aus ins Mainzer Tor. Großer Dusel für den FCK. Der Jubel im weiten Rund des Fritz-Walter-Stadions war grenzenlos. So laafd die Gschicht! Die Roten Teufel lagen sich in den Armen und mit jeder Minute wuchs der Glaube an die Überraschung gegen das Team von Sandro Schwarz.
Ein Konter wie aus dem Lehrbuch
Die Gäste warfen nun alles nach vorne, doch am glänzend aufgelegten Lennart Grill war an diesem Sommertag auch in der zweiten Halbzeit kein Vorbeikommen. Und so kam es, wie es kommen musste. Die Mainzer Hintermannschaft war weit aufgerückt, so dass sich Räume zum Kontern boten. Dominik Schad trieb den Ball tief in der eigenen Hälfte mit letzter Kraft nach vorne, Simon Skarlatidis bediente Florian Pick, der in den Strafraum eindrang und überlegt zum 2:0 einschob. Die Krönung eines mustergültigen Konters, der den Betze in einen ausgelassenen Freudentaumel versetzte. Noch lange nach dem Schlusspfiff feierten die Fans ihre Mannschaft lautstark vor der Kurve. Dass der Pokal und vor allem Derbys „eigene Gesetze“ haben, musste der Favorit aus Mainz am eigenen Leib erfahren. Als Drittligist gegen einen Bundesligisten zu gewinnen war eine absolute Sensation und dass der Gegner dann auch noch Mainz 05 hieß, war das oft zitierte „Sahnehäubchen“ an diesem Nachmittag.
„Ihr seid nur ein Karnevalsverein“
Wenige Augenblicke vor dem Abpfiff der Begegnung, offenbarten sich einige Mainzer Fans als schlechte Verlierer und warfen Pyrotechnik auf den Rasen. Die Quittung für dieses Fehlverhalten bekam der Mainzer Fanblock wohl schneller als ihm lieb war. Denn beim Entsorgen der Leuchtkörper soll ein Ordner versehentlich dafür gesorgt haben, dass ein Banner der Mainzer Ultras zu brennen begann, woraufhin diese verzweifelt versuchten, das komplette Abbrennen des Banners zu verhindern. Ein brillanter Schlusspunkt eines denkwürdigen Tages. Der FCK zeigte durch den Sieg gegen die 05er, dass er auch nach den sportlich enttäuschenden letzten Jahren immer noch die Nummer eins in Rheinland-Pfalz ist und die Mainzer sich lieber auf ihre Karnevalsumzüge konzentrieren sollten.
1. FC Kaiserslautern - FSV Mainz 05 (2:0)
FCK: Grill - Schad, Matuwila, Sickinger, Hercher - Bachmann, Starke ('87 Fechner), Hemlein ('56 Skarlatidis) - Kühlwetter, Pick ('90 Kraus), Thiele
Trainer: Sascha Hildmann
FSV: Müller - Brosinski, Bell ('67 St. Juste), Niakhaté, Martín - Baku ('75 Burkhardt), Fernandes - Latza ('63 Maxim), Boëtius - Quaison, Onisiwo
Trainer: Sandro Schwarz
Tore: Starke ('63), Pick ('90)
Zuschauer: 41000 (ausverkauft)
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze